Zu Gast sind Armin Thurnher, Herausgeber des Falter Magazins, und Konrad Paul Liessmann, Philosoph und Leiter des Philosophicum Lech. Sie diskutieren die Rolle der Medien in der Pandemie und deren Herausforderungen. Der Fokus liegt auf der Problematik des Systemjournalismus und der Verbreitung von Fake News. Zudem wird die Beziehung zwischen Wissenschaft und Medien beleuchtet, und es wird reflektiert, wie soziale Medien zur Gesellschafts Polarisierung beigetragen haben. Die Veränderungen in der Kommunikationskultur während der Pandemie werden ebenfalls thematisiert.
Die Medien haben in der Pandemie ihre Reichweite erhöht, oft jedoch ohne Transparenz bezüglich ihrer Informationsquellen zu gewährleisten.
Die Umstellung auf digitale Formate hat den Austausch in den Medien verändert, wodurch der kreative, informelle Dialog verloren ging.
Fake News und Desinformation nehmen zu, was eine bewusste Auseinandersetzung mit Informationen für Verbraucher notwendig macht, um Verwirrung zu vermeiden.
Deep dives
Die Rolle der Medien während der Pandemie
Die Medien haben während der Corona-Pandemie eine bedeutende Rolle gespielt und wurden dabei sowohl als Profiteure als auch als aktive Akteure wahrgenommen. Es wird diskutiert, dass die Medien von der Krise profitiert haben, indem sie ihre Reichweite und ihren Einfluss erhöhten, oftmals jedoch ohne Transparenz in Bezug auf die Quellen ihrer Berichterstattung. Ein kritischer Punkt ist, dass die Erhebung und Veröffentlichung genauer Daten durch die Behörden nicht ausreichend war, was eine informierte öffentliche Debatte erschwerte. In vielen Fällen haben Medien die Narrative der Politik unkritisch übernommen, was zur Spaltung der Gesellschaft beigetragen hat und die objektive Berichterstattung gefährdete.
Interaktive Diskussionen und digitale Formate
Die Pandemie hat die Art und Weise verändert, wie Diskussionen und kollegialer Austausch in den Medien und der akademischen Welt stattfinden. Viele Medien haben auf digitale Formate umgestellt, doch diese neue Möglichkeit des Austauschs brachte Einschränkungen mit sich, wie die Abwesenheit von spontanem, informellem Austausch, der oft zu kreativen Ideen führt. Es wurde festgestellt, dass digitale Redaktionssitzungen zwar eine gewisse Effizienz ermöglichten, aber die Energie und Dynamik der persönlichen Begegnungen vermissten. Die Qualität des journalistischen Diskurses kann durch den Mangel an persönlicher Interaktion erheblich leiden, was in vielen Bereichen als Verlust wahrgenommen wird.
Die Herausforderung durch Fake News
Fake News und Desinformation sind in der digitalen Ära zu einem größeren Problem geworden, da sie durch soziale Medien rasch verbreitet werden. Diese Phänomene tragen zur Verwirrung der Öffentlichkeit bei und schüren Misstrauen gegenüber verlässlichen Informationsquellen sowie Wissenschaft. Die Diskussion hebt hervor, dass traditionelle Medien oft nicht ausreichend gegen die Flut an Fake News gewappnet sind und dies die Aufgabe der Journalisten, die Qualität ihrer Berichterstattung sicherzustellen, erheblich erschwert. Es wird argumentiert, dass informative Askese, also ein bewusster Umgang mit Informationen, für die Konsumenten notwendig ist, um sich nicht in einem Meer von Desinformation zu verlieren.
Wissenschaft und Öffentlichkeit
Die Pandemie hat die Rolle der Wissenschaft in der Öffentlichkeit verändert, was sowohl positive als auch negative Aspekte hervorbrachte. Es gab eine nie dagewesene Präsenz von Wissenschaftlern in den Medien, doch die zum Teil vereinfachte Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse führte dazu, dass viele Bürger eine monolithische Sicht auf Wissenschaft entwickelten. Die Dynamik zwischen Wissenschaftlern und Medien hat sich verändert, meist zugunsten eines aktivistischen Ansatzes, was zu Missverständnissen über die Natur wissenschaftlicher Methode führen kann. In der Diskussion wird die Notwendigkeit betont, die Komplexität wissenschaftlichen Denkens und die Unsicherheiten, die oft Teil des Prozesses sind, der Öffentlichkeit klarer zu kommunizieren.
Der Einfluss von politischen und sozialen Strömungen
Die politische Landschaft hat während der Pandemie einen tiefen Einfluss auf die Informationsvermittlung und die öffentliche Wahrnehmung von Fakten und Kenntnissen gehabt. Die Diskussion hat einen bemerkenswerten Trend zur Hysterisierung konfrontiert, bei dem unterschiedliche Meinungen in eine moralische Dichotomie von 'gut' und 'böse' transformiert wurden. Dies hat nicht nur den wissenschaftlichen Diskurs, sondern auch die gesellschaftliche Debatte insgesamt beeinflusst und zur Polarisierung beigetragen. Es wird hervorgehoben, dass im Dialog zwischen Wissenschaft und Politik das Verständnis fehlt, wie wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage für politisches Handeln interpretiert werden können, was sowohl die politische als auch die wissenschaftliche Integrität in Frage stellt.
Zu hören ist ein Streitgespräch aus dem Philosophicum Lech moderiert von Armin Thurnher mit dem Philosophen Konrad Paul Liessmann und dem Journalisten Michael Fleischhacker. An- und Abmoderation wurde von Raimund Löw eingesprochen.
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