Geschichte Syriens - Schlachtfeld der Stellvertreter
Dec 9, 2024
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Kristin Helberg, Journalistin und Autorin des Buches "Der Syrien-Krieg: Lösung eines Weltkonflikts", und Ulrike Freitag, Historikerin und Professorin für Islamwissenschaft, diskutieren die komplexe Geschichte Syriens. Sie beleuchten den Sturz des Assad-Regimes und die Rolle internationaler Akteure seit 2011. Zudem werfen sie einen Blick auf die koloniale Erbschaft und die Herausforderungen der syrischen Zivilgesellschaft. Interessante Einblicke in den Einfluss ethnischer Gruppen und die geopolitische Bedeutung Syriens runden die Diskussion ab.
Die unvorhergesehene Niederlage von Bashar al-Assad durch islamistische Rebellen markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der syrischen Geschichte.
Die komplexen geopolitischen Interessen externer Akteure wie Russland und Iran haben den syrischen Bürgerkrieg weiter angeheizt und die Lage verschärft.
Deep dives
Der Aufstieg islamistischer Rebellen
Islamistische Rebellen haben große Teile Syriens, insbesondere Aleppo und die Hauptstadt Damaskus, erobert. Dieser unerwartete Fortschritt erfolgte inmitten des jahrelangen Bürgerkriegs und führte zur Flucht des langjährigen Machthabers Bashar al-Assad. Die Dynamik des Konflikts hat sich dramatisch verändert, da nun eine islamistische Allianz von Aufständischen die Kontrolle über das Land übernommen hat. Dies markiert einen signifikanten Wendepunkt in der syrischen Geschichte und lässt die internationale Gemeinschaft über die Implikationen dieser Machtverschiebung nachdenken.
Internationale Einflussfaktoren
Syrien ist seit langem ein Schauplatz geopolitischer Kämpfe mit zahlreichen externen Akteuren, darunter Russland, der Iran, die USA und die Türkei, die jeweils eigene Interessen verfolgen. Der Einfluss dieser Mächte hat die innerstaatlichen Konflikte verschärft und führt zu einer komplexen Lage, in der Brutalität und Machtspiele an der Tagesordnung sind. Insbesondere Russland und der Iran haben Assad unterstützt, während die Türkei und die USA in variierenden Kapazitäten involviert waren. Diese internationalen Dimensionen machen es schwierig, die Situation im Land einfach zu beurteilen.
Historische Wurzeln des Konflikts
Die Ursprünge des syrischen Bürgerkriegs sind tief in der Geschichte des Landes verwurzelt, die geprägt ist von fremden Herrschaften und kolonialen Einflüssen. Die französische Kolonialzeit und dieartifizielle Grenzziehungen haben zu sozialen Spannungen und Ungleichheiten beigetragen, die auch heute noch bestehen. Minderheiten wie die Alawiten wurden durch die Franzosen gefördert, was zur heutigen politischen Fragmentierung beigetragen hat. Das Erbe dieser kolonialen Strategien zeigt sich in den aktuellen Machtkämpfen und dem anhaltenden Konflikt.
Die Rolle der Zivilgesellschaft
Die syrische Zivilgesellschaft hat in den letzten Jahren an Stärke gewonnen, insbesondere unter den Flüchtlingen im Exil, die sich organisiert haben, um Bildungs- und Hilfsangebote zu schaffen. Diese neuen Organisationen spielen eine wesentliche Rolle in dem Bestreben, Syrien nach dem Konflikt aufzubauen und zu rehabilitieren. Trotz des autoritären Regimes, das jahrzehntelang herrschte, gibt es Hoffnung auf eine friedlichere Zukunft und eine Integration von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Die Herausforderung bleibt, diese Zivilgesellschaft in die politische Neugestaltung des Landes einzubeziehen und damit einen dauerhaften Frieden zu sichern.
Islamistische Rebellen haben Syriens Diktator Assad gestürzt. Jahrzehntelang hatte er sein Volk brutal unterdrückt – mit Schützenhilfe von Russland und Iran. Die Einmischung ausländischer Mächte hat in Syrien eine lange Geschichte.
Das erwartet Euch in dieser Folge:
(01:00) Eine Diktatur fällt in sich zusammen – auch zur Überraschung der Rebellen (03:28) Die Rolle ausländischer Akteure (05:35) Eine lange Geschichte wechselnder Mächte (06:50) 400 Jahre lang ist das heutige Syrien Teil des Osmanischen Reichs (14:00) Sykes-Picot-Abkommen: Nach dem Ersten Weltkrieg wird Syrien französisches Mandatsgebiet (22:34) 1946 wird die Arabische Republik Syrien unabhängig (26:11) 1958: Syrien wird gemeinsam mit Ägypten zur Vereinigten Arabischen Republik (27:10) Rolle der sozialistischen Baath-Partei (29:17) Das Machtsystem der Familie Assad (32:03) Arabischer Frühling und Bürgerkrieg seit 2011
Unsere Gäste in dieser Folge:
Kristin Helberg hat als Journalistin mehrere Jahre aus Syrien berichtet. Autorin u.a. von „Der Syrien-Krieg: Lösung eines Weltkonflikts“ (Herder 2018)
Ulrike Freitag ist Historikerin und Professorin für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin, außerdem Direktorin des Leibniz-Zentrums Moderner Orient. Sie forscht zur Geschichte und Politik arabischer Länder.
Die Macherinnen und Macher dieser Folge:
Host: Jörg Biesler Autor: Christian Röther Regie und Produktion: Thomas Ibrahim Redaktion: Monika Dittrich
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