Überall Geschichte!

Mirco Melone & Alan Cassidy
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Apr 5, 2021 • 39min

Die Pariser Kommune von 1871 und ihr fotografisches Verhängnis

Die dritte Folge des Überall Geschichte! Podcasts thematisiert den Einsatz von Fotografien während der Zeit der sozialistischen Pariser Kommune von 1871. Noch heute sind die Aufnahmen der von Kämpfen zerstörten Stadt und der auf Barikaden sitzenden Kommunarden präsent. Im Fokus der Folge steht jedoch die Nutzung von fotografischen Bildern für die Identifikation und Fahndung von Kommunarden. Nachdem die Regierungstruppen die Kommune blutig niedergeschlagen hatten, begann die heute nahezu vergessene Fahndung und Einkerkerung derjenigen, die damals den Aufstand wagten. Die historische Nutzung der Fotografie als Identifikations- und Fahndungsmittel wirft auch die Frage auf, inwiefern Kontinuitäten zu gegenwärtigen Praktiken des Online-Prangers und der datengestützten Fahndung  bestehen - und was wir daraus schliessen können. Die verwendeten Informationen zur Nutzung von Fotografien während der Zeit der Pariser Kommune stammen aus: Przyblyski, Jeannene M.: Revolution at a Standstill. Photography and the Paris Commune of 1871, in: Yale French Studies Nr. 101 (Fragments of Revolution), 2001, S. 54-78.Weitere Hinweise zur fotografischen Praxis der Kommunarden sowie zu Bruno Braquehais' Schaffen sind aus: McCauley, Elizabeth Anne: Industrial Madness. Commercial Photography in Paris, 1848-1871, New Haven 1994. Der in der Folge zitierte Beitrag Chronique du Jour von Louis Adrien Huart ist online einsehbar auf der Seite Gallica (Bibliothèque nationale de France), wo alle Ausgaben der Zeitschrift Le Charivari verfügbar sind. Das verwendete Episoden-Bild stammt vom Fotografen Auguste Bruno Braquehais und ist Teil des Albums Le siège de Paris: 1870-1871. Das Album ist Teil der Sammlung der Nationalbibliothek von Brasilien (Public Domain).Die in der Einleitung zur Folge genannte Website im Zusammenhang mit dem Sturm auf das US-Capitol ist abrufbar unter www.facesoftheriot.com (Stand: 5.4.2021).
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Mar 22, 2021 • 30min

Die prähistorische Hausfrau von 1910

Die zweite Folge des Überall Geschichte! Podcasts dreht sich um den deutschen Prähistoriker Gustaf Kossinna. 1910 begründete er in Erfurt mit einem Vortrag die vermeintlich natürliche Geschlechterordnung zwischen Mann und Frau mit Hilfe archäologischer Funde. Kossinnas Vorstellung von der vorgeschichtlichen Familie, bestehend aus Mann, Frau und Kindern, ist noch heute präsent. Eine kleine Quellenkritik seines Vortrags offenbart nicht nur seine Idee von den getrennten Wirkungsbereichen von Frauen und Männern in der Vorgeschichte, die dem bürgerlichen Ideal der Kleinfamilie im 19. Jh. entspringen. Sie zeigt auch die um 1900 anschwellende Forderung nach politischer Gleichberechtigung von Frau und Mann, gegen die Kossinna die natürliche Ordnung der Geschlechter als Gegenkonzept ins Feld führte.Das in der Einführung zu dieser Folge erwähnte, reichhaltig illustrierte Buch zur Geschichte der Menschen in der Vorzeit wurde 1979 zum ersten mal veröffentlicht. Es gibt mehreren Ausgaben bis in die 1990er-Jahre. Für die erste Ausgabe: Wolf, Josef: Menschen der Urzeit, Berlin 1979. Die Studie zur Darstellung von prähistorischen Familien in der archäologischen Literatur stammt von: Pichler, Sandra; Doppler, Thomas; Röder, Brigitte: Prähistorische Familien in der archäologischen Literatur der Schweiz: ein Abbild der ehemaligen Realität?, in: Bulletin der Schweizerischen Gesellschaft für Anthropologie Nr. 15 (1–2), 2009, S. 65-69.Die Informationen zu Gustaf Kossinnas Biografie stammen überwiegend aus der 2002 erschienen Biografie von: Grünert, Heinz: Gustaf Kossinna (1858-1931). Vom Germanisten zum Prähistoriker. Ein Wissenschaftler im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, Leidorf 2002. Der zitierte Aufsatz mit Informationen zur Frühgeschichte der prähistorischen Wissenschaft stammt von Kästner, Sybille: Rund ums Geschlecht. Ein Überblick zu feministischen Geschlechtertheorien und deren Anwendung auf die archäologische Forschung, in: Karlisch, Sigrun M.; Kästner, Sybille; Mertens, Eva-Maria (Hrsg): Vom Knochenmann zur Menschenfrau. Feministische Theorie und archäologische Praxis, Mènster 1997, S. 13-29. Das Episoden-Bild stammt vom tschechischen Zeichner und Grafiker Zdeněk Burian, der das Buch Menschen der Urzeit illustrierte (Copyright Aventium Verlag, Prag).
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Mar 8, 2021 • 34min

