

Was denkst du denn?
Nora Hespers und Rita Molzberger
Wo ist die Schamgrenze - zum Beispiel in der Sauna? Wie läuft das mit Schuld und Entschuldigung? Und darf ich eigentlich die politische und moralische Haltung von jemandem in Frage stellen? Rita Molzberger und Nora Hespers stellen sich all diese Fragen und diskutieren. Mal mehr mal weniger fachlich, aber immer auf der Suche nach Erkenntnisgewinn. Klingt bierernst, ist aber mitunter ganz schön witzig. Denn erst mal gibt es keine Denkverbote. Wir umkreisen Themen, decken auf, fragen nach, stellen Vermutungen an, sind uns oft einig - aber lernen immer wieder auch was Neues dazu. Wir haben einfach Spaß daran, laut zu denken. Denkt doch einfach 'n bisschen mit!
Episodes
Mentioned books

Jun 18, 2021 • 1h 4min
Das Perpendikel des Egoismus
... oder das Spannungsfeld zwischen Egoismus und Sozialität
Wieviel Egoismus verträgt eigentlich eine Gesellschaft? Und wieviel Altruismus können wir leben, ohne dass wir dabei selbst auf der Strecke bleiben? Das ist das Spannungsfeld, das wir in dieser Folge ausloten wollen. Dabei fokussieren wir uns vor allem auf den Egoismus und gehen ihm auf den Grund. Vielmehr tut Rita das, denn hinter dem Begriff tut sich ein Abgrund auf, dessen Anblick nur schwer erträglich ist.
Deshalb gibt es bei ca. 45 Minuten eine Triggerwarnung. Denn an dieser Stelle besprechen wir eingehender, was hinter den Werken von de Sade steckt. Und da es bei diesen Werken um sexuelle Gewalt geht wollen wir euch schon an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ihr da vorspulen könnt. Wir haben euch einen Marker gesetzt in den Shownotes, wo ihr wieder einsteigen könnt. Wenn ihr ganz sicher gehen wollt, dann steigt einfach 10 Minuten später wieder ein bei der Shownote "Die großen Bögen der Geschichte".
Ritas Literaturliste:
Böhme, Hartmut: Natur und Subjekt. Frankfurt/Main 1988. (Kap.: "Umgekehrte Vernunft. Dezentrierung des Subjekts bei Marquis de Sade".)
Kant, Immanuel: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht. Göttingen 2019. [1784]
Lacan, Jacques: Kant mit Sade. 1975 [1963] Überarbeitete Version 2014 von Mai Wegener abrufbar unter https://lacan-entziffern.de/kant-mit-sade/jacques-lacan-kant-mit-sade-uebersetzung/ (Datum des letzten Abrufs: 05.06.2021)
Neuhouser, Frederick: Pathologien der Selbstliebe. Freiheit und Anerkennung bei Rousseau. Frankfurt/Main 2012.
Rang, Martin: Rousseaus Lehre vom Menschen. Göttingen 1959.
Reinhardt, Volker: De Sade oder die Vermessung des Bösen. München 2014.
Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigentum. Stuttgart 1972. [1844]

Jun 4, 2021 • 1h 22min
Verstehendes Genießen, genießendes Verstehen
... warum Kontext nix kaputt macht
Ein instagram-Projekt soll die Widerstandskämpferin "Sophie Scholl" einer jungen Generation nahbar machen. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und historischen Fakten. Auf Kontext und Hintergründe wurde in den ersten drei Wochen nahezu verzichtet. Er würde die Fiktion stören. Eine durchaus problematische Haltung.
Es ist so eine Sache mit dem historischen Reenactment. Auf der einen Seite steckt dahinter der Wunsch, Geschichte erlebbar zu machen. So "echt" und "authentisch" wie möglich zu erzählen. Auf der anderen Seite können wir das natürlich nur fragmentarisch. Denn niemand von uns wird einen umfassenden Eindruck aus dieser Zeit haben können. Und so ist es auch beim instagram-Account "Ich bin Sophie Scholl". Es sei ein Experiment, so die Aussage der Redaktion. Pionierarbeit. Was die Größe und die Dauer des Projektes angeht stimmt das. Auch den Versuch, eine historische Person so in unsere Zeit zu holen, dass man mit ihr in den Kommentaren auch interagieren kann, hat noch niemand unternommen. Aber es gibt natürlich eine Basis, auf die zurückgegriffen werden kann. So gibt es jede Menge Diskussionen um das wie, ob, wann und mit welchen Kontexten historisches Reenactment überhaupt stattfinden kann und sollte.
