

Archivradio – Geschichte im Original
SWR
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
Episodes
Mentioned books

Jan 3, 2024 • 5min
Graf Zeppelin über die Zukunft der Luftschiffe | 24.8.1908
Als Anfang August die LZ4 in Echterdingen abstürzt und verbrennt, beginnt noch am Unglücksort eine große Spendensammlung. In den folgenden drei Wochen kamen über dieses "Crowdfunding" sechs Millionen Reichsmark zusammen. "Damit konnte Zeppelin beginnen, Tochterunternehmen zu gründen, Forschung zu finanzieren und in die Wetterkunde zu investieren", sagt Jürgen Bleibler vom Zeppelinmuseum in Friedrichshafen.
Ferdinand Zeppelin – ein ehemaliger General - denkt bei seinen Luftschiffe vor allem an militärische Zwecke. Der damals durchaus übliche nationalistische Unterton ist nicht zu überhören.
Seine Ansprache wurde auf einer einseitig bespielten Schellackplatte am 24. August 1908 festgehalten. Aufnahmeort war die Favorite GmbH in Hannover-Linden.
Zeppelins Rede im Wortlaut
"Ein Wort an das deutsche Volk! Die Fahrten meines Luftschiffes in das Herz der Schweiz und dann den Rhein hinunter nach Mainz und zurück über Stuttgart haben überall den glauben erwachsen lassen, das von mir verheißene sichere Durchfahren des Luftreiches sei der Erfüllung nahe. Die gezwungenen Landungen während der Dauerfahrt und die schließliche Vernichtung des stolzen Fahrzeuges durch Sturmes- und Feuergewalt haben das gewonnene Vertrauen nicht mehr zu erschüttern vermocht.
Ganz Deutschland, wie ein Mann entschlossen, die kostbare Errungenschaft festzuhalten, hat sich zu der Tat zusammengetan, durch opferfreudige Gaben mir die Vollendung des begonnenen zu ermöglichen. Wie traurig wäre es, wenn das begeisterte Hoffen zuschanden würde, wenn der herrliche Aufschwung, den das deutsche Volk in dieser Sache genommen, im Sande verlaufen müsste. Gott sei Dank, wir brauchen diese Furcht nicht zu haben. Was Unkenntnis des wahren Sachverhaltes auch an Zweifeln verbreiten mag, die fachmännische Untersuchung und die wissenschaftliche Beurteilung aller Vorkommnisse bei den Fahrten bis zum tragischen Ende haben das Zutreffen meiner alten Annahmen in allen Hauptsachen nur zu bestätigen vermocht.
Meine Luftschiffe werden bald zu den betriebssichersten Fahrzeugen zählen, mit welchen weite Reisen bei verhältnismäßig geringster Gefahr für Leib und Leben der Insassen ausführbar sind.Mit froher Zuversicht darf das deutsche Volk demnach annehmen, dass es sich mit seiner hochherzigen Spende einen gangbaren Weg zur wahrhaftigen Eroberung des Luftmeeres aufgetan hat, dass es bald im Besitz von Luftschiffen sein wird, die zur Erhöhung der Wehrkraft und damit zur Erhaltung des Friedens beitragen und in mancherlei Weise dem Verkehr, der Erderforschung und allerlei Aufgaben der Kultur dienen. Wenn mir noch ein paar Jahre des Schaffens geschenkt werden, so werde ich das seltene hohe Glück haben, den vollen Erfolg einer bedeutsamen Erfindung, zu deren Werkzeug ich erkoren war, erleben zu dürfen.
Am höchsten aber ist Gott dafür zu preisen, das mein Schaffen mit seinen wechselvollen Schicksalen in der Seele des deutschen Volkes eine allen gemeinsame und darum alles verbindende begeisterte Teilnahme wachgerufen hat. Mein Werk konnte nur wachsen und reifen, weil ich ausreichende Bildung zum Begreifen der mir gestellten Aufgabe und die Lebensstellung sowie die Mittel besaß, um mir das Wissen und das Können, die Geschicklichkeit und die Leistung von Gelehrten, Ingenieuren und von Arbeitern jeder Art vom Feinmechaniker bis zum Tagelöhner dienstbar zu machen. Alle waren unentbehrlich.
Aber je weniger Schule, Vorkenntnisse und Fertigkeit die verschiedenen Aufgaben erforderten, desto leichter waren die mit diesem Betrauten zu ersetzen. Nur selten war ein Wechsel notwendig, da das gesteckte Ziel alle ohne Unterschied des Stammes, der Lebensstellung, der religiösen und politischen Anschauung und des Besitzstandes zum stolzen, freudigen Zusammenwirken begeisterte; und alle haben auch – mit Ausnahme bisher des kapitalgebenden Unternehmers – Vorteil und Verdienst dabei gefunden.
Nur mit solcher geordneten Verbindung der verschiedenen abgestuften Gaben und Kräfte war das hohe Ziel zu erreichen. So stellt der Erfolg meines Unternehmens ein Bild dar dessen was sich heute einmal wieder in der herzerhebendsten Weise in Deutschland vollzieht: Gleiches Wollen hat alle, Fürsten und Volk, reich und arm, alt und jung, zu gleicher Tat vereint, der die wertvolle Frucht nicht versagt bleibt. Möge die Freude des gesamten deutschen Volkes an seiner Tat stets erneutem einigen Zusammengehen, ohne welches die ihm innewohnende Kraft niemals zur vollen Wirkung kommen kann, anfeuern, zum Nutzen und zum Heile des Vaterlandes."

