Überall Geschichte!

Mirco Melone & Alan Cassidy
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Jun 26, 2023 • 47min

Aldo Moro und die Brigate Rosse: 55 Tage im italienischen Frühling 1978

Die Entführung und Ermordung des Politikers Aldo Moro durch die linksterroristischen Brigate Rosse ist in Italien ein tief verankertes gesellschaftliches Trauma. Bis heute sind die genauen Umstände der Entführung ungeklärt. Über mögliche Hintermänner und sogar eine Involvierung von CIA, KGB und Freimaruerlogen wird noch immer diskutiert. In dieser Folge thematisieren wir die allgemeine Lage im Italien der 1970er-Jahre, den linken und rechten Terror dieser Zeit, die 55 Tage von Moros Entführung und wie der Fall Aldo Moro auch nach dessen Ermordung im Mai 1978 bis heute in der Politik und der Gesellschaft nachwirkt.«Überall Geschichte!» ist Mitglied des Netzwerks #Historytelling. Wir freuen uns über Feedback an podcast@ueberallgeschichte.info. Wenn euch diese Episode gefällt, abonniert uns gerne.Die Informationen zu dieser Folge stammen u.a. aus:Hof, Tobias: Der Fall Aldo Moro und der Terrorismus in Italien, in: Deutsches Historisches Institut Rom (Hg.): Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, Bd. 87, 2007, 437-446.Hof, Tobias: The "Moro Affair" - left-wing terrorism and conspiracy in Italy in the late 1970s, in: Historical Social Research, Bd. 38, Nr. 1, S. 232-256. Die in der Folge genannte sechsteilige Serie Esterno Notte (Und draussen die Nacht) von Marco Bellocchio ist in der ARTE-Mediathek verfügbar.
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Jun 12, 2023 • 57min

Rechte Medienpioniere in den USA: Rush Limbaugh und William Buckley

In den USA ist die Demokratie in Bedrängnis. Verantwortlich dafür ist hauptsächlich die Republikanische Partei, die Donald Trumps Angriff auf die letzten Wahlen nie aufgearbeitet hat. Warum wurden die amerikanischen Konservativen so, wie sie heute sind? Darüber sprechen Mirco Melone und Alan Cassidy in dieser Folge. Sie machen das anhand der Medienpioniere William F. Buckley und Rush Limbaugh. Beide prägten die Republikaner über Jahrzehnte, aber sie taten es auf unterschiedliche Weise – und mit unterschiedlichen Methoden. Es ist die Chronik einer Radikalisierung.«Überall Geschichte!» ist Mitglied des Netzwerks #Historytelling. Wir freuen uns über Feedback an podcast@ueberallgeschichte.info. Wenn euch diese Episode gefällt, abonniert uns gerne.Diese Quellen und Literatur dienten als Grundlage für die Folge:Continetti, Matthew: The Right. The Hundred Year War for American Conservatism, New York 2022.Felzenberg, Alvin: A Man and His Presidents. The Political Odyssey of William F. Buckley Jr., New Haven 2017.Hemmer, Nicole: Messengers of the Right. Conservative Media and the Transformation of American Politics, Philadelphia 2016.Hemmer, Nicole: Partisans. The Conservative Revolutionaries Who Remade American Politics in the 1990s, New York 2022.
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May 29, 2023 • 49min

Von Sozialphysik und Big Data: Adolphe Quetelets 'mittlerer Mensch'

1835 veröffentlichte der belgische Mathematiker Adolphe Quetelet ein Buch zur Sozialphysik. Er setzte damit eine Idee in die Welt, die heute im Begriff Big Data allgegenwärtig ist. In dieser Folge schauen sich die Historiker Mirco Melone und Alan Cassidy an, wie Quetelet seine Sozialphysik entwickelte. Quetelet ging es darum, mit Hilfe mathematisch-statistischer Verfahren auf eine Berechenbarkeit und Steuerbarkeit der Gesellschaft hinzuwirken. Damit steht auch die Frage zur Diskussion, welche Auswirkungen Quetelets Idee des "mittleren Menschen" (Homme moyen) auf die Sozialwissenschaften und die staatlichen Verwaltungen hatte - und wie sie letztlich noch immer die technologischen Fantasien des 21. Jahrhundert unterfüttert.«Überall Geschichte!» ist Mitglied des Netzwerks #Historytelling. Wir freuen uns über Feedback an podcast@ueberallgeschichte.info. Wenn euch diese Episode gefällt, abonniert uns gerne.Folgende Quellen und Literatur wurden in der Folge erwähnt: Quetelet, Adolphe: Sur l'homme et le développement de ses facultés. Ou, Essai d’une physique sociale, Bachelier, Paris 1835. Quetelet, Adolphe: Sur l'influence des saisons sur la mortalité aux différens ages dans la Belgique, M. Hayez, Brüssel 1838. Buckle, Henry Thomas: History of Civilization in England, 2 Bde., J. W. Parker & Son, London 1857-1861.Pentland, Alex: Social Physics. How Social Networks can make us smarter, Penguin Press, London 2015.
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May 15, 2023 • 40min

