Trigema-Co-Chefin Bonita Grupp: „Mein Vater war schon immer ein sehr harmoniebedürftiger Mensch“
Mar 28, 2025
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Bonita Grupp, Co-Chefin von Trigema und Tochter des Firmengründers, spricht über die Herausforderungen des „Made in Germany“-Labels. Sie beleuchtet die politische Landschaft und die Auswirkungen der AfD auf die Branche. Bonita erzählt von ihrer Kindheit im Internat und dem familiären Zusammenhalt im Unternehmen. Zudem wird die Integration von Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt thematisiert, wobei sie auch persönliche Erinnerungen teilt, die die Bedeutung von Vertrauen und Harmonie innerhalb der Familie betonen.
Trigema hebt sich durch seine lokale Produktion in Deutschland von anderen Herstellern ab und unterstützt somit Qualität und die regionale Wirtschaft.
Die familiäre Zusammenarbeit innerhalb von Trigema fördert den respektvollen Dialog über unterschiedliche politische Ansichten, was die Arbeitsatmosphäre positiv beeinflusst.
Die Integration internationaler Fachkräfte wird als wichtige Chance für Trigema angesehen, um dem Fachkräftemangel in der deutschen Textilbranche entgegenzuwirken.
Deep dives
Die Bedeutung von Made in Germany
Die Diskussion über die Bedeutung von in Deutschland hergestellten Produkten wird intensiv behandelt, insbesondere im Bereich der Textilindustrie. Trigema hebt sich als einer der wenigen verbleibenden Hersteller hervor, die noch in Deutschland produzieren und somit Qualität und lokale Wirtschaft unterstützen. Die Nachfrage nach heimischen Produkten wird durch die Herausforderungen der globalen Lieferketten und Produktionsverlagerungen in Länder mit niedrigeren Kosten verstärkt. Es wird betont, dass Konsumenten oft den Wert lokaler Produkte nicht erkennen und häufig beispielsweise zu günstiger importierter Kleidung greifen.
Familienunternehmen und politische Differenzen
Die familiale Zusammenarbeit innerhalb von Trigema ist geprägt von Respekt und unterschiedlichen Meinungen, insbesondere in politischen Belangen. Während der Vater, Wolfgang Grupp, in seinen Ansichten zur AfD und zur Politik aus wirtschaftlicher Perspektive spricht, hat seine Tochter Bonita eine klare Position gegen solche politischen Richtungen, die die Gesellschaft spalten könnten. Diese Unterschiede führen zu interessanten Dialogen im Familienkreis, wo es darum geht, verschiedene Meinungen zu respektieren und in den wirtschaftlichen Alltag einzubringen. Bonita Grupp erkennt die Herausforderungen, die durch politisch motivierte Entscheidungen entstehen, und ihre Bedeutung für den Standort Deutschland.
Integration von Fachkräften
Trigema hat eine lange Geschichte der Integration von Mitarbeitern aus verschiedenen Ländern, was als essenziell für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit angesehen wird. Die Notwendigkeit, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen, wird als drängend beschrieben, insbesondere im Kontext des Fachkräftemangels in der deutschen Textilbranche. Der Betrieb beschäftigt Personen aus über 40 Nationen und hat durch diese Vielfalt eine Bereicherung erfahren, die den Betrieb stärkt. Die Einwanderung ist nicht nur ein wirtschaftlicher Fakt, sondern bietet auch kulturelle und soziale Vorteile, die dem Unternehmen zugutekommen.
Herausforderungen bei der Fachkräftegewinnung
Die Hürden bei der Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland werden als komplex beschrieben, insbesondere bei der Anerkennung von Qualifikationen. In vielen Herkunftsländern gibt es keine ordnungsgemäße Ausbildung für Berufe wie Schneider, was die bürokratische Anerkennung erschwert. Trotz der Nachfrage nach solchen Fachkräften müssen Unternehmen wie Trigema oft lange auf Genehmigungen warten, die die Einreise von talentierten Personen verzögern. Diese bürokratischen Hürden gefährden allerdings nicht nur die Unternehmen, sondern auch die betroffenen Migranten, die in Deutschland eine neue Heimat suchen.
Die Rolle von familiärer Zusammenarbeit
Die enge Zusammenarbeit in der Familie Grupp wird als besonderer Vorteil des Unternehmens bezeichnet, der es ermöglicht, flexibel und effektiv auf betriebliche Herausforderungen zu reagieren. Die gegenseitige Unterstützung und das Vertrauen innerhalb der Familie schaffen ein positives Arbeitsumfeld, das auch für die gesamte Belegschaft von Bedeutung ist. Bonita Grupp beschreibt, wie die Arbeit im Unternehmen von einem kollaborativen Geist geprägt ist, der die Stärken jedes Familienmitglieds berücksichtigt. Dadurch wird nicht nur eine reibungslose Übergabe an die nächste Generation gewährleistet, sondern auch eine nachhaltige Entwicklung des Unternehmens.
Wenn Sie auf das kleine Schild in Ihrem Pulli schauen: Steht da made in Germany? Oder doch eher made in China? Wir wissen natürlich alle, dass es besser wäre, auf heimische Produkte zu setzen. Aber gerade bei Kleidung fällt das doch eher schwer.
Einer der wenigen Hersteller, die noch hierzulande fertigen, das gute Textilgewissen der Deutschen sozusagen, ist Trigema. 1919 gegründet, 130 Millionen Euro Jahresumsatz, 1200 Beschäftigte. Bonita Grupp führt das Familienunternehmen gemeinsam mit ihrem Bruder seit nun etwa 15 Monaten.
Mit Varinia Bernau spricht sie über das Label „Made in Germany“ – und die Frage, ob das Erstarken der AfD das nicht eher erschwert. Außerdem erzählt sie von ihrer Kindheit im Internat, wie sie ins Unternehmen hineinwuchs – und natürlich auch von ihrem Vater Wolfgang Grupp.
Mitarbeit: Johannes Grote
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