Jan 3, 2024 • 40min
Explosion der "Hindenburg" in Lakehurst | 6.5.1937
1936 geht das damals größte Luftschiff der Welt "Hindenburg" in Betrieb. Es fährt 63 mal über den Atlantik, sowohl nach Rio de Janeiro als auch nach Lakehurst bei New York. Am 6. Mai 1937 jedoch kommt es zur Katastrophe.
Hergang der Hindenburg-Katastrophe
Die Fahrt von Frankfurt am Main über den Atlantik war zunächst ruhig verlaufen. 97 Personen sind an Bord. An der amerikanischen Küste gibt es eine Gewitterwarnung, dadurch verzögert sich die Landung. Als der Zeppelin Lakehurst erreicht, entzündet sich der Wasserstoff im hinteren Teil des Luftschiffs, es sinkt zu Boden. Durch die Flammen gerät schließlich auch der Dieselkraftstoff in Brand. 35 Menschen sterben.
Die Live-Reportage von Herbert Morrison wurde weltberühmt.

Jan 2, 2024 • 28min
Die frühe Luftfahrt – Als Zeppeline die Zukunft waren | Archivradio-Gespräch
1919 kreuzte erstmals ein Zeppelin den Atlantik. Zehn Jahre später folgte die erste Weltumfahrung. Historische Tonaufnahmen erinnern an die Ära der Luftschiffe, die mit der Explosion der Hindenburg 1937 jäh endet. Gábor Paál im Gespräch mit Jürgen Bleibler vom Zeppelin-Museum Friedrichshafen (SWR 2019/2023) | Die historischen Aufnahmen in voller Länge stehen im Podcast "Archivradio - Geschichte im Original" sowie hier: http://swr.li/archivradio-luftfahrt Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Folgt dem Archivradio auf Mastodon: https://ard.social/@Archivradio

Jan 2, 2024 • 7min
Thomas Alva Edison über den Ersten Weltkrieg | 2.1.1919
Patriotisches Grußwort von Thomas Alva Edison
Der große Erfinder Thomas Alva Edison, dem die Welt die Glühbirne und den ersten Phonographen verdankt, spricht nach Ende des Krieges ein patriotisches Grußwort. Die Aufnahme stammt vom 2. Januar 1919.
In der Ansage heißt es, es sei die erste öffentliche Tonaufnahme Edisons. Edison sagt, der Weltkrieg werde für die nächsten hundert Jahre fest im Gedächtnis der Amerikaner bleiben:
Edison schließt mit der Bemerkung: Die Nationalhymnen von Frankreich, Großbritannien, Italien und Belgien sollten genauso bekannt sein wie das "Star Spangled Banner" der USA.
Im Anschluss an seine Worte sind die französische, die britische und die US-amerikanische Nationalhymne zu hören.