Rita und Nora schauen sich in dieser Folge einige Posts und Kommentare des Accounts an, analysieren die Referenzen und Kontexte und fragen, ob das überhaupt gelingen kann? Ist Kontext verzichtbar, wenn es darum geht, gerade eine junge Zielgruppe für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zu begeistern?
Ritas Literaturliste:
Gadamer, Hans-Georg: Hermeneutik I. Wahrheit und Methode. Tübingen 1990.
Hinz, Melanie: Reenactment. 18.07.2011, abrufbar unter https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/kulturelle-bildung/60259/reenactment (Datum des letzten Abrufs 28.05.2021)
Jaus, Hans Robert: Ästhetische Erfahrung und literarische Hermeneutik. Frankfurt/Main 1982.
Lambers, Helmut: Geschichte der Sozialen Arbeit. Wie aus Helfen Soziale Arbeit wurde. 2. Auflage. Heilbrunn 2018, S. 109-140.
Malthus, Thomas Robert: Das Bevölkerungsgesetz. Berlin 2021. (Im Erscheinen)
Ostrom, Elinor: Was mehr wird, wenn wir teilen. Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter. München 2011.
Volkenandt Claus: Hermeneutik. In: Pfisterer U. (Hrsg.): Metzler Lexikon Kunstwissenschaft. Stuttgart 2001, S. 167-170. Abrufbar unter https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-476-00331-7_68.pdf (Datum des letzten Abrufs 28.05.2021)
Noras Linkliste:
Bergstermann, Karin: Wie wichtig war Johanna Haarer wirklich? - Teil 1/4. 19.05.2020, abrufbar unter http://saeuglingspflege-blog.de/blog/wie-wichtig-war-johanna-haarer-wirklich-Teil-1/ (Datum des letzten Abrufs 31.05.2021)
Hespers, Nora: Sophie Scholl als Insta-Freundin: Das heikle Spiel mit einer historischen Figur. 28.05.2021, abrufbar unter https://uebermedien.de/60159/sophie-scholl-als-insta-freundin-das-heikle-spiel-mit-einer-historischen-figur/ (Datum des letzten Abrunfs 31.05.2021)
Hespers, Nora Kann man das Leben im Dritten Reich erklären, indem man Sophie Scholl nachspielt? - Holger ruft an - Der Übermedien-Podcast. 29.05.2021, abrufbar unter https://uebermedien.de/60368/kann-man-das-leben-im-dritten-reich-erklaeren-indem-man-sophie-scholl-nachspielt/ (Datum des letzten Abrufs 31.05.2021)
Kleine Pause Podcast - Kritik am Account "Ich bin Sophie Scholl" aus pädagogischer Sicht. Ein insta-TV-Talk. 11.05.2021, abrufbar unter https://www.instagram.com/tv/COvp1LUH1OW (Datum des letzten Abrufs 31.05.2021)

May 21, 2021 • 1h 11min
In Stein gemeißelt
... über die Philosophie des analogen und digitalen Schreibens
Etwas schriftlich niederlegen, darlegen und veröffentlichen ist ein großes Ding. Zumindest, wenn es sich um Bücher handelt oder wissenschaftliche Arbeiten. Aber auch im Digitalen kommunizieren wir täglich - vor allem schreibend.
