Archivradio – Geschichte im Original cover image

Archivradio – Geschichte im Original

Latest episodes

undefined
Feb 13, 2025 • 27min

Luftangriff auf Dresden – aus drei Perspektiven | Februar 1945

Es gab offenbar nur wenige Rundfunkberichte, zumindest sind kaum welche erhalten geblieben. Zu den wenigen gehören diese drei. Sie unterscheiden sich stark, je nachdem, wer spricht: ein Soldat, ein Berichterstatter der sogenannten Propagandakompanie und eine Mutter. Zunächst schildert die Mutter, was sie mit ihrer Familie erlebt hat und wie sie aus Dresden geflohen ist. Die Aufnahme stammt vom 27. Februar 1945, also zwei Wochen nach der Bombardierung. Der zweite Bericht vom Angriff auf Dresden stammt von einem Soldaten. Er schildert vor allem seine Sorge um seine Kameraden, wie er sie sucht und dann vom dritten Luftangriff überrascht wird. Die Aufnahme stammt vom 20. Februar 1945, also etwa eine Woche nach dem Bombardement. Nur ein Auszug ist erhalten, Anfang und Ende fehlen. Während die ersten beiden Berichte vor allem das persönliche Erleben schildern, berichtet im dritten Bericht ein Mitarbeiter der sogenannten Propagandakompanie, kurz PK. Und so klingt er auch. Am Ende ruft er zum Widerstand auf. Zitat: "Jetzt nicht weich werden, jetzt hart sein, immer härter. Jetzt nicht nachgeben, jetzt erst recht nicht!" Auch dieser Bericht stammt vom 20. Februar 1945.
undefined
Feb 13, 2025 • 22min

Otto Hahn warnt vor Kobaltbombe und fordert Kontrolle von Atomwaffen | 13.2.1955

"Ganze Länder über Jahre hinaus zu verseuchen" Zehn Jahre nach dem Abwurf der ersten Atombombe in Hiroshima fürchtet der Atomphysiker und Nobelpreisträger Otto Hahn die Entwicklung von Kernwaffen, die noch zerstörerischer sind. Neben der Wasserstoffbombe denkt er dabei konkret auch an die Möglichkeit einer Kobaltbombe. Eine solche Bombe würde die Region, in der sie abgeworfen wird, auf lange Zeit unbewohnbar machen. In einem zwanzigminütigen Radiovortrag erklärt er das Prinzip solcher Bomben und fordert eine internationale Kontrolle von Atomwaffen. Der Vortrag wird vom damaligen NWDR produziert und in fast allen westdeutschen Rundfunksendern ausgestrahlt.
undefined
Feb 9, 2025 • 8min

Vater Otto Frank über "Das Tagebuch der Anne Frank" | 18.8.1978

Untergetaucht in Amsterdam: Anne Frank führt ab 1942 Tagebuch An ihrem 13. Geburtstag beginnt Anne Frank, geboren am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main, in Amsterdam ihr Tagebuch zu führen. Es sollte später weltberühmt werden. Die Familie Frank war bereits 1933 aus Frankfurt in die Niederlande gezogen. Im Juli 1942 flüchtet sie innerhalb von Amsterdam in ein Hinterhaus, um sich vor den Nazis zu verstecken. Versorgt wird die Familie unter anderem von Miep Gies, der früheren Sekretärin des Vaters. Anne Franks Tagebucheinträge gehen über zwei Jahre, bis zum August 1944. Im September wird die Familie nach Auschwitz gebracht. Männer und Frauen werden getrennt. Anne Frank wird später ins KZ Bergen-Belsen deportiert, wo sie Anfang 1945 stirbt. Otto Frank überlebt den Holocaust als einziger der Familie Annes Vater Otto Frank bleibt in Auschwitz. Die Befreiung durch die sowjetische Armee rettet ihm das Leben, er überlebt als einziger der Familie. Vater Otto Frank gibt Tagebuch nach dem Krieg heraus Nach dem Krieg veröffentlicht er das Tagebuch seiner Tochter. Auf Deutsch erscheint das "Tagebuch der Anne Frank" 1950 und gehört heute zum Unesco-Weltdokumentenerbe. Doch Neonazis und Rechtsextreme behaupten schon früh, es sei nicht echt. Ende der 1970er-Jahre kommt es deshalb zum Prozess in Hamburg. Otto Frank reist zu diesem Anlass 1978 als Zeuge nach Hamburg und gibt dem NDR am 18. August dieses Interview. Die Angeklagten im Hamburger Prozess werden 1979 freigesprochen – das Gericht sieht ihre Behauptungen durch das Recht auf freie Meinungsäußerungen gedeckt. Die Echtheit der Tagebücher wird jedoch durch weitere Untersuchungen erhärtet und gilt als erwiesen.
undefined
Feb 4, 2025 • 9min

