Auf den Punkt

Süddeutsche Zeitung
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Dec 14, 2022 • 12min

UN-Weltnaturkonferenz: Artenschutz ist eine existenzielle Frage

In den vergangenen dreißig Jahren ist die Biomasse der Insekten um 76 Prozent zurückgegangen. Auch 41 Prozent aller Amphibienarten und fast ein Drittel aller Säugetierarten sind bedroht. Evolutionsbiologen sprechen vom sechsten Massensterben der Erdgeschichte. Schuld daran ist der Mensch. In Kanada tagt gerade die 15. Weltnaturkonferenz der Vereinten Nationen. Dort wird darum gerungen, ob bis 2030 30 Prozent der Landfläche und der Ozeane Schutzgebiet werden. Eine überlebenswichtige Entscheidung, meint Hans Pörtner. Der Experte für Biodiversität gehört dem wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung an und war unter anderem für den Sonderbericht des Weltklimarates zur Erderwärmung mitverantwortlich. “Der Mensch ist dabei, in die letzten Lebensräume einzudringen”, sagt der Biologe. Und habe als Preis für dieses Verhalten zum Beispiel die Corona-Pandemie kassiert. Der Klimawandel führe zu Stresssituationen für Tiere und Pflanzen, denn ändern sich an ihrem bisherigen Standort die Lebensbedingungen, müssten sie ihrem “Temperaturfenster” hinterher wandern, sagt Pörtner. Das führe zum Mischen von Arten und Stress. Das Ergebnis: eine “abnehmende Population.” Sterbe eine Art aus, habe das auch Folgen für jene Tiere, die sich von dieser ausgestorbenen Art ernährt haben. Davon sei auch der Mensch betroffen. Pörtner: “Wir gehen durch ein Tal mit Blick auf die natürlichen Lebensbedingungen.” Die Artenvielfalt ist ein Indiz für eine gesunde Erde, gewissermaßen “der Kanarienvogel in der Kohlemine”, der früher als Frühwarnsystem den Bergarbeitern durchs Zwitschern anzeigte, ob es noch genug Sauerstoff im Stollen gibt. “Es gibt sicherlich noch Hoffnung.” Selbst wenn Ziele nicht einhalten werden, sei das kein Grund, die Hände in den Schoß legen, sagt Pörtner. Aber: “Wir müssen alles tun, um unsere Lebensbedingungen auf der Erde vor dem Klimawandel zu schützen.” Und vor dem Artenverlust zu schützen. “So weitermachen wie bisher geht nicht”, das sei “eine existenzielle Frage”. “Der Weg in eine nachhaltige Zukunft ist alternativlos.” Weitere Nachrichten: Regierungserklärung von Scholz, weiterhin wenige Väter in Elternzeit. Unseren Podcast "Das Thema" finden Sie hier. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Johannes Korsche, Tami Holderried Produktion: Imanuel Pedersen Zusätzliches Audiomaterial über Phoenix Mit dem Code PODCAST10 bekommen Sie einen 10 €-Gutschein auf Ihren Einkauf im SZ-Shop (der Mindestbestellwert beträgt 25 €): https://szshop.sueddeutsche.de/
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Dec 13, 2022 • 13min

Kernfusion: Zu schön, um wahr zu sein?

