Vivien Timmler, SZ-Journalistin mit Fokus auf die Grünen, bietet spannende Einblicke in Robert Habecks politischen Werdegang und seine Ambitionen, Kanzler zu werden. Sie diskutiert seinen besonderen Politikstil und die Herausforderungen, die ihm durch das missratene Heizungsgesetz entstehen. Außerdem wird sein überraschender Vorschlag zur Besteuerung von Kapitalerträgen thematisiert, um soziale Gerechtigkeit zu fördern. Timmler beleuchtet auch die Reaktionen innerhalb der Grünen und die Herausforderungen, die er in der Migrationspolitik bewältigen muss.
Robert Habeck verfolgt im Wahlkampf eine personalisierte Strategie, die seine persönliche Beliebtheit über die der Grünen stellt, was symptomatisch für innere Spannungen ist.
Trotz positiver Erfolge in der Energiepolitik sieht sich Habeck aufgrund kontroverser Entscheidungen und innerparteilichem Widerstand großen Herausforderungen gegenüber, die seine Kanzlerambitionen gefährden könnten.
Deep dives
Habecks Personalisierung der Grünen
Robert Habeck präsentiert sich im Wahlkampf als zentraler Akteur der Grünen, obwohl die Partei traditionell auf Inhalte fokussiert war. Mit dem Slogan 'Ein Mensch, ein Wort' und großen Bildern von Habeck auf Plakaten setzen die Grünen auf eine Personenwahlkampagne, was von vielen als einzigartig für die Partei wahrgenommen wird. Habeck wird als charismatischer Redner beschrieben, dessen persönliche Beliebtheit die seiner Partei übersteigt. Diese Strategie könnte jedoch mit innerparteilichen Spannungen kollidieren, da viele Mitglieder der Grünen skeptisch gegenüber einer personalisierten Politik sind.
Habecks Herausforderungen und Erfolge
Habecks Zeit als Wirtschaftsminister wird sowohl von Lob als auch von Kritik geprägt. Während er als Experte für erneuerbare Energien angesehen wird, haben einige seiner Aussagen und Entscheidungen, wie das umstrittene Heizungsgesetz, zu einem Vertrauensverlust in ihm geführt. Seine Fähigkeit, Deutschland von russischen Gaslieferungen unabhängig zu machen, wird jedoch als bedeutender Erfolg gewertet. Diese gemischte Bilanz zeigt, dass Habeck sowohl mit großen Herausforderungen als auch mit persönlichen Rückschlägen konfrontiert ist.
Wahlkampf und Themenangebot der Grünen
Im Wahlkampf fokussiert sich Robert Habeck auf das Thema Lebensbezahlbarkeit und plant signifikante Entlastungen für Familien. Die Grünen streben eine Senkung der Energiepreise an und schlagen massive Investitionen in Infrastruktur und soziale Einrichtungen vor. Um diese Programme zu finanzieren, plant Habeck unter anderem eine Steuer auf Kapitalerträge und eine Milliardärsteuer. Diese Vorschläge könnten sowohl Zustimmung als auch Widerstand innerhalb der Partei und bei den Wählern hervorrufen.
Koalitionsfragen und Zukunftsperspektiven
Die Möglichkeit einer Koalition zwischen den Grünen und der Union wird diskutiert, wobei Robert Habeck als potenzieller Verhandlungspartner gesehen wird. Trotz seiner Bereitschaft, in der Migrationspolitik Kompromisse einzugehen, gibt es Widerstand innerhalb der Grünen gegen einen härteren Kurs. Diese Situation zeigt die Spannungen zwischen Habecks Machtambitionen und der Basis der Partei. Letztlich könnte die politische Zukunft von Habeck davon abhängen, ob er eine Regierungsbeteiligung erreichen kann und wie er auf die Herausforderungen in der Opposition reagieren würde.
Robert Habeck will Kanzler werden – im zweiten Anlauf, nachdem er es 2021 nicht mal versuchen durfte und Annalena Baerbock den Vortritt lassen musste. Nun probiert er es außerdem aus einer höchst misslichen Ausgangslage heraus noch einmal. Sein spezieller Politikstil scheint an Grenzen zu stoßen und schwer wiegt die Bürde des missglückten Heizungsgesetzes. Was ist für ihn überhaupt möglich?
Darum geht es in dieser dritten von sechs Sonderfolgen von "Auf den Punkt" zur Bundestagswahl am 23. Februar. In sechs Episoden, die immer Samstag und Sonntag bis zur Wahl erscheinen werden, stellen wir die Personen genauer vor, die diesen ungewöhnlichen, kurzen und lauten Wahlkampf prägen: Woher kommen sie und wie kommen sie daher auch zu ihren inhaltlichen Überzeugungen? Was treibt sie an und wie wollen sie das Land verändern?
Die weiteren Termine im Überblick:
Christian Lindner – Die Freiheit nehm' ich mir (9. Februar)
Sahra Wagenknecht – Ein neuer Rechts-Links-Populismus? (15: Februar)
Friedrich Merz – Mit unbedingtem Willen zur Macht (16. Februar)
Redaktionsschluss für diese Folge: 06.02., 18 Uhr.
Zusätzliches zitiertes Audio-Material: "Alles gesagt?", Zeit Online, 23. April 2018.
Redaktion, Moderation: Nicolas Richter und Henrike Roßbach
Redaktion: Vinzent-Vitus Leitgeb
Mitarbeit: Lilli Braun
Produktion: Julia Ongyerth
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