
Archivradio – Geschichte im Original
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
Latest episodes

Dec 31, 2024 • 6min
Doch keine Katastrophe: Befürchtetes Jahr-2000-Problem bleibt aus | 1.1.2000
Echte und selbsternannte Computerexperten hatten gewarnt, was um 0:00 Uhr des Jahres 2000 alles drohen würde: Börsencrash, Flugabstürze, nukleare Fehlfunktionen, defekte Geräte, Weltwirtschaftskrise.
Vom "Millenium-Bug" war die Rede, vom "Jahr-2000-Problem", kurz auch "Y2K" genannt. Hintergrund war: In alten Programmen und Computersystemen wurden Jahreszahlen – um Speicherplatz zu sparen – nur mit zwei Ziffern abgebildet. In den 1960ern und 1970ern dachte niemand soweit voraus, dass auch mal irgendwann ein neues Jahrhundert oder gar Jahrtausend anbrechen würde.
Die Befürchtung war nun: Die alten und immer nur weiterentwickelten Programme verstehen nicht, dass mit den Ziffern 00 die Zeit nicht zurückgedreht wird, sondern normal weiter läuft. Und weil niemand einen Überblick hat, in welchen Programmen das Problem noch schlummert, könnte Menschheit am 1.1.2000 eine böse Überraschung erwarten.
Doch zur Überraschung vieler blieb die böse Überraschung aus. Es war das Top-Thema von SWR3 am 1. Januar 2000.

Dec 31, 2024 • 3min
Älteste erhaltene Silvesteransprache – Adolf Rechenberg begrüßt das Jahr 1900 | 31.12.1899
Nachdem Bergwerksbesitzer Adolf Rechenberg seiner Frau zu Weihnachten einen Edison-Phonographen geschenkt hat, beeindruckt er damit schon eine Woche später die Gäste seiner Silvesterfeier. Er hält um kurz vor Mitternacht eine kleine Ansprache, die er auch auf dem neuen Gerät festhält. So entsteht die älteste erhaltene Silvesteransprache der Welt. Und zugleich: Neujahrsansprache – denn am Ende begrüßt er das Jahr 1900.
Transkript der Ansprache von Adolf Rechenberg
"Hört, hört, hört diese Stimme aus diesem wesenlosen Apparat zu euch erschallen [...] Hochverehrte Anwesende! Ein langes, langes Jahr und doch in der Ewigkeit nur ein Blitz liegt soeben in den letzten Zügen. In wenigen Minuten ist es dahin. Die Jugend freut sich, sie ist mannbarer geworden, das Alter grauer, ist der Ewigkeit näher gerückt. Nicht alle wird es und kann es befriedigt haben, aber uns doch insofern, als wir vom ersten bis zum letzten Tage gesund und froh hier versammelt sind. Darum in der letzten Minute einen stillen Dankbarkeitsschoppen auch dem scheidenden geweiht! Nun aber, nachdem das alte Jahr auf Nimmerwiedersehen in die Ewigkeit zurückgetaucht, frisch aufgeschaut auf das jungfräuliche [...] Jahr! Und wir blicken dem (ersten) Jahr des zwanzigsten Jahrhunderts vertrauensvoll entgegen. Grüßen wir es mit dreifachem Hurra! Das neue Jahr: Hurra! Hurra!"

Dec 30, 2024 • 16min
Luftfahrtpionier August Euler: erster Deutscher mit Flugschein | 31.12.1934
Erster Deutscher mit Flugschein
Ausgestellt wurde das Patent vom Deutschen Luftschifferverband. Seit 1908 betrieb Euler Flughäfen bei Darmstadt und später bei Frankfurt, auf dem er selbst Motorflugzeuge konstruierte, baute und erprobte und zugleich eine Fliegerschule leitete.
Die Anfänge der Luftfahrt
Da Anfang des 20. Jahrhunderts der Luftraum über einem Grundstück noch seinem Besitzer gehörte, musste man spezielle Genehmigungen haben. Nachdem der Flugschüler Prinz Heinrich von Preußen, Bruder des Kaisers Wilhelm II., bei einem Probeflug so nah an ein Ulanen-Regiment herangeflogen war, dass er einem der Reiter die Waffe mit dem Flügel aus der Hand riss, musste sich Euler einen neuen Flugplatz suchen.
Ruhestand im Schwarzwald
Nach seinem Ruhestand im Jahr 1922 ließ Euler sich auf dem Feldberg im Schwarzwald nieder, im sogenannten "Euler-Haus", wo er am 1. Juli 1957 starb.
Das Interview stammt von Silvester 1934. Euler spricht über die Anfänge der Luftfahrt und singt ein selbst komponiertes Lied: "Ihr könnt mich mal".
Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv

Dec 30, 2024 • 3min
Älteste Weihnachtsaufnahme: Kaufmann Adolf Rechenberg schenkt seiner Frau einen Phonographen | 24.12.1899
Weihnachten 1899 beglückt Bergwerksbesitzer Adolf Rechenberg aus der Niederlausitz seine Frau Anneliese mit dem neuesten Hightech-Spielzeug: Einem Edison-Phonographen. Und er hat die originelle Idee, sich selbst bei der Geschenkübergabe aufzunehmen.
Zunächst mahnt er seine Kinder mit einem "Silentium" zur Ruhe und weist ihnen ihren jeweiligen Platz auf dem Sofa zu. Anschließend spricht er zu seinem "lieben, guten Weib".
Transkript der Aufnahme von Adolf Rechenberg
"Silentium! Ruhig, Kinder! Joachim, setze dich auf das kleine Sofa. Annemarie da rechts, links zur Seite auf den Sessel Walter, rechts Egon, sodann Anne-Dorothee und Anneliese links dahinter, rechts Adolf und Karl, in der Mitte aber Mutter. Und nun hört, was Vater zu Mutter sagen wird:
Mein liebes, gutes Weib! Weil du doch selten dich zu trennen vermagst von deinen lieben Kindern in treuster mütterlicher Besorgnis und somit auf viele Genüsse der Welt verzichten musst, so schenke ich dir heute am heiligen Weihnachtsfeste des Jahres 1899 diesen wunderbaren Apparat, der dir zu jeder Zeit auf deinen Wunsch auch in dem trauten Heim erzählen und vortragen wird, wie es in der Welt zugeht, was in den Konzerten gespielt, was in den Theatern gesungen wird. Und so, wie ich heute, liebe Anna, zu dir spreche, aus diesem geheimnisvollen Dunkel, so werde ich zu dir sprechen jederzeit, sobald du mich rufst, auch dann, wenn ich längst von dir gegangen sein werde in die Ewigkeit. Und so grüße ich dich, mein heißgeliebtes, treues Weib, viele, viele tausend Mal. Adolf Rechenberg." (Edison-Walze)
Auch wenn Adolf Rechenberg den Phonographen seiner Frau geschenkt hat, hat er vielleicht auch ein bisschen an sich selbst gedacht. Eine Woche später jedenfalls hält er mit diesem Phonographen eine Ansprache an seine Silvestergäste fest. Es ist die älteste erhaltene Silvesteransprache überhaupt.

Dec 26, 2024 • 8min
Deutsch-indonesisches Tsunami-Frühwarnsystem installiert | 11.11.2008
GITEWS-Bojen sollen Veränderungen der Meereshöhe registrieren
Vier Jahre nach der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean geht das deutsch-indonesische Tsunami-Frühwarnsystem (GITEWS) offiziell in Betrieb. Neun deutsche Forschungsinstitute sind daran beteiligt, unter anderem das Geoforschungszentrum in Potsdam und das Geomar in Kiel.
Das Frühwarnsystem besteht aus Bojen, die auffallende Veränderungen in der Meereshöhe registrieren, in Verbindung mit seismischen Messungen.
Mit den Bojen gibt es allerdings immer wieder Probleme. Auch das wir schon im folgenden Hintergrundbeitrag angesprochen.
2011 wird das Frühwarnsystem ganz an Indonesien übergeben.

Dec 26, 2024 • 16min
Tsunami im Indischen Ozean – 200.000 Tote von Indonesien bis Afrika | 27.12.2004
Katastrophe an den Küsten des Indischen Ozeans
Um die Jahrtausendwende konnte man den Eindruck gewinnen, nach Weihnachten kommen immer die großen Katastrophen: 1999 der Orkan Lothar, 2003 das große Erdbeben im Iran, 2004 schließlich die Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean.
Viele Deutsche haben damals das Wort "Tsunami" überhaupt erst gelernt. Der Tsunami ist verheerend – mehr als 200.000 Menschen, darunter viele internationale Urlauber, kommen an den Küsten des Indischen Ozeans ums Leben, weil sie sich nicht rechtzeitig retten können.
Sumatra besonders betroffen
Besonders betroffen ist die indonesische Insel Sumatra. Aber die Wellen, die das Seebeben im indischen Ozean ausgelöst haben, erreichen auch Thailand, Sri Lanka, Indien und nach sechs Stunden schließlich auch das ostafrikanische Somalia, wo ebenfalls 300 Menschen sterben.
Schon am ersten Tag wird diskutiert: Hätte sich diese Katastrophe nicht verhindern lassen? SWR1 sendet am Abend des 27.12.2004 diese Schwerpunktsendung.