Immer wieder wird verkündet, dass die Forschung zur Kernfusion vor dem Durchbruch stehe. Und immer wieder wird verkündet, dass ihr Einsatz zur Energiegewinnung noch zehn Jahre entfernt ist. Mindestens. Das geht schon seit Jahrzehnten so. Wäre ja auch zu schön: unglaublich viel Energie, die auch noch klimaneutral und sicher ist. Potenziell also die Lösung sehr vieler weltlicher Probleme. Nun aber wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Kalifornien wirklich einen historischen Durchbruch erzielt haben. Im Auftrag der US-Regierung soll ihnen eine Kernfusion gelungen sein, bei der tatsächlich mehr Energie gewonnen als verbraucht wurde. Ein "Fusionskraftwerk steht noch nicht vor der Tür", sagt die Physikerin Marlene Weiß, die das SZ-Wissenressort leitet. Darauf müssen wir noch bis in 2030 oder eher bis 2050 warten. Mindestens. Bei der Fusion passiert genau das Gegenteil einer Kernspaltung, sagt Weiß. Anstatt Atome zu spalten wie in einem AKW, verschmelzen bei der Kernfusion Atomkerne. Dazu brauche es wahnsinnig hohe Temperaturen von 15 Millionen Grad Celsius oder aber unfassbar hohen Druck. Auch die in den USA dafür eingesetzten Laser verbrauchen netto "noch eine Menge Energie". Erzeugt aber wurde bislang wohl nur eine Energiemenge von "ungefähr 2,5 Megajoule". Das sei "die Energie, die man braucht, um ein paar Tage lang eine LED-Lampe laufen zu lassen". Man rede also "noch von sehr kleinen Mengen". Trotzdem halte sie "es für sinnvoll, das weiter zu verfolgen", sagt Weiß. "Wenn es irgendwann klappt, dann wäre es fast zu schön, um wahr zu sein." Und schließlich sei "Forschung immer gut für Überraschungen". Weitere Nachrichten: Kaili nach Korruptionsskandal als EU-Parlamentsvize abgesetzt, acht Jahre Haft für “Mr. CumEx”, Reallohnverluste. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Tami Holderried Produktion: Jakob Arnu Seit 1949 hilft der SZ-Adventskalender Menschen in München und Umgebung, die unverschuldet in Not geraten sind. Jeder gespendete Euro hilft. Weitere Informationen unter sz-adventskalender.de. Mit dem Code PODCAST10 bekommen Sie übrigens einen 10 €-Gutschein auf Ihren Einkauf im SZ-Shop (der Mindestbestellwert beträgt 25 €):
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Dec 12, 2022 • 13min

Fabio De Masi über EU-Korruption: “Der moralische Kompass ist im Eimer”

Das Entsetzen im EU-Parlament ist groß: Freitag wurden in Brüssel 16 Häuser durchsucht. Insgesamt sind laut belgischer Staatsanwaltschaft dabei 600 000 Euro und mehrere Handys beschlagnahmt worden. Die griechische Abgeordnete Eva Kaili von der sozialdemokratischen Pasok sitzt in Untersuchungshaft. Bei der Hausdurchsuchung der Vizepräsidentin des EU-Parlaments sollen Säcke voller Bargeld gefunden worden sein. Das Geld soll aus Katar kommen. Dafür soll sich Kaili, so der Vorwurf, positiv über den WM-Gastgeber geäußert und womöglich auch Einfluss auf politische Entscheidungen genommen haben. Kaili wurde zusammen mit vier anderen festgenommen. Der Vorwurf: Korruption, Geldwäsche, Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung sowie versuchte Einflussnahme aus dem Ausland. "Das ist natürlich ein großer Schaden", sagt Fabio De Masi, der für die Linke von 2014 bis 2017 im Europäischen Parlament und danach bis 2021 im Bundestag saß. Dort hat er sich in mehreren Ausschüssen zu Finanzskandalen einen Namen gemacht. Mittlerweile ist er aus der Linken ausgetreten. Er habe Kaili "nicht als überaus engagierte Abgeordnete wahrgenommen", sagt De Masi weiter, der mit der Griechin 2014 ins EU-Parlament eingezogen war. "Sie hat aber trotzdem eine beachtliche Karriere gemacht." Der Lobbyismus im Europäischen Parlament sei “sehr, sehr ausgeprägt”, sagt der 42-Jährige. Aber auch in Deutschland seien die “Gesetze gegen Abgeordnetenbestechung ungeheuer schlecht”. Man erinnere sich nur an die Masken-Deals, “wo quasi das Bundestagsmandat genutzt wurde, um nebenbei noch Kasse zu machen mit der Not in der Pandemie”. Da “gab es überhaupt keine Verurteilung”. Es brauche viel härtere, “knallharte Regeln”, um Interessenkonflikte zu vermeiden. “Es geht auch nicht darum, dass jetzt irgendeine politische Partei die besseren Menschen hat, sondern wir alle sind schwach.” Besonders schlimm findet er, dass jetzt auch Gewerkschafter verdächtigt werden, sich “von Katar schmieren zu lassen, wo Arbeiter auf Baustellen umgekommen sind”. De Masi: “Ich weiß auch nicht, was so alles im Leben persönlich falsch gelaufen sein muss, dass der moralische Kompass da so im Eimer ist.” Weitere Nachrichten: Zweite Hinrichtung in Iran, Wirecard-Prozess. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Tami Holderried Produktion: Imanuel Pedersen Mit dem Code PODCAST10 bekommen Sie einen 10 €-Gutschein auf Ihren Einkauf im SZ-Shop (der Mindestbestellwert beträgt 25 €):
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Dec 10, 2022 • 28min

“Am Wochenende”: Notstand in den Kinderkliniken – was hilft dem überlasteten System?

