#38 2022 Über die Proteste im Iran - mit Gilda Sahebi
Oct 5, 2022
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Gilda Sahebi, Politikwissenschaftlerin und freie Journalistin mit fundierter Iran-Expertise, beleuchtet die fortdauernden Proteste im Iran und die damit verbundenen Herausforderungen. Sie erklärt, wie der Tod von Mahsa Amini die Protestwelle auslöste und beschreibt die feministische Dimension der Bewegung. Gilda thematisiert zudem die systematische Unterdrückung von Frauen und die Rolle der internationalen Gemeinschaft, den Protestierenden besser beizustehen. Ihre Einsichten machen deutlich, wie kritisch die Berichterstattung über die Situation im Iran ist.
Der Tod von Mahsa Jina Amini führte zu landesweiten Protesten, die vor allem von Frauen angeführt werden und einen Systemsturz fordern.
Die internationale Gemeinschaft muss dringend mobilisiert werden, um den Protestierenden aktiv Unterstützung zu bieten und das Regime unter Druck zu setzen.
Deep dives
Proteste im Iran und ihre Ursachen
Die Proteste im Iran haben ihren Ursprung in der öffentlichen Empörung über den Tod eines jungen Mädchens, das von der Sittenpolizei verhaftet wurde. Ihr Tod löste landesweite Proteste aus, wobei die Menschen nicht nur gegen die Gewalt, sondern auch gegen das gesamte politische System demonstrieren. Die Protestierenden fordern einen Systemsturz, was auf eine tieferliegende Unzufriedenheit mit dem Regime hindeutet. Besonders bemerkenswert ist, dass die Protestbewegung vor allem von Frauen angeführt wird, die für ihre Freiheit und Selbstbestimmung kämpfen.
Die Rolle der Studierenden im Protest
Die Studierenden spielen eine zentrale Rolle in der aktuellen Protestbewegung im Iran. An mehr als 100 Universitäten kam es zu massiven Protesten, insbesondere an der Scharif-Universität, wo Sicherheitskräfte gewaltsam gegen die Studierenden vorgingen. Diese Proteste sind ein Zeichen für die Mobilisierung der jüngeren Generation und ihre Weigerung, das oppressive Regime zu akzeptieren. Zudem zeigen die Reaktionen der Eltern, die ebenfalls auf die Straßen gehen, die weitreichenden Auswirkungen der Proteste auf die gesamte Gesellschaft.
Strukturelle Unterdrückung von Frauen
Im Iran erleben Frauen eine systematische Diskriminierung, die sich in verschiedenen gesellschaftlichen und rechtlichen Bereichen zeigt. Frauen sind rechtlich benachteiligt, etwa müssen für Zeugenaussagen mehrere Frauen zusammengebracht werden, um die Aussage eines Mannes zu belegen. Diese Gender-Diskrepanz führt zu einer weitreichenden Einschränkung der Freiheit und Rechte von Frauen. Die Protestbewegung, die nun von Frauen angeführt wird, hat historische Wurzeln, da Frauen bereits bei den ersten Protesten gegen das Regime im Jahr 1979 an vorderster Front standen.
Internationale Unterstützung für die Protestierenden
Die internationale Gemeinschaft spielt eine entscheidende Rolle im Kontext der Proteste, indem sie entweder aktiv Unterstützung bietet oder durch Untätigkeit das Regime bestärkt. Die Forderungen nach internationaler Solidarität sind dringlicher denn je, da die Protestierenden auf massive Repression stoßen. Gleichzeitig läuft eine Debatte darüber, wie und ob Einfluss von außen ausgeübt werden kann, ohne das Regime weiter zu stärken. Es wird betont, dass der Westen die Stimmen der Protestierenden unterstützen und aktuelle geopolitische Beziehungen, wie Verhandlungen über das Atomabkommen, kritisch hinterfragen sollte.
Die Proteste im Iran gehen in die dritte Woche. Trotz brutaler Gewalt, Inhaftierungen und zuletzt dem Sturm auf die Teheraner Eliteuniversität Sharif, wehren sich die Demonstrierenden weiterhin friedlich gegen das Regime. Die Politikwissenschafterin, Ärztin und freie Journalistin Gilda Sahebi berichtet seit Jahren über den Iran, dieser Tage tut sie es non-stop. Mit Solmaz Khorsand spricht sie darüber, wie der Tod der jungen Kurdin Mahsa Jina Amini diese landesweiten Proteste auslösen konnte, ihren feministischen Charakter, und wie der Westen ein besserer Verbündeter für die Protestierenden sein kann, die dieser Tage ihr Leben für die Freiheit riskieren und verlieren. Und Sahebi nimmt auch die Medienschaffende weltweit in die Pflicht, die der Bewegung zu wenig Beachtung schenken und wenn doch zuweilen unter einer kolonialistischen Brille betrachten.
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