Auf den Punkt

Süddeutsche Zeitung
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Feb 11, 2023 • 26min

Am Wochenende: Erdbebensicheres Bauen, eine Frage von Leben und Tod

Bei mehreren Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion Anfang letzter Woche sind mehr als 20.000 Menschen gestorben. Wie viele es genau sind oder noch werden, das kann gerade niemand sagen. Unzählige weitere Menschen sind verletzt worden. Erdbeben sind Naturkatastrophen, kaum vorherzusehen und eigentlich nicht zu verhindern. Aber weltweit leben mehr als zehn Prozent der Menschen in teilweise extrem erdbebengefährdeten Regionen. Norbert Gebbeken leitet die Forschungsgruppe Bau-Protect an der Universität der Bundeswehr in München. Er ist Experte für erdbebensichere Baukonstruktionen. Und er sagt, dass eine solche Katastrophe verhindert hätte werden können. Denn: “Wir haben eine Menge technischer Möglichkeiten, die auf der ganzen Welt eingesetzt werden.” Besonders in der Türkei gebe es renommierte Expertinnen und Experten und strenge Regeln. Die seien aber offensichtlich nicht konsequent angewendet worden. Gebbeken ist sich sicher: Man könne heute Gebäude vollständig auch gegen starke Beben absichern. Aber das koste Geld. Deshalb fordert er mehr Unterstützung für Erdbebengebiete: Die Menschen dort bräuchten Förderungen, aber auch konsequente Überwachung der Bauvorschriften. Was den Erdbebenopfern jetzt hilft finden Sie hier. Redaktionsschluss für diese Sendung war Freitag, 10.02.2023 um 18 Uhr. Moderation, Redaktion: Tami Holderried Redaktion: Vinzent-Vitus Leitgeb, Nadja Schlüter Produktion: Justin Patchett Zusätzliches Audiomaterial über Tagesschau, GuardianNews, DWNews, Reuters
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Feb 10, 2023 • 13min

Erdbeben in Syrien: Wie Krieg im Schnelldurchlauf

72 Stunden, heißt es, haben Menschen unter Trümmern Überlebenschancen. Zum ersten Mal gebebt hat die Erde in der türkisch-syrischen Grenzregion am frühen Montagmorgen, danach gab es noch etwa 1000 Nachbeben. 19 000 Tote zählt die Türkei am Freitagnachmittag, in Syrien sind es 3000 Leichen. Doch noch sind Tausende unter den Trümmern verschüttet. Vor allem in Syrien ist Hilfe von außen schwierig. Denn in dem Land herrscht seit fast zwölf Jahren Bürgerkrieg. Die Beben seien “ein Krieg im Schnelldurchlauf” gewesen, sagt Mirco Keilberth, der für die SZ aus Tunis über den Mittleren Osten berichtet. In zwei Minuten seien ganze Straßenzüge zerstört worden. "Was die Fassbomben des Regimes in Monaten zerstört haben, wurde in einer Nacht kaputt gemacht.” Es sei ein “Jahrhundert-Erdbeben für dieses Kriegsgebiet”, so Keilberth Die größten Orte in Syrien sind wieder unter Kontrolle des Regimes von Machthaber Baschar al-Assad. Dort erreiche die Überlebenden “mehr schlecht als recht” Hilfe. Aber in der Rebellen-Enklave Idlib und in den Gebieten an der türkischen Grenze seien vier Millionen Menschen nahezu auf sich allein gestellt. Nur über einen Grenzübergang mit der Türkei gelange humanitäre Hilfe in diese Regionen. Viele Häuser seien in den größeren Städten “wie Kartenhäuser zusammengefallen”. Allein in der syrischen Millionenstadt Aleppo seien Schätzungen zufolge 100 000 Familien obdachlos. 30 000 sollen in Schulen und in Moscheen untergekommen sein. “Der Rest lebt teilweise in Autos. Es werden händeringend Zelte oder Möglichkeiten gesucht, wie man die Nächte überleben kann.” Das gesamte Versorgungssystem sei zusammengebrochen. Aus humanitären Gründen wollten gerade einige Länder ihre Beziehungen mit dem Regime verbessern. Und auch Assad sehe gerade die Aussicht auf eine Art Normalisierung und Anerkennung seiner Herrschaft. “Ein Zynismus sondergleichen”, sagt Keilberth, “schamlos gegenüber den Opfern”. Zur Reportage aus dem Erdbebengebiet in der Türkei kommen Sie hier. Möglichkeiten zum Spenden finde Sie hier. Weitere Nachrichten: Neue russische Angriffe auf die Ukraine, EU will Grenzschutz verschärfen Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Nadja Schlüter Produktion: Jakob Arnu Den Podcast “Verzockt - das System Sportwetten” finden Sie hier.
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Feb 9, 2023 • 12min