Nora hat ein Buch geschrieben, das gerade veröffentlicht wurde. Rita ringt mit ihrer Dissertation. Und das hat mitunter etwas damit zu tun, was Schreiben eigentlich bedeutet. Also was es bedeutet, wenn wir etwas schriftlich zur Veröffentlichung festhalten, obwohl wir wissen, dass wir damit nur einen Moment der Erkenntnis erfassen können, während sich die Welt ja weiter dreht. Aber eigentlich schreiben wir alle. Täglich. Gerade im Digitalen kommunizieren wir ziemlich viel schriftlich. Wenn wir uns in sozialen Netzwerken veröffentlichen zum Beispiel. In E-Mails. Wir schreiben Einkaufszettel - und manchmal sogar noch Postkarten und Briefe. Die verfassen wir dann oft sogar noch handschriftlich. Aber was macht das Schreiben mit uns? Was dokumentieren wir? Wo gibt es Leerstellen? Und warum würde Rita ihre Dissertation womöglich in Stein gemeißelt abgeben? Fragen über Fragen, die wir wie immer diskutieren, aber nie wirklich klären können.
Ritas Literaturliste:
Birk, Elisabeth/Schneider, Jan Georg (Hrsg.): Philosophie der Schrift. Tübingen 2009.
Brücker, Tobias: Auf dem Weg zur Philosophie: Friedrich Nietzsche schreibt "Der Wanderer und sein Schatten". Paderborn 2019.
Derrida, Jacques: Grammatologie. Frankfurt/Main 1983.
Derrida, Jacques: Die Schrift und die Differenz. Frankfurt/Main 2000.
Eckardt, Andre: Philosophie der Schrift. Heidelberg 1965. Abrufbar unter https://www.vordenker.de/downloads/eckardt_philosophie-der-schrift.pdf (Datum des letzten Abrufs 16.05.2021)
Wimmer, Klaus-Michael: Der Andere und die Sprache. Vernunftkritik und Verantwortung. Berlin 1988.
Zirfas, Jörg: Anthropologie als Spurensuche. In: ZfE, Beiheft 1/2002, S. 63-72.

May 7, 2021 • 1h 5min
K.L.U.K.
... oder warum es dumm ist, wenn die Klügeren immer nachgeben
Was tun, wenn zwei sich streiten und man keinen Bock hat auf ein kompliziertes Aushandeln des Konflikts? Genau: Einmal "Der oder die Klügere gibt nach" in den Raum rufen und - puff - Streit beendet. Nur, wenn die Klügeren immer nachgeben, gewinnen dann nicht am Ende immer die Dummen?
Über Dummheit haben wir in Folge 104 gesprochen unter dem Titel "Ignoranzkompetenz" - diesmal geht's darum, was eigentlich klug ist. Oder kluges Handeln. Wann verhalten wir uns eigentlich klug? Und ist das Nachgeben Teil dieses klugen Handelns? Oder ist es nicht hin und wieder auch klug, eben genau nicht nachzugeben, sondern Grenzen zu setzen? Warum wir uns an dem Spruch "Der oder die Klügere gibt nach stören" und was eigentlich gemeint sein sollte, wenn wir sowas sagen, darüber diskutieren Rita und Nora in dieser Folge des WDDD Podcast.
P.S. Bitte entschuldigt die Tonqualität. Wir mussten diesmal umständehalber und sehr kurzfristig auf Zoom ausweichen - und Rita muss noch technisch nachgerüstet werden. Ist aber in Arbeit!
Ritas Literaturliste:
Aristoteles: Nikomachische Ethik. Berlin 1983.
Fink, Eugen: Erziehungswissenschaft und Lebenslehre. Freiburg i.Br. 1970.
Foot, Philippa: Die Wirklichkeit des Guten. Moralphilosophische Aufsätze. Frankfurt/Main 1997.
Habermas, Jürgen: Erläuterungen zur Diskursethik. Frankfurt/Main 1991. (Kapitel „Vom pragmatischen, ethischen und moralischen Gebrauch der praktischen Vernunft“)
Luckner, Andreas: Klugheit. Berlin, New York 2005.