Die Gefangenen der Geografie: Wie geopolitische Faktoren die Geschichte prägen

Ist die Geschichte das Resultat von geografischen Faktoren? Um diese Frage dreht sich diese Folge des Überall Geschichte!-Podcasts. Am Beispiel von Russland und den USA, den beiden Supermächte des 20. Jahrhunderts, diskutieren Alan Cassidy und Mirco Melone die Rolle von Bergketten, Küstenlinien, Ressourcen und Landflächen bei der Entstehung von Imperien. Und dabei geht es auch um die Frage, die schon die beiden Geografen Halford Mackinder und Gerard Toal umtrieb, nämlich: inwiefern hat Geopolitik tatsächlich mit Geografie zu tun? «Überall Geschichte!» ist Mitglied des Netzwerks #Historytelling. Wir freuen uns über Feedback an podcast@ueberallgeschichte.info. Wenn euch diese Episode gefällt, abonniert uns gerne.Die Informationen zu dieser Folge stammen aus:Marshall, Tim: Die Macht der Geographie: Wie sich Weltpolitik anhand von 10 Karten erklären lässt, dtv, München 2015.  Mackinder, Halford J.: The Geographical Pivot of History, in: The Geographical Journal, Vol. 23, Nr. 4, 1904, S. 421-437.Mackinder, Halford J.: Democratic ideals and reality. A Study in the Politics of Reconstruction, Henry Holt and Company, New York 1919.Toal, Gerard: Geopolitik – Zur Entstehungsgeschichte einer Disziplin, in: Yves Lacoste et al. (Hg.): Geopolitik – Zur Ideologiekritik politischer Raumkonzepte, Promedia Verlag, Wien 2001, S. 9-28.
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May 1, 2023 • 60min

Die zehn wichtigsten Medienereignisse des 19. Jahrhunderts: Warum die Medienwelt heute ist, wie sie ist

Die Wurzeln unserer Mediengesellschaft liegen im 19. Jahrhundert. Neue technische Verfahren und Apparate zur Speicherung und Übertragung von Informationen haben eine Medienöffentlichkeit geschaffen, die bis heute den Rhythmus und die Kommunikationsweisen unserer Gesellschaften bestimmt. In dieser Folge schauen wir uns die zehn wichtigsten Medienereignisse an – von der ersten Papierfabrik über die Erfindung der Tonspur bis hin zur Verlegung des transatlantischen Unterseekabels.«Überall Geschichte!» ist Mitglied des Netzwerks #Historytelling. Wir freuen uns über Feedback an podcast@ueberallgeschichte.info. Wenn euch diese Episode gefällt, abonniert uns gerne.Die Inspiration für diese Folge war:Wagner, Wolf-Rüdiger: Die Entstehung der Mediengesellschaft. 100 Mediengeschichten aus dem 19. Jahrhundert, Transcript Verlag: Bielefeld 2022.Die älteste bekannte Tonaufzeichnung, aufgenommen durch Édouard-Léon Scott de Martinville, wurde 2008 digital rekonstruiert und hörbar gemacht: https://www.firstsounds.org/sounds/1860-Scott-Au-Clair-de-la-Lune-09-08.mp3 
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Apr 17, 2023 • 55min

