

Überall Geschichte!
Mirco Melone & Alan Cassidy
Wir sind Mirco Melone und Alan Cassidy. Wir sind Freunde. Wir lieben Geschichte. Und deshalb gibt es diesen Podcast. Bei «Überall Geschichte!» sprechen wir alle zwei Wochen über ein historisches Thema. Wie wichtig war Hitlers missglückter erster Putsch für seinen späteren Aufstieg? Was steckt hinter der Entführung von Aldo Moro durch die Brigate Rosse? Was verdanken wir den modernen Warenhäusern? Bei uns werden die grossen und kleinen Geschichten und Fragestellungen zum Thema. Und neben dem Blick zurück geht es dabei immer auch um die Frage, wozu wir Geschichte brauchen und wie wir gegenwärtig mit ihr umgehen. Denn: Es gibt überall Geschichte!
Episodes
Mentioned books

Jun 14, 2021 • 28min
Die Architektur des Überwachungsstaates
Das in der Folge zitierte Traktat von Jeremy Bentham ist 1995 von Miran Bozovic veröffentlicht worden und online im Internet Archive einsehbar: Bozovic, Miran (Hg.): Jeremy Bentham: The Panopticon Writings, London 1995, S. 29-95.Wer sich weiter mit dem Thema Überwachung und Gefängnis beschäftigen möchte: Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010.Das Episodenbild der Folge zeigt die von Bentham beim Architekten Willey Reveley in Auftrag gegebenen Baupläne für sein Panopticon, die 1791 veröffentlicht wurden (Public Domain). Ein schönes Beispiel für ein Panopticon-Gefängnis ist das Ende des 19. Jh. errichtete Zentralgefängnis im indischen Junagadh (Public Domain).

May 31, 2021 • 35min
Der Pestizid-Frühling von 1962
Braucht die Landwirtschaft Pestizide? Und welche Auswirkungen haben chemische Umwelt-Gifte auf Pflanzen, Tiere und Menschen? In der siebten Folge des Überall Geschichte! Podcasts widmen wir uns Rachel Carsons Buch Silent Spring, das 1962 wie eine Bombe einschlug. Es hat eine bis heute andauernde Diskussion um Nutzen und Nachteil von Pestiziden entfacht. Das Buch gilt nicht nur als einer der Grundpfeiler für die weltweite Ökologiebewegung. Die Umstände seiner Veröffentlichung veranschaulichen auch, wie Konzerne zu Lasten von Mensch und Umwelt ihre Profite sichern und dabei Hilfe von mächtigen politischen Akteuren bekommen. Der Kampf um die mediale Deutung von Carsons Buch war zugleich auch ein Abbild von Geschlechterrollen und ein Ringen um öffentliche Teilhabe von bisher kaum beachteten Stimmen von Umweltschützer*innen. Die Informationen zu dieser Folge stammen aus: Mauch, Christof: Blick durchs Ökoskop. Rachel Carsons Klassiker und die Anfänge des modernen Umweltbewusstseins, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 9 (2012), H. 1, S. 156-160. Zur Geschichte des Pestizids DDT: Simon, Christian: DDT – Kulturgeschichte einer chemischen Verbindung. Christoph Merian, Basel 1999. Rachel Carsons Buchtext ist online verfügbar.

