#335 Erklär mir, wie ich besser zuhöre, Katharina Henz
Feb 11, 2025
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Katharina Henz, systemische Psychotherapeutin aus Wien, erklärt, wie man effektiver zuhören kann. Sie betont, dass Zuhören nicht nur um Fakten geht, sondern vor allem um Emotionen, die wahrgenommen werden müssen. Selbstbewusstsein und geordnete Gedanken sind entscheidend, um anderen gut zuzuhören. Offene Fragen sind ein nützliches Werkzeug, um Missverständnisse zu vermeiden und klare Kommunikation zu fördern. Darüber hinaus erörtert sie die heilende Kraft des Zuhörens in Beziehungen.
Emotionen stehen im Mittelpunkt des Zuhörens, und es ist entscheidend, sie zu erkennen und anzuerkennen, bevor Lösungen angeboten werden.
Selbstbewusstsein und Achtsamkeit sind grundlegende Voraussetzungen für aktives Zuhören, da innere Unruhe die Aufmerksamkeit und Empathie einschränken kann.
Fragen können Missverständnisse vermeiden und die Bedürfnisse des Gesprächspartners klären, was zu einer offeneren und tiefgründigeren Kommunikation führt.
Deep dives
Die Bedeutung des Zuhörens
Gutes Zuhören ist entscheidend in zwischenmenschlichen Beziehungen, sei es in der Familie, mit Partnern oder am Arbeitsplatz. Häufig sind Menschen darauf trainiert, aktiv auf das nächste Stichwort zu lauschen, anstatt wirklich zuzuhören. Eine Strategie, um aktives Zuhören zu fördern, besteht darin, sich bei Gesprächen neugierig zu verhalten und sich auf die emotionale und körperliche Kommunikation zu konzentrieren. Diese Neugier kann zu einem tieferen Verständnis führen und das Zuhören bedeutend verbessern.
Validierung der Emotionen
Validierung ist ein wichtiger Begriff, wenn es um das Zuhören geht und bedeutet, die Gefühle des Gegenübers ernst zu nehmen und zu würdigen. Oft fühlen sich Menschen ungehört, wenn Lösungen vorgeschlagen werden, ohne dass ihre Gefühle anerkannt werden. Zuhören bedeutet, die emotionale Ebene des Gesprächs zu verstehen, bevor man Ratschläge gibt. Dies trägt dazu bei, eine tiefere Verbindung herzustellen und Missverständnisse zu vermeiden.
Selbstbewusstsein und Achtsamkeit
Um gut zuhören zu können, ist es wichtig, sich selbst auch zuzuhören und ein Bewusstsein für die eigenen Emotionen zu entwickeln. Wenn Menschen innerlich unruhig oder abgelenkt sind, können sie nicht effektiv auf andere hören. Durch Achtsamkeitspraktiken, wie bewusstes Atmen, können Menschen lernen, ihre eigenen Gedanken und Gefühle zu ordnen, bevor sie mit anderen in Kontakt treten. Dadurch wird die Qualität der Kommunikation und des Zuhörens erheblich verbessert.
Die Kraft von Fragen
Fragen sind ein wertvolles Werkzeug, um Missverständnisse im Gespräch zu vermeiden und sicherzustellen, dass man den Bedürfnissen des Gesprächspartners gerecht wird. Anstatt Annahmen zu treffen, können direkte Fragen wie 'Was brauchst du gerade von mir?' oder 'Worüber möchtest du sprechen?' helfen, Klarheit zu schaffen. Diese Vorgehensweise lädt den Gesprächspartner ein, seine Bedürfnisse auszudrücken, was die Verbindung stärkt. Eine offene Kommunikation über die Erwartungen kann zu einer tieferen Beziehung führen.
Der Einfluss von Umfeld und Stimmung
Das Umfeld, in dem Gespräche stattfinden, sowie die innere Stimmung der Beteiligten spielen eine wichtige Rolle für die Qualität des Zuhörens. Stressige Situationen können die Konzentration und das Verständnis für den Gesprächspartner beeinträchtigen. Daher ist es hilfreich, Stress abzubauen und eine entspannte Umgebung zu schaffen, um effektiver kommunizieren zu können. In Kombination mit einem Bewusstsein für die eigene emotionale Verfassung kann dies die Qualität des Zuhörens wesentlich fördern.
Besser zuhören kann man lernen – und wenn man es lernt, wird man eine bessere Partnerin und Kollegin, ein besserer Vater oder Sohn. Wie das geht hat mir die Psychotherapeutin Katharina Henz erklärt.
🙆 Katharina Henz ist systemische Psychotherapeutin in Wien.
Was nehme ich mir mit?
1. Es geht um Emotionen. Wenn uns unser Vater oder unsere Freundin etwas erzählt, dann geht es nicht nur um die faktische, inhaltliche Information, etwa das man ein Problem hat. Es geht vor allem und fast immer auch um Emotionen. Und die wollen einmal wahrgenommen und gehört werden. Wer also sofort eine Lösung vorschlägt, ignoriert die emotionale Ebene.
2. Je besser ich bei mir bin, desto besser kann ich zuhören. Wenn ich mir bewusst bin, wie es mir gerade geht, wenn ich meinen Tag, meine Gefühle, meine To Dos geordnet habe, dann kann ich mich viel besser auf andere einlassen. Wenn wir das unbewusst oder vorbewusst wie Kathi meinte rumschleppen, driften wir in Gedanken ständig ab. Um anderen gut zuzuhören müssen wir uns zuerst auch selbst zuhören.
3. Fragen hilft. Also wenn wir uns nicht sicher sind, was die Person, mit der wir reden, gerade von uns will, einfach mal fragen. Möchtest du mir das jetzt einfach erzählen? Möchtest du, dass ich dir dabei helfe, das Problem zu lösen? Das wirkt Wunder. Auch wenn man sich nicht sicher ist, ob man etwas ansprechen soll, kann man diese Ambivalenz einfach aussprechen.
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