

Archivradio – Geschichte im Original
SWR
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
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Jun 23, 2023 • 4min
Versailler Vertrag: Reichskanzler Bauer erklärt Zustimmung | 23.6.1919
"Meine Damen und Herren, im Namen der Reichsregierung habe ich Ihnen folgende Mitteilung zu machen. Die Mehrheit der Nationalversammlung hat sich in der gestrigen Sitzung meiner Ausführungen gut geheißen, in denen die Stellung der Reichsregierung zum Friedensschluss dargelegt wurde. Entsprechend diesem Votum und der darin ausgedrückten Bevollmächtigung haben wir gestern Nachmittag in Versailles eine Note überreichen lassen, die diese unsere Stellung mit aller Verwahrung und allem Vorbehalt darstellt. Und unseren Willen zum Vertragsabschluss folgendermaßen formuliert:
Die Regierung der deutschen Republik ist bereit, den Friedensvertrag zu unterzeichnen, ohne jedoch damit anzuerkennen, dass das deutsche Volk der Urheber des Krieges sei. Und ohne eine Verpflichtung nach Artikel 227 des 230 des Friedensvertrages zu übernehmen.
Darauf ist dem Gesandten [...] am späten Abend eine ablehnende Antwort zugegangen. Die Alliierten lehnen jede Modifikation und jeden Vorbehalt ab und verlangen unveränderte Annahme des Friedensdiktats. Damit, meine Damen und Herren, ist die Lage in zwölfter Stunde von Grund aus verändert. Und damit stehen wir unrettbar vor der ungeheuren Frage: Ablehnen oder bedingungslos unterzeichnen? Die Reichsregierung hat ihnen gestern die bedingte Unterzeichnung vorgeschlagen und dafür die Zustimmung ihrer Mehrheit gefunden. Sie hat geglaubt, diesen letzten Versuch machen zu müssen, um etwas wenigstens von all den schönen Idealen zu retten, die unsere Gegner angeblich mit ihrem Kampf für die Menschheit erstreiten wollten.
Meine Damen und Herren, unsere Hoffnung, mit dem einzigen Vorbehalt einer Ehrenbewahrung bei unseren Gegnern durchzudringen, war nicht sehr groß. Aber wenn sie auch noch geringer gewesen wäre, der Versuch musste gemacht werden. Jetzt, wo er misslungen an dem sträflichen Übermut der [...] gescheitert ist, kann und muss die ganze Welt sehen: Hier wird ein besiegtes Volk an Leib und Seele vergewaltigt, wie kein Volk je zuvor.
Meine Damen und Herren, keinem Prozess [...] keinen Sturm der Empörung. Unterschreiben wir! - Das ist der Vorschlag den ich Ihnen im Namen des gesamten Kabinetts machen muss. Die Gründe, die uns zu diesem Vorschlag zwingen, sind dieselben wie gestern. Nur trennt uns jetzt eine Frist von knappen vier Stunden vor der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten. Einen neuen Krieg können wir nicht verantworten. Selbst wenn wir Waffen hätten, wir sind wehrlos. Wehrlos ist aber nicht ehrlos. Gewiss, jene wollen uns an die Ehre, daran ist kein Zweifel. Aber dass dieser Versuch der Ehrabschneidung einmal auf die Urheber selbst zurückfallen wird, dass es nicht unsere Ehre ist, die über dieser Welttragödie zugrunde geht, das ist ein Glaube bis zum letzten Atemzug."
Deutsche Kriegsschuld soll aus dem Vertrag gestrichen werden
Bei den Friedensverhandlungen von Versailles bestanden die Alliierten auf eine bedingungslose Annahme des von Ihnen vor gelegten Vertragsentwurfs. Reichskanzler Philipp Scheidemann war strikt dagegen und trat daher am 20. Juni 1919 als Reichskanzler zurück. Sein Nachfolger wurde der Sozialdemokrat Gustav Bauer.
Er versucht noch zu erreichen, dass die Anerkennung der deutschen Kriegsschuld aus dem Dokument gestrichen wird – jedoch ohne Erfolg. Davon handelt Bauers Rede vor der Nationalversammlung am 23. Juni 1919. "Hier wird ein besiegtes Volk an Leib und Seele vergewaltigt", sagt Bauer – der aber doch keine Alternative sieht, als den Vertrag zu unterzeichnen. "Wir sind wehrlos", sagt er. "Wehrlos ist aber nicht ehrlos."