May 17, 2021 • 30min
Jacques Vaucansons scheissende Maschinen-Ente
Die sechste Folge des Überall Geschichte! Podcasts handelt von der mechanischen Maschinen-Ente des französischen Ingenieurs Jacques Vaucanson. Die Ente, bestehend aus mehr als 400 Einzelteilen, konnte Bewegungen ausführen, Essen und sogar Exkremente ausscheiden. Mit Vaucansons Maschine, die er in den 1730er-Jahren gebaut hatte, lassen sich die Anfänge der künstlichen Intelligenz nachzeichen. Der Nachbau von lebenden Körpern sollte die Mechanik des Körpers simulieren. Zugleich zeigt die Ente exemplarisch wesentliche Grundzüge der Automatisierung, die bis heute andauert. Die Informationen zu dieser Folge stammen aus: Fleig, Anne: Automaten mit Köpfchen. Lebendige Maschinen und künstliche Menschen im 18. Jahrhundert, in: Barkhaus, Annette; Fleig, Anne (Hg.): Grenzverläufe. Der Körper als Schnitt-Stelle, München 2002, S. 117-130. (Auch Online verfügbar im Goethezeitportal). Riskin, Jessica: The defecating Duck, or, the ambiguous Origins of artifical Life, in: Critical Inquiry, Vol. 29, Nr. 3, 2003, S. 599-633.Zedler, Johann Heinrich: Grosses Vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 20, Halle und Leipzig 1739.Vaucanson, Jacques: Beschreibung eines mechanischen Kunst-Stucks und Automatischen Flöten-Spielers so denen Herren von der Königlichen Academie der Wissenschaften zu Paris durch den Herrn Vaucanson Erfinder dieser Machine überreicht worden, samt Einer Description sowohl einer künstlich-gemachten Ente, die von sich selbst das Essen und Trincken hinein schluckt ... und all dasjenige verrichtet/ was eine lebendige Ente thun kan ; Als auch Einer andern gleichfalls wunderbaren Figur, welche mit der einen Hand die Trommel rühret, und mit der andern 20 unterschiedliche Arien auf einer Provence-Pfeiffe spielt und bläset, Augsburg 1748.Sehr empfehlenswert ist die erwähnte automatisierte Handschriftenerkennung von Transkribus, die mit der Technik der neuronalen Netzwerke funktioniert. Das Episodenbild der Folge stammt aus dem Jahr 1899 und zeigt eine eine nachträglich imaginierte Rekonstruktion von Vaucansons Maschinen-Ente. Das Bild wurde im Scientific American publiziert.

May 3, 2021 • 34min
Vom Schlachthof in die Würstchenbude
In der fünften Folge des Überall Geschichte! Podcasts geht es um die Anfänge der industriellen Fleischproduktion. Anhand des Berliner Zentralvieh- und Schlachthofs schauen wir uns beispielhaft an, wie sich am Ende des 19. Jahrhunderts über ein Netzwerk aus Züchtern, Transporteuren, Händlern, Schlachtern und Verkäufern eine neue Form der Fleischproduktion ausbildete. Zudem entstanden neue Orte des Fleischkonsums in der Stadt. Schnellrestaurants wie Aschinger bedienten die veränderte Nachfrage nach proteinreicher, billiger und schnell konsumierbarer Nahrung, die zugleich auch zu einem neuen Statussymbol wurde.Die Informationen zu dieser Folge stammen komplett aus: Christian Kassung: Fleisch. Die Geschichte einer Industrialisierung, Paderborn 2020. Das Episodenbild der Folge stammt aus dem Jahr 1896 und zeigt die Schweinehalle des 1883 neu erbauten Berliner Zentralvieh- und Schlachthofs (Public Domain). Das Bild entstammt der Publikation Berlin und seine Bauten, Berlin 1896.

Apr 19, 2021 • 32min
Fairtrade im Weltladen
Die vierte Folge des Überall Geschichte! Podcasts handelt von der Geschichte der Weltläden. Diese einst als 'Dritte-Welt-Läden' bekannten Läden tauchten ab den 1970er-Jahren in fast allen Ländern Westeuropas auf. Sie wurden zu Orten des alternativen, fairen Handels und zum Bestandteil von Stadt- und Dorfbildern. Die Folge wirft einerseits einen Blick auf die vielfältighe Vorgeschichte der Weltläden vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Andererseits geht es um die Rolle dieser Läden in der Ausbildung eines konsumkritischen Bewusstseins, das einen gerechteren Handel zwischen dem reichen Norden und dem globalen Süden herbeiführen sollte.Die Informationen zur Vorgeschichte der Weltläden stammen aus Dohmen, Caspar: Das Prinzip Fairtrade. Vom Weltladen in den Supermarkt, Berlin 2017. Eine Geschichte der Weltläden in der Bundesrepublik Deutschland zusammengestellt hat Möckel, Benjamin: Kolonialwarenhandel. »Dritte-Welt-Läden« – Utopie und Heterotopie eines gerechten Handels, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 17 (2020), Heft 3.Das Praxisbuch für Weltläden von Harald Rohr wurde veröffentlicht von der Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt Läden: Der Dritte Welt Laden, Darmstadt 1980. Zu den Schweizer Bananenfrauen siehe Brunner, Ursula: Bananenfrauen, Frauenfeld 1999. Das Episodenbild der Folge zeigt einen Kleber, der im Rahmen der Aktion 'Nicas statt Chiquitas' von den Frauenfelder Bananenfrauen verwendet wurde.