Jan 2, 2024 • 12min
Das Dosenpfand ist da | 2.1.2003
Weniger Müll, vor allem weniger Einwegverpackungen, das hat sich die rot-grüne Bundesregierung 2002 für ihre zweite Legislaturperiode vorgenommen. Pfandflaschen gab es schon lange, es war auch akzeptiert, weil die Flaschen ja wiederverwendet werden.
Nun setzt Bundesumweltminister Jürgen Trittin von den Grünen auch ein Pfand auf Getränkedosen durch. Gegen den massiven Widerstand der Getränkeindustrie. Es tritt am 1. Januar 2003 in Kraft.
Am 2. Januar – dem ersten Werktag im neuen Jahr – zieht SWR4 in einer Hintergrundsendung eine erste Bilanz.

Dec 30, 2023 • 4min
Aufregung um "Röschenhof" – Legendärer Höreranruf und Faktencheck | 31.12.2002
Hörer echauffiert sich über falsche Aussprache
Ein Höreranruf beim MDR in Sachsen bringt es im Jahr 2002 zu bundesweiter Bekanntschaft. Bei Leipzig gibt es nämlich ein Altenpflegeheim, den Röschenhof, und "die im Radio" sprechen das "sch" aus wie ein "sch": "Röschen" wie "Flaschen".
Bis es ein Hörer nicht mehr aushält, zum Telefon greift und der Redaktion lautstark erklärt, es heiße "Rös'chen" – denn das komme von kleinen Rosen. Der Hörer steigert sich immer weiter hinein und wiederholt die nach seiner Auffassung richtige Aussprache, "Rös'chenhof! Merkt euch das endlich!".
Altenheim doch nicht nach den hübschen Blumen benannt?
Der MDR lässt diesen Anruf nicht auf sich sitzen. Er versucht, auch über Aufrufe in der Sendung, den anonymen Hörer ausfindig zu machen – ohne Erfolg. Und er setzt seinen Sprachexperten Dirk Hentze auf das Thema an, um die Fakten zu checken: Stimmt das wirklich mit dem "Rös’chenhof"?

Dec 29, 2023 • 6min
Michael Schumachers tragischer Skiunfall | 29.12.2013
Michael Schumacher, siebenfacher Formel 1-Weltmeister, stürzt beim Skilaufen in den französischen Alpen. Wie ernst danach sein Zustand ist, wird erst mit der Zeit deutlich.

Dec 27, 2023 • 5min
Attentat auf Wolfgang Schäuble | 12.10.1990
1990 war Wolfgang Schäuble Innenminister. Es ist der 12. Oktober, die Wiedervereinigung liegt gerade eine gute Woche zurück, die ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen stehen im Dezember bevor. Wolfgang Schäuble ist auf einer Wahlkampfveranstaltung in seinem Wahlkreis in der badischen Ortenau, als ein Mann zwei Schüsse auf ihn abfeuert. Schäuble wird lebensgefährlich verletzt. Am nächsten Morgen berichtet der Südwestfunk.Zwei Tage später melden die Ärzte: Schäuble ist außer Lebensgefahr. Und auch Bundeskanzler Helmut Kohl kann ihn besuchen. Wolfgang Schäuble bleibt nach dem Attentat querschnittsgelähmt – nach der Bundestagswahl wird er Fraktionsvorsitzender der CDU, später auch Partei-Vorsitzender, dann erneut Innenminister, Finanzminister und schließlich Bundestagspräsident. Bis zu seinem Tod am 26.12.2023 war er der Bundestagsabgeordnete mit den meisten Dienstjahren.

Dec 27, 2023 • 11min
Wolfgang Schäuble: Angela Merkel soll CDU-Chefin werden | 20.3.2000
Nach dem Rücktritt Helmut Kohls nach der verlorenen Bundestagswahl 1998 wurde Wolfgang Schäuble CDU-Parteichef – und er wäre wohl auch Kanzlerkandidat der Union geworden, hätte es nicht die CDU-Spendenaffäre gegeben. Diese hatte auch Schäuble belastet. Das war ihm auch selbst bewusst. Am 20. März 2000 verkündet er, dass Angela Merkel, damals Generalsekretärin, ihn ablösen und neue Parteichefin werden solle.
Drei Monate zuvor hatte Angela Merkel in einem Gastbeitrag in der FAZ ihrer Partei nahegelegt, sich von ihrem Ehrenvorsitzenden Helmut Kohl zu emanzipieren.

