Florian Kellermann, DLF-Korrespondent in Moskau, erläutert die beeindruckende Transformation von Jewgeni Prigoschin, der einst als "Koch des Kreml" begann und die Wagner-Gruppe gründete. Matthias von Helmfeld analysiert die politische Lage und die Krim-Annexion als Hintergrund der Gründung. Andreas Heinemann-Grüder beleuchtet die tiefgehende Beziehung zwischen Prigoschin und Putin. Historiker Robert Rebitsch zieht spannende Parallelen zwischen Prigoschin und Wallenstein, um die Rolle von Warlords im Konflikt zu verstehen.
Die Gründung der Wagner-Gruppe 2014 reflektiert die politischen Spannungen nach der Annexion der Krim und zeigt deren Verbindungen zur russischen Regierung.
Yevgeny Prigozhins Aufstieg vom kriminellen Hintergrund zum einflussreichen Kopf der Wagner-Gruppe verdeutlicht die Komplexität von Macht und Loyalität im Kreml.
Deep dives
Der Absturz und die Führungsriege von Wagner
Am 23. August 2023 stürzte ein Businessjet in Russland ab, auf dem sich die Führungsskader der Wagner-Gruppe befanden, einschließlich des Chefs Yevgeny Prigozhin. Dieser Vorfall hätte im Westen möglicherweise weniger Aufmerksamkeit erhalten, wäre die Passagierliste anders gewesen. Die Wagner-Gruppe, bekannt für ihre paramilitärischen Aktivitäten, spielte eine zentrale Rolle im Kontext des russischen Angriffs auf die Ukraine sowie in anderen Regionen der Welt. Der Absturz kam nur zwei Monate nach einem gescheiterten Aufstand gegen den russischen Staat, was angesichts der Umstände Fragen über einen möglichen Zusammenhang aufwirft.
Die Gründungsgeschichte der Wagner-Gruppe
Die Wagner-Gruppe wurde im Mai 2014 gegründet, im Zuge der politischen Spannungen, die durch die Annexion der Krim durch Russland entstanden. Anfangs konzentrierte sich die Gruppe auf den Schutz von russischen Unternehmen im Ausland, insbesondere in Syrien, bevor sie in das Geschehen in der Ukraine involviert wurde. Dabei wurden paramilitärische Einheiten eingesetzt, um sogenannte Separatisten in den ostukrainischen Regionen Donetsk und Lugansk zu unterstützen. Die Verbindung zur offiziellen russischen Armee blieb lange unklar, obwohl viele Kämpfer der Wagner-Gruppe in Militäroperationen eingebunden waren.
Finanzierung und staatliche Verbindungen der Wagner-Gruppe
Obwohl die Wagner-Gruppe zunächst als private paramilitärische Einheit galt, hat der russische Staat finanzielle Unterstützung gewährt. Schätzungen zufolge flossen Millionenbeträge aus dem Staatshaushalt zur Erhaltung der Gruppe, was die enge Verbindung zur russischen Regierung unterstreicht. Diese Finanzierung ermöglichte nicht nur den Betrieb der Truppe, sondern auch die Rekrutierung von Kämpfern, einschließlich Strafgefangener, die mit dem Angebot einer Amnestie angelockt wurden. Die Wagner-Gruppe entwickelte sich somit zu einem wichtigen Instrument für den Kreml im internationalen Konfliktgeschehen.
Der Einfluss und das Erbe von Yevgeny Prigozhin
Yevgeny Prigozhin, auch als "Putins Koch" bekannt, spielte eine zentrale Rolle in der Schaffung und Operation der Wagner-Gruppe. Nach seiner Aufstiegsgeschichte von einer kriminellen Vergangenheit zu einem engen Vertrauten Putins, war er bekannt für seine brutalen Methoden und seine Fähigkeit, unorthodoxe militärische Strategien umzusetzen. Der tödliche Flugzeugabsturz von Prigozhin wirft Fragen über die Zukunft der Wagner-Gruppe auf, da diese möglicherweise nicht mehr die Macht und den Einfluss haben wird, die sie unter seiner Leitung besaß. Der Verlust Prigozhins könnte das Machtgefüge innerhalb der Gruppe destabilisieren und deren Integration in andere militärische Einheiten vorantreiben.
Jewgeni Prigoschin wächst arm auf und wird früh kriminell. Später steigt er als Caterer zum "Koch des Kreml" auf. Mit seinem Vermögen gründet er seine Privatarmee Gruppe Wagner. Drohgebärden gegenüber Putin werden ihm später wohl zum Verhängnis.
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Ihr hört in dieser "Eine Stunde History":
00:11:50 - DLF-Korrespondent Florian Kellermann
00:21:20 - Politikwissenschaftler Andreas Heinemann-Grüder