Ulrike Jureit, Neuzeithistorikerin an der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, erörtert die vielschichtigen Wahrnehmungen des 8. Mai 1945. Sie beleuchtet, wie unterschiedliche Erinnerungen die Sicht auf das Kriegsende prägen und welche Emotionen Menschen in den letzten Kriegsmonaten erlebten. Jureit diskutiert die Herausforderung der Erinnerungskultur und deren Rolle in der Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg, sowie die Wandelbarkeit des kollektiven Gedächtnisses in der Geschichtspolitik.
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insights INSIGHT
8. Mai als komplexe Zäsur
Der 8. Mai 1945 wird als Ende des Zweiten Weltkriegs und Befreiung vom Nationalsozialismus gesehen.
Tatsächlich ist das Ereignis historisch betrachtet aber nur die Kapitulation der Wehrmacht, mit vielfältigen Perspektiven und Interpretationen.
question_answer ANECDOTE
Klemperers persönlicher Rückblick
Viktor Klemperer beschreibt den 8. Mai 1945 als ambivalenten Moment voller Dunkelheit und Unsicherheit.
Die Befreiung war da, doch die Zukunft blieb ungewiss und war von Angst und Gerüchten geprägt.
insights INSIGHT
Zäsur als symbolischer Schnitt
Zäsuren markieren Unterbrechungen und Übergänge, sie können Ende und Anfang zugleich sein.
Der 8. Mai ist daher weniger ein feststehender Moment als ein symbolischer Schnittpunkt mit begrenzter zeitlicher und räumlicher Gültigkeit.
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Hans Magnus Enzensbergers "Europa in Trümmern" ist eine Sammlung von Augenzeugenberichten aus den Jahren 1944 bis 1948. Das Buch bietet eine eindrückliche Darstellung der Zerstörung und des Leids, die der Zweite Weltkrieg in Europa verursacht hat. Die Berichte stammen von verschiedenen Personen aus unterschiedlichen Ländern und sozialen Schichten und geben ein vielschichtiges Bild der Erfahrungen der Menschen in dieser Zeit wieder. Enzensberger hat die Berichte sorgfältig ausgewählt und zusammengestellt, um ein umfassendes Bild der Ereignisse zu vermitteln. Das Buch ist ein wichtiges Dokument der Zeitgeschichte und ein eindringliches Zeugnis des menschlichen Leids im Krieg. Es ist ein Mahnmal gegen Krieg und Gewalt.
Das Echolot
Das Echolot
Walter Kempowski
Ein Vortrag der Historikerin Ulrike Jureit Moderation: Katrin Ohlendorf
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Der 8. Mai 1945 ist der Tag, an dem Deutschland vom Nationalsozialismus befreit wurde und der Zweite Weltkrieg endete – so steht es in unseren Geschichtsbüchern. Aber was passierte damals wirklich? Geschichte ist das, was wir von der Vergangenheit erzählen. Und mit diesem kollektiven Erinnern wird auch Politik gemacht. Ein Vortrag der Historikerin Ulrike Jureit.
Ulrike Jureit ist Neuzeithistorikerin an der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, assoziiert mit dem Hamburger Institut für Sozialforschung. Zum kollektiven Erinnern und zu Geschichtspolitik hat sie viel geforscht und geschrieben – ihre wissenschaftliche Biografie findet Ihr hier.
Ihren Vortrag "Vom Ende zum Anfang – Geschichtspolitische Umdeutungen des 8. Mai 1945" hat sie am 15. Januar 2025 im Rahmen des Offenen Hörsaals an der Freien Universität Berlin gehalten, und zwar in der Ringvorlesung "Gründe erzählen – Aitiologische Narrationen von Ursprung, Gründung und Gegenwart.
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Deutschlandfunk Nova +++ Hörsaal +++ Vortrag +++ Geschichte +++ Kriegsende +++ 8. Mai 1945 +++ Nationalsozialismus +++ Zweiter Weltkrieg +++ Zäsur +++ Erinnerungspolitik +++ Geschichtspolitik +++ Erinnerungskultur +++ Eurozentrismus +++
Walter Kempowski: Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch in 4 Bänden. Erstausgabe als Sammel: Albrecht Knaus, München, 1993
Hans Magnus Enzensberger: Europa in Trümmern - Augenzeugenberichte aus den Jahren 1944 – 1948, Eichborn, Frankfurt am Main, 1990 (später herausgegeben unter dem Titel "Europa in Ruinen")