Nussbaum, Martha: Nicht-relative Tugenden. Ein aristotelischer Ansatz. In: Rippe, Klaus-Peter/Schaber, Peter (Hrsg.): Tugendethik. Ditzingen 1998, S. 114-165
Linkliste:
Wer oder was ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt?. Danger Dan und Igor Levit zu Gast bei Jan Böhmermann. ZDF Magazin Royale vom 09. April 2021 (Zuletzt abgerufen am 7. Mai 2021)

Apr 23, 2021 • 1h 4min
Zappeln im Netz der Sprache
Wie sich Sprache und Wirklichkeit gegenseitig gestalten
"Sprache schafft Realität" - ein viel bemühter Satz. Aber stimmt er auch? Denn eigentlich bildet Sprache zunächst eher Wahrnehmung ab. Wir formulieren mit ihr auch eine Realität, die wir uns wünschen. Wir entwerfen uns mit ihr. Aber damit daraus Konsens wird, eine allgemeingültige oder zumindest mehrheitsgültige Realität, muss einiges mehr passieren.
Und dann ist da ja auch noch der Umstand, dass wir nicht nur sprechend kommunizieren. Sondern auch in Gesten zum Beispiel. Oder in Räumen. Und dass nicht nur das Codieren zum Akt der Kommunikation gehört, sondern auch das de-codieren. Das heißt: Wir müssen auf vielfältige Arten lesen können - und das können wir - um zu verstehen. Aber wie immer sind all diese Prozesse störanfällig - und spätestens da fängt dann das Zappeln an.
Ritas Literaturliste:
Das Ende des "linguistic turn"? Stellungnahmen von Wolfgang Barz, Thomas Grundmann, Albert Newen und Christian Nimtz. In: Information Philosophie 1/2017. Abrufbar unter: https://philosophie.uni-koeln.de/sites/cssip/Publikationen/DasEndedeslingusticturn.pdf (Datum des letzten Abrufs: 16.04.2021)
Endler, Rebekka: Das Patriarchat der Dinge. Warum die Welt Frauen nicht passt. Köln 2021.
Funke, Joachim: Sprache und Denken: Einerlei oder Zweierlei? Einige Überlegungen aus Sicht der Psychologie. Interdisziplinäres Forum - Ringvorlesung Wintersemester 1999/2000 "Sprache und Denken". Gefördert von der Studienstiftung des Deutschen Volkes und der Universität Heidelberg. Vortrag gehalten am 18.11.1999. Abrufbar unter: https://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/mitarb/jf/Funke1999Sprache&Denken.pdf (Datum des letzten Abrufs: 17.04.2021)
Hülsse, Rainer: Sprache ist mehr als Argumentation. Zur wirklichkeitskonstituierenden Rolle von Metaphern. In: Zeitschrift für Internationale Beziehungen. 10. Jahrgang, Heft 2/2003. S. 211-246.
Koller, Hans-Christoph: "Alles Verstehen ist daher immer zugleich ein Nicht-Verstehen". Wilhelm von Humboldts Beitrag zur Hermeneutik und seine Bedeutung für eine Theorie interkultureller Bildung. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 6/2003, S. 515–531.
Gümüşay, Kübra: Sprache und Sein. Wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. Berlin 2020.
Nietzsche, Friedrich: Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn. KSA Band 3. München, Berlin, New York 1999.
Wittgenstein, Ludwig: Tractatus logico-philosophicus. Werkausgabe, Band 1. Frankfurt/Main 1984. [Orig. 1921]
Danger Dan: Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt. 2021. Abrufbar unter https://youtu.be/Y-B0lXnierw (Datum des letzten Abrufs 18.04.2021)
ZDF Magazin Royale, Talk Igor Levit und Danger Dan: Wer oder was ist von der Kunstfreiheit gedeckt? https://youtu.be/8FXQOVnp8lk (Datum des letzten Abrufs 17.04.2021)

Apr 9, 2021 • 1h 22min
Empathie im Dreieck II
Zwischen Mitgefühl und Übergriff
Die Fähigkeit uns in andere hineinzuversetzen, mitzufühlen und mitzuerleben ist zunächst mal nur eine Fähigkeit. Sie ist weder gut noch schlecht. Das wird sie erst durch unser handeln - oder nicht handeln. Manchmal ist Empathie aber sogar hinderlich. Und es kann sogar übergriffig sein, sich in andere hineinzudenken.