Erste ÖVP-FPÖ-Regierung – Sanktionen gegen Österreich | 4.2.2000

Massive Proteste im In- und Ausland 1999 war der Durchbruch für die rechtsnationale FPÖ in Österreich. Die erste Koalition aus ÖVP und FPÖ kommt zustande. Kurzer Blick zurück: Die FPÖ war nach dem Krieg von ehemaligen Nationalisten gegründet worden, hatte sich aber zwischenzeitlich etwas gemäßigt und war in den 1980ern zu einer eher liberalen Partei geworden. Drei Jahre lang war sie sogar in einer Koalition mit der SPÖ. Doch 1986 setzte sich wieder der rechte Flügel durch. Der Rechtspopulist Jörg Haider wurde Parteichef, die Koalition zerbracht. Haider wurde Landeshauptmann von Kärnten und brachte der Partei Erfolge. 1999 bekam die FPÖ fast 27 Prozent der Stimmen. Genauso viele wie die konservative ÖVP. Beide zusammen konnten eine Regierung bilden. Die ÖVP hätte zwar auch mit den bis dahin regierenden Sozialdemokraten koalieren können, wollte das aber nicht. Trotz massiver Proteste im In- und Ausland einigten sich beide Parteien auf eine gemeinsame Regierung unter dem ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel. Jörg Haider triumphiert. Am 4.2.2000 wird die Regierung schließlich vereidigt – die Proteste sind massiv. Selbst die Zähne des Bundespräsidenten Thomas Klestil knirschen hörbar. Aus Wien berichtet Anke Mai. Bilaterale Beziehungen zu Österreich auf Mindestmaß reduziert – und wieder normalisiert Die Beteiligung der europafeindlichen FPÖ stößt im europäischen Ausland auf starke Kritik. Das bekommt Österreich auch zu spüren – die damals noch nur 14 anderen EU-Staaten beschließen diplomatische Sanktionen und reduzieren ihre bilateralen Beziehungen zu Österreich auf ein Mindestmaß. Beim Außenministertreffen am 14. Februar 2000 in Brüssel ist Benita Ferrero-Waldner (ÖVP) regelrecht isoliert, wie Korrespondent Hansjürgen Milhan schildert. Die Sanktionen gegen Österreich halten jedoch nur wenige Monate. Es wird klar: Sie helfen nicht weiter und stärken sogar noch die FPÖ, da sich die Bevölkerung mit der Regierung solidarisiert. Im September normalisieren die EU-Staaten ihre diplomatischen Beziehungen zu Österreich wieder.
undefined
Feb 3, 2025 • 8min

So entstand "Lili Marleen": Verschollenes Interview mit Lale Andersen aufgetaucht | 26.1.1942