Arm und reich – wie die Welt gleicher wurde

In dieser Folge geht es um das Verhältnis zwischen Arm und Reich, zwischen Unten und Oben – um die Ungleichheit in den Demokratien des Westens. Dies ist das Spezialgebiet von Thomas Piketty, einem der einflussreichsten Ökonomen der Gegenwart. Er ist ein scharfer Kritiker des gegenwärtigen Kapitalismus. In seinem aktuellen Buch, einer Geschichte der Gleichheit, zieht Piketty dennoch ein optimistisches Fazit: Insgesamt werde die Welt gleicher. Wie aber kommt Piketty zu diesem Schluss? Welche Rolle spielt Geschichte in seiner Argumentation und was braucht es historisch gesehen, damit Gleichheit entsteht?«Überall Geschichte!» ist Mitglied des Netzwerks #Historytelling. Wir freuen uns über Feedback an podcast@ueberallgeschichte.info. Wenn euch diese Episode gefällt, abonniert uns gerne.Die Informationen zu dieser Folge stammen aus: Piketty, Thomas: Eine kurze Geschichte der Gleichheit, München: C.H.Beck, 2022. Die Grafiken aus Pikettys Buch sowie die dafür verwendeten Daten können online eingesehen werden und stehen zum Download zur Verfügung unter http://piketty.pse.ens.fr/fr/egalite
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Apr 3, 2023 • 48min

Braucht es Reparationen für Gastarbeiter? Von Arbeitsmigration und Überfremdung

In dieser ersten Folge der neuen Staffel des Podcasts Überall Geschichte! geht es um die Rolle von Gastarbeiter:innen. In vielen westeuropäischen Ländern ist der wirtschaftliche Boom der Nachkriegszeit ohne diese Menschen undenkbar. Nirgends ist das so deutlich wie in der Schweiz, die zum wichtigsten Auswanderungsziel von italienischen Saisonniers wurde. Lange wurde diese Arbeitsmigration als Erfolgsgeschichte erzählt – und die Schattenseiten für die Betroffenen verdrängt. Mirco Melone und Alan Cassidy diskutieren: Wie lebten die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter in der Schweiz? Warum mussten Zehntausende von Einwandererkindern im Versteckten leben? Welche Rolle spielte dabei die Angst vor sogenannter Überfremdung? Und: Gibt es eine historische Schuld gegenüber den Migrantinnen und Migranten?«Überall Geschichte!» ist Mitglied des Netzwerks #Historytelling. Wir freuen uns über Feedback an podcast@ueberallgeschichte.info. Wenn euch diese Episode gefällt, abonniert uns gerne.Die Informationen zu dieser Folge stammen aus:Akdoganblut, Cenk: Überfremdungsdiskurse und migrantischer Widerstand in der Nachkriegszeit, in: Falk, Francesca (Hg.): Der Schwarzenbacheffekt. Wenn Abstimmungen Menschen traumatisieren und politisieren, Zürich: Limmat Verlag, 2022, S. 21-34.Alghisi, Giuliano; Ferrarese, Rolando; Tisato, Fausto; Widmer, Marina (Hg.): Grazie a voi. Ricordi e Stima – Fotografien zur italienischen Migration in der Schweiz, Zürich: Limmat Verlag, 2018.Ricciardi, Toni: Infanzia e genitorialità negata nella Svizzera del miracolo economico, in: Mignano, Silvio; Ricciardi, Toni: Più svizzeri, sempre italiani. Mezzo secolo dopo l'iniziativa Schwarzenbach, Roma: Carocci, 2022, S. 61-78.Frigerio, Marina: Verbotene Kinder. Die Kinder der italienischen Saisonniers erzählen von Trennung und Illegalität, Zürich: Rotpunkt, 2014.Piguet, Etienne: Einwanderungsland. Schweiz. Fünf Jahrzehnte halb geöffnete Grenzen, Bern: Haupt Verlag, 2006.Todisco, Vincenzo: Das Eidechsenkind, Zürich: Rotpunkt, 2018.
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Jul 16, 2021 • 28min

Das Schweizer 'Fort Knox'