Die Kinderkliniken in Deutschland sind gerade komplett überlastet, weil so viele Kinder gleichzeitig krank sind und die Plätze sowie das Personal nicht reichen. Corona, Grippe und das RS-Virus – aktuell kommt vieles zusammen. Passenderweise hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach diese Woche eine allgemeine Krankenhausreform vorgestellt. Lauterbach nennt sie eine “Revolution”. Was halten die Betroffenen in den Kliniken davon? Der Kinderarzt und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Burkhard Rodeck, sagt: “Es ist insofern eine Revolution, als dass es eine Disruption ist. Man löst sich vom bisherigen Finanzierungssystem.” Bislang finanzieren sich die Kliniken nämlich vor allem über die sogenannten Fallpauschalen – einen Fixbetrag, der je nach Diagnose von den Krankenkassen bezahlt wird. Das soll sich jetzt ändern: Krankenhäuser sollen nicht mehr so stark auf die Wirtschaftlichkeit von Behandlungen achten müssen. In Zukunft sollen statt der Fallpauschalen sogenannte Vorhaltekosten eine wichtigere Rolle spielen. Also: ein fester Betrag für Personal und Geräte, egal welche Eingriffe die Kliniken durchführen und bei wie vielen Menschen. “Das System wurde aufgrund der Fallpauschalen in den letzten Jahren Stück für Stück abgebaut”, so Rodeck. Deshalb sei die Situation auch aktuell so prekär: Viele Patienten stürmten gerade auf Versorgungsstrukturen ein, die dafür nicht gerüstet seien. Die angekündigte Reform sei aber auf jeden Fall Grund zur Hoffnung: “Wir haben erstmals das Problem auch im politischen Bereich anerkannt. Jetzt wird nach Lösungen gesucht. Das ist gut.” Link zum Podcast “Wirecard: 1,9 Milliarden Lügen”: https://www.sueddeutsche.de/politik/podcast-wirecard-sz-spotify-1.5265298 Redaktionsschluss für diese Sendung war Freitag, 09.12.2022 um 18 Uhr. Moderation, Redaktion: Tami Holderried Redaktion: Vinzent-Vitus Leitgeb, Nadja Schlüter Produktion: Benjamin Markthaler Zusätzliches Audiomaterial über Auswärtiges Amt, ARD, Bundespressekonferenz, DIVI, Reuters, phoenix, BR.
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Dec 9, 2022 • 12min

