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carls zukunft der woche

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Dec 14, 2023 • 41min

#185 Martin Bethke – Das kann sogar ein CEO verstehen

Wahrscheinlich muss man es einfach herunterbrechen: Wir haben nur einen Planeten und mit dem müssen wir auskommen. Mit dem Planeten und dem, was darauf ist. Das kann sogar ein CEO verstehen, wenn er im Geschäft bleiben möchte. Nur je später wir anfangen, desto schwieriger wird es. Also wäre es doch ganz gut, heute anzufangen, sagt Martin Bethke, Autor, Berater und Speaker rund um das Thema Nachhaltigkeit. Die Frage der Nachhaltigkeit ist im Grund ganz schlicht: Kann ich das, was ich da draußen tue, eigentlich vor mir selber verantworten? Und wenn nein, warum handele ich dann nicht jetzt schon? Das Problem sind aber oft die Denkmuster dahinter. Was sichert unseren Wohlstand? Was ist Wachstum? Letztlich auch: Was ist wirklich wichtig, was wollen wir erreichen? Unsere üblichen Denkmuster stehen uns schon gehörig im Weg, wenn wir über Nachhaltigkeit reflektieren. Tenor: Kann ja sein, dass die Möglichkeiten begrenzt sind; ich möchte trotzdem viel, sollen die anderen halt weniger nehmen - und übrigens bin ich so ein toller CEO, weil ich genau das kann: Auf Kosten anderer leben.Was treibt die Nachhaltigkeit? Martin setzt auf einen Dreiklang aus Wissen (Stichwort: Earth Overshoot Day), erwünschter Langlebigkeit (Was wollen wir der nächsten Generation hinterlassen?) und Regulatorik. Letzter wirkt wahrscheinlich am stärksten. Dennoch ist, wer immer sich für Nachhaltigkeit einsetzt, oft ein eher ungewollter Akteur. Letztlich halten wir uns mit der Forderung nach mehr Nachhaltigkeit ja auch den Spiegel vor: Gerade weil wir seit Beginn der Industrialisierung nicht nachhaltig gewirtschaftet und gelebt haben, müssen wir nun umso mehr die Transformation suchen. Es möchte eben nicht jeder daran erinnert werden, dass wir uns die Suppe selbst eingebrockt haben. Martin plädiert für einen pragmatischen Optimismus: Wir schaffen das, wir können in der Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft weit genug kommen und auch schnell genug sein. Wir haben das nötige Ambitionsniveau, wir haben die Erkenntnisse. Das Problem ist einzig die Umsetzung. Das aber, sagt Martin, ist auch eine gute Nachricht, denn wir haben es in der Hand. Wir müssen es nur tun. Die erwähnte Folge mit Marcel Fratzscher ist Folge 168 dieses Podcasts. Zu Gast: Martin Bethke, Autor, Berater und Speaker zur Nachhaltigkeit
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Dec 7, 2023 • 44min

#184 Fredrik Harkort – Was ist deine Superkraft?

Meine Superkraft? Kenne ich sie? Und kann ich sie ausleben, in meinem Beruf und in meinem Alltag nutzen, sie entwickeln und mich daran freuen? Michael und Fredrik führen ein gar nicht so typisches Gespräch über Bildung, Lernen, Schule - und die Superkraft. Fredrik Harkort ist Gründer und Kopf von Cleverly. Das Startup unterstützt Kinder und Jugendliche beim Lernen, mit Inhalten und mit Persönlichkeitsentwicklung. Das erste ist bekannter, das zweite wichtiger, sagt Fredrik. Fredriks These: Jedes Kind hat eine Superkraft und da muss Lernen ansetzen. Dieser Gedanke ist, gemessen am heutigen Bildungssystem, geradezu revolutionär. Wir setzen auf Standards, auf feste Lehrpläne und abstrakt definierte Kompetenzen, die möglichst alle erwerben sollen - und zwar möglichst gleich. Das Gegenmodell: Du kannst etwas, lerne es kennen und mache etwas draus. Was fast nach den Schreiereien der üblichen Motivationsredner klingt, meint hier: Unterstütze dein Kind bei dem, was ohnehin als Talent in ihm liegt. Nicht der Dienstwagen, die ungewollte Führungsposition, die Karriere, die die Eltern nie hatten, macht auf Dauer glücklich. Jedenfalls nicht jede:n. Das wäre dann übrigens auch eine kluge Antwort auf vermeintlich übermächtige Gesellschaftsmodelle wie das chinesische: Massenhaft individuell geförderte Persönlichkeiten. Übrigens: Alles, was Fredrik und Michael über Schule und Lernen von Kindern und Jugendlichen besprochen haben, gilt uneingeschränkt auch für Erwachsene, zu jeder Phase ihres Lebens. Daher hier die Hausaufgabe für alle, die diesen Podcast hören (und für alle anderen auch, es sei denn, sie haben eine Entschuldigung von den Eltern): Finde deine Superkraft. Lerne, darüber zu sprechen: Ich kann .... besonders gut und es bereitet mir Freude. Bonusaufgabe für die Zusatzpunkte: Passt dein Beruf, dein wesentlicher Lebensinhalt dazu?Zu Gast: Fredrik Harkort, Gründer von cleverly
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Nov 30, 2023 • 35min