EU-Beitritt der Ukraine: "In absehbarer Zeit völlig unrealistisch"

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij war diese Woche in London und Paris. Am Donnerstag hat er persönlich in Brüssel für die Aufnahme seines Landes in die Europäische Union geworben. In seiner Rede vor dem Europaparlament hat er betont, dass sein Land möglichst schnell Mitglied der EU werden will. Selenskij spricht von Reformen in der Ukraine, die dafür unbedingt nötig sind. Denn in Kiew kämpft er gerade nicht nur gegen die russischen Invasoren, sondern auch gegen Korruption in der eigenen Regierung. Einen EU-Beitritt der Ukraine in absehbarer Zeit hält SZ-Osteuropa-Korrespondenten Florian Hassel für "völlig unrealistisch". Zwar sei man vielleicht in Zeiten des Krieges nachsichtiger, aber die Ukraine sei "auf absehbare Zeit nicht da, wo sie dafür sein müsste". Das könne acht, zehn Jahre oder auch 15 Jahre dauern. "Auf jeden Fall sicherlich nicht die zwei Jahre, von denen jetzt die Ukrainer reden." Die Korruption im Staatsapparat sei "genauso schlimm wie vorher", meint Hassel. Korruption sei nicht nur in der Ukraine verbreitet, sondern in allen postsowjetischen Gesellschaften, "die von fast feudalen Netzwerken aus Ex-Kommunisten, aus Oligarchen und aus anderen kontrolliert werden". Auch würden die Beamten “miserabel bezahlt” und seien deshalb anfällig für Bestechung. Es seien "vormoderne Strukturen, die es in Deutschland oder in anderen europäischen Ländern früher auch gegeben hat". Es gebe "auch keinen Rechtsstaat und es gibt nicht die Sicherheit, dass Leute, die dagegen verstoßen, vor Gericht und vor allem dann im Gefängnis landen". Es gebe zwar "keinen konkreten Anhaltspunkt", dass Selenskij selbst korrupt sei. "Anders ist es bei Teilen seiner engsten Umgebung", sagt Hassel. Allerdings gebe es auch "keinen funktionierenden Kampf gegen Korruption". Die "vielen Entlassungen und Festnahmen" seien vor allem "zum Vorzeigen". Die Engländer würden das "playing for the gallery" nennen. In Selenskijs Regierungszeit gebe es "keine Verurteilung von den großen Fischen". Hassel sagt: "Solange sich das nicht ändert, gibt es auch keinen wirklich funktionierenden Kampf gegen die Korruption." Weitere Nachrichten: Immer mehr Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien, Inflation in Deutschland bei 8,7 Prozent Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Ayca Balci, Johannes Korsche, Tami Holderried Produktion: Jakob Arnu Zusätzliches Audiomaterial über Europaparlament
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Feb 8, 2023 • 13min

Helfer im Erdbebengebiet: "Wir hören erst auf, wenn kein Hund mehr anschlägt"