Dinge wie Serverfarmen und Cloud Storage scheinen so neuartig, dass sie noch gar keine Geschichte haben können. In der zehnten Folge des Überall Geschichte! Podcasts nähern wir uns darum einer Geschichte von Rechenzentren an. Exemplarisch dafür steht ein Schweizer Rechenzentrum, das als Schweizer 'Fort Knox' bezeichnet wird. Die Geschichte dieses Datenbunkers beginnt während des Zweiten Weltkriegs und zeigt, dass Infrastrukturen immer eine Geschichte haben und dass diese Geschichte durchaus aufschlussreich ist für das Verständnis der Gegenwart. Das Beispiel des Schweizer 'Fort Knox' veranschaulicht, dass die vermeintlich ahistorischen Datenzentren ganz bewusst mit Geschichtsbildern und mythischen Vorstellungen aus der Vergangenheit arbeiten, um ihre Dienstleistungen werbewirksam zu inszenieren und sich im globalen Wettlauf um Daten, die als das neue Gold gelten, in Position zu bringen. «Überall Geschichte!» ist Mitglied des Netzwerks #Historytelling. Wir freuen uns über Feedback an podcast@ueberallgeschichte.info. Wenn euch diese Episode gefällt, abonniert uns gerne.Die Informationen zu dieser Folge stammen aus dem schönen Aufsatz der Historikerin Silvia Berger Ziauddin: The Data Bunker is not just Anywhere: Historizing and Territorializing Flying Machines, Data and Men, in: Monika Dommann, Hannes Rickli, Max Stadler (Hg.): Data Centers. Edges of a Wired Nation, Zürich 2020, S. 290-309.Die Website der Betreiberfirma Mount10 liefert wunderbare Einsichten in das Geschäft mit den Daten: https://www.mount10.ch/de/mount10/swiss-fort-knox/Die in der Folge zitierten Aussagen stammen aus folgenden Artikeln: «Ein Panzerschrank im Bergmassiv», in: Finanz und Wirtschaft, 22.8.2018; «Futuristischer Datensafe in alter Armee-Festung», in: Der Bund, 11.11.1997; "Für den Notfall", in: Der Spiegel Nr. 21, 1996, S. 178-179.Das Episodenbild dieser Folge zeigt das Eingangstor in den Datenbunker in Saanen.
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Jun 28, 2021 • 30min

Das rassistische Erbe der Polizeiarbeit

In der neunten Folge des Überall Geschichte! Podcasts geht es um das rassistische Erbe polizeilicher Praktiken. Als sich im 19. Jahrhundert die modernen Nationalstaaten Europas formierten, gewann auch die Verbrecherbekämpfung zunehmend an Wichtigkeit. Im Zuge von Imperialismus, dem Aufkommen fotografischer Verfahren und dem Siegeszug der Wissenschaften begannen Kriminologen in ganz Europa damit, biologistische Theorien für die Verbrecherjagd zu entwickeln. Wegbereitend dafür war die Idee, dass der äusserlich sichtbare Körper ein Abbild von Intelligenz, Gesundheit und Charakter eines Menschen sei. Und diese Vorstellung vom geborenen Kriminellen, dem das Verbrechen im Gesicht ablesbar war, ist bis heute in der Polizeiarbeit präsent. Die Informationen zu dieser Folge stammen grösstenteils aus einem Aufsatz des Fotokritikers und -konzeptkünstlers Sekula, Allan: The Body and the Archive, in: October, Vol. 39, S. 3-64, Boston 1986.  Weitere Informationen finden sich in den Veröffentlichungen von Francis Galton und Cesare Lombroso: Galton, Francis: Genie und Vererbung, Leipzig 1910; ders.: Inquieris into Human Faculty and its Development, London 1883; Lombroso, Cesare: Der Verbrecher in anthropologischer, ärztlicher und juristischer Beziehung. In deutscher Bearbeitung von M. O. Fraenkel. 3 Bände. Hamburg 1890 bis 1896.Wer sich für die allgemeine Entwicklung der fotografischen Klassierung, Bewertung und Einordnung von Menschen im 19. Jahrhundert interessiert: Edwards, Elizabeth: Anthropology and Photography: 1860-1920, New Haven 1997.Über aktuelle Entwicklungen und Fälle von Racial Profiling informiert in der Schweiz die Website https://www.stop-racial-profiling.ch/de/home/ Das Episodenbild zeigt Galtons "Specimen of Composite Portraiture", die er 1883 in seinem Buch Inquiries into Human Faculty and its Developement veröffentlicht hatte (Public Domain).
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Jun 14, 2021 • 28min

Die Architektur des Überwachungsstaates

Das in der Folge zitierte Traktat von Jeremy Bentham ist 1995 von Miran Bozovic veröffentlicht worden und online im Internet Archive einsehbar: Bozovic, Miran (Hg.): Jeremy Bentham: The Panopticon Writings, London 1995, S. 29-95.Wer sich weiter mit dem Thema Überwachung und Gefängnis beschäftigen möchte: Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010.Das Episodenbild der Folge zeigt die von Bentham beim Architekten Willey Reveley in Auftrag gegebenen Baupläne für sein Panopticon, die 1791 veröffentlicht wurden (Public Domain). Ein schönes Beispiel für ein Panopticon-Gefängnis ist das Ende des 19. Jh. errichtete Zentralgefängnis im indischen Junagadh (Public Domain). 

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