#118: Differenzielles Lernen mit Wolfgang Schöllhorn
Feb 5, 2024
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Wolfgang Schöllhorn, ein Experte für differentielles Lernen im Sport, verbindet Physik, Pädagogik und Neurophysiologie. Er erklärt, warum differenzielles Lernen effektiver ist als traditionelle Wiederholungen und wie Trainer individuelle Lernstile berücksichtigen sollten. Zudem beleuchtet er die Kluft zwischen Theorie und Praxis im Sporttraining und die Bedeutung von variierenden Anweisungen für den Lernerfolg. Praktische Tipps zur Anwendung und Empfehlungen für weiterführende Literatur runden das Gespräch ab.
Differenzielles Lernen basiert auf Variationen in Bewegung und Technik, wodurch Athleten ihre Anpassungsfähigkeit und Leistung wesentlich verbessern können.
Trainer sollten wissenschaftliche Erkenntnisse als Anregung verstehen und selbstständig experimentieren, um herauszufinden, was in der Praxis funktioniert.
Das Verständnis individueller Anpassungszeiten ist entscheidend, um Geduld zu entwickeln und geeignete Trainingsanpassungen zur richtigen Zeit vorzunehmen.
Deep dives
Differenziertes Lernen als Schlüssel zum Erfolg
Differenziertes Lernen basiert auf der Erkenntnis, dass Lernen durch Variationen und Differenzen effektiver ist als durch monotone Wiederholungen. Diese Methode fordert Athleten auf, verschiedene Bewegungen und Techniken in unterschiedlichen Kontexten auszuprobieren, was zu einer besseren Anpassungsfähigkeit und Technik führt. Wolfgang Schollhorn hebt hervor, dass gerade bei erfahrenen Athleten, die zu lange monoton trainiert haben, die Effekte des differenziellen Lernens besonders stark sind. Durch eine Vielzahl von Übungen, die Variationen einbeziehen, können Athleten ihre motorischen Fähigkeiten erweitern und somit ihre Leistung steigern.
Wissenschaft und Praxis effektiv verknüpfen
Eine häufige Diskrepanz zwischen Wissenschaft und Praxis ist zu beobachten, wo Trainer oft blind den wissenschaftlichen Erkenntnissen folgen. Schollhorn ermutigt Trainer, Wissenschaft als Anregung und nicht als dogmatische Anleitung zu betrachten, und selbst Experimente durchzuführen. Dies bedeutet, dass Trainer selbstständig beobachten und analysieren sollten, um herauszufinden, was in der Praxis am besten funktioniert. Ein Austausch zwischen Wissenschaft und Trainerpraxis kann zu bedeutenden Fortschritten führen, wenn Trainer bereit sind, ihre Methoden kontinuierlich zu hinterfragen und anzupassen.
Die Zeitdimension im Training
Das Verständnis von individuellen Anpassungszeiten ist entscheidend, wenn es darum geht, ob ein Training effektiv ist oder nicht. Verschiedene körperliche Anpassungen benötigen unterschiedliche Zeitrahmen, wie z.B. Muskelanpassungen, die mehrere Wochen erfordern, während technische Fähigkeiten schneller erlernt werden können. Schollhorn betont, dass Trainer Geduld und Sensibilität für die jeweilige Athletenreaktion entwickeln müssen, um den idealen Zeitpunkt für Änderungen im Trainingsansatz zu erkennen. Es ist wichtig, zwischen Training und Therapie zu unterscheiden, da unterschiedliche Erwartungen an den Fortschritt gestellt werden müssen.
Variabilität im Training als Schlüssel zur Leistung
Die Implementierung von Variabilität im Training kann Athleten helfen, motorische Fähigkeiten besser zu beherrschen. Ein Beispiel dafür ist das differenzielle Training im Kraftbereich, wo Übungen kreativ gestaltet werden, um Verletzungen zu vermeiden und gleichzeitig Kraftzuwächse zu ermöglichen. Schollhorn hebt hervor, dass monotone Wiederholungen oft zu Verletzungen führen können, während Variabilität das Risiko verringert und die Leistung steigert. Ein besseres Körperbewusstsein wird ebenfalls gefördert, wodurch Athleten in der Lage sind, ihre Technik effizienter auszuführen.
Individuelle Forschung und Weiterbildung für Trainer
Schollhorn fordert Trainer dazu auf, sich aktiv mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinanderzusetzen und diese in ihre Trainingsmethoden zu integrieren. Es wird empfohlen, eigene Recherchen anzustellen und sich mit unterschiedlichsten Quellen zu beschäftigen, um Wissen über differenziertes Lernen zu erweitern. Trainer sollten auch offen für Experimente und neue Ideen sein, anstatt sich strikt an vorgegebene Methoden zu halten, denn Flexibilität kann den Erfolg beeinflussen. Ein partnerschaftlicher Austausch zwischen Trainern und Athleten ist wesentlich, um das Lernen zu fördern und eine positive Trainingserfahrung zu schaffen.
In Folge 118 des We Talking About Practice Podcast's dreht sich alles um Differenzielles Lernen. Warum es effektiver als herkömmliche Wiederholungen ist und wie es am besten angewendet werden kann verrät uns Wolfgang Schöllhorn!