Illerkirchberg: Tödliche Attacke und viele offene Fragen

Bislang schweigt der mutmaßliche Angreifer: Laut Erkenntnissen der Polizei hat ein 27-jähriger Mann am Montagvormittag in Illerkirchberg zwei Mädchen mit einem Messer angegriffen. Eine 14-Jährige ist gestorben, eine 13-Jährige wurde schwer verletzt. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Haftbefehl erlassen - wegen Mordes und versuchten Mordes. Den Angaben zufolge stammt er aus Eritrea und ist seit 2016 in Deutschland. Zuletzt hat er in einem Heim für Asylbewerber gelebt, direkt gegenüber vom Tatort. Bislang gibt es kein Motiv und auch keine Anhaltspunkte dafür, dass sich der Mann und die Opfer kannten. "Man weiß zwar relativ genau, wie der Ablauf war, aber zu den Hintergründen weiß man praktisch nichts", sagt Max Ferstl, SZ-Korrespondent für Baden-Württemberg. "Der mutmaßliche Täter hat sich in seiner Vernehmung auf sein Recht berufen, die Aussage zu verweigern." Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) habe gesagt, dass es "keine Hinweise auf ein politisches oder religiöses Motiv" für die Tat gebe. Doch im Internet habe es schnell "viel Hetze" gegeben. Und "es gab Politiker von der AfD, die versucht haben, diesen Fall in Verbindung mit der Asylpolitik zu bringen". Das vorherrschende Gefühl in Illerkirchberg sei "Trauer und Schock". "Es gibt aber auch wütende Menschen, die auf das Asylbewerberheim schimpfen, die die Asylpolitik verantwortlich machen für das, was dort geschehen ist." Aber warum berichtet eigentlich auch die SZ in diesem Fall über die Nationalität des mutmaßlichen Täters? "Es ist bei der Berichterstattung über Straftaten immer eine Frage der Abwägung, ob man die Nationalität eines Täters nennt", sagt Ferstl. Die SZ orientiere sich da an den Leitlinien des Presserates. "In dem Fall ist es so, dass es bei besonders schweren Straftaten wie in diesem Fall zulässig ist. Und im speziellen Fall ist es wohl auch nötig, sie zu nennen, weil man sonst die Fragen, die den Ort beschäftigen, oder die Debatten, die sich daraus ableiten, nicht verstehen kann." Weitere Nachrichten: 49-Euro-Ticket kommt, Hinrichtung in Iran, “Zeitenwende” ist “Wort des Jahres”. Die Leitsätze des Presserates zur Berichterstattung über die Herkunft von Straftätern finden Sie hier. Die Podcasts über Iran bei “Geschichte Daily” finden Sie hier Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Tami Holderried Produktion: Jakob Arnu Zusätzliches Audiomaterial über Phoenix, Reuters. Mit dem Code PODCAST10 bekommen Sie einen 10 €-Gutschein auf Ihren Einkauf im SZ-Shop (der Mindestbestellwert beträgt 25 €).
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Dec 8, 2022 • 13min

Reichsbürger-Razzia: "Tiefe Verachtung gegenüber der Demokratie"

Deutsche Sicherheitsbehörden wollen am Mittwoch einen rechten Staatsstreich vereitelt haben. Bei einer der größten Razzien in der Geschichte der Bundesrepublik nahmen Ermittler am Mittwoch 25 Personen fest. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen Mitgliedschaft oder Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vor. Die Ermittlungen richten sich gegen mehr als 50 Beschuldigte. Zu den Verhafteten zählt der Unternehmer Heinrich XIII. Prinz Reuß, Mitglied eines früheren Adelshauses in Thüringen. Ihn sehen die Ermittler als zentrale Figur des Netzwerks. Ebenfalls festgenommen wurde die ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete und Richterin Birgit Malsack-Winkemann. Da sie weiter Zutritt zum Reichstagsgebäude hat, sollte sie den Umstürzlern offenbar den Weg ins Parlament frei machen und in einer neuen Regierung das Justizressort übernehmen. Möglicherweise sei durch die Razzia "ein Blutbad verhindert worden, denn durch diese ehemalige AfD Abgeordnete gab es die Möglichkeit ins Parlament zu kommen", sagt Jörg Schmitt, Redakteur im Investigativ-Ressort der SZ. Abseits des "Operetten-Prinzen und Möchtegern-Juristen” beunruhige, dass unter den Verdächtigen "viele Militärs" sind. "Und zwar nicht irgendwelche einfachen Soldaten, sondern Menschen, die bei Elite-Einheiten der Bundeswehr gekämpft haben", sagt Schmitt. Es habe sich da "eine ganz eigenartige Melange aus Reichsbürgern, Rechten, Verschwörungstheoretikern und Esoterikern gefunden". Alle eine "ein tiefer Abschaum und eine tiefe Verachtung gegenüber dem demokratischen Staat, in dem wir leben". Weitere Nachrichten: Kroatien tritt Schengen-Raum bei, US-Basketballerin Griner durch Gefangenenaustausch frei, Klimaaktivisten stören Betrieb am Münchner Flughafen, Wirecard-Prozess. Den Text zur Wirecard “Markus Braun - gekommen, um zu kämpfen” finden Sie hier. Informationen zu den zwei Podcast-Serien “Wirecard: 1,9 Milliarden Lügen finden Sie hier. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Tami Holderried, Nadja Schlüter, Vinzent-Vitus Leitgeb Produktion: Benjamin Markthaler Zusätzliches Audiomaterial über transparent-beraten.de, worldwebforum. Mit dem Code PODCAST10 bekommen Sie einen 10 €-Gutschein auf Ihren Einkauf im SZ-Shop (der Mindestbestellwert beträgt 25 €): https://szshop.sueddeutsche.de/
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Dec 7, 2022 • 14min

