Sven Lembke, Lehrer und ehemaliger Dozent an der Universität Freiburg, spricht über die Bedeutung des Lateinunterrichts in der modernen Bildung. Er betont, dass es nicht nur um Sprache, sondern auch um ein 'organisiertes Fremdheitserlebnis' geht. Lembke teilt seine Erfahrungen, wie er Schüler für Latein begeistert und analysiert den Einfluss von Digitalisierung und KI im Unterricht. Zudem wird die Wichtigkeit von Diversität und aktiver Schülerbeteiligung hervorgehoben, um das Lernen abwechslungsreich und relevant zu gestalten.
Lateinunterricht bietet eine strukturierte Fremdheitserfahrung, die Schüler dazu anregt, ihr eigenes Denken und ihre Kommunikation zu hinterfragen.
Die Integration digitaler Medien im Lateinunterricht fördert aktive Beteiligung und verbindet historische Inhalte kreativ mit modernen Themen und Technologien.
Deep dives
Die kulturelle Relevanz des Lateinunterrichts
Der Lateinunterricht hat nach wie vor kulturelle und philosophische Bedeutung in der modernen Bildungslandschaft. Sprache wird als Werkzeug betrachtet, um kritisches Denken und Reflexion zu fördern, unabhängig von der direkten Anwendung in alltäglichen Konversationen. Obwohl Kritiker anmerken, dass der Bezug zur Lebensrealität fehlt, wird argumentiert, dass die Auseinandersetzung mit einer 'toten' Sprache eine strukturierte Fremdheitserfahrung und kulturelle Einsicht bieten kann. Diese Erfahrung macht Schüler auf Unterschiede zwischen ihrer eigene Sprache und der lateinischen Sprache aufmerksam, was zu einem tieferem Verständnis für die eigene Kommunikation führt.
Fremdheitserfahrung als Bildungschance
Der Lateinunterricht offeriert Schülern eine organisierte Fremdheitserfahrung, die über das Erlernen von Vokabeln hinausgeht. Diese Erfahrung beinhaltet das Verständnis, dass eine andere Kultur und Sprache nicht nur anders funktioniert, sondern auch verschiedene Denkmuster und gesellschaftliche Normen reflektiert. Als Beispiel wird diskutiert, wie Glück in der lateinischen Sprache durch unterschiedliche Begriffe ausgedrückt wird, was Schüler herausfordert, ihre eigenen Vorstellungen und kommunikativen Möglichkeiten zu hinterfragen. Diese Betrachtung fördert kritisches Denken und die Fähigkeit, sich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen.
Bildungssouveränität und persönliche Entfaltung
Das Konzept der Bildungssouveränität wird als zentraler Aspekt diskutiert, wobei Schüler befähigt werden sollen, ihren eigenen Bildungsweg zu gestalten. Es wird betont, dass Schüler nicht passiv beantwortende Elemente des Unterrichts konsumieren sollten, sondern aktiv über ihre Lernprozesse reflektieren müssen. Der Lateinunterricht kann eine wertvolle Grundlage dafür bieten, indem er Schüler dazu anregt, Fragen über Sinn, Nutzen und Alternativen in ihrem Lernprozess zu stellen. Diese Form der interaktiven Beteiligung soll ihnen helfen, zu einer aktiven Rolle in ihrer Bildung zu gelangen, die über rein technische Fähigkeiten hinausgeht.
Technologische Integration im Lateinunterricht
Die Integration digitaler Medien in den Lateinunterricht wird als Möglichkeit gesehen, Schüler stärker einzubinden und ihnen eine unmittelbare Verbindung zur Sprache zu ermöglichen. Projekte, wie das Erstellen von Instagram-Accounts zu historischen Persönlichkeiten, bieten kreative Ansätze, um das Lernen lebendig zu gestalten und relevante Verbindungen zu aktuellen Themen herzustellen. Bezüglich der Nutzung von KI-gestützter Übersetzung wird diskutiert, dass diese Technologie eine wertvolle Unterstützungsressource darstellen kann, um die Sprachbeherrschung zu verbessern. Der Fokus sollte jedoch nicht nur auf der technischen Nützlichkeit liegen, sondern auch darauf, wie Schüler die Qualität und Relevanz von Inhalten selbst reflektieren.
Latein? Spricht doch niemand mehr! Doch darum geht es nicht, meint Sven Lembke. Auch die allgemeinen sprachlichen Kompetenzen, die über Latein gelernt werden, sind für ihn nicht das zentrale Argument. Sondern: Die Auseinandersetzung mit einer scheinbar völlig fremden Welt. Sven Lembke spricht von "organisierter Fremdheitserfahrung". Er erzählt Bob, wie er Schülerinnen und Schüler mit Latein packt, und wie er den Wechsel von der Uni-Karriere in den Klassenraum erlebt hat.
Planet Schule
Unterrichtsmaterial zu Latein und Römischer Geschichte | https://www.planet-schule.de/x/latein-alles
Literatur
Konrad Paul Liessmann: Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift (2014)
Karl-Wilhelm Weeber: Alltag im Alten Rom (2003)
Hörtipp
Latein als Schulfach – Das Potenzial der alten Sprache | Das Wissen | https://www.ardaudiothek.de/episode/das-wissen/latein-als-schulfach-das-potenzial-der-alten-sprache/swr-kultur/12142923/
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