

Archivradio – Geschichte im Original
SWR
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
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Sep 14, 2025 • 34min
Adenauer in Moskau – Bundesrepublik und UdSSR nehmen diplomatische Beziehungen auf | 14.9.1955
Annäherung nach Stalins Tod 1953
Im September 1955 reist Bundeskanzler Konrad Adenauer nach Moskau. Er verhandelt dort über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion. In Bonn, auch in Adenauers CDU, ist dieser Schritt umstritten und wird mit großer Skepsis betrachtet. Diplomatische Beziehungen ausgerechnet mit der sowjetischen Diktatur, die aus Bonner Sicht den Osten Deutschlands, die DDR, vereinnahmt und so der Wiedervereinigung im Weg steht. Doch es ist, zwei Jahre nach dem Tod Stalins, in der Zeit des Tauwetters der Versuch einer Annäherung.
Am Ende des Besuchs in Moskau, am frühen Morgen des 14. Septembers 1955, lädt Adenauer zu einer kurzen Pressekonferenz, bevor er mit der Delegation zurückfliegt.
Wie außergewöhnlich der Moskauer Besuch war, wird auch in der anschließenden ausführlichen Reportage vom Abflug deutlich, wo Adenauer auf dem Flugfeld noch eine Erklärung abgibt.
Hämische Kritik aus der DDR
Am selben Tag kommentiert im DDR-Rundfunk Karl-Eduard von Schnitzler den Moskau-Besuch des Bundeskanzlers, wie üblich mit scharfer, hämischer Kritik am Bundeskanzler und unverhohlener Sympathie für Moskau.
Adenauer hat auf der Pressekonferenz in Moskau erklärt, dass die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Sowjetunion nichts an der Haltung gegenüber der DDR ändert, in der die Bundesrepublik nach wie vor keinen eigenständigen Staat sieht. Moskau wieder sieht das erwartungsgemäß anders und gewährt der DDR wenige Tage später volle Souveränität – zumindest auf dem Papier.
Bundestag stimmt diplomatischen Beziehungen mit Sowjetunion zu
Am 22. September 1955 stimmt der Bundestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Moskau zu. Adenauer bekräftigt im Bundestag noch einmal die Haltung der Bundesrepublik und formuliert das, was später die Hallstein-Doktrin heißen sollte: Demnach sieht sich die Bundesregierung als alleinige Vertretung des deutschen Volkes und wenn ein anderes Land mit Ost-Berlin diplomatische Beziehungen aufnehmen sollte, werte die Bundesregierung das als unfreundlichen Akt.

Sep 7, 2025 • 1min
Das Wrack der "Titanic" wird gefunden | 8.9.1985
1912 ist das damals größte Passagierschiff der Welt, die "Titanic", auf seiner Jungfernfahrt von Southampton nach New York. Im Nordatlantik, südlich von Neufundland, schrammt es einen Eisberg. Das Schiff läuft voll Wasser, drei Stunden später ist es gesunken. Mehr als 1.500 Passagiere kommen ums Leben.
Lange gilt der Dampfer als verschollen, doch 73 Jahre später, im September 1985, wird das Wrack gefunden.

Sep 5, 2025 • 5min
Der Gotthard-Straßentunnel wird eröffnet – die damals längste Röhre der Welt | 5.9.1980
Italien war schon immer ein begehrtes Reiseziel für die Deutschen. Mit der Eröffnung des Gotthard-Straßentunnels rückte Italien noch näher – jedenfalls dann, wenn es keinen Stau vor dem Tunnel gab. Aber auch innerhalb der Schweiz erleichterte der Tunnel den Transport und Verkehr zwischen der Zentralschweiz und dem italienischsprachigen Tessin.
Heute ist der Tunnel selbstverständlich. Am 5. September 1980 war es im wahrsten Sinne ein Durchbruch.

Aug 31, 2025 • 11min
Sonderzug mit Flüchtlingen kommt in München an – Beginn der "Flüchtlingskrise" 2015/2016 | 5. und 6.9.2015
Sommer 2015: Der Krieg in Syrien treibt Menschen in die Flucht. Über die sogenannte Balkanroute ziehen sie in die EU – zusätzlich zu vielen anderen, die schon all die Jahre regelmäßig aus Südosteuropa kommen. Die deutschen Kommunen organisieren Hilfe und Unterkünfte. Gleichzeitig stoßen die Asyl- und Ausländerbehörden bald an Grenzen bei der Bearbeitung der vielen Fälle.
Am 31. August 2015 gibt Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Pressekonferenz, auf der ihr berühmter Satz fällt: "Wir schaffen das!" – Wie sie das genau gemeint hat, wird klar, wenn man sich das gesamte Statement anhört.
Budapest – Wien – Salzburg: Flüchtlinge kommen in München an
Dann folgen dramatische Tage. In Budapest kommen immer mehr Geflüchtete an, die Regierungschef Viktor Orbán aber nicht aufnehmen will. Österreich und Deutschland entscheiden daraufhin, ihre Grenzen offen zu lassen. Das bedeutet im Ergebnis, dass in den Folgetagen tausende Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Die ersten von ihnen kommen am 5. September 2015 in einem Sonderzug in München an und werden teils mit Applaus willkommen geheißen.