Long Covid: Wie behandelt wird und woran es fehlt

17 Millionen Menschen leiden in Europa unter Long Covid, so die Schätzung der Weltgesundheitsorganisation. Bisher bekommen sie aber häufig kaum Unterstützung, weil es noch nicht genug Erkenntnisse über diese Krankheit gibt – und weil sie oft nicht ernst genommen wird. Viele gehen zum Beispiel davon aus, dass sie rein psychosomatisch ist. "Völliger Quatsch", sagt Bernhard Schieffer, Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Marburg, der auch an der interdisziplinären Post-Covid-Ambulanz in Marburg beteiligt ist. Psychologische Unterstützung brauchen die Betroffenen seiner Meinung nach aber trotzdem, da Post Covid typischerweise auch mit Panikattacken und ähnlichen neuropsychiatrischen Störungen einhergehe. "Die Behandlung eines Long-Covid-Patienten erfordert eine interdisziplinäre Herangehensweise, die von Patient zu Patient unterschiedlich ist. Denn nicht jeder hat die gleichen Symptome", sagt Schieffer. Außerdem fordert er bundesweite Anlaufstellen, mehr Geld für klinische Studien und vor allem eine Long-Covid-Initiative des Bundes. Weitere Nachrichten: Razzia gegen Reichbürger-Szene. Moderation, Redaktion: Nadja Schlüter Redaktion: Lars Langenau Produktion: Imanuel Pedersen Zusätzliches Audiomaterial über NDR und SWR. Hier geht es zum Hintergrundbericht über die Razzia gegen die Reichsbürger-Szene. Mit dem Code PODCAST10 bekommen Sie einen 10 € Gutschein auf Ihren Einkauf im SZ-Shop (der Mindestbestellwert beträgt 25 €): https://szshop.sueddeutsche.de/
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Dec 6, 2022 • 12min

Ein Jahr Ampelkoalition: Noch Luft nach oben

Am Mittwoch ist die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP ein Jahr alt. Besonders der russische Angriff auf die Ukraine hat das erste Regierungsjahr geprägt. “Natürlich muss man anerkennen, dass das eine ganz außergewöhnliche Situation ist,” sagt Nicolas Richter, Leiter des Berliner Büros der Süddeutschen Zeitung. “Aber das entbindet eine Regierung ja nicht davon, sorgfältig zu arbeiten.” Die Ampel habe “gute Richtungsentscheidungen” getroffen. Etwa bei der Unterstützung der Ukraine, bei der Stärkung der Bundeswehr und der Hilfe für die Menschen bei den Energiepreisen. Doch einige Themen seien auf der Strecke geblieben, allen voran der Klimaschutz. Zudem gebe es auch “große Probleme bei der handwerklichen Umsetzung, bei der Kommunikation innerhalb der Ampel und manchmal auch beim Auftreten des Bundeskanzlers”. Die FDP sehe sich “ausdrücklich als Korrektiv” von Rot und Grün und in der Rolle des “Haushaltshüters”, sagt Richter. Im Zwischenzeugnis gebe er der Ampel “eine drei Plus”. Die Ampel habe schon einiges geschafft und einiges auch gut gemacht. “Gleichzeitig zeigt es, dass doch noch einige Luft nach oben ist.” Weitere Nachrichten: Lauterbach stellt Krankenhausreform vor, Karlsruhe weist Beschwerde ab, Explosionen auf russischen Flughäfen, Bayern beendet Maskenpflicht im ÖPNV. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Tami Holderried Produktion: Jakob Arnu Zusätzliches Audiomaterial über ARD, ZDF, RTL Mit dem Code PODCAST10 bekommen Sie einen 10 € Gutschein auf Ihren Einkauf im SZ-Shop (der Mindestbestellwert beträgt 25 €): https://szshop.sueddeutsche.de/
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Dec 5, 2022 • 13min