Immer deutlicher wird das Ausmaß der Zerstörung nach den Erdbeben im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien. Die Opferzahlen steigen immer weiter. Mittwochmittag ist die Rede von mehr als 11 000 Toten, Tendenz weiter steigend. Oubadah Alwan, Sprecher der privaten syrischen Hilfsorganisation "Weißhelme" sagt der SZ, es sei "ein Wettlauf gegen die Zeit". Es gebe “keine Notunterkünfte, keine sichere Zone, keine Sicherheit”. Die Leute wüssten nicht wohin. Man sei mit etwa 3000 Freiwilligen vor Ort, im betroffenen Gebiet leben vier Millionen Menschen. Man brauche dringend internationale Unterstützung. In der Türkei sind inzwischen etwa 60 000 Helfer vor Ort. Dazu gehören auch Kräfte der 1993 gegründete gemeinnützigen Hilfsorganisation I.S.A.R. Einer von ihnen ist Peter Kaup, Hausarzt aus Oberhausen, der im türkischen Kirikhan nahe der syrischen Grenze an Rettungen beteiligt ist. In dieser Stadt sei jedes "zweite oder dritte Gebäude komplett zusammengebrochen", sagt Kaup, den wir während einer Rettungsaktion mitten in den Trümmern eines Hauses mit vier Etagen erreichen. Hier hat er gerade "technisch als auch mit Hunden" nach Überlebenden gesucht. Das Überleben von Verschütteten hänge "vom Zugang zu Wasser" ab, sagt Kaup. Aber bei den derzeitigen Minustemperaturen auch vom "Zugang zu Wärme". Bei der herrschenden Kälte könne man kaum glauben, dass Kinder länger als 48 Stunden überleben würden. "Aber wir haben alles schon erlebt." Man sei zur Rettung von Überlebenden gekommen und höre erst auf, wenn "wenn kein Hund mehr anschlägt". Das wäre ein sicheres Zeichen dafür, dass es dann keine Überlebenden mehr gibt. Weitere Nachrichten: Scholz sagt Erdbebenopfern Hilfe zu, Putin soll am MH17-Abschuss beteiligt gewesen sein. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Nadja Schlüter, Tami Holderried, Johannes Korsche Produktion: Benjamin Markthaler Zusätzliches Audiomaterial über Weißhelme
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Feb 7, 2023 • 14min

Nach dem Erdbeben: Große Gebiete noch ohne Hilfe

Nach dem schweren Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion sprechen die Behörden mittlerweile von über 5 000 Toten – es könnten bis zu 10 000 werden. Etwa 20 000 Menschen sollen verletzt worden sein. Die internationale Gemeinschaft hat Hilfe für die betroffenen Gebiete versprochen. Die ersten Teams sind schon in der Türkei angekommen. Aber besonders im Bürgerkriegsland Syrien ist die Lage unübersichtlich und es ist unklar, wie Hilfe in die betroffenen Regionen kommen kann. Währenddessen fragen sich viele Menschen in der Türkei, ob man besser auf so eine Katastrophe hätte vorbereitet sein können. SZ-Experte Raphael Geiger sagt: “Die Opposition wirft der Erdoğan-Regierung vor, dass die Einnahmen aus der Erdbebensteuer nicht in den Erdbebenschutz geflossen sind.” Diese Steuer sei nach dem schweren Beben von 1999 etabliert worden, um das Land erdbebensicherer zu machen. Es gebe aber große Zweifel daran, ob das tatsächlich passiert sei – “auch wenn man sich vor so einer Katastrophe nicht komplett schützen kann.” Die Frage, was die Regierung tun kann, um die Menschen in Zukunft besser zu schützen, könnte nach Geigers Einschätzung jetzt auch ins Zentrum des türkischen Wahlkampfs rücken. Auch auf die Situation in Syrien blickt Geiger mit Sorge, weil hier noch weniger Hilfe ankomme. Syrien sei ein isoliertes und fragmentiertes Land, was internationale Hilfe noch schwieriger mache. Das sei die große Herausforderung in den nächsten Tage: “Wir als EU und Deutschland müssen uns überlegen, wie kann Hilfe dorthin gelangen?”, so Geiger. Weitere Nachrichten: RTL will 700 Stellen bei Gruner + Jahr abbauen, Claudia Plattner soll BSI-Chefin werden Moderation, Redaktion: Tami Holderried Redaktion: Johannes Korsche, Ayça Balcı Produktion: Justin Patchett Zusätzliches Audiomaterial über CNNTurk, Youtube @TheNationalUAEchannel
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Feb 6, 2023 • 13min