Aug 30, 2025 • 16min
Angela Merkels "Wir schaffen das!" im Kontext | 31.8.2015
"Wir schaffen das!" – Auf diesen Satz wird Angela Merkels Pressekonferenz am 31. August 2015 oft reduziert.
Wir schaffen das – eigentlich war es Wolfgang Schäuble, der den Satz am Tag zuvor in der "Bild am Sonntag" fallen ließ. Aber Merkel hat ihn nun mal gesagt, innerhalb einer 15-minütigen Stellungnahme zur damals sich zuspitzenden Flüchtlingssituation an der ungarischen Grenze.

Aug 30, 2025 • 5min
Der Einigungsvertrag | 31.8.1990
Der Wille war da, aber der Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik und der DDR war kein Selbstläufer. Es wurde gerungen und brauchte einige Anläufe, bis am 31. August 1990 die Wiedervereinigung schriftlich besiegelt wurde.
Die schwierigsten Verhandlungsthemen waren: Der Umgang mit den Stasi-Unterlagen und die Frage der Abtreibung.

Aug 30, 2025 • 8min
NATO startet ersten Kriegseinsatz in Europa gegen bosnische Serben | 30.8.1995
Mitte der 1990er-Jahre ist das ehemalige Jugoslawien schon weitgehend zerfallen. Die serbische Führung in Belgrad versucht jedoch, so viel Territorium wie möglich unter der eigenen Kontrolle zu behalten.
Bosnische Serben feuern Granaten auf Sarajevo – NATO greift ein
Im Sommer 1995 liegt der Fokus auf Bosnien-Herzegowina. Die Republik hatte 1992 ihre Unabhängigkeit erklärt, woraufhin bosnische Serben die Hauptstadt Sarajevo jahrelang belagern. Der Krieg wird immer brutaler. Im Juli 1995 kommt es zum Massaker von Srebrenica, dessen Ausmaß allerdings nur langsam bekannt wird. Parallel laufen unter internationaler Vermittlung Friedensverhandlung, die aber zu nichts führen.
Am 28. August 1995 beschießen die bosnischen Serben auch Sarajevo mit Granaten. Das ist der Punkt, an dem sich die NATO dazu entschließt, in den Krieg einzugreifen. Am 30. August 1995 beschießt sie mehrere serbische Stellungen in Bosnien-Herzegowina. Es ist der erste Kriegseinsatz der NATO in Europa.

Aug 23, 2025 • 19min
Spionagefall Tiedge – Hochrangiger Verfassungsschützer läuft in DDR über | 23. bis 25.8.1985
Im Archivradio gibt es schon eine Reihe von Aufnahmen, die mit Spionagefällen im Kalten Krieg zwischen der DDR und der Bundesrepublik zu tun haben. Der Fall Tiedge ist einer der letzten großen Fälle. Er spielt 1985, vier Jahre vor dem Mauerfall.
Regierungsdirektor Hansjoachim Tiedge verschwindet spurlos
Hansjoachim Tiedge war Regierungsdirektor im Bundesamt für Verfassungsschutz. Fast 20 Jahre lang hat er für das Amt gearbeitet. Er war für die Spionageabwehr gegen die DDR zuständig, also dafür, DDR-Spione zu enttarnen. Am 22. August 1985 verschwindet er spurlos. Gerüchte über einen Suizid machen die Runde.
Übergelaufen: Verfassungsschutz-Mitarbeiter taucht in der DDR auf
Einen Tag später, am 23. August 1985, erfährt die Bundesregierung quasi aus der DDR-Presse, dass Tiedge in die DDR übergelaufen ist und dort um Asyl gebeten hat. Ein Schock, denn Tiedge kennt das Innenleben des Verfassungsschutzes bestens, ebenso die bundesdeutschen Agenten in der DDR, die er jetzt verraten könnte. Und möglicherweise, das wird jetzt klar, gibt es einen Zusammenhang zwischen seinem Überlaufen und dem Verschwinden einiger Sekretärinnen in bundesdeutschen Ämtern und Ministerien. Das alles kommt an diesem 23. August 1985 in der Berichterstattung zur Sprache.
Rücktritt: Heribert Hellenbroich übernimmt Verantwortung
Zwei Tage später gibt es weitere Informationen über den übergelaufenen Regierungsdirektor: Die "Bild"-Zeitung will erfahren haben, dass Tiedge bereits seit zwei Jahren für die DDR arbeitet.
Die Verantwortung für die Affäre übernimmt schließlich Heribert Hellenbroich. Er war als ehemaliger Präsident des Verfassungsschutzes viele Jahre lang Tiedges Chef und hatte erst vor Kurzem seinen neuen Posten als Chef des Bundesnachrichtendienstes angetreten. Von diesem Amt tritt er nun zurück. Er hatte von Tiedges Problemen gewusst, aber nichts unternommen.
Hansjoachim Tiedge wird in der DDR gut behandelt. Er nimmt den Namen Helmut Fischer an, lebt in einem großen Haus und promoviert an der Humboldt-Universität. Thema seiner Dissertation: "Die Arbeit des Bundesamts für Verfassungsschutz". Kurz nach der Wende wird Tiedge von einem ARD-Journalisten aufgespürt. Bevor er gefasst werden kann, wird er vom KGB nach Moskau ausgeflogen. Dort lebt er bis zu seinem Tod 2011.