Lied wurde durch Soldatensender Belgrad berühmt Im Jahr 1939 hat Lale Andersen dieses Soldatenlied gesungen: Lili Marleen. Es wurde ein Mllionenseller und in viele Sprachen übersetzt. Gespräch mit der Sängerin geriet im Institut für Rundfunkwissenschaft in Vergessenheit Hier nun etwas Ungewöhnliches im Archivradio: Wir machen einen doppelten Zeitsprung, denn es gibt ein Interview von Lale Andersen vom 26. Januar 1942, in dem sie die Entstehung des Lieds erzählt. Das ist aber nie gesendet worden, sondern gehörte zum Bestand des Freiburger Instituts für Rundfunkwissenschaft. SWR-Redakteur bereitete in den 1980ern Interview-Ausstrahlung vor Erst mehr als 40 Jahre später wurde die Aufnahme gefunden und geriet in die Hände von Stephan Krass, damals Kulturredakteur im Südwestfunk. Stephan Krass wollte die Aufnahme veröffentlichen und erzählte – ähnlich wie im Archivradio – vorher die Geschichte. Ob und wann sein Beitrag gesendet wurde, ist unklar, er wurde nicht archiviert. Aber er hat ihn aufbewahrt. Inzwischen ist er längst im Ruhestand und als er kürzlich bei sich aufräumte, fand er die Aufnahmen wieder. Stephan Krass erinnert sich: Für mich war dieses Interview mit Lale Andersen eher ein Zufallsfund. Ich war damals auf der Suche nach erhaltenen Archivbeständen des Freiburger Rundfunkinstituts, weil ich dessen Rolle in der Rundfunkpolitik der Nationalsozialisten beleuchten wollte. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich damals eine Gesprächsrunde zu dem Thema im "Forum im Zweiten" zusammengestellt und moderiert. Die Witwe von Prof. Roedemeyer lebte jedenfalls noch in Freiburg und ich habe sie interviewt. Einer der Teilnehmer war Arnulf Kutsch. Er hatte gerade über das Thema "Rundfunkwissenschaft im Dritten Reich. Geschichte des Instituts für Rundfunkwissenschaft der Universität Freiburg" promoviert. Die Platte mit dem Lale-Andersen-Interview hat mir ein Winzer in Bickensohl übergeben. In den Kirchturm von Bickensohl im Kaiserstuhl waren ja mehrere Dokumente aus dem Archiv des Rundfunkinstituts ausgelagert worden. Irgendwie muss Lale Andersen dann den Weg zum Winzer gefunden haben. Nun ist sie jedenfalls im Archivradio angekommen, und da wird sie überleben. Quelle: Stephan Krass, Kulturredakteur des SWR im Ruhestand Historisches Interview mit Lale Andersen nun im Archivradio veröffentlicht Das also ist die Geschichte einer Aufnahme, die zuerst 40 Jahre verschollen war, dann kurz auftauchte, dann weitere 40 Jahre verschütt ging und die Stephan Krass jetzt dem Archivradio zur Verfügung gestellt hat. Deshalb hören wir zunächst Stephan Krass, wie er in den 1980er-Jahren die Geschichte einer Aufnahme von 1942 erzählt – und dann das historische Interview mit Lale Andersen. Danke an Christian Collet für den wertvollen Tipp!
undefined
Feb 3, 2025 • 4min

Claire Waldoff singt Soldatenlied: "Wenn der Tambour" | Oktober 1917

Im dritten Jahr des Ersten Weltkriegs singt Claire Waldoff (1884 - 1957) das Soldatenlied "Wenn der Tambour" aus der Operette "Drei alte Schachteln" des Komponisten Walter Kollo (1878 - 1940). Die Texte stammen von Rideamus (1874 - 1956) und Hermann Haller (1871 - 1943). Das Lied nimmt auf den Krieg bezug. Dort heißt es: Der Soldat muss hinaus in die weite Welt Dort ist kein Platz für sein Mägdelein Sein Herz bleibt bei ihr Quelle: Aus: "Drei alte Schachteln" (Operette) Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv (DRA)
undefined
Feb 2, 2025 • 7min

Erste erfolgreiche Nerventransplantation | 2.2.1970

Es war eine medizinische Sensation am 2. Februar 1970: Ein Handwerker, dessen Hand gelähmt war, kann sie nun wieder voll einsetzen, dank Nerventransplantation. Zwar wurden schon 1876 in Österreich Nerven verpflanzt, doch erst jetzt gelingt es dem Münchener Chirurgen Walter Jacoby das so hinzubekommen, dass der Erfolg auch von Dauer ist. Mehr historische Aufnahmen zur Medizingeschichte: http://swr.li/medizingeschichte
undefined
Feb 1, 2025 • 45min