Apr 5, 2021 • 39min
Die Pariser Kommune von 1871 und ihr fotografisches Verhängnis
Die dritte Folge des Überall Geschichte! Podcasts thematisiert den Einsatz von Fotografien während der Zeit der sozialistischen Pariser Kommune von 1871. Noch heute sind die Aufnahmen der von Kämpfen zerstörten Stadt und der auf Barikaden sitzenden Kommunarden präsent. Im Fokus der Folge steht jedoch die Nutzung von fotografischen Bildern für die Identifikation und Fahndung von Kommunarden. Nachdem die Regierungstruppen die Kommune blutig niedergeschlagen hatten, begann die heute nahezu vergessene Fahndung und Einkerkerung derjenigen, die damals den Aufstand wagten. Die historische Nutzung der Fotografie als Identifikations- und Fahndungsmittel wirft auch die Frage auf, inwiefern Kontinuitäten zu gegenwärtigen Praktiken des Online-Prangers und der datengestützten Fahndung bestehen - und was wir daraus schliessen können. Die verwendeten Informationen zur Nutzung von Fotografien während der Zeit der Pariser Kommune stammen aus: Przyblyski, Jeannene M.: Revolution at a Standstill. Photography and the Paris Commune of 1871, in: Yale French Studies Nr. 101 (Fragments of Revolution), 2001, S. 54-78.Weitere Hinweise zur fotografischen Praxis der Kommunarden sowie zu Bruno Braquehais' Schaffen sind aus: McCauley, Elizabeth Anne: Industrial Madness. Commercial Photography in Paris, 1848-1871, New Haven 1994. Der in der Folge zitierte Beitrag Chronique du Jour von Louis Adrien Huart ist online einsehbar auf der Seite Gallica (Bibliothèque nationale de France), wo alle Ausgaben der Zeitschrift Le Charivari verfügbar sind. Das verwendete Episoden-Bild stammt vom Fotografen Auguste Bruno Braquehais und ist Teil des Albums Le siège de Paris: 1870-1871. Das Album ist Teil der Sammlung der Nationalbibliothek von Brasilien (Public Domain).Die in der Einleitung zur Folge genannte Website im Zusammenhang mit dem Sturm auf das US-Capitol ist abrufbar unter www.facesoftheriot.com (Stand: 5.4.2021).

Mar 22, 2021 • 30min
Die prähistorische Hausfrau von 1910
Die zweite Folge des Überall Geschichte! Podcasts dreht sich um den deutschen Prähistoriker Gustaf Kossinna. 1910 begründete er in Erfurt mit einem Vortrag die vermeintlich natürliche Geschlechterordnung zwischen Mann und Frau mit Hilfe archäologischer Funde. Kossinnas Vorstellung von der vorgeschichtlichen Familie, bestehend aus Mann, Frau und Kindern, ist noch heute präsent. Eine kleine Quellenkritik seines Vortrags offenbart nicht nur seine Idee von den getrennten Wirkungsbereichen von Frauen und Männern in der Vorgeschichte, die dem bürgerlichen Ideal der Kleinfamilie im 19. Jh. entspringen. Sie zeigt auch die um 1900 anschwellende Forderung nach politischer Gleichberechtigung von Frau und Mann, gegen die Kossinna die natürliche Ordnung der Geschlechter als Gegenkonzept ins Feld führte.Das in der Einführung zu dieser Folge erwähnte, reichhaltig illustrierte Buch zur Geschichte der Menschen in der Vorzeit wurde 1979 zum ersten mal veröffentlicht. Es gibt mehreren Ausgaben bis in die 1990er-Jahre. Für die erste Ausgabe: Wolf, Josef: Menschen der Urzeit, Berlin 1979. Die Studie zur Darstellung von prähistorischen Familien in der archäologischen Literatur stammt von: Pichler, Sandra; Doppler, Thomas; Röder, Brigitte: Prähistorische Familien in der archäologischen Literatur der Schweiz: ein Abbild der ehemaligen Realität?, in: Bulletin der Schweizerischen Gesellschaft für Anthropologie Nr. 15 (1–2), 2009, S. 65-69.Die Informationen zu Gustaf Kossinnas Biografie stammen überwiegend aus der 2002 erschienen Biografie von: Grünert, Heinz: Gustaf Kossinna (1858-1931). Vom Germanisten zum Prähistoriker. Ein Wissenschaftler im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, Leidorf 2002. Der zitierte Aufsatz mit Informationen zur Frühgeschichte der prähistorischen Wissenschaft stammt von Kästner, Sybille: Rund ums Geschlecht. Ein Überblick zu feministischen Geschlechtertheorien und deren Anwendung auf die archäologische Forschung, in: Karlisch, Sigrun M.; Kästner, Sybille; Mertens, Eva-Maria (Hrsg): Vom Knochenmann zur Menschenfrau. Feministische Theorie und archäologische Praxis, Mènster 1997, S. 13-29. Das Episoden-Bild stammt vom tschechischen Zeichner und Grafiker Zdeněk Burian, der das Buch Menschen der Urzeit illustrierte (Copyright Aventium Verlag, Prag).

