

Was denkst du denn?
Nora Hespers und Rita Molzberger
Wo ist die Schamgrenze - zum Beispiel in der Sauna? Wie läuft das mit Schuld und Entschuldigung? Und darf ich eigentlich die politische und moralische Haltung von jemandem in Frage stellen? Rita Molzberger und Nora Hespers stellen sich all diese Fragen und diskutieren. Mal mehr mal weniger fachlich, aber immer auf der Suche nach Erkenntnisgewinn. Klingt bierernst, ist aber mitunter ganz schön witzig. Denn erst mal gibt es keine Denkverbote. Wir umkreisen Themen, decken auf, fragen nach, stellen Vermutungen an, sind uns oft einig - aber lernen immer wieder auch was Neues dazu. Wir haben einfach Spaß daran, laut zu denken. Denkt doch einfach 'n bisschen mit!
Episodes
Mentioned books

Oct 12, 2018 • 55min
Kurse in Verspannung
oder: Was ist eigentlich ein Hobby?
Was ist eigentlich ein Hobby? Gute Frage, denn weder Rita noch Nora können so richtig was mit dem Begriff anfangen. Immerhin befinden sie sich damit in bester Gesellschaft, denn auch Theodor W. Adorno empfand die Frage nach seinen Hobbies - nunja - als Beleidigung. Aber warum eigentlich? Was ist ein Hobby und wie fühlt sich das an? Und was hat der Begriff mit dem zu tun, was wir heute als Leistungsgesellschaft bezeichnen? Ein Ergebnis des Gesprächs: Es gab eine Zeit, in der Erwerbsarbeit - in bestimmten Kreisen - als gar nicht so wichtig angesehen wurde. Viel anerkannter war das Gesellschaft leisten. Ein ziemlich spannender Gedanke, oder?
Ritas Literaturliste:
Adorno, Theodor W.: Freizeit.1965. Abrufbar unter https://www.conne-island.de/nf/103/22.html
Verheyen, Nina: Die Erfindung der Leistung. Berlin. 2018.

Sep 28, 2018 • 58min
Anleitung zum Mutigsein
Vom Wunsch, die eigene Strebkraft zu testen
Was ist eigenlich Zivilcourage? Was ist es, das Menschen mutig macht? Das haben wir uns in dieser Episode gefragt. Denn jetzt gerade ist sehr viel in Bewegung. Überall erleben wir Protest und Widerstand. Egal ob im Hambacher Forst oder in Chemnitz. Einiges davon ist mutig und geleitet von Zivilcourage. Anderes wiederum nicht. Rita und Nora versuchen, das auseinander zu wurschteln und der inneren Strebkraft auf den Grund zu gehen. Kann jeder Mensch mutig sein? Ist uns das grundsätzlich zu eigen?
Ritas Literaturliste:
Adloff, Frank: Zivilgesellschaft: Theorie und politische Praxis. Frankfurt/Main, New York 2005.
Döring, Sabine (Hrsg.): Philosophie der Gefühle. Frankfurt/Main 2013.
Fink-Eitel, Hinrich/Lohmann, Georg (Hrsg.): Zur Philosophie der Gefühle. Frankfurt/Main 1993. [Hierin: Angehrn, Emil: Das Streben nach Sicherheit. Ein politisch-metaphysisches Problem.]
Nancy, Jean-Luc: Von einer Gemeinschaft, die sich nicht verwirklicht. Wien, Berlin 2018.
Schmidt, Jürgen: Zivilgesellschaft. Bürgerschaftliches Engagement von der Antike bis zur Gegenwart. Reinbek bei Hamburg 2007.
Wolffsohn, Michael: Zivilcourage. Wie der Staat seine Bürger im Stich lässt. München 2016.
Zibis, Alexander Maria: Die Tugend des Mutes. Nietzsches Lehre von der Tapferkeit. Würzburg 2007.