Spionage-Ballon über den USA: Was dahinter stecken könnte

Mehrere Tage ist ein chinesischer Ballon über die USA geflogen. Inzwischen wurde er abgeschossen, die Trümmer werden derzeit vor der amerikanischen Ostküste geborgen und ausgewertet. Die chinesische Regierung sagt, dass es sich dabei um einen Wetterballon gehandelt hat. Die USA gehen allerdings von Spionage aus. Heikel ist das, weil der Ballon auch über einer US-Militärbasis entlang flog. Dort sind Atomraketen stationiert. Dass es sich um einen chinesischen Spionage-Ballon handelt, nennt SZ-Politikchef Stefan Kornelius “die plausibelste Erklärung”. Auch weil es “auf der amerikanischen Seite in den letzten Monaten eine Umstellung gab in der Kommunikation der strategischen Raketen-Einheiten.” Daraus lasse sich auch der Einsatz des Ballons über der Militärbasis erklären: “Der Ballon kann länger über einem Ort schweben und kann dort nicht nur Filmaufnahmen oder Fotoaufnahmen machen, sondern auch abhören.” Das sei “die eigentliche Stärke gegenüber einem Satelliten”, so Kornelius. Die amerikanisch-chinesischen Beziehungen sieht er “an einem Tiefpunkt” angekommen. Auch weil der Zwischenfall gezeigt habe: “Die Krisenkommunikation zwischen beiden Seiten ist wirklich verheerend schlecht”. Es wäre “ein sinnvolles Zeichen, wenn Tony Blinken, der US-Außenminister, nun seinen Besuch doch recht zügig nachholt.” Da ist Kornelius auch hoffnungsvoll: “Erfahrungsgemäß ist dann so ein Zwischenfall auch schnell wieder vergessen.” Weitere Nachricht: Erdbeben in Grenzregion von Türkei und Syrien. Die Reportage zur AfD finden Sie hier. Moderation, Redaktion: Johannes Korsche Redaktion: Sabrina Höbel, Tami Holderried Produktion: Benjamin Markthaler Zusätzliches Audiomaterial über Reuters, Twitter: @EU_Commission.
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Feb 4, 2023 • 27min

Am Wochenende: "Israel droht sich in eine defekte Demokratie zu verwandeln"