Jun 19, 2023 • 14min
Währungsreform: Einführung der D-Mark | 19./21.6.1948
Reichsmark, Rentenmark und Alliierte Militärmark ab 21. Juni 1948 ungültig
Der Sprecher der Militärregierung, Robert Lochner, erklärt zwei Tage zuvor, am 19. Juni 1948, den Bewohnern im Westen Deutschlands im Rundfunk, was auf sie zukommt, wie das neue Geld heißt, was das für die Löhne und Gehälter bedeutet und was sie mit ihrem alten Geld machen können.

Jun 12, 2023 • 5min
Paul Löbe wirbt für Parlamentsdebatten im Radio | 12.6.1930 | 100 Jahre Radio
Von den Reichstagsdebatten der 1920er-Jahre existieren keine Aufnahmen. Erst seit 1930 wurden sie auf Wachswalzen festgehalten. Aber soll man sie im Rundfunk übertragen?
Viele Abgeordnete sind 1930 noch dagegen. Doch Paul Löbe, SPD-Politiker und seit 1925 Reichstagspräsident, spricht sich dafür aus. So auch in dieser Aufnahme vom 12. Juni 1930, in der er auch auf die Argumente der Gegner eingeht.
Durchsetzen kann sich Paul Löbe aber letztlich nicht: Zwar werden die Debatten von nun an auf Wachswalzen festgehalten, doch die Übertragung im Rundfunk lehnt der Ältestenrat ab.
1932 kommt es zu einem regelrechten Eklat, als Abgeordnete der Deutschen Nationalen Volkspartei erfahren, dass eine Rede von Reichskanzler Brüning im Rundfunk übertragen wurde.

Jun 12, 2023 • 28min
Die DDR am 17. Juni 1953 – Kurzer Tag des Widerstands | Archivradio-Gespräch
Am 17. Juni 1953 gehen in Ost-Berlin und an vielen Orten in der DDR mehr als eine Million Menschen auf die Straße, um gegen das SED-Regime zu protestieren. Der DDR-Volksaufstand 1953 wurde maßgeblich aufgeheizt durch Radioberichte des RIAS. Sie erzählen noch heute, wie diese Revolte verlief, bis sowjetische Panzer sie gewaltsam beendeten. Lukas Meyer-Blankenburg im Gespräch mit Stefan Wolle, DDR-Museum Berlin. (SWR 2023) | Mehr zur Sendung: http://swr.li/ddr-17juni | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@SWR2Wissen

Jun 11, 2023 • 5min
Walter Ulbricht: "Die Arbeiterschaft steht hinter der DDR" | 23.6.1953 | 17. Juni 1953: Volksaufstand in der DDR
Soldaten der Sowjetunion beenden mit Panzern den Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953. Um die hundert Menschen sterben, wie viele genau ist bis heute nicht geklärt, Tausende werden verhaftet.
Mit dem Einschreiten Moskaus sitzt die SED-Regierung wieder fest im Sattel. Wenige Tage später, am 23. Juni, versucht Walter Ulbricht die Arbeiterschaft auf Parteilinie zu bringen. Ulbricht ist zu dem Zeitpunkt Erster stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats in der DDR.

