USA-Spezial (2/4) - Warum Religion in der amerikanischen Politik wichtig ist
Oct 10, 2024
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In dieser spannenden Diskussion sprechen die Historikerin Annika Brockschmidt und der Kulturhistoriker Michael Hochgeschwender über die zentrale Rolle der Religion in der amerikanischen Politik. Sie beleuchten, wie die Puritaner im 17. Jahrhundert die demokratischen Ideen prägten und das Bild einer christlichen Nation formen. Zudem erfahren wir mehr über den Einfluss der Evangelikalen auf Wahlen und gesellschaftliche Themen und die Auswirkungen des Immigration Acts von 1924. Ein faszinierender Blick auf den religiösen Pluralismus und die Konflikte zwischen Fundamentalismus und Modernität!
Religion ist eng mit der politischen Identität in den USA verknüpft und spielt eine zentrale Rolle im Wahlkampf.
Die Puritaner hatten erheblichen Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft und prägten das nationale Selbstverständnis als 'neues Israel'.
Deep dives
Gott in der amerikanischen Politik
Die Rolle der Religion in der amerikanischen Politik ist historisch tief verwurzelt und nimmt besonders während Wahlkampfzeiten eine zentrale Stellung ein. Politiker wie Joe Biden und Donald Trump beziehen sich häufig auf Gott, was in den USA auf eine lange Tradition zurückgeht. Beispielsweise äußerte Biden, dass er nur aus dem Präsidentschaftsrennen aussteigen würde, wenn Gott es ihm befehlen würde. Dies verdeutlicht, wie eng Religion und politische Identität in den USA miteinander verwoben sind.
Der Einfluss der Puritaner
Die Puritaner hatten einen entscheidenden Einfluss auf die religiöse und politische Landschaft der USA in der frühen Kolonialzeit. Ihre Philosophie betonte ein Christentum ohne die Rituale der katholischen Kirche und legte den Fokus auf das Neue Testament. Dieses Streben führte zu einem strengen gesellschaftlichen Wertekodex und der Idee einer frommen Gesellschaft, die jedoch durch ihre eigene Minderheitenposition in Nordamerika kompliziert war. Die Puritaner sahen Nordamerika zudem als das 'neue Israel' und interpretierten ihre Ankunft als eine göttliche Berufung, was bis heute Auswirkungen auf das nationale Selbstverständnis hat.
Die Trennung von Kirche und Staat
Obwohl die USA eine christliche Nation sind, wird in der Verfassung deutlich betont, dass es keine Staatsreligion gibt und die Religionsfreiheit gewährleistet ist. Die Gründung der USA als religiöser Melting Pot zeugt von einer Vielzahl von Glaubensrichtungen, die alle eine Rolle in der politischen Struktur spielen. Diese Vielfalt führte dazu, dass religiöse Gruppen sich selbst finanzieren mussten und keine Kirche vom Staat unterstützt wird. Dieser Aufbau schuf eine kulturelle Grundlage, die es den Amerikanern ermöglichte, eine Identität zu entwickeln, die sich sowohl mit ihrem Glauben als auch mit ihrem politischen Rechtfertigungen verbindet.
Die Rolle der Evangelikalen in der modernen Politik
Evangelikale spielen eine entscheidende Rolle in der heutigen amerikanischen Politik und werden oft als wichtiger Wählerblock betrachtet. Ihre Mobilisierung und politischen Aktionen wurden in den letzten Jahrzehnten durch gesellschaftliche Veränderungen wie die Aufhebung der Rassentrennung und Urteile zur Religionsfreiheit beeinflusst. Die Unterstützung von Donald Trump zeigt, wie Evangelikale sich in politischen Kämpfen, wie gegen Abtreibung, engagieren und versuchen, ihre Werte in die politische Agenda einzubringen. Dieser Relevanz zeigt sich auch in der Verwendung religiöser Rhetorik in Wahlkämpfen, wobei Trump beispielsweise regelmäßig auf seine Beziehung zu den Evangelikalen hinweist.
Im US-Wahlkampf hört man ständig: „God bless America!“ Religion ist in den USA so wichtig wie in keinem anderen westlichen Land. Das hat historische Gründe. Doch die Religionsgeschichte der USA beginnt in Europa. Teil zwei der Serie.
Das erwartet Euch in dieser Folge:
(01:58) Religion im amerikanischen Wahlkampf (03:57) Die ersten Siedler im 17. Jahrhundert waren Glaubensflüchtlinge (05:42) Puritaner, Pilgerväter und Kongregationalismus (12:22) Amerika als „neues Israel“ - von Gott gegebenes Land (18:30) Staatsgründung 1776: christliche Nation ohne Staatskirche (22:18) Das „Great Awakening“ seit den 1730er Jahren (26:10) Amerikanisches Christentum und Kapitalismus (27:49) Christlicher Fundamentalismus (33:27) Politischer Einfluss der Evangelikalen im 20. Jahrhundert (37:10) Das weiße und protestantische Amerika: Immigration Act 1924 (45:50) Religion heute in den USA: vielfältig, frei und radikal
Unsere Gäste in dieser Folge:
Annika Brockschmidt ist Historikerin und Journalistin. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit der Rolle der Religion in den USA. Autorin von „Amerikas Gotteskrieger. Wie die christliche Rechte die Demokratie gefährdet“, Rowohlt 2021.
Michael Hochgeschwender ist Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, er hat außerdem ein Diplom in katholischer Theologie. Zahlreiche Veröffentlichungen zu amerikanischer Geschichte und Religion.
Die Macherinnen und Macher dieser Folge:
Host: Magdalena Pulz Autor: Christian Röther Regie und Produktion: Thomas Ibrahim Musik: Robert Hauspurg Redaktion: Monika Dittrich
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