Seit Mitte Dezember ist Benjamin Netanjahu Chef der rechtesten Regierung, die es im Staat Israel je gab. Das Bündnis seiner rechtskonservativen Likud-Partei mit religiösen Fundamentalisten und rechtsextremen Nationalisten will tiefgreifende Veränderungen durchsetzen: Unter anderem soll die Gewaltenteilung ausgehebelt werden, meint der deutsch-israelische Professor Meron Mendel. Gemeinsam mit 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem deutschsprachigen Raum kritisiert der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, dass "die israelische Demokratie praktisch ausgehöhlt wird". Netanjahus Regierungsmehrheit sei "kein Freischein, das System grundlegend zu ändern". Würden die Pläne der Regierung so umgesetzt, dann wäre Israel "keine liberale Demokratie mehr, wie wir sie seit 75 Jahren kennen". Das Land werde sich dann in eine "illiberale Demokratie oder defekte Demokratie" wandeln, in der die Gewaltenteilung "nicht mehr existiert". Aufhalten könnte die Pläne vor allem innenpolitischer Druck. Ihm mache das breite Bündnis aus dem "inzwischen sehr dezimierten Lager der israelischen Linken" mit Intellektuellen aller Couleur Hoffnung, sagt Mendel. Dazu müsse aber auch Druck von außen kommen. Die Bundesrepublik Deutschland, als "guter Freund" Israels, müsse deshalb deutliche Worte finden, meint Mendel. "Uns verbindet die liberale Demokratie, das Verständnis einer offenen Gesellschaft." Wenn Israel das verliere, dann gehe auch ein wesentlicher Teil dessen verloren, was die beiden Länder verbindet. Kritik sei deshalb ein "Akt der Solidarität mit Israel", ein "Akt der Freundschaft". Wenn der Kanzler dem israelischen Ministerpräsidenten seine Besorgnis mitteile, dann liege das im Interesse der israelischen Gesellschaft. Den Offenen Brief von Meron Mendel und anderen Wissenschaftlern finden Sie hier. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Krieg in der Ukraine und westlicher Unterstützung des Philosophen Jürgen Habermas, finden Sie hier. Einen “Lob des Pazifismus” von Nele Pollatschek Sie hier. Einen kritischen Text von Sonja Zekri hier. Bei “Auf den Punkt” hatten wir den Sprecher der Deutschen Friedensgesellschaft DFG. Heribert Prantl setzt sich hier in seiner Kolumne kritisch mit der Thematik auseinander und hier finden Sie noch verschiedene Leserbriefe zu der Thematik. Redaktionsschluss für diese Sendung war Freitag, den 3. Februar um 16 Uhr. Weitere Nachrichten: Debatte um Kampfjets, Proteste in Frankreich und Großbritannien, SPD-Spitzenkandidatur von Nancy Faeser in Hessen. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Leonard Kahn, Vinzent-Vitus Leitgeb, Tami Holderied Produktion: Benjamin Markthaler Zusätzliches Audiomaterial über dpa, Reuters, Twitter, Guardian News. Unseren Podcast zu Wirecard finden Sie hier.
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Feb 3, 2023 • 11min

Streiks in Großbritannien: “Problematisch wird es, wenn man einen Krankenwagen braucht”

Einen Winter des Unmuts, so nennen die Britinnen und Briten die Zeit gerade. Und meinen damit: Die größte Streikwelle, die das Land seit den 80ern erlebt hat. An diesem Freitag streiken die Zugführer, kaum ein Zug werde fahren, so die Ankündigung. Schon am Mittwoch waren Hunderttausende auf die Straße gegangen: Lehrer, Beamte, Mitarbeitende in Hochschulen und viele mehr. Sie fordern eine Angleichung ihres Lohns an die Inflation, die bei etwa 10 Prozent liegt. Die Regierung um Rishi Sunak bietet den Berufsgruppen weniger. Trotz erheblicher Einschränkungen stehe die Mehrheit hinter den Streiks, sagt der SZ-Korrespondent in London, Alexander Mühlauer. Zumindest bei den Pflegekräften. “Gerade weil sie in Großbritannien ja auch als die Heldinnen und Helden der Pandemie gelten.” Zollbeamte und Fahrprüfer hingegen hätten diese Rückendeckung nicht in diesem Maße. Die Schuld für die Streiks sehen die Briten allerdings bei Premier Rishi Sunak. Seine ersten 100 Tage im Amt seien “durchwachsen” gelaufen, sagt Mühlauer. Zwar habe Sunak den Ton geändert, aber: “Die Frage ist natürlich: Was sind die Taten? Und da tut er sich so wahnsinnig schwer.” Immerhin: Er stehe für einen anderen Politikstil als seine Vorgänger: “Das muss man, glaube ich, auch einfach in diesen Zeiten von Populismus immer wieder betonen: Da lügt einer nicht.” Die vierte Folge von “Verzockt - das System Sportwetten” finden Sie hier. Weitere Nachrichten: Spionage-Ballon fliegt über den USA, Bundesinnenministerin Nancy Faeser kündigt Kandidatur in Hessen an. Moderation, Redaktion: Johannes Korsche Redaktion: Ayca Balci, Tami Holderried Produktion: Jakob Arnu Zusätzliches Audiomaterial über SkyNews
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Feb 2, 2023 • 12min