In dieser zweiten Folge zum Thema "Empathie" wollen wir den Dingen auf den Grund gehen, die zu Störungen führen. Und zwar erstmal im Alltäglichen. Dafür müssen wir Empathie noch nicht einmal missbrauchen, etwa um unser gegenüber zu manipulieren. Es geht darum, einen Umgang mit unserer Empathie zu lernen. Denn es gibt auch ein zu viel an Empathie, das uns selbst überfordern kann. Es ist also eine Frage der Dosis - und die ist sehr individuell.
Ritas Literaturliste:
Breithaupt, Fritz: Die dunklen Seiten der Empathie. Berlin 2017.
Breithaupt, Fritz: Kulturen der Empathie. Frankfurt/Main 2009.
Breyer, Thiemo: Grenzen der Empathie. Philosophische, psychologische und anthropologische Perspektiven. Paderborn 2013.
Bode, Sabine: Die vergessene Generation - Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen. Klett-Cotta 2004.
Müller-Münch, Ingrid: Die verprügelte Generation - Kochlöffel, Rohrstock und die Folgen. Klett-Cotta 2012.
Landauer, Gustav: Von der tierischen Grundlage. In: Die Weltbühne, Bd. 2, Nr. 27. Berlin 04.07.1918, S. 3-9
Misselhorn, Catrin: Künstliche Intelligenz und Empathie. Vom Leben mit Emotionserkennung, Sexrobotern & Co. Ditzingen 2021.
Noras Linkliste:
Ich schäme mich für dich! - Wofür wir dieses doofe Gefühl brauchen. WDDD Podcast Episode 16 vom 20.08.2017
Noras Filmtipp:
Willinger, Isa (Buch): Hi, AI – Liebesgeschichten aus der Zukunft

Mar 26, 2021 • 1h 7min
Empathie im Dreieck I
Mitfühlen, mitdenken, miterleben
Was ist eigentlich Empathie? Also philosophisch gesehen. Was gehört dazu, welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit wir von Empathie sprechen. Und ist Empathie nur gut? Oder kann Empathie auch schlecht sein? In dieser ersten Folge zur Empathie legen wir die Grundlagen einer philosophischen Annäherung an das Thema. Achtung: Gefahr der Spiegelneuronenverzappelung!
Empathie ist schon eine sehr besondere Fähigkeit. Und sie ist ganz schön komplex. Aber nicht nur Menschen sind fähig, empathisch zu handeln. Auch bei Tieren wird empathisches Verhalten beobachtet. Und wie sieht es eigentlich mit Maschinen aus? Oder mit Dingen? Das Spannendste ist aber vielleicht, dass wir sofort versucht sind, Empathie auch moralisch zu werten. Also "wir" meint in dem Fall Nora, weil Rita das Spielchen natürlich längst durchschaut hat. Außerdem bekommt ihr in dieser Folge schon die ersten Hinweise darauf, worüber wir dann in Teil zwei zur Empathie sprechen werden: The dark side of the moon sozusagen. Aber - öhm - war da nicht was mit Hell-Dunkel-Metaphern?! Damn it.
Ritas Literaturliste:
Benz-Schwarzburg, Judith: Sind wir auf den Hund gekommen und haben das Schwein vergessen? In Sublin/mes. Philosophieren von unten 6, 2016, S. 63-73.
Breithaupt, Fritz: Kulturen der Empathie. Frankfurt/Main 2009.
Breyer, Thiemo: Grenzen der Empathie. Philosophische, psychologische und anthropologische Perspektiven. Paderborn 2013.
de Waal, Frans: Das Prinzip Empathie: Was wir von der Natur für eine bessere Gesellschaft lernen können. München 2011.
Hofmann, Kerstin: In Geschichten verstrickt … Menschen, Dinge, Identitäten. In: Boschung, Dietrich/ Kreuz, Patric A./ Kienlin, Tobias: (Hrsg.): Biography of Objects. Aspekte eines kulturhistorischen Konzepts. Morphomata 31. München 2015, S. 87-123 (hier v.a.: Kap. 3.2)
Landauer, Gustav: Von der tierischen Grundlage. In: Die Weltbühne, Bd. 2, Nr. 27. Berlin 04.07.1918, S. 3-9
Misselhorn, Catrin: Künstliche Intelligenz und Empathie. Vom Leben mit Emotionserkennung, Sexrobotern & Co. Ditzingen 2021.
