Birgit Aschmann, eine Berliner Historikerin, und Nicolas Jaspert, Mittelalterexperte, diskutieren die bedeutende Heiratsallianz von Isabella und Ferdinand, die eine katholische Einigung Spaniens bewirkte. Michael Wolffsohn beleuchtet die dramatischen Folgen des Edikts von Alhambra, das zur Vertreibung der jüdischen Gemeinschaft in 1492 führte. Sie erörtern auch die komplexen Beziehungen zwischen Christen, Muslime und Juden während der Reconquista. Spannend wird die politische Rolle von Frauen und die religiöse Koexistenz der Zeit thematisiert.
Die Hochzeit von Isabella und Ferdinand 1469 führte zur politischen Einheit Spaniens und zur religiösen Homogenität auf Kosten der jüdischen Bevölkerung.
Die brutale Umsetzung der Reconquista und das Alhambra-Edikt von 1492 markierten eine entscheidende Wende in der spanischen Gesellschaft und deren kultureller Vielfalt.
Deep dives
Die königliche Vereinigung von Ferdinand und Isabella
Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien heirateten 1469 und vereinigten durch diese Ehe fast die gesamte iberische Halbinsel unter einer Krone. Diese politische Allianz war zu der Zeit umstritten, da Isabellas Familie nicht mit dem Schritt einverstanden war, und man bereits andere Heiratspläne für sie hatte. Ferdinand hatte bereits mehrere Kronen getragen, darunter König von Sizilien und später von Aragon und Neapel, und durch die Hochzeit konnte er auch den Titel König von Kastilien und Leon annehmen. Diese Vereinigung legte den Grundstein für die spätere Macht und Einfluss Spaniens, welches eine wichtige Rolle in der europäischen Geschichte spielte.
Muslimische Herrschaft und die Reconquista
Die muslimische Herrschaft über die iberische Halbinsel begann 711 und dauerte über 800 Jahre, in denen Muslime, Juden und Christen teilweise friedlich koexistierten. Der Weg zur christlichen Rückeroberung, bekannt als Reconquista, wurde durch Ferdinand und Isabella 1492 mit der Eroberung von Granada vollendet. Diese Reconciliation führte nicht nur zur Vertreibung der Muslimen, sondern war auch ein Schritt in Richtung religiöser Homogenität im spanischen Königreich. Die brutale Umsetzung der Reconquista wurde von einer Ideologie getragen, die die Vorstellung einer 'reinen' christlichen Nation propagierte.
Das Alhambra-Edikt und die Juden
Mit dem Alhambra-Edikt von 1492 wurden die Juden aus Spanien vertrieben, nachdem sie zuvor jedoch lange Zeit geduldet worden waren. Diese Entscheidung wurde als Notwendigkeit zur Bewahrung der katholischen Identität Spaniens gerechtfertigt, wobei das Edikt auch auf der Annahme basierte, dass konvertierte Juden negative Einflüsse auf die echten Christen hatten. Die vertriebene jüdische Bevölkerung suchte Zuflucht in verschiedenen Regionen, einschließlich des Osmanischen Reichs, wo sie schließlich Schutz und Möglichkeiten fanden, während das spanische Reich wirtschaftlich und kulturell litt. Historiker sehen in dieser Vertreibung nicht nur einen Verlust an Diversität, sondern auch eine langfristige Abwärtsentwicklung der spanischen Gesellschaft.
Die politische Bedeutung von Ferdinand und Isabella
Ferdinand und Isabella gelten als Schlüsselfiguren der spanischen Geschichte, deren Herrschaftsform eine politische Gleichberechtigung vorsah, obwohl Isabella letztlich den Vorrang hatte. Ihre Zusammenarbeit prägte die politische Landschaft Spaniens und führte zu einer Einigung der beiden Königreiche, auch wenn die kulturellen Unterschiede und die Unabhängigkeit beibehalten wurden. Die beiden Monarchen kombinierten ihre Macht auch mit dem religiösen Eifer, was zu brutalen Inquisition und Verfolgung von Andersgläubigen führte. Diese Komplexität ihrer Herrschaft unterstreicht die Herausforderungen, die mit dem Streben nach Einheit und Identität in einer vielfältigen und konfliktreichen Gesellschaft verbunden waren.
Ihre Heirat steht für die große spanische Einheit im 15. Jahrhundert: Mit der Ehe von Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon wird ihr Herrschaftsgebiet durch und durch katholisch. Auf Kosten der jüdischen Minderheit.
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Ihr hört in dieser "Eine Stunde History":
00:05:40 - Die Berliner Historikerin Birgit Aschmann über Isabella und Ferdinand, die auch "die Katholischen" genannt werden.
00:22:57 - Der Historiker und Mittelalterexperte Nicolas Jaspert beschreibt Ablauf und Folgen der Reconquista unter Ferdinand und Isabella.
00:35:13 - Der Historiker Michael Wolffsohn beschäftigt sich mit den Konsequenzen des "Edikts von Alhambra", durch das jüdische Männer, Frauen und Kinder das Land verlassen mussten.