Bilanz der Corona-Maßnahmen: “Wir haben schon viel unnötig gelitten”

Seit Donnerstag gibt es keine Maskenpflicht mehr im Fernverkehr. Schutz vor Corona wird vor allem in Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen aufrecht erhalten. Zeit, um mit Christina Berndt eine erste Bilanz zu ziehen. Sie ist Wissenschaftsredakteurin bei der SZ und hat von Anfang an über die Corona-Pandemie berichtet. “Wir sind insgesamt ganz gut durch die Pandemie gekommen”, sagt sie. Mit Blick auf das Auslaufen der Maskenpflicht im Fernverkehr sagt sie aber auch: “Mir tun die Menschen leid, die echt gefährdet sind.” Zwar mache das Corona-Virus kaum akute Probleme mehr, aber von einem Ende der Pandemie könne man noch nicht sprechen. Auch weil es “international noch riesige Probleme” gebe. Zum Beispiel in China. In der Rückschau sagt sie zu den Maßnahmen: “Man hätte andere Prioritäten setzen können und auch müssen.” Gerade Schul- und Kitaschließungen seien “ein Fehler” gewesen. Für die Zukunft fordert sie: “Wir brauchen verlässliche Pandemie-Pläne.” Weitere Nachrichten: Ursula von der Leyen besucht Kiew, EZB erhöht den Leitzins Moderation, Redaktion: Johannes Korsche Redaktion: Nadja Schlüter, Ayça Balcı Produktion: Imanuel Pedersen Zusätzliches Audiomaterial über ZDF, YouTube: Tagesschau
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Feb 1, 2023 • 12min

Polizeigewalt in den USA: Wieso der Fall Tyre Nichols besonders ist

Tyre Nichols ist nur 29 Jahre alt geworden. Am 7. Januar 2023 wurde er in Memphis, Tennessee, von fünf Polizisten zu Tode geprügelt und getreten. Am vergangenen Freitag wurden mehrere Videos von dem Vorfall veröffentlicht. Sie zeigen die brutale Gewalt durch die Polizisten und dass von Nichols selbst keine Gewalt ausgegangen ist. Die mutmaßlichen Täter sind wegen Totschlags angeklagt worden. Am Wochenende gab es landesweite Proteste gegen Polizeigewalt, die – entgegen der Vermutung der Behörden – meist friedlich geblieben sind. "Das liegt wesentlich an der Familie, vor allen Dingen an Nichols’ Mutter", vermutet Peter Burghardt, US-Korrespondent der SZ in Washington. "Sie hat immer gesagt, ihr Sohn war ein friedliebender Mensch, er würde das nicht wollen." Vergangenes Jahr hat es in den USA fast 1200 Tote im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen gegeben. 26 Prozent der Opfer waren Schwarze – obwohl sie nur 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Diesmal sind die mutmaßlichen Täter selbst Schwarze, was die immer schwelende Debatte um Polizeigewalt und Rassismus noch schwieriger macht. "Ich finde, das Beste dazu hat der schwarze Bürgerrechtler Al Sharpton gesagt: Die Täter könnten sich nicht hinter ihrem Schwarzsein verstecken", sagt Burghardt. "Das große Thema ist doch die ganz offensichtliche und in diesen Videos so gut zu sehende Polizeigewalt." Es brauche eine bessere Ausbildung der Polizei, zum Beispiel mehr Geld für Deeskalationstrainings. Hier geht es zur neuesten Folge des SZ-Recherchepodcasts "Das Thema". Weitere Nachrichten: Streik in Großbritannien, radioaktive Kapsel in Australien wiedergefunden Moderation, Redaktion: Nadja Schlüter Redaktion: Lars Langenau, Vinzent-Vitus Leitgeb Produktion: Justin Patchett Zusätzliches Audiomaterial über Reuters

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