Jörg Haider (1/3): Der Erfinder des Rechtspopulismus
Aug 24, 2024
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Jörg Haider, ehemaliger Chef der FPÖ, und Christa Zöchling, Journalistin und Autorin, bieten faszinierende Einblicke in Haiders Aufstieg und seinen Einfluss auf den modernen Rechtspopulismus. Sie diskutieren Haiders Transformation der FPÖ und dessen rhetorisches Talent, das er zur Mobilisierung nationalistischer Ideologien einsetzte. Hans Rauscher und Franz Vranitzky beleuchten die politischen Umwälzungen in Österreich der 70er Jahre und Haiders umstrittene Ansichten zu Identität und Zuwanderung, die bis heute nachwirken.
Jörg Haider transformierte die FPÖ von einer kleinen Partei mit 5 Prozent Zustimmung zu einem einflussreichen Akteur im europäischen Rechtspopulismus.
Sein politischer Ansatz basierte auf der Instrumentalisierung von Ängsten der Bevölkerung, insbesondere bezüglich Einwanderung und politischen Stagnationen.
Deep dives
Jörg Haiders Aufstieg in der FPÖ
Jörg Haider übernahm 1986 die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), als diese nur eine kleine Partei mit etwa 5 Prozent der Stimmen war. Unter seiner Führung wuchs die FPÖ schnell, und nach 38 Jahren steht sie in Umfragen bei 30 Prozent, was darauf hindeutet, dass sie möglicherweise die stärkste Kraft in den bevorstehenden Nationalratswahlen werden könnte. Haider wurde nicht nur eine entscheidende Figur für die FPÖ, sondern auch für den Rechtspopulismus in ganz Europa. Sein Einfluss wird durch die Verwendung von Slogans wie "Österreich zuerst" deutlich, was eine Welle von nachahmenden politischen Bewegungen zur Folge hatte.
Haiders nationalsozialistische Wurzeln
Haider wuchs in einem stark nationalsozialistisch geprägten Elternhaus auf, was einen entscheidenden Einfluss auf sein politisches Denken hatte. Seine Eltern waren überzeugte Nazis, wobei sein Vater in Deutschland aktiv war, während die Mutter eine leitende Funktion im Bund Deutscher Mädel einnahm. Haiders Umfeld prägte seine frühen politischen Ansichten und führte zu späteren Ideologien, die subtile antisemitische Züge aufwiesen. Dieser Hintergrund und die damit verbundene Ideologie blieben während seiner gesamten politischen Karriere präsent.
Der Wandel der FPÖ und Haiders Einfluss
In den 1980er Jahren erlebte die FPÖ eine Transformation, als sie unter der Führung von Norbert Steger an die Regierung kam, während Haider gleichzeitig an Einfluss gewann. Trotz der Versuche, die FPÖ zu einem liberaleren Image zu verhelfen, nutzte Haider diese Gelegenheit, um sich als Nationalist zu positionieren. Er gewann schnell Fuß in der Partei und drängte zunehmend auf eine Abkehr von dem ursprünglichen liberalen Ansatz. Haiders Konstruktionsweise, die rechtspopulistische Themen ansprach, stellte sicher, dass er als der neue starke Mann der Partei wahrgenommen wurde.
Haider und die Nutzung von Ängsten
Jörg Haiders politische Strategie basierte darauf, Ängste in der Bevölkerung wahrzunehmen und für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Er sprach häufig über die Gefahren der Einwanderung und stellte Flüchtlinge als Bedrohung dar, was seinem Unterfangen, Unterstützer aus bürgerlichen Schichten zu gewinnen, zugutekam. Diese Taktik griff auf den wachsenden Unmut innerhalb der Bevölkerung über die stagnierenden politischen Bedingungen zurück und nutzte das Misstrauen gegenüber den etablierten Parteien. Haider stellte damit sicher, dass seine Botschaften bei den Wählern auf fruchtbaren Boden fielen, während gleichzeitig Widerstände gegen seine Politik laut wurden.
Neue Serie blickt auf den Aufstieg des einstigen FPÖ-Chefs und darauf, wie er zum Wegbereiter der modernen Rechten wurde
Wenn Ende September der Nationalrat gewählt wird, könnte die FPÖ zum ersten Mal stärkste Kraft in Österreich werden. Wie kam es dazu? Man kann den Aufstieg der FPÖ nicht verstehen ohne den Mann, der die Freiheitlichen groß gemacht hat: Jörg Haider.
In dieser neuen Serie von Inside Austria sprechen wir mit Wegbegleitern und Expertinnen, um herauszufinden, wie Haider für seine Anhänger zum politischen Popstar wurde - und zum Wegbereiter des modernen Rechtspopulismus. Und wir sehen uns an wie sein Mythos bis heute fortbesteht. In der ersten Folge gehen wir zurück zu Haiders Anfängen.
In dieser Folge zu hören: Franz Vranitzky (ehem. Bundeskanzler von Österreich), Christa Zöchling (Journalistin, Autorin), Kathrin Stainer-Hämmerle (Politikwissenschaftlerin), Petra Stuiber (stv. Chefredakteurin DER STANDARD), Hans Rauscher (Kolumnist DER STANDARD); Skript: Margit Ehrenhöfer und Lucia Heisterkamp; Moderation: Margit Ehrenhöfer und Lucia Heisterkamp; Redigat: Zsolt Wilhelm, Yasemin Yüksel; Produktion: Christoph Neuwirth
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