Schapp, Wilhelm: In Geschichten verstrickt. Zum Sein von Mensch und Ding. 5. Aufl. Frankfurt/Main 2012 [Orig. 1953]
Noras Filmtipp:
Willinger, Isa (Buch): Hi, AI - Liebesgeschichten aus der Zukunft

Mar 12, 2021 • 1h 1min
Verantwortung kost teuer!
oder: Wem antworten wir da überhaupt - und warum?
Zwei Künstler:innen - Moshtari Hilal und Sinthujan Varatharajah - sprechen in einem insta-Live über Nazierbe und prägen dabei den Begriff "Mensch mit Nazihintergrund". Sie erzwingen damit einen Perspektivwechsel und verweisen auf eine Verantwortung handelnder Personen, wenn es um die Familiengeschichte im NS geht. Ein spannender Aspekt, diese Verantwortung. Denn es stellt sich natürlich auch die Frage: Was verantworten wir da eigentlich, vor wem, warum? Und können Tiere das eigentlich auch, sich verantworten?
Und überhaupt, warum wiegt Verantwortung so schwer? Und warum entlohnen wir diejenigen, die bestimmte Verantwortungen tragen, so fürstlich? Wir landen nicht nur beim Patriarchat und dem Oikos, sondern auch bei den alten Römern, in einer "Life of Brian"-Schleife - und in Sekunden der Sprachlosigkeit. Denn Rita hat, was die Verantwortungsfrage angeht, einen regelrechten Plottwist mitgebracht!
Ritas Literaturliste:
Apel, Karl-Otto: Diskurs und Verantwortung. Das Problem des Übergangs zur postmodernen Moral. Frankfurt/Main 1990.
Birnbacher, Dieter: Verantwortung für zukünftige Generationen. Stuttgart 1988.
Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung. 3 Bände. Frankfurt/Main 1980. [1938-1947]
Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Frankfurt/Main 1984. [1979]
Jonas, Hans: Dem bösen Ende näher. Gespräche über das Verhältnis des Menschen zur Natur. Frankfurt/Main 1993, S. 57
Weber, Max: Politik als Beruf. Stuttgart 1992. [1919]
Weischedel, Wolfgang: Das Wesen der Verantwortung. Ein Versuch. Frankfurt/Main 1974.
Wetz, Franz Josef: Hans Jonas. Eine Einführung. Wiesbaden 1994.
Noras Linkliste:
Nazierbe - Das Gespräch zwischen Moshtari Hilal und Sinthujan Varatharajah bei instagram (Gesendet 15.02.2021)
K-Pop-Band BTS: Empörung über Bayern-3-Moderator - Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 26.02.2021
Tagebau 3-D-Projekt des WDR - Verantwortung und Natur

Feb 26, 2021 • 1h 16min
Poligogik, Pädatik
... und diskursive Demokratie
Beim Begriff "Erwachsenenerziehung" schüttelt es Rita. Aber genau dieses Wort hat Nora dazu gebracht, sich zu fragen, wie viel Pädagogik eigentlich in der Politik steckt. Und was das mit Demokratie und dem Verhältnis von Bürgerinnen und Bürgern zum Staat und seinen Organen macht.
Die Beobachtung, die dahinter steckt: Die Entscheidungsträger:innen der Politik in Deutschland, sind vor allem männlich und gar nicht mal so jung. Ihr Führungsstil erinnert eher an eine autoritäre Pädagogik, so wie sie vielleicht die Elterngeneration noch erlebt hat. Was nicht gleichbedeutend ist mit einem an sich autoritären Staat. Es geht um den politischen Führungsstil. Die pädagogischen Konzepte um uns herum haben sich aber stark verändert. Treffen hier vielleicht Welten aufeinander? Und erzeugt ausgerechnet das so viel Reibung? Damit es nicht im Gefühligen bleibt hat Rita sich wie immer gut eingelesen. Denn das Phänomen rund um Macht, politische Führungsstile und Pädagogik hat auch schon andere kluge Köpfe beschäftigt.