Der American Dream von 'General' Sutter

In der ersten Folge des Überall Geschichte! Podcasts geht es um den Schweizer Johann August Sutter, der zwischen 1834 und 1848 in Kalifornien als "General Sutter" seine Kolonie "Neu-Helvetien" aufbauen liess. Ein Goldfund bei der Mühle seiner Ranch hat 1848 den Goldrausch ausgelöst, wodurch Sutters Land und seine Ranch von tausenden Goldgräbern überrant wurden. Im Zentrum des Podcasts steht jedoch eine bisher kaum beleuchtete Seite von Sutters Leben, ohne die sein Erfolg nicht denkbar ist: die Versklavung und Misshandlung von Indigenen sowie der systematische Handel mit Kindern. Sutters Geschichte steht stellvertretend für die Frage nach dem Umgang mit dem kolonialen Erbe Europas. Noch heute wird er als Frontier-Pionier und Gründer der kalifornischen Hauptstadt Sacramento erinnert, die auf dem Land seiner ehemaligen Kolonie errichtet wurde.Die Informationen für diese Folge stammen hauptsächlich aus einem 2019 publizierten Aufsatz der Historikerin Rachel Huber: "General Sutter". Die obskure Seite einer Schweizer Heldenerzählung, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte (SZG), Bd. 69, Heft 3, 2019, S. 418-433. Heinrich Lienhards Erinnerungen wurden 2010 ediert und als Buch publiziert: "Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!", Erinnerungen an den California Trail, John A. Sutter und den Goldrausch, 1846–1849, herausgegeben von Christa Landert, mit einem Vorwort von Leo Schelbert, Zürich 2010. Als Lektüre zur Versklavung und dem Genozid an der indigenen Bevölkerung Nordamerikas generell empfehlenswert ist das Buch von Andrés Reséndez: The Other Slavery. The Uncovered Story of Indian Enslavement in America, New York 2016. Das Episoden-Bild Johann August Sutter (1866) stammt vom Maler Frank Buchser und ist Teil der Sammlung des Kunstmuseums Solothurn (Public Domain).Wer sich weiter mit Denkmalkultur und Geschichtsbewusstsein auseinandersetzen möchte, findet einen guten und prägnanten Einstieg dazu mit dem Artikel Removing the "Past": Debates Over Official Sites of Memory von Stéphane Lévesque, der 2018 im Online-Journal Public History Weekly erschienen ist. Einige der in der Folge genannten literarischen und filmischen Beispiele, die zum Heldenmythos von Sutter beitrugen sind L'Or. La Merveilleuse Histoire du General Johan August Sutter von Blaise Cendras (1925), Stefan Zweigs historische Miniatur Die Entdeckung Eldorados aus der Sammlung Sternstunden der Menschheit (1927) und Louis Trenkers Film Der Kaiser von Kalifornien (1936).
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Mar 2, 2021 • 50sec

Trailer Überall Geschichte!

Wir sind Mirco Melone und Alan Cassidy. Wir sind Freunde. Wir lieben Geschichte. Und deshalb gibt es diesen Podcast.Bei «Überall Geschichte!» sprechen wir alle zwei Wochen über ein historisches Thema. Wie wichtig war Hitlers missglückter erster Putsch für seinen späteren Aufstieg? Was steckt hinter der Entführung von Aldo Moro durch die Brigate Rosse? Was verdanken wir den modernen Warenhäusern?Bei uns werden die grossen und kleinen Geschichten und Fragestellungen zum Thema. Und neben dem Blick zurück geht es dabei immer auch um die Frage, wozu wir Geschichte brauchen und wie wir gegenwärtig mit ihr umgehen. Denn: Es gibt überall Geschichte!«Überall Geschichte!» ist Mitglied des Netzwerks #Historytelling.Besucht uns auf ueberallgeschichte.info

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