Dec 24, 2024 • 45min
Frühe Live-Reportage: nächtlicher Besuch im Kölner Dom | 28.4.1930
Grenzen der Klangkunst ausloten
Dies ist eine der frühesten Live-Reportagen im deutschen Rundfunk. Eigentlich keine richtige Reportage, sondern ein Hörbild, entstanden am 28. April 1930. Mehr als um den Dom geht es vor allem darum, die damaligen Grenzen der Klangkunst auszuloten.
Aufgezeichnet wurde auf Wachsplatte. 20 Platten wurden verwendet, davon sind 7 erhalten. Von der ursprünglich 60-70-minütigen Live-Sendung sind somit nur ca eine halbe Stunde erhalten.
Klangerlebnis mit gregorianischem Wechselgesang
Insgesamt war es eine große Pionierleistung. Um den Raum akustisch erfahrbar zu machen wurde ein Mikrofon am Eingang des Domes platziert, ein anderes an der Vierung. Eine Messdienergruppe, die sich singend von einem Mikrofon weg auf das andere zu bewegt, macht die Länge des Raumes (119 m) akustisch hörbar.
Die Höhe des Raumes wird erfahrbar durch einen gregorianischen Wechselgesang, bei der die eine Gruppe auf dem Triforium steht (das ist eine Galerie etwa in der Mitte der Raumhöhe), die andere im Langhaus. Der Ton schwebt durch den Raum.
Auch das Timing der Abläufe war für damalige Verhältnisse äußerst anspruchsvoll, denn die Reportage endet pünktlich mit dem 22-Uhr-Geläut des Doms.
Idee des Kulturvermittlers Fritz Worm
Hinter dem Projekt steckte Fritz Worm. Er stammte aus Schlesien, war Buchhändler, aber auch ein missionarischer Kulturvermittler – dafür steht auch diese Reportage vom Kölner Dom und den in ihm enthaltenen Kunstschätzen. Als Jude emigrierte er 1936 nach Brasilien, wo er 1940 starb.
Da von der Aufnahme nur etwa die Hälfte erhalten ist, enthält die archivierte Fassung immer wieder – entsprechend der Aufnahmedauer der ursprünglichen Wachsplatten etwa alle 4 Minuten – eine Unterbrechnung.
Zwischen den Fragmenten erläutert die Historikerin und ehemalige WDR-Archivredakteurin Birgit Bernard die Hintergründe zu der Aufnahme.

Dec 22, 2024 • 21min
Orkan Lothar: Jahrhundert-Sturm zum Jahrhundert-Ende | 27.12.1999
Die Weihnachtstage gingen zu Ende, da kam am Sonntag, den 26. Dezember 1999, ein Orkan, der es in sich hatte. Lothar kam von Frankreich nach Süddeutschland und stürmte mit Geschwindigkeiten von mehr als 270 Stundenkilometern.
Mehr als 100 Menschen starben in Frankreich, Deutschland und der Schweiz, die meisten durch umfallende Bäume. Der Verkehr stand still, Autobahnen waren gesperrt. Waldflächen in den Bergen wurden einfach umgeknickt. Baden-Württemberg hat es besonders getroffen. Kein anderer Sturm in Europa hat so hohen Schäden verursacht.
Die SWR1-Sendung "Thema heute" fasst am 27. Dezember 1999 die Ereignisse zusammen.
Nachdem der Orkan Lothar eine Schneise der Verwüstung durch Süddeutschland gezogen hat, stellen sich kritische Fragen: Warum hat der Deutsche Wetterdienst den Orkan Lothar nicht rechtzeitig erkannt und davor gewarnt? SWR1 fragt nach.

Dec 19, 2024 • 3min
Bahn bietet Friseur im Zug an | 2.5.1989
1989 gibt es noch keine ICEs. Bahnfahrten dauern entsprechend länger. Um den werten, effizienzorientierten Kundinnen und Kunden dennoch eine Zeitersparnis zu bieten, führt die Deutsche Bundesbahn einen neuen Service ein: den rollenden Friseursalon – Bahnfahren mit inklusivem Haareschneiden.
Darüber berichtet der Süddeutsche Rundfunk am 2. Mai.1989. Doch das neue Angebot erweist sich als unrentabel und wird bald wieder eingestellt.

Dec 17, 2024 • 40min
DDR feiert Beethoven als Sozialisten | 16.12.1970
Die DDR feiert den 200. Geburtstag von Ludwig van Beethoven mit einem Festakt in der Deutschen Staatsoper, unweit der Berliner Mauer.
Ministerpräsident Willi Stoph spricht vor der versammelten SED-Prominenz und erklärt, warum die DDR stolz auf Beethoven ist.