Sep 14, 2018 • 1h 5min
Digitaler Müll und Demokratie
Ich sehe was, was du nicht siehst
"The Cleaners" ist ein Film über die Content Moderator, die für Facebook, Youtube, Google und Co. Inhalte überprüfen und löschen, die wir nicht sehen sollen. Das klingt erst mal ziemlich gut, wirft aber bald ziemlich viele Fragen auf. Das mussten auch die beiden Filmemacher Hans Block und Moritz Riesewieck feststellen. Sie waren auf den Philippinen, genauer gesagt in Manila unterwegs, und haben dort Menschen getroffen, die als Content Moderator jeden Tag stundenlang die Dinge sichten, die wir nicht sehen sollen - und meistens auch nicht möchten. In sekundenschnelle müssen diese Menschen entscheiden: Darf dieses Bild oder Video auf dem Netzwerk bleiben oder nicht? Schwarz oder weiß. Delete oder ignore. Wie komplex diese Entscheidung wirklich ist und was auf der physischen und psychologischen Ebene mit den Menschen passiert, die unseren digitalen Müll sortieren, das zeigt der Film "The Cleaners" sehr drastisch.
Wir sprechen mit Hans Block und Moritz Riesewieck darüber, was das eigentlich für uns und unsere Gesellschaft bedeutet, wenn wir Öffentlichkeit outsourcen. Was ist das für eine Art Zensur? Warum findet das Ganze ausgerechnet in Manila statt? Wie sauber ist der Job? Was macht das mit uns und unserer Gesellschaft, wenn Emotionen auf sechs Emoticons beschränkt werden? Wenn das Design eines Netzwerks so gestaltet ist, dass es unsere Affekthandlungen belohnt? Warum suchen wir Anerkennung in sozialen Netzwerken statt im echten Leben?
Ritas Literaturliste:
Butler, Judith: Haß spricht. Zur Politik des Performativen. Berlin 1998.
Pechriggl, Alice / Schober, Anna (Hrsg.): Hegemonie und die Kraft der Bilder. Klagenfurter Beiträge zur Virtuellen Kultur. Band 3. Köln 2013.
Riesewieck, Moritz: Digitale Drecksarbeit - Wie uns Facebook & Co. von dem Bösen erlösen. dtv 2017.
Sarasin, Philipp: Reizbare Maschinen. Eine Geschichte des Körpers 1765 – 1914. Frankfurt/Main 2001.
Sachs-Hombach, Klaus: Bilder - Sehen - Denken. Zum Verhältnis von begrifflich-philosophischen und empirisch-psychologischen Ansätzen in der bildungswissenschaftlichen Forschung. Köln 2011.
Thompson, Christiane / Schenk, Sabrina (Hrsg.): Zwischenwelten der Pädagogik. Paderborn 2017. [Hierin und auch andernorts v.a. die Arbeiten von Markus Rieger-Ladich und Olaf Sanders]
Der Film:
Block, Hans / Riesewieck, Moritz: The Cleaners. farbfilm home entertainment / Lighthouse Home Entertainment. 2018

Aug 30, 2018 • 43min
Durchgebimmelt und geläutert
Warum wir Werte brauchen
Ritas Literaturliste:
Bender, Christiane: Freiheit, Verantwortung, direkte Demokratie: Zur Relevanz von Rousseau heute. 2012. Artikel verfügbar auf der Homepage der Bundeszentrale für politische Bildung.
Hansmann, Otto: Vom Menschen. Über Erziehung. Zum Bürger. Jean-Jacques Rousseau zur 300. Wiederkehr seines Geburtstages. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Heft 3. Paderborn 2012.
Koch, Lutz: Rousseau: Die Dialektik der Bildung. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Heft 1. Paderborn 2017.
Pirsig, Robert M.: Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Ein Versuch über Werte. 30. Auflage. Frankfurt/Main. 2007.
Rang, Martin: Rousseaus Lehre vom Menschen. Göttingen 1959. [Hierin v.a. das Kapitel: Entwicklung und Gesellschaft - Politische Erziehung.]
Rousseau, Jean-Jacques: Emile oder Über die Erziehung. Stuttgart 1963.
Ders.: Vom Gesellschaftsvertrag. Stuttgart 1986.
Ders.: Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen. Stuttgart 1998.
Scheler, Max: Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik. Neuer Versuch der Grundlegung eines ethischen Personalismus. 6. Auflage. Bern, München. 1980.

Aug 17, 2018 • 1h 5min
"Ich liebe dich für 2,99!"
Wie wir Werte definieren
Ritas Literaturliste:
Gorz, André: Wissen, Wert und Kapital. Zur Kritik der Wissensökonomie. Zürich 2004.
Gray, John: Raubtier Mensch. Die Illusion des Fortschritts. Stuttgart 2015.
Greenblatt, Stephen: Die Wende. Wie die Renaissance begann. München 2012.
Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Werke, Band 1. Berlin 1966. [Original: 1867 ff.]
Nietzsche, Friedrich: Menschliches, Allzumenschlisches. Ein Buch für freie Geister. Zweiter Band. Verlag von E. W. Fritzsch. Leipzig 1886. Abgerufen unter nietzschesource.org am 17.08.2018
Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Vorlesung über Pädagogik. In: Winkler, Michael/ Brachmann, Jens (Hrsg.): Texte zur Pädagogik, Band 2. Frankfurt/Main 2000.
Zweig, Stefan: Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam. Belrin 1981. [Original: 1934]