Jun 11, 2023 • 16min
Heidelberger Solidaritätskundgebung für die Menschen in der DDR | 20.6.1953 | 17. Juni 1953: Volksaufstand in der DDR
Die westlichen Regierungen reagieren zögerlich auf den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953. Die Bundesrepublik, aber allen voran die USA, wollen vermeiden, Moskau zu provozieren.
Große Teile der Zivilgesellschaft jedoch solidarisieren sich mit den Protesten in der DDR – so wie hier, am 20. Juni 1953, die Rednerinnen und Redner auf einer Solidaritätskundgebung in Heidelberg. Es geht um den Wunsch nach der deutschen Einheit, aber auch darum, dass die Deutschen gegen den Nationalsozialismus nicht auf die Straße gegangen seien, wohingegen jetzt in der DDR die Menschen für ihre Freiheit protestierten.
Im Bild: Ost-Berliner marschieren am 17 Juni 1953 mit wehenden Fahnen vom Ost-Sektor aus durch das Brandenburger Tor. Nach Streiks in Ost-Berlin kam es zum Volksaufstand, der von sowjetischen Truppen niedergeschlagen wurde.

Jun 11, 2023 • 3min
Karl-Eduard von Schnitzler: "Die Provokation ist zusammengebrochen" | 18.6.1953 | Volksaufstand in der DDR
Karl-Eduard von Schnitzler gilt als einer der streitbarsten Journalisten der deutschen Nachkriegszeit. Vom Westen in die DDR übergesiedelt, wird von Schnitzler schnell zum Chef-Propagandisten des SED-Regimes.
In seinem Radio-Kommentar vom 18. Juni 1953 erklärt er den Hörerinnen und Hörern des Ost-Berliner Rundfunks, der Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni sei ein Putschversuch westlicher Agenten gewesen.
Von Schnitzler wird diese Deutung viele Jahre lang beibehalten und verbreiten. Er bleibt über die Wiedervereinigung hinaus ein glühender Verfechter der DDR.

Jun 11, 2023 • 6min
Bundeskanzler Konrad Adenauer: Regierungserklärung zum DDR-Volksaufstand | 17. Juni 1953: Volksaufstand in der DDR
Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 überrascht nicht nur die politischen Führungen der DDR und der Sowjetunion. Auch im Westen weiß man zunächst nicht, wie man reagieren soll, als Millionen Menschen in der ganzen DDR für bessere Arbeitsbedingungen und für die deutsche Einheit demonstrieren.
Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) signalisiert im Bundestag in Bonn am 17. Juni symbolische Unterstützung für die Anliegen der Demonstrierenden. Mehr aber auch nicht. Der Westen will vermeiden, in den Verdacht zu geraten, einen Regimesturz im Osten zu provozieren.

Jun 11, 2023 • 4min
Stellvertretender DDR-Ministerpräsident Otto Nuschke: "Ich wurde geraubt!" | 17. Juni 1953: Volksaufstand in der DDR
Am 17. Juni 1953 protestieren Millionen Menschen in der ganzen DDR unter anderem für die deutsche Einheit. Die führenden Vertreter der SED-Regierung sind von dem Volksaufstand offensichtlich überrascht und tauchen unter.
Otto Nuschke allerdings, stellvertretender DDR-Ministerpräsident und Mitglied der Ost-CDU, wird in seinem Auto von Demonstrierenden abgefangen und bedrängt. West-Berliner Polizisten nehmen den Politiker in Gewahrsam, wo er sogleich hörbar überrumpelt vor Reportern des RIAS Stellung beziehen muss.

Jun 11, 2023 • 15min
"Lasst das Schießen sein!": Der RIAS berichtet über den Volksaufstand in der DDR | 17. Juni 1953
Am 17. Juni 1953 gehen in der ganzen DDR Millionen Menschen auf die Straße, um für bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren und für die deutsche Einheit.
Das Radio spielt für die Berichterstattung über den Volksaufstand die zentrale Rolle. Wo es geht, sind Reporterinnen und -reporter des RIAS im Einsatz, des Rundfunks im Amerikanischen Sektor, und berichten live von den Ereignissen.