#183 Meet the Elephant – Der Podcast zum Festival

"Unlocking Transformation" - unser Festival im Januar 2024. Am 11. Januar werden wir der Transformation aus verschiedenen Perspektiven auf den Pelz rücken, immer auf der Spur unserer Kernfrage: Wie müssen wir reden, damit wir nicht mehr nur reden? Damit endlich etwas passiert, wir uns nicht vom Elefanten im Raum lähmen lassen, sondern den Wandel um uns herum zu nutzen, um Veränderung zu treiben. Julia Moritz und Michael haben das Festival erdacht und auf den Weg gebracht. Im Podcast reden sie darüber, wie Veränderung möglich ist, wenn die alten Rahmenbedingungen nicht mehr hilfreich sind,was das Festival konkret bringt ... und über Elefanten, darüber reden sie auch. Unser Festival verspricht Begegnung, Debatte, Interaktion, Theater, Netzwerk - aber ganz sicher keine weitere Standard-Konferenz. Das Festival wird eine Plattform sein, auf der ausgewählte Impulsgeber:innen den Austausch befeuern: Markus Stelzmann von Tele Haase, Nadja Peer vom Olympia-Verlag ("kicker"), Pranjal Kothari von der Sparkasse Bremen, Rainer Sommer von der Provinzial, der Stratege der Klimabewegungen Tadzio Müller - sie und eine ganze Reihe mehr werden ihre Erfahrungen teilen und damit das gemeinsame Nachdenken inspirieren. Du willst, möchtest, musst bei unserem Festival dabei sein? Programm und alle Impulsgeber:innen: carls-zukunft.de/festivalAnmeldung: unlocking-transformation.eventbrite.comDas "blaue Buch", über das Julia und Michael sprechen und in dem das Modell Elefant - Reiter - Pfad beschrieben wird, ist von Chip und Dan Heath und ist sowohl auf deutsch als auch im englischen Original erhältlich.Partner unseres Festivals sind Sapiens Germany und der Olympia-Verlag.Diese Woche im Gespräch: Dr. Julia Moritz und Michael Carl, die Initiatoren des Festivals "Unlocking Transformation.
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Nov 23, 2023 • 49min

#182 Kai Michel & Carel van Schaik – Mensch sein. Wie wir Krise können.

Du musst einfach noch ein Achtsamkeitsseminar buchen. Und öfter ins Fitness-Studio gehen. Vegan essen. Was auch immer, Hauptsache, du strengst dich mehr an und rettest die Welt! So tönt es aus Instagram und TikTok, in Zeitschriften und das gute alte Fernsehen von früher kann das auch. Die Welt ist aus den Fugen geraten und der einzelne ist Schuld, so die lautstarke Erzählung, der wir uns kaum entziehen können. Kai Michel und Carel van Schaik halten dagegen: Das führt lediglich zu Frust und Krankheit - und vor allem löst es kein einziges Problem. Der Historiker Kai und der Anthropologe Carel habe gerade das Buch "Mensch Sein" veröffentlicht. Sie erzählen eine ganz andere Geschichte des Menschen. Keine Frage, wir erleben derzeit multiple Krisen, aber: Die Menschheit kann Krise. Der beste Beleg ist: Wir sind noch hier. Nur keiner von uns kann das allein - und das ist die beste Nachricht. Spannend ist die Wurzel unserer Krisenkompetenz. Warum können wir das? Wir können lernen, wir können uns entwickeln und vor allem: Wir können Kooperation. Der Mensch ist im Unterschied zu vielen anderen in der Lage, in großen Gruppen gemeinsam zu handeln. Das müssen - und können - wir aktivieren. Offen ist allerdings, ob wir schnell genug sein werden, um die Klimakrise rechtzeitig einzudämmen. Kai und Carel entwerfen ein Bild der Menschheit, die gemeinsam in der Lage ist, sich positiv zu entwickeln. Bislang war die Menschheitsgeschichte ein großer Erfolg für die Art insgesamt, wenn auch nicht für jeden einzelnen. Das zu ändern ist unsere Aufgabe für die Zukunft. Zu Gast: Kai Michel, Historiker und Literaturwissenschaftler und Carl van Schaik, Verhaltensforscher und Evolutionsbiologe.Buch: Mensch sein - Von der Evolution für die Zukunft lernen
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Nov 16, 2023 • 39min