Aug 3, 2018 • 57min
Von der guten Abrichtung gelehriger Körper
Über Prüfungsangst und Lampenfieber
Das mit der Abrichtung und den gelehrigen Körpern stammt übrigens von Focault und führt im Laufe der Episode dazu, dass ein klitzekleines bisschen der Widerspruchsgeist im Bezug auf Prüfungen geweckt wird. Und das ist gar nicht so schlecht, wenn man eigentlich Angst vor Prüfungen hat!
Ritas Literaturliste:
Bollnow, Otto Friedrich: Das Wesen der Stimmungen. Studienausgabe Band 1. Würzburg 2009.
Florin, Christiane: Warum unsere Studenten so angepasst sind. Reinbek bei Hamburg 2014.
Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Frankfurt/Main 1977. (Hierin Kap. III "Disziplin", "Die Mittel der guten Abrichtung")
Noras Ergänzung:
Wehling, Elisabeth: Politischese Framing - Wie eine Nation sich ihr Denken einredet - und daraus Politik macht. Bonn. Herbert von Halem Verlag 2016

Jul 20, 2018 • 55min
Humanismus, Menschenwürde und Idealismus
Verhandeln bei der Ausgestaltung
Ritas Literaturliste:
Adorno, Theodor W.: Theorie der Halbbildung. Frankfurt/Main 2006.
Bormann, Karl: Platon. 4. Auflage. Freiburg, München 2003.
Schütte, André: Bildung und Vertikalspannung. Weilerswist 2015.
Schupp, Franz: Geschichte der Philosophie im Überblick. Band 3. Hamburg 2003.
Sennett, Richard: Der flexible Mensch. 2. Auflage. Berlin 2000.
Linktipp:
Prof. Jürgen Hengelbrock über den Kern der Menschenrechte

Jul 6, 2018 • 51min
Vom Schenken und Sharen
Was am Geschenk noch dran hängt
An Geschenken hängen Erwartungen, Gedanken, Gefühle - kurzum: Geschenke sind beladen mit Symbolik. Das kann gut gehen, muss aber nicht. An Geschenken hängt aber auch noch viel mehr: Verpackungsmüll zum Beispiel. Der Wunsch, das Schenken und Beschenkt werden mögen sich am Ende ausgleichen. Mitunter wollen sich die Schenkenden sogar untereinander übertreffen. Und nicht wenige steigen deshalb komplett aus der Geschenkenummer aus. Dann heißt es unter Geschwistern: "Wir schenken uns nix". Oder Geschenke werden anderweitig verteilt - zum Beispiel an gemeinnützige Organisationen.
P.S. Wir diskutieren das Thema wohl wissend, dass es uns persönlich unglaublich gut geht und wir keinen Mangel an irgendetwas verspüren.
Ritas Literaturliste
Berking, Helmuth: Schenken: Zur Anthropologie des Gebens. Frankfurt/Main, New York. 1996.
Bourdieu, Pierre: Die feinen Unterschiede, Frankfurt/Main. 1987.
Brumlik, Micha/Brunkhorst, Hauke (Hrsg.): Gemeinschaft und Gerechtigkeit. Frankfurt/Main. 1993.
Derrida, Jacques: Falschgeld. Zeit Geben I. München. 1993.
Hoffmann, Till J.: Verschwendung. Philosophie, Soziologie und Ökonomie des Überflusses. (Dissertation, Universität Osnabrück, als PDF abrufbar)
Knigge, Adolph Freiherr von: Über den Umgang mit Menschen. 5. Auflage. Hamburg. 2015. [Original 1788]
Mauss, Marcel: Die Gabe. In: Soziologie und Anthropologie, Band II. Frankfurt/Main, Berlin, Wien. 1978. [Original 1925]
Ostrom, Elinor: Was mehr wird, wenn wir teilen. Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter. München. 2011.
Die Thesen von Georges Bataille zum Verschwendungsdenken sind über seine Werke verteilt. Die Einführung zu seinem Verschwendungsdenken gibt es leider nicht mehr.