Aug 10, 2025 • 11min
UMTS-Versteigerung – Schnell mal 100 Milliarden für den Finanzminister | 10. bis 17.8.2000
Verkauf der Mobilfunkfrequenzen soll beim Schuldenabbau helfen
Im Jahr 2000 bietet sich dem Bund die seltene Gelegenheit, durch eine Versteigerung mit einem Schlag fast 100 Milliarden Mark zusätzlich einzunehmen. Versteigert werden: Die UMTS-Mobilfunkfrequenzen. UMTS – das war der Mobilfunkstandard 3G, damals noch das Schnellste, was es gibt. Mit diesem Standard werden einfache internetfähige Handys massentauglich. In ganz Europa werden die Frequenzen versteigert.
In Deutschland reibt sich Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) die Hände. Er fährt damals einen rigiden Sparkurs – Schuldenabbau ist oberstes Ziel. Und die Bundesrepublik ist wegen der Ausgaben für die Wiedervereinigung hoch verschuldet.
Die Versteigerung beginnt am 31. Juli 2000. Die Gebote laufen in Mainz zusammen, bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, dem Vorgänger der Bundesnetzagentur.Nach 10 Tagen liegen die Gebote schon bei 47 Milliarden D-Mark.
Fast 100 Milliarden D-Mark für die Staatskasse
Eine Woche später ist die Auktion vorbei und die Summe hat sich mehr als verdoppelt. Finanzminister Eichel kann sich am Ende auf 98,8 Milliarden Mark freuen. Er deutet daraufhin die Abkürzung UMTS spaßeshalber um in „Unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung von Staatsschulden“ – denn genau darauf beharrt er. Das Geld soll direkt in den Schuldenabbau gehen.
Die Mobilfunkbetreiber haben die hohen Summen nicht flüssig – deshalb macht sich die Versteigerung auch am Kapitalmarkt bemerkbar.

Aug 8, 2025 • 1min
Podcast-Tipp: Vier Töne gegen Stalin – Der Fall Schostakowitsch
In einer Diktatur Widerstand leisten und trotzdem überleben – wie geht das? Im Podcast "Vier Töne gegen Stalin – der Fall Schostakowitsch" schaut Host Malte Hemmerich auf das dramatische Leben des Komponisten Dmitri Schostakowitsch, um eine Antwort auf diese Frage zu finden – 50 Jahre nach dessen Tod.
In der Sowjetunion unter Stalin kann niemand mehr frei seine Meinung äußern. Deshalb versteckt Schostakowitsch seine wahren Gedanken in seiner Musik – und steht damit immer wieder kurz vor der Verhaftung, oder Schlimmerem.
Seine Musik ist doppeldeutig. Man kann sie sowohl als Kritik am System, aber auch als Propaganda hören. Unter Stalin ist er damit in Lebensgefahr geraten, aber er ist auch unsterblich, erfolgreich und berühmt geworden. Heute ist er einer der meistgespielten Komponisten unserer Zeit.
Mit Expert:innen wie Igor Levit, Michael und Thomas Sanderling, Anna Rakitina und Semyon Bychkov.
Und das ist unser Link: https://1.ard.de/alles-geschichte-schostakowitsch