Dec 22, 2023 • 12min
"Ur-Sendung" des deutschen Rundfunks: Das Weihnachtskonzert von 1920 | 22.12.1920 / 21.3.1952 | Rundfunkgeschichte
Königs Wusterhausen sendet 1920 erstes Rundfunkkonzert
Ein wichtiges Datum der frühen Rundfunkgeschichte ist der 22. Dezember 1920. Erstmals wird ein Rundfunkkonzert gesendet, von der Station Königs Wusterhausen südöstlich von Berlin. Initiator war der Techniker Erich Schwarzkopf, der bei diesem Konzert auch Geige spielt und das Programm ansagt.
Rundfunkbetrieb begann offiziell erst 1923
Diese Ansage ist eine Nachaufnahme, die Erich Schwarzkopf später noch einmal eingesprochen hat. Es war auch noch kein regulärer, offizieller Rundfunkbetrieb; der begann erst im Oktober 1923. Aber es war schon eine Radiosendung.
Geschichte der Station Königs Wusterhausen
In Königs Wusterhausen entstand noch vor dem Ersten Weltkrieg eine Militärfunkstation der Obersten Heeresleitung (OHL). Der Bau begann 1913, in Betrieb ging sie 1915.
Nach dem Krieg 1919 machen die Alliierten die Station zum Eigentum der Reichspost unter Ministerialdirektor Hans Bredow. Die Station wird vor allem dazu genutzt, Pressemeldungen zu telegrafieren, an Schiffe und ins Ausland. Gefunkt wurden also Morsezeichen, die in den rund 80 Empfangsstationen erstmal wieder in Texte umgewandelt werden mussten. Hans Bredow gab den Auftrag, das zu ändern. Aus der Funktelegrafie soll Funktelefonie werden – Sprache soll also direkt übertragen werden.
Erich Schwarzkopf erzählt 1952, wie es zum ersten Rundfunkkonzert kam
In der Station gab es einen Lichtbogensender, mit dem die Beamten in Königs Wusterhausen 1920 herumexperimentierten. Und hier setzt auch das Interview an, das Erich Schwarzkopf am 21. März 1952 gibt und in dem er erzählt, wie es zum ersten Rundfunkkonzert kam.
Im deutschen Reich war es nicht erlaubt, ohne Genehmigung Rundfunk zu empfangen. Begeisterte Resonanz kam deshalb vor allem aus dem Ausland.
Auch nach dem offiziellen Start des Rundfunks 1923 sendet Erich Schwarzkopf weiter Konzerte von Königs Wusterhausen. Doch kam es – so stellte er es später dar – zunehmend zu Unstimmigkeiten mit dem Postministerium. Die Folge: Am 24. Januar 1926 wurde das letzte derartige Konzert gesendet – mit folgender Absage:
"... Zum Schluss darf auch ich mich als Sprecher von Königs Wusterhausen verabschieden. Lange Zeit durfte ich von dieser Stelle aus zu Ihnen sprechen, sechs Jahre sind es gewesen. Zunächst nur hin und wieder an den großen Festtagen, die letzten drei Jahre an jedem Sonn- und Feiertag. Am vergangenen Sonntag hab ich Ihnen das letzte "Auf wiedersehen!" zurufen dürfen. Bewahren Sie auch fernerhin der Welle 1300 m die Treue. Ich grüße Sie zum letzten Mal mit treudeutschem Gruß: Deutschland über alles".
Quelle: Erich Schwarzkopf, Techniker und Sprecher in Königs Wusterhausen
"Treudeutscher Gruß" und "Deutschland über alles"
Der "treudeutsche Gruß" am Ende der Absage war damals eine durchaus gängige Formel. Und "Deutschland über alles" – die Zeile aus der ersten Strophe des Deutschlandliedes – war in der Weimarer Republik noch Bestandteil der Nationalhymne.