Ritas Literaturliste:
Binder, Ulrich: Die Pädagogisierung des Rechts. In: Zeitschrift für Pädagogik. 60. Jahrgang 2014, Heft 3, S. 409-428.
Bröckling, Ulrich: Gute Hirten führen sanft. Über Mediation. In: Mittelweg 36, 2015, S. 171-186.
Foucault, Michel: Geschichte der Gouvernementalität I. Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. Frankfurt/Main. 2004. [1978]
Lessenich, Stephan: Der Sozialstaat als Erziehungsagentur. Aus Politik und Zeitgeschichte 49 – 50, 2012, S. 55 – 61. Abrufbar unter https://www.bpb.de/apuz/150630/der-sozialstaat-als-erziehungsagentur (Datum des letzten Abrufs: 20.02.2021)
Mouffe, Chantal: Das demokratische Paradox. Übersetzt und mit einer Einleitung versehen von Oliver Marchart. Wien, Berlin 2018.
Pfaller, Robert: Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur. Frankfurt/Main 2017.
Noras Linkliste:
Der Fall Andreas Scheuer: Scheuers PKW-Maut-Affäre: Chronik des Scheiterns (Tagesschau.de vom 01.10.2020)
Der Fall von der Leyen: Daten offenbar unwiederbringlich gelöscht (Tagesschau.de vom 13.01.2020)

Feb 12, 2021 • 1h 9min
Milchmädchen und Freunde
... über den Wert von Beziehungen, Ökonomie und Souveränität
Wir leisten Beziehungsarbeit, investieren in Freundschaften, machen Abstriche für Partner:innen, und am Ende des Tage fragen wir uns, ob sich das alles gelohnt hat. Wenn wir über Beziehungen sprechen, nutzen wir häufig ökonomisches Vokabular. Warum eigentlich?
Was kostet es eigentlich, so einen Podcast zu machen? Was investieren Rita und Nora in dieses Projekt? Ganz ehrlich: So richtig lässt sich das nicht beziffern, selbst dann, wenn wir versuchen würden, all das, was in diesem Podcast steckt, zu quantifizieren. Und trotzdem können wir uns auch nicht so ganz lösen von ökonomischen Bezügen und Beziehungen. Überhaupt ist uns das Vokabular der Ökonomie so in Fleisch und Blut übergegangen, dass wir es auch da nutzen, wo uns eigentliche andere Werte wichtiger sein sollten - und vielleicht auch sind. Aber wir können sie eben nicht so leicht benennen. Wie unsere Beziehungen aussehen, warum wir die Ökonomie da nicht - haha - rausrechnen können, und warum wir Souveränität brauchen in Beziehungen, darum geht's in dieser Ausgabe von "Was denkst du denn?".
Ritas Literaturliste
Bergmann, Jens: Der Preis der Liebe. In: Brandeins. 2000. Abrufbar unter https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2000/design/der-preis-der-liebe (Datum des letzten Abrufs: 05.02.2021)
Böhme, Gernot: Ethik leiblicher Existenz. Frankfurt/Main 2008, S. 188 – 201 (Kap. „Souveränität und die Ethik des Pathischen“)
Houellebecq, Michel: Ausweitung der Kampfzone. Reinbek bei Hamburg 2000.
Illouz, Eva: Der Konsum der Romantik. Frankfurt/Main 2007.
Kuchler, Barbara/ Beher, Stefan: Soziologie der Liebe. Romantische Beziehungen in theoretischer Perspektive. Frankfurt/Main 2014.
Nida-Rümelin, Julian: Homo oeconomicus versus homo ethicus. Über das Verhältnis zweier Grundorientierungen menschlicher Existenz. In: Vossenkuhl, Wilhelm et al. (Hrsg.): Ecce Homo! Menschenbild – Menschenbilder. Stuttgart 2009, S. 49 – 65.
Wimbauer, Christine: Geld und Liebe. Zur symbolischen Bedeutung von Geld in Paarbeziehungen. Frankfurt/Main 2003.