Mar 8, 2021 • 34min
Der American Dream von 'General' Sutter
In der ersten Folge des Überall Geschichte! Podcasts geht es um den Schweizer Johann August Sutter, der zwischen 1834 und 1848 in Kalifornien als "General Sutter" seine Kolonie "Neu-Helvetien" aufbauen liess. Ein Goldfund bei der Mühle seiner Ranch hat 1848 den Goldrausch ausgelöst, wodurch Sutters Land und seine Ranch von tausenden Goldgräbern überrant wurden. Im Zentrum des Podcasts steht jedoch eine bisher kaum beleuchtete Seite von Sutters Leben, ohne die sein Erfolg nicht denkbar ist: die Versklavung und Misshandlung von Indigenen sowie der systematische Handel mit Kindern. Sutters Geschichte steht stellvertretend für die Frage nach dem Umgang mit dem kolonialen Erbe Europas. Noch heute wird er als Frontier-Pionier und Gründer der kalifornischen Hauptstadt Sacramento erinnert, die auf dem Land seiner ehemaligen Kolonie errichtet wurde.Die Informationen für diese Folge stammen hauptsächlich aus einem 2019 publizierten Aufsatz der Historikerin Rachel Huber: "General Sutter". Die obskure Seite einer Schweizer Heldenerzählung, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte (SZG), Bd. 69, Heft 3, 2019, S. 418-433. Heinrich Lienhards Erinnerungen wurden 2010 ediert und als Buch publiziert: "Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!", Erinnerungen an den California Trail, John A. Sutter und den Goldrausch, 1846–1849, herausgegeben von Christa Landert, mit einem Vorwort von Leo Schelbert, Zürich 2010. Als Lektüre zur Versklavung und dem Genozid an der indigenen Bevölkerung Nordamerikas generell empfehlenswert ist das Buch von Andrés Reséndez: The Other Slavery. The Uncovered Story of Indian Enslavement in America, New York 2016. Das Episoden-Bild Johann August Sutter (1866) stammt vom Maler Frank Buchser und ist Teil der Sammlung des Kunstmuseums Solothurn (Public Domain).Wer sich weiter mit Denkmalkultur und Geschichtsbewusstsein auseinandersetzen möchte, findet einen guten und prägnanten Einstieg dazu mit dem Artikel Removing the "Past": Debates Over Official Sites of Memory von Stéphane Lévesque, der 2018 im Online-Journal Public History Weekly erschienen ist. Einige der in der Folge genannten literarischen und filmischen Beispiele, die zum Heldenmythos von Sutter beitrugen sind L'Or. La Merveilleuse Histoire du General Johan August Sutter von Blaise Cendras (1925), Stefan Zweigs historische Miniatur Die Entdeckung Eldorados aus der Sammlung Sternstunden der Menschheit (1927) und Louis Trenkers Film Der Kaiser von Kalifornien (1936).

Mar 2, 2021 • 50sec
Trailer Überall Geschichte!
Wir sind Mirco Melone und Alan Cassidy. Wir sind Freunde. Wir lieben Geschichte. Und deshalb gibt es diesen Podcast.Bei «Überall Geschichte!» sprechen wir alle zwei Wochen über ein historisches Thema. Wie wichtig war Hitlers missglückter erster Putsch für seinen späteren Aufstieg? Was steckt hinter der Entführung von Aldo Moro durch die Brigate Rosse? Was verdanken wir den modernen Warenhäusern?Bei uns werden die grossen und kleinen Geschichten und Fragestellungen zum Thema. Und neben dem Blick zurück geht es dabei immer auch um die Frage, wozu wir Geschichte brauchen und wie wir gegenwärtig mit ihr umgehen. Denn: Es gibt überall Geschichte!«Überall Geschichte!» ist Mitglied des Netzwerks #Historytelling.Besucht uns auf ueberallgeschichte.info


