Armin Thurnher, Herausgeber des Falter Magazins und Autor des autobiografischen Romans "Fähre nach Manhattan", spricht mit dem ORF-Journalisten Armin Wolf. Thurnher reflektiert über seine prägenden Erfahrungen in New York 1967 und den kulturellen Kontrast zu Vorarlberg. Er erzählt von seiner Reise in die politische Bildung und den Herausforderungen im Journalismus. Zudem beleuchten sie die Entwicklung des Falters, die Geschlechtergerechtigkeit in der Redaktion und seinen kreativen Werdegang als Autor. Ein faszinierendes Gespräch über Identität und Medien.
Armin Thurnherr reflektiert über seinen Aufenthalt in New York 1967, der seine Sichtweise auf Kultur und Gesellschaft nachhaltig veränderte.
Die politischen Spannungen und sozialen Ungerechtigkeiten, die Thurnherr in den USA erlebt, führen zu einer tiefen Politisierung und kritischen Selbstreflexion.
Thurnherr betont die Bedeutung des Falters als Plattform für unabhängigen Journalismus, der gesellschaftlich marginalisierten Stimmen Gehör verschaffen möchte.
Deep dives
Armin Thurnherrs Austauschjahr in New York
Armin Thurnherr beschreibt seine Erfahrungen als Austauschstudent in New York im Jahr 1967, als er aus dem konservativen Vorarlberg kam, um am College zu studieren. Seine Erlebnisse illustrieren den starken Kontrast zwischen seiner Heimat und dem pulsierenden Leben in Amerika während der 60er Jahre. Thurnherr ist von der Offenheit und Freundlichkeit der Amerikaner überrascht, selbst wenn dies manchmal als oberflächliche Freundlichkeit wahrgenommen wird. Dieses erste Eintauchen in eine neue Kultur hat ihn nachhaltig geprägt und lässt ihn die Welt mit neuen Augen sehen.
Ein Jahr der politischen Veränderungen
Das Jahr 1967 ist für Thurnherr nicht nur eine persönliche Entdeckungsreise, sondern auch eine Zeit politischer Umwälzungen, insbesondere durch den Vietnamkrieg. Er gewährt Einblicke in die sozialen und politischen Spannungen, die er während seines Aufenthalts in den USA wahrnimmt, und wie diese seine Sichtweise auf die Welt verändern. Begegnungen mit anderen Studierenden, darunter sein Mitbewohner Bruce, regen ihn zu intensiven Diskussionen über Politik und Gesellschaft an. Diese Gespräche tragen maßgeblich zu seiner Politisierung und Entwicklung eines kritischen Bewusstseins bei.
Einblick in das amerikanische College-Leben
Thurnherr schildert das amerikanische College-Leben, das für ihn eine Mischung aus Freiheit und Herausforderungen darstellt. Der Aufenthalt in den Dormitory Towers und die Erlebnisse in der Dining Hall zeigen, wie er sich in diese neue Umgebung einfügt, trotz seiner Unsicherheiten. Der Kontrast zwischen der Unmenge an Essensmöglichkeiten und der lauten, manchmal einschüchternden Präsenz des Football-Teams spiegelt wider, wie jede neue Erfahrung sowohl aufregend als auch bedrohlich sein kann. Diese Eindrücke prägen seinen Umgang mit sozialen Situationen und stärken seine Fähigkeit zur Anpassung.
Literatur und die Suche nach Identität
Im Podcast wird Thurnherrs Begegnung mit Literatur hervorgehoben, die ihm hilft, sich in seiner neuen Identität zurechtzufinden. Durch die Auseinandersetzung mit amerikanischer Literatur lernt er nicht nur über die amerikanische Kultur, sondern auch über sich selbst und die Fragen, die ihn beschäftigen. Die Anwendung literarischer Ansätze auf seine eigenen Erfahrungen trägt dazu bei, sein Weltbild zu hinterfragen und zu erweitern. Thurnherr erkennt, dass das Studium nicht nur seiner akademischen Laufbahn dient, sondern auch seiner persönlichen Entwicklung, was ihn tiefer in die amerikanische Gesellschaft einführt.
Ein Wandel im Denken und Lebensansichten
Thurnherr reflektiert über das Wachstum, das er während seines Aufenthalts in den USA erlebt, einschließlich seiner politischen Einstellungen und Werte. Die Konfrontation mit sozialen Ungerechtigkeiten und Rassismus bringt ihn dazu, sein anfängliches Bild von Amerika zu hinterfragen, was zu einem tiefen inneren Wandel führt. Diese Erfahrungen machen ihn sensibler gegenüber gesellschaftlichen Themen und formieren seinen späteren Weg als Journalist. Durch seine Auseinandersetzungen mit verschiedenen sozialen Themen entwickelt er eine kritischere Perspektive auf die Welt um ihn herum.
Der Weg zur Journalismus und seine Gründung des Falter
Ein zentraler Punkt in Thurnherrs Lebensgeschichte ist die Gründung des Falters und seine Rolle im österreichischen Journalismus. Im Gespräch wird klar, dass Thurnherr eine Plattform schaffen wollte, die unabhängigen und investigativen Journalismus fördert und den Stimmen, die gesellschaftlich oft ignoriert werden, eine Bühne gibt. Über die Jahre hinweg hat sich der Falter als kritische Stimme in der Medienlandschaft etabliert, die auch den Anspruch hat, die Gesellschaft gerechter zu machen. Thurnherr bleibt dabei der Überzeugung, dass Journalismus die Verpflichtung hat, für Winterschutz und Gleichheit einzutreten.
Im Jahr 1967 reiste Falter-Herausgeber Armin Thurnher als College-Student nach New York. Wie ihn seine Zeit dort geprägt hat, erzählt er in seinem autobiographischen Roman "Fähre nach Manhattan", der kürzlich im Zsolnay Verlag erschienen ist.
Diese Podcast-Episode ist ein Mitschnitt von der Buchpräsentation am 14. Februar 2019 im Wiener Casino am Schwarzenbergplatz. Thurnher liest aus seinem Buch und erzählt im Gespräch mit ORF-Journalist Armin Wolf, wie spießig das Vorarlberg seiner Kindheit war, wie sich seine Sicht auf Amerika verändert hat und was Thurnhers Verständnis von Journalismus mit der publizistischen Linie des Falters zu tun hat.