Der Wahlforscher Thorsten Faas kritisiert die Berichterstattung zur Europawahl, da zu sehr Bundespolitik im Fokus stand. Er betont die Probleme mit Zahleninterpretationen und Vergleichen. Diskussion über Medienberichterstattung im Ausland und den Umgang mit der AfD. Komplexität des Wahlverhaltens junger Menschen und Einfluss von Technik werden beleuchtet.
Fokus auf Europa fehlte in der Wahlnacht-Diskussion.
Vergleichsmaßstäbe beeinflussen stark die Interpretation der Wahlergebnisse.
Deep dives
Wahlberichterstattung und Wahlnacht: Erste Reaktionen und Frustration
Die Wahlnacht nach den Europawahlen wurde diskutiert, wobei Holger betonte, dass er die Berichterstattung meidet und stattdessen Raumschiff Enterprise geschaut hat. Thorsten zeigt sich fasziniert von Wahlzahlen, bemerkt aber Frustration über fehlenden Fokus auf Europa in den Diskussionen nach den Wahlen. Er kritisiert die mangelnde Klarheit in den Aussagen und wünscht sich transparentere Berichterstattung.
Wählerwanderung und Vergleichsmaßstäbe: Bedeutung unterschiedlicher Bezugsgrößen
Thorsten diskutiert die Wählerwanderung und betont die Rolle der verglichenen Referenzpunkte bei der Interpretation der Wahlergebnisse. Er hinterfragt die Seriosität der verwendeten Vergleichsmaßstäbe und plädiert für transparentere Methoden bei der Analyse. Dabei legt er dar, wie unterschiedliche Wahlvergleiche zu variierenden narrative führen können.
Politikwissenschaftliche Analyse und Medienberichterstattung: Wunsch nach mehr Tiefe und Substanz
Die Diskussion um Wahlberichterstattung und politische Analysen offenbart Thorstens Wunsch nach mehr inhaltlicher Tiefe. Er kritisiert die Fokussierung auf politische Spiele und plädiert für eine stärkere Betonung politischer Inhalte. Darüber hinaus erwähnt er die Bedeutung einer kontinuierlichen Panel-Studie zur langfristigen Beobachtung von Wählerverhalten.
Den Wahlforscher Thorsten Faas hat die Art, wie am Sonntag Abend über den Ausgang der Europawahl berichtet wurde, frustriert. Es sei fast gar nicht um Europa gegangen, sondern vor allem um Bundespolitik und die Frage, was das Ergebnis für die Ampel beutete, kritisiert er.
Problematisch findet der Politikwissenschaftler der FU Berlin auch, wie viele Zahlen aufbereitet wurden, zum Beispiel Grafiken mit der Wählerwanderung, die im Netz von vielen geteilt wurden. Die Frage, wer an so einem so einem Wahlabend gewonnen und wer verloren hat, hänge immer vom Vergleichsmaßstab ab. Faas: „Wenn du das mit der letzten Europawahl in Beziehung setzt, hast du ein völlig anderes Bild bekommen, als wenn man das in Relation zum Ergebnis der Bundestagswahl 2021 setzt.“ Es sei schwierig, wenn Medien permanent hin- und herwechseln und nicht transparent machen, welche Vergleichswerte sie gerade heranziehen.
Wie könnten Medien das anders machen? Und ist die Berichterstattung in anderen Ländern besser? Darüber spricht Holger Klein in dieser Woche mit Thorsten Faas im Übermedien-Podcast – aus aktuellem Anlass ausnahmsweise schon am Wochenanfang.