Jun 22, 2018 • 1h 1min
Das Leben ist das Unerwartete
Vom Umgang mit Überraschungen
Überraschungen. Diese Momente, in denen sich jemand euer Drehbuch des Lebens schnappt und einfach mittendrin anfängt, da eine eigene, wilde Story reinzuschreiben. Und dann stehen wir da und versuchen, irgendwie mit diesem neuen Handlungsstrang umzugehen. Ohne, dass wir dafür einen konkreten Plan hätten. So ist es Nora im Januar 2018 gegangen. Ein Ereignis jagt das nächste - mit nichts davon war wirklich zu rechnen. Und dann? Tja, was dann? Erst mal einfach weitermachen - irgendwie.
Anhand dieser persönlichen Geschichte voller seltsamer und bisweilen dramatischer Wendungen versuchen sich Rita und Nora dem Phänomen des Unerwarteten und Fremden zu nähern. Das natürlich auch durch positive Überraschungen herbeigeführt werden kann. Und Nora lernt ein neues, sehr langes Wort: Inkommensurabilität. Das lasst ihr euch aber besser mal von Rita erklären.
Ritas Literaturliste:
Buber, Martin: Das dialogische Prinzip. Heidelberg 1965.
Hoyningen-Huene, Pauls (Hrsg.): Incommensurability and Related Matters. Ind: Cohen/ Renn/ Gavroglu (Hrsg.): Boston Studies in the Philosophy of Science. Dordrecht 2001.
Lévinas, Emmanuel: Intention, Ereignis und der Andere. Ein Gespräch mit Christoph von Wolzogen. In: Ders.: Humanismus des anderen Menschen. Hamburg 1989.
Waldenfels, Bernhard: Grundmotive einer Phänomenologie des Fremden. Frankfurt/Main 2006.

Jun 8, 2018 • 57min
Von der Kunst, etwas zur Welt zu bringen
oder die Philosophie vom Neubeginn
Im eurozentristischen Weltbild denken wir das Leben gerne vom Tod her. Da kann man so schön denken und reflektieren. Man hat ja allerhand erlebt. Mit Neuanfängen sieht das schon anders aus. Im Prinzip das völlige Chaos. Alles verändert sich, nichts läuft mehr wie geplant. Dabei ist es fast egal, ob wir ein Kind auf die Welt bringen und uns neu finden müssen in der Rolle als Mutter oder Vater. Oder ob wir einen neuen Job anfangen. Ein neues Projekt in Angriff nehmen, das uns eine Nummer zu groß scheint. Oder uns für eine einschneidende Veränderung in unserem Leben entscheiden.
Wobei so eine Geburt - das ist dann doch auch noch mal etwas sehr besonderes. Und deshalb haben wir uns eine Expertin für Neuanfänge dazu geholt: Die Hebamme Alexandra Kozma.
Alexandra Kozma befindet sich im übrigen im Kreis der Philosophen in bester Gesellschaft, denn schon die Mutter des berühmten Sokrates war - richtig - Hebamme.
Ritas Literaturliste
Arendt, Hannah: Vita activa. 6. Auflage. München 2007.
Baumann, Zygmunt: Retrotopia. (Hier insbes.: Kap. 4 "Zurück in den Mutterleib".) Berlin 2017.
Bröckling, Ulrich: Über Kreativität. Ein Brainstorming. In: Ders.: Gute Hirten führen sanft. Über Menschenregierungskünste. 2. Auflage. Frankfurt/Main 2017.
Burchardt, Matthias: Hebammen in der 'midwife-crisis'? Ungehörige Gedanken zum Professionalisierungsmärchen. In: Müller C./Mührel E./Birgmeier B. (eds) Soziale Arbeit in der Ökonomisierungsfalle?. Soziale Arbeit in Theorie und Wissenschaft. Wiesbaden: Springer VS. 2016.
Dörpinghaus, Sabine: Dem Gespür auf der Spur - Leibphänomenologische Studie zur Hebammenkunde am Beispiel der Unruhe. Freiburg/München: Verlag Karl Alber. 2013.
Figal, Günther: Sokrates. Beck'sche Reihe Denker. 2. Auflage. München 1998
Platon: Theaitetos In: Sämtliche Werke, Band 3. Übersetzt von Friedrich Schleiermacher und Friedrich Müller. 35. Auflage. Reinbek bei Hamburg 2007.
Thomas, Philipp: Leiblichkeit und eigene Natur. In: Böhme, Gernot/Schiemann, Gregor (Hrsg.): Phänomenologie der Natur. Frankfurt/Main: Suhrkamp. 1997.
Linkempfehlungen:
Mother Hood e.V.
Hebammen für Deutschland e.V.