Terroranschläge in Brüssel: Die Opfer fühlen sich bis heute allein gelassen

Mehr als sechs Jahre nach den islamistischen Terroranschlägen in Brüssel hat am Montag der Prozess gegen mutmaßliche Verantwortliche und Helfer begonnen. Bei den Angriffen am 22. März 2016 haben drei Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Bomben am Brüsseler Flughafen und in einer U-Bahnstation gezündet. Dabei wurden 32 Menschen getötet und Hunderte teils schwer verletzt. Zehn Männer sind für diese Tat angeklagt, der Drahtzieher ist mittlerweile wohl in Syrien gestorben, sagt SZ-Brüssel-Korrespondent Josef Kelnberger. Verübt habe die Taten eine belgischen Terrorzelle. “Das macht diesen Fall für Belgien so wichtig und tragisch.” Als Folge habe der belgische Staat seine “Sicherheitsarchitektur” verändert. “Es gibt ein nationales Register und es gibt ein sehr ausgefeiltes Konzept, um potenzielle Extremisten zu verfolgen.” Doch die funktioniere nur in der Theorie, sagt Kelnberger. Bis heute fühlen sich Opfer der Anschläge “vom belgischen Staat alleingelassen”. Kelnberger: “Die Leute warten noch immer auf staatliche Entschädigung.” Idealerweise habe so ein Prozess heilende Wirkung. Aber es seien Menschenleben zerstört worden. “Die Familien, die Angehörigen und die überlebenden Opfer sind fürs Leben gezeichnet.” Außerdem bestehe weiterhin eine “große Konfliktlinie in der belgischen Gesellschaft zwischen der islamischen Gemeinschaft und der Mehrheitsgesellschaft”. Und dies werde sich “auch durch diesen Prozess nicht heilen lassen”. Weitere Nachrichten: Deutschland verfehlt Zwei-Prozent-Ziel der Nato, Iran schafft angeblich Sittenpolizei ab. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Tami Holderried Produktion: Jakob Arnu Zusätzliches Audiomaterial über Reuters
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Dec 3, 2022 • 24min

„Am Wochenende“ – Proteste in China: Jetzt geht es um Systemfragen

In China sind in dieser Woche Tausende Menschen im ganzen Land gegen die strikte Null-Covid-Politik der kommunistischen Führung auf die Straße gegangen. Sie skandierten: "Wir wollen keine PCR-Tests, wir wollen Freiheit", und teilweise sogar: "Nieder mit Xi Jinping!" Diese Proteste sind die größten, die China seit Jahrzehnten erlebt hat. Denn dass Menschen dort demonstrieren und ihre Meinung frei äußern, ist unter der autoritären Regierung eigentlich so gut wie unmöglich. "Man muss sich wirklich bewusst machen, gegen welche widrigen Umstände diese Proteste durchgeführt wurden und sich gegenüber der Regierung zumindest punktuell Gehör verschafft wurde", sagt auch Katja Drinhausen, Sinologin am Mercator-Institut für Chinastudien in Berlin. Die harte Null-Covid-Politik der kommunistischen Partei und die ständigen Lockdowns im ganzen Land hätten schwerwiegende Auswirkungen auf die Existenzen von Bürgern und Bürgerinnen gehabt, sagt Drinhausen – und daraus sei viel Wut über staatliche Willkür entstanden. "Aus den vielen Einzelschicksalen haben sich größere, systemische Fragen herausgebildet. Und viel hängt natürlich auch mit der Person Xi Jinping zusammen." Denn sowohl der aktuelle Null-Covid-Kurs als auch die insgesamt rigide staatliche Politik, die noch mehr als in der Vergangenheit bestimmt, was gesagt werden darf und was nicht, sei zentral mit dem Staats- und Parteichef Xi verbunden. Für die Zukunft sieht Drinhausen ein neues politisches Selbstbewusstsein in China entstehen: "Die Protestierenden haben immer wieder betont, dass sie sich nicht gegen China stellen, sondern dass sie aus ihrer Verantwortung als chinesische Bürger und Bürgerinnen heraus demonstrieren. Weil bestimmte Dinge jetzt einfach gesagt werden müssen, da man sonst eine Chance für das eigene Land verspielt." Redaktionsschluss für diese Sendung war Freitag, 02.12.2022 um 18 Uhr. Hier geht es zum SZ-Podcast "Wirecard: 1,9 Milliarden Lügen" Moderation, Redaktion: Nadja Schlüter Redaktion: Vinzent-Vitus Leitgeb Produktion: Benjamin Markthaler Zusätzliches Audiomaterial über dpa, ZDF, ARD, Twitter @vonderleyen, Reuters und SRF

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