Alexander Haydn ist ein führender Experte für Männerberatung in Wien, der sich mit Gewaltprävention beschäftigt. Eva Konzett ist die Politikchefin der Wiener Wochenzeitung Falter und hat umfangreiche Recherchen zu Femiziden durchgeführt. In diesem Gespräch wird die erschreckende Zunahme von Femiziden in Österreich thematisiert und mögliche Präventionsstrategien erörtert. Die Rolle von Männerberatungsprogrammen und die Missstände in der politischen Berichterstattung sowie Ansätze zur Unterstützung gewalttätiger Männer stehen im Fokus.
Die Disparität in den Mordstatistiken zeigt, dass Frauenmorde hauptsächlich von Männern verursacht werden, was dringendere Präventionsmaßnahmen erfordert.
Effektive Gewaltpräventionsprogramme und Männerberatung sind entscheidend, um Verhaltensmuster bei Männern zu verändern und Femizide zu reduzieren.
Deep dives
Anstieg der Frauenmorde in Österreich
In Österreich gibt es eine besorgniserregende Entwicklung, da die Zahl der Frauenmorde höher ist als die der Morde an Männern, während letztgenannte Anzahl abnimmt. Dies wird als besorgniserregender Trend angesehen, da die Mehrheit der Frauenmorde von Männern begangen wird. Eine genauere Untersuchung zeigt, dass die Statistiken oft nicht zwischen Femiziden und anderen Morden an Frauen unterscheiden, was die Problematik komplizierter macht. Experten fordern daher eine empfindlichere Analyse der Ursachen und eine stärkere öffentliche Aufmerksamkeit, um diese besorgniserregenden Entwicklungen anzugehen.
Wichtigkeit von Gewaltpräventionsprogrammen
Programme zur Gewaltprävention spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Männergewalt, indem sie Veränderungen in der Wahrnehmung von Männlichkeit und Gewalt anstreben. Diese Programme bieten nicht nur langfristige Rückführungsmaßnahmen, sondern auch spezifische Schulungen zur Rückführung von Männern in der Gesellschaft, die gewalttätig wurden. Ein Beispiel hierfür sind Antigewalt-Trainings, die Männern helfen, ihre Verhaltensmuster zu erkennen und zu ändern. Die Implementierung solcher Programme wird als essenziell erachtet, um ein nachhaltiges Umdenken im Umgang mit Gewalt zu fördern und die Häufigkeit häuslicher Gewalt und Femizide zu verringern.
Politische Maßnahmen und Gesellschaftsveränderungen
Die politischen Reaktionen auf die steigende Zahl der Frauenmorde sind oft unzureichend, und viele Institutionen haben nicht die notwendige Unterstützung erhalten, um diesem Problem entgegenzuwirken. Eine kritische Diskussion über das Versagen politischer Akteure, angemessene Sicherheits- und Unterstützungsmechanismen zu implementieren, ist notwendig, um den Opferschutz zu verbessern. Gleichzeitig wird gefordert, eine nationale Anstrengung zur Gleichstellung der Geschlechter zu starten, da dies als Schlüssel zu einer signifikanten Verringerung von Gewalt an Frauen gesehen wird. Beispielhafte Initiativen in anderen Ländern zeigen, dass eine gesellschaftliche Transformation im Umgang mit Geschlechterfragen entscheidend für eine langfristige Lösung des Problems ist.
Wie Frauenmorde durch bessere Gewaltprävention und Männerberatung verhindert werden könnten. Zu hören: Konfliktforscherin Birgit Haller, Männerberater Alexander Haydn, Bewährungshelfer Andreas Zembaty, FALTER-Politikchefin Eva Konzett
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