Der Nahostkonflikt – Nach den Terroranschlägen der Hamas
Oct 25, 2023
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Esther Schapira, langjährige Korrespondentin für den Nahen Osten, diskutiert das Scheitern des UN-Teilungsplans. Joseph Croitoru analysiert die Ziele der Hamas und deren Einfluss auf die palästinensische Bevölkerung. Natalie Amiri beleuchtet die hegemonialen Ambitionen des Iran und deren Rolle im Konflikt. Thomas Jäger zieht globale Verbindungen und fragt, wer von den Konflikten profitiert. Gemeinsam bieten sie tiefgreifende Einblicke in die komplexe Geschichte und aktuelle Dynamik des Nahostkonflikts.
Der Nahostkonflikt hat historische Wurzeln, die bis zur Vertreibung der Juden aus Palästina im ersten Jahrhundert zurückreichen.
Der massive Überfall der Hamas im Oktober 2023 wird als bedeutende Eskalation wahrgenommen, die die Situation dramatisch verschärft hat.
Die Suche nach einem dauerhaften Frieden erfordert Dialog, Kooperation und die Berücksichtigung extremistischer Gruppen wie der Hamas im Prozess.
Deep dives
Ursprünge des Konflikts
Der Nahostkonflikt hat seine Wurzeln in der komplexen Geschichte, die bis zur Vertreibung der Juden aus Palästina im ersten Jahrhundert zurückreicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust wurde 1945 die Notwendigkeit eines jüdischen Staates sichtbar, was mit der Balfour-Erklärung von 1917 und dem britischen Mandat für Palästina verbunden war. Der ursprünglich abgelehnte Teilungsplan von 1947 sah eine Aufteilung des Gebiets in einen jüdischen und einen arabischen Staat vor, jedoch stieß dieser Plan auf massiven Widerstand aus der arabischen Welt, während jüdische Organisationen größtenteils zustimmten. Die darauffolgende Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 führte zum ersten arabisch-israelischen Krieg, der Zehntausenden Palästinensern die Flucht aus ihrer Heimat zur Folge hatte, was von den Palästinensern als Nakba bezeichnet wird.
Historische Konflikte und Kriege
Über die Jahre fanden mehrere bedeutende Konflikte zwischen Israel und seinen Nachbarn statt, darunter die Suezkrise 1956, der Sechstagekrieg 1967 und der Jom-Kippur-Krieg 1973. Der Sechstagekrieg resultierte in der Besetzung der Westbank, Ost-Jerusalems, des Gazastreifens sowie mehrerer strategischer Gebiete und die PLO wurde anerkannter Partner im Friedensprozess. Zwei Intifadas, die als Rebellionen der Palästinenser gegen die israelische Herrschaft angesehen werden, verdeutlichten die Spannungen zwischen beiden Seiten. Besonders die erste Intifada, die 1987 begann, führte zu einer vorübergehenden Selbstverwaltung der Palästinenser, während die zweite Intifada 2000 nach einem umstrittenen Besuch des israelischen Politikers Ariel Sharon ausbrach.
Aktuelle Entwicklungen im Jahr 2023
Im Oktober 2023 kam es zu einem massiven Überfall der Hamas auf Israel, der als Schock für die israelische Gesellschaft galt. Der Angriff begann während eines jüdischen Feiertags mit einem massiven Raketenfeuer und Bodenangriffen, wobei zahlreiche Israelis getötet oder als Geiseln genommen wurden. Die Hamas bezeichnete diesen Tag als Beginn einer neuen Operation, die den Konflikt auf unrühmliche Weise verschärfte. Inmitten des Terrors leidet die Zivilbevölkerung in Gaza unter den Folgen von Blockaden und militärischen Reaktionen seitens Israel, was die humanitäre Lage dramatisch erhöht hat.
Die Rolle der internationalen Gemeinschaft
Die internationale Gemeinschaft hat sich in den letzten Jahren verstärkt mit dem Nahostkonflikt auseinandergesetzt, wobei große Mächte wie die USA und Russland entscheidende Akteure sind. Während die USA Israel militärische Unterstützung bieten und dessen Recht auf Selbstverteidigung betonen, hat Russland seine Beziehungen zu Iran verbessert, um Einfluss im Nahen Osten zu gewinnen. Diese geopolitischen Spannungen bedingen, dass Konflikte wie der Nahostkonflikt immer auch im globalen Kontext betrachtet werden müssen, da sie Rückwirkungen auf weltweite Allianzen und Sicherheitsinteressen haben. Die verschiedenen Narrative und Perspektiven innerhalb des Konflikts beeinflussen nicht nur die Region, sondern auch die außenpolitische Agenda vieler Länder weltweit.
Perspektiven für Frieden und Zusammenarbeit
Die Suche nach Frieden im Nahen Osten ist von der tiefen Traumatisierung und dem historischen Misstrauen geprägt, dennoch gibt es einen dringenden Bedarf nach Dialog und Kooperation. Eine mögliche Lösung könnte in der Schaffung eines palästinensischen Staates mit Anerkennung Israels als Nachbarn liegen, wobei beide Seiten lernen müssen, ihre Unterschiede zu akzeptieren. Friedensinitiativen müssen auch den Einfluss von extremistischen Gruppen wie der Hamas berücksichtigen, die häufig den Weg zu Verhandlungen blockieren. Der Weg zu einem dauerhaften Frieden erforderte die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, um stabile und gerechte Rahmenbedingungen für beide Völker zu schaffen.
In einer Sonderausgabe blickt Eine Stunde History nicht nur in die Vergangenheit, sondern beschäftigt sich auch mit der aktuellen Lage im Nahen Osten.
Hinweis: Wir haben die Gespräche am 20.10.2023 aufgenommen und den Podcast am 24.10.2023 produziert. Die Zahlen zu Opfern und aktuellen Ereignissen können daher nicht immer auf dem neuesten Stand sein.
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Ihr hört in dieser "Eine Stunde History":
00:11:10 - Die Journalistin Esther Schapira war lange Hörfunk-Korrespondentin und erläutert das Scheitern des Teilungsplans der UN.
00:25:21 - Der Historiker Joseph Croitoru hat sich mit der Hamas beschäftigt und beschreibt deren Ziele und Absichten.
00:37:27 - Die Journalistin Natalie Amiri war lange Leiterin des ARD-Studios Teheran und erklärt die (hegemonialen) Absichten der Mullah-Regierung im Iran.
00:47:06 - Der Politikwissenschaftler Thomas Jäger geht der Frage nach, wer von diesem und den vielen anderen Konflikten in der Welt profitiert.