Herbert Elzer, ein Historiker und Saarland-Experte, erklärt die Hintergründe des gescheiterten Saarstatuts von 1954, das dem Saarland einen europäischen Status verleihen sollte. Die Diskussion dreht sich um die bedeutenden historischen Abstimmungen und deren Konsequenzen, die letztlich zur Eingliederung in die Bundesrepublik führten. Elzer beleuchtet auch die komplexe deutsch-französische Geschichte und die heutigen Beziehungen in der Grenzregion, einschließlich der Einflüsse der Corona-Pandemie auf die Zusammenarbeit zwischen Saarland und Frankreich.
Das Saarstatut von 1954 stellte einen Versuch dar, das Saarland wirtschaftlich an Frankreich zu binden, wurde aber von der Bevölkerung abgelehnt.
Die komplexe Geschichte des Saarlandes zeigt eine starke kulturelle und sprachliche Verbindung zu Frankreich, die bis heute fortbesteht.
Deep dives
Die Geschichte des Saarlands
Das Saarland hat eine komplexe Geschichte, die durch häufige Wechsel zwischen deutscher und französischer Herrschaft gekennzeichnet ist. Die Region war in verschiedenen historischen Phasen stark vom Einfluss beider Nationen geprägt, was sich auch in der Sprache der Bevölkerung widerspiegelt, da viele Saarländer Französisch sprechen. Diese kulturelle Durchdringung zeigt sich auch im Wappen des Saarlandes, das Elemente aus dem Kurfürstentum Trier, dem Herzogtum Lothringen, der Pfalz und der Grafschaft Saarbrücken vereint. Solche historischen Verflechtungen haben das Saarland zu einem umstrittenen Gebiet zwischen Deutschland und Frankreich gemacht, was weiterhin Auswirkungen auf die Identität der Saarländer hat.
Saarland zwischen den Weltkriegen
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Saarland gemäß dem Versailler Vertrag Frankreich zugesprochen, was tiefgreifende ökonomische und soziale Veränderungen zur Folge hatte. Während dieser Zeit profitierte das Saarland von der französischen Währung, was die Inflation milderte, die viele Teile der deutschen Wirtschaft erschütterte. Die Rückkehr zum Deutschen Reich wurde von der nationalsozialistischen Propaganda vorangetrieben, um die Schmach des Versailler Vertrages zu tilgen. Im Jahr 1935 stimmten 90,5 Prozent der Bevölkerung für die Rückkehr zum Deutschen Reich, was die fortdauernde Ungewissheit über die nationale Zugehörigkeit des Saarlandes verdeutlicht.
Das Saar-Statut und seine Ablehnung
Das Saar-Statut von 1954 sollte eine selbstständige, aber wirtschaftlich an Frankreich gebundene Verwaltung des Saarlandes schaffen, jedoch begegnete es bei der Bevölkerung großer Skepsis. Die Jahre nach dem Krieg waren geprägt von Konflikten und einer unsicheren politischen Lage, was in einem dramatischen Wahlkampf culminierte, in dem das Saarstatut abgelehnt wurde. Bei dieser Abstimmung zeigte sich, dass die Mehrheit der Saarländer sich stärker mit Deutschland identifizieren wollte, während die Unrollen und die Unbeliebtheit der Regierung ihren Einfluss ausübten. Die Ablehnung des Statuts führte zu einer stärkeren wirtschaftlichen Integration des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland.
Aktuelle deutsch-französische Beziehungen im Saarland
Die pandemiebedingten Grenzschließungen haben die ohnehin schützenden deutsch-französischen Beziehungen im Saarland stärker belastet. Trotz der Herausforderungen zeigt die Bevölkerung ein starkes Bewusstsein für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und pflegt enge kulturelle Beziehungen zu Frankreich. In der Region existiert eine offensichtliche europäische Identität, die durch persönliche Freundschaften und interkulturelle Begegnungen gefördert wird. Um die Freundschaft zwischen beiden Ländern aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, gemeinsam Lösungen für zukünftige Krisen zu finden und die Zusammenarbeit zu stärken.
Das Saarstatut sollte dem Saarland einen europäischen Status verleihen – aber der Plan fiel per Volksabstimmung gleich doppelt durch. Das führte zur Eingliederung des Saarlands in die Bundesrepublik Deutschland.
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Ihr hört in dieser "Eine Stunde History":
00:09:34 - Der Historiker Herbert Elzer erläutert Hintergründe und Inhalt des Saarstatuts von 1954.
00:19:42 - DieHistorikerin Gabriele Clemens beschreibt das deutsch-französische Verhältnis im 19. Jahrhundert.
00:29:48 - Der Politikwissenschaftler Georg Wenzelburger beschreibt das heutige Verhältnis von Deutschen und Franzosen im Grenzgebiet von Saarland und Department Moselle.