Bundespräsident Horst Köhler: "Müssen uns in Afrika engagieren" | 1.12.2004

Im Mai 2004 wurde Horst Köhler Bundespräsident. Zuvor er vier Jahre lang Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds. Der CDU-Politiker ist der erste Bundespräsident, der einen Akzent auf eine nachhaltige globale Entwicklung setzt. Afrika gehört zu seinen Herzensthemen. Eine seine ersten großen Reden im Amt hält er bei der Weltethos-Veranstaltung am 1. Dezember 2004 in Tübingen. Auch dort steht Afrika im Mittelpunkt. Horst Köhler bleibt Bundespräsident bis zu seinem Rücktritt 2010. Er stirbt am 1. Februar 2025.
undefined
Jan 30, 2025 • 9min

Thomas Kemmerich (FDP) wird mithilfe der AfD Ministerpräsident in Thüringen | 5. und 6.2.2020

Regierungsbildung schwierig nach Thüringer Landtagswahl 2019 Nach der Landtagswahl in Thüringen im Oktober 2019 gestaltet sich die Regierungsbildung schwierig. Der bis dahin regierende linke Ministerpräsident Bodo Ramelow kommt mit Grünen und SPD auf keine Mehrheit mehr. Die CDU lehnt es ab, Ramelow zu unterstützen, bekommt aber sonst auch keine Mehrheit zustande. Mit der AfD zu regieren – der zweitstärksten Kraft im neuen Parlament – schließen alle aus. Thüringens AfD-Chef Björn Höcke bietet CDU und FDP an, dass sie doch eine Minderheitsregierung bilden könnten, die von der AfD unterstützt wird. Darauf gehen CDU und FDP aber nicht ein. Thomas Kemmerich im 3. Wahlgang dank AfD zum Ministerpräsidenten gewählt Am 5. Februar 2020 kommt es zur Ministerpräsidentenwahl. Grüne und SPD unterstützen Bodo Ramelow von der Linkspartei. Die AfD stellt einen eigenen Kandidaten auf. Erwartungsgemäß bekommt keiner eine absolute Mehrheit. Im dritten Wahlgang, wo die einfache Mehrheit reicht, stellt die FDP zusätzlich ihren Fraktionschef Thomas Kemmerich auf. Dank der AfD bekommt er eine Stimme mehr als Ramelow und wird Ministerpräsident. Die Aufregung ist groß. Bundesweite Empörung: Kemmerich tritt zurück, Bodo Ramelow wird gewählt Tags drauf kündigt Thomas Kemmerich seinen Rücktritt an. Vorausgegangen war bundesweite Empörung, auch innerhalb von Union und FDP. Bundeskanzlerin Merkel nennt den Vorgang unverzeihlich. Wie ging es weiter? Kemmerich bleibt kommissarisch bis zum 4. März 2020 im Amt. Bis dahin einigen sich CDU und FDP zusammen mit Linken, Grünen und SPD auf das weitere Vorgehen. Bodo Ramelow soll eine Minderheitsregierung führen. Auch wenn die CDU ihn nicht wählt, kommt er im dritten Wahlgang auf mehr Stimmen als der von der AfD nun neu aufgestellte Björn Höcke.
undefined
Jan 26, 2025 • 6min

Zuschauerreaktionen auf US-Fernsehserie "Holocaust" | 28.1.1979

Die US-amerikanische TV-Miniserie "Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss" erzählt in vier Episoden die Geschichte zweier Familien in der Zeit des Nationalsozialismus – einer jüdischen und einer nationalsozialistischen. Im Januar 1979 wurde die Serie auch in Westdeutschland ausgestrahlt. Die Aufarbeitung und öffentliche Erinnerungskultur hat damals erst begonnen. Die Resonanz auf die Serie war überwältigend – aber auch gespalten, wie die Zuschauerreaktionen zeigen.

Remember Everything You Learn from Podcasts

Save insights instantly, chat with episodes, and build lasting knowledge - all powered by AI.
App store bannerPlay store banner
Get the app