#181 Hans Conrad – Wintersport in der Klimakrise

Die Bilder haben wir alle vor Augen: Ein schmales Band aus Kunstschnee windet sich den Hügel hinunter. Den grünen Hügel. Ist der Wintersport hier Opfer oder Täter? Jedenfalls steckt er in der Klimakrise. Für Hans Conrad ist ein Punkt erreicht, an dem er sagt: Wir können nicht mehr so weitermachen wie bisher. Hans betreibt in vierter Generation einen Sporthandel in Garmisch und um Garmisch herum. Und er macht nicht mehr so weiter wie bisher. Eine ganz praktische Folge dieses Podcasts über einen, der einfach mal Konsequenzen zieht.Im Podcast berichtet Hans, wie sich diese Folgerung aus der Klimakrise ganz praktisch auf allen Ebenen auswirkt. Gemeinsam mit der Konkurrenz im Handel sucht er das Gespräch mit der Industrie. Sport Conrad vergibt ein Label, an dem Kunden nachhaltige Produkte erkennen können. Mehr noch: Braucht der Mensch wirklich ein neues paar Ski oder einen weiteren Wanderschuh? Stand heute wird er in seinen Läden dafür gute Beratung bekommen, da ist sich Hans sicher. In der Zukunft aber auch die Frage: Brauchst du das wirklich? Tut es der alte nicht noch? Bei den ersten Versuchen, in seinen Läden, auf der wertvollen Verkaufsfläche, Second-Hand-Ware zu verkaufen, hat das Team jedenfalls schnell gelernt, welche Bedürfnisse Kunden heute schon haben. Voriges Jahr noch hat Sport Conrad seinen Katalog bis nach Neuseeland verschickt. Auf Papier. Dieser Katalog alleine war für ein Drittel des CO2-Fußabdrucks verantwortlich. Dieses Jahr gibt es ihn nicht mehr. Er war Markenzeichen, Umsatzbringer, Vorzeigeobjekt - vor der Klimakrise. Jetzt passt er nicht mehr.Letzten Endes, da lässt Hans keinen Zweifel, wird er zwar hoffentlich noch gute Geschäfte machen, aber er wird aktiv auf Umsatz verzichten. Führt ihn das in eine Krise? Nein, sagt Hans, die Krise ist schon da, nämlich die Klimakrise.Zu Gast: Hans Conrad, Geschäftsführer von Sport Conrad
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Nov 9, 2023 • 42min

#180 Roda Verheyen – Last Exit Klima-Klage

Was hilft, wenn sonst gar nichts mehr hilft? Wenn Konzerne weiter Geschäfte mit Öl machen, keine klimaverträglichen Lösungen entwickelt werden - und sogar Recht und Gesetz nicht ausreichen? Dann muss man eben den Staat verklagen. Einige Jahre Ausdauer später könnte der 24. März 2021 kommen. Der Tag, an dem das Bundesverfassungsgericht seinen Klimabeschluss gefasst hat. Ein Paukenschlag, so nennt es die Anwältin, die den Beschluss erstritten hat: Roda Verheyen aus Hamburg. Was macht den Beschluss zum "Paukenschlag"? Es sind die "Intertemporalen Freiheitsrechte". Kurz gesagt: Wenn unser heutiges Verhalten die Freiheit künftiger Generationen zu sehr einschränkt, müssen wir es heute anders machen. Und da wir das nicht freiwillig tun, muss der Gesetzgeber eben dafür sorgen. Das Klimaschutzgesetz von 2021 war damit Makulatur und wurde in der Folge auch erheblich nachgebessert. Zahlreiche Prozesse bauen inzwischen auf dieser Logik auf, national wie international.Und ist jetzt alles gut? Natürlich nicht. Insofern mündet der Paukenschlag auch in eine gewisse Ernüchterung. Die Emissionen steigen, Sektoren wie zum Beispiel der Verkehr reißen alle Ziele und der verantwortliche Minister wird dafür belohnt, indem er künftig gar keine Sektorenziele mehr erfüllen muss. Roda sagt: Aufgeben ist keine Option, das wäre ja noch schöner. Zu den Prozessen gegen unzureichende Gesetze kommen die Prozesse gegen Konzerne. Aktuell treibt Roda die Klage gegen VW voran. Wäre sie erfolgreich, müsste VW bereits 2030 aufhören, neue Autos mit Verbrennungsmotor zu verkaufen. Weltweit. In den ersten Instanzen ist die Klage gescheitert, dann eben Berufung. Immer weiter machen. Konzerne sind auch deshalb wichtig, weil sie weit jenseits der Gesetze einzelner Länder handeln können. Aber auch hier gilt: Last Exit Klima-Klage. Der Weg über Prozesse ist lang, er ist riskant, aber er ist demokratisch - und etwas besseres haben wir nicht. Also ran an den nächsten Schriftsatz.Die Aufarbeitung des abenteuerlichen Streits um das Gebäude-Energie-Gesetz, über das Roda und Michael gesprochen haben, findet sich hier beim Volksverpetzer. Bei dieser Gelegenheit: Unterstützt den Volksverpetzer, er leistet Großartiges. Zu Gast: Dr. Roda Verheyen, Rechtsanwältin und Mitglied des Hamburgischen Verfassungsgerichts.
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Nov 2, 2023 • 42min

#179 Amelie Marie Weber – Generation Hoffnung

Eine Krise legt sich über die nächste. Und noch eine. Wer heute ins erwachsene Leben tritt, weiß: Beschauliche, kuschelige Wohlstandsstabilität, das war einmal. Nicht für uns. Warum also nicht einfach resignieren, eine letzte Party schmeißen und dann abwarten? Oder um es mit den Worten von Amelie Weber zu sagen: Wie wird aus der Generation Krise eine Generation Hoffnung? Amelie ist Journalistin und Autorin und hat gerade dazu ein Buch veröffentlicht. Ein Weg zur Hoffnung: Auf gute Beispiele schauen. Amelie erzählt, wie sie Krise für Krise nach positiven Botschaften gesucht hat. Nicht, um die Krise zu relativieren, sondern um zu zeigen: Es ist möglich, etwas zu tun. Wichtig ist Amelie: Wir müssen nicht stets den ganz großen Wandel von uns selbst erwarten. Michael und Amelie stellen beide fest, dass sie einfach nicht mutig genug sind, sich für mehr Klimaschutz auf die Straße zu kleben. Nur: Wir können dennoch etwas tun. Amelie beschreibt, wie sie bei den verschiedenen Krisenthemen mal mehr und mal weniger Mühe hatte, hilfreiche Beispiele zu finden. Letztlich finden sie sich aber überall und zeigen, wir sind dem Thema Krise nicht hilflos ausgeliefert. Das macht Hoffnung. Zugleich stimmt auch das andere: Die meisten der Krisen, mit denen wir gerade konfrontiert sind, brauchen gerade das große Rad: Kohleausstieg und Tempolimit, einen neuen Generationenvertrag. Die Klimakrise wird uns ohnehin erhalten bleiben, es wird nur darum gehen, sie verträglich zu managen. Insofern braucht die junge Generation ebenso wie mit ihr alle anderen: Hoffnung. Hoffnung, um aktiv zu werden und zu bleiben.Zu Gast: Amelie Marie Weber, Journalistin und Autorin von "Generation Hoffnung"Babel Offer LinkCode: carlszukunft
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Oct 26, 2023 • 43min

#178 Nella Allami – Heute schon getrollt worden?

Twitter auf: Wer blökt denn da schon wieder herum? Twitter zu. Geht unsere digitale Kommunikation gerade richtig vor die Hunde? Wo man hinschaut, Trolle, Beleidigungen, Fake-News, Gift und Galle, so scheint es. N3ll4 sagt: Ja, es ist eine riesige Herausforderung, eine positive Kommunikation im Netz aufrecht zu erhalten. N3ll4 ist Expertin für Cybersecurity und Hackerin.N3ll4 warnt vor zwei Fallen. Zum einen: Nicht alles, was nervt und stört, ist Teil einer Trollarmee. Die gibt es, das können wir teils in Putins Umfeld zurückverfolgen. Das kennen wir aber auch schon vom Cambridge Analytica und Trump erstem Präsidentschaftswahlkampf. Dazu kommen aber die allgemeinen Trolle. Menschen, die gezielt mit Emotionen und Triggerpunkten spielen. Vielfach damit Diskussionen heraufbeschwören wollen, die weh tun, aber uns auch etwas aufzeigen können. Diese Effekte sind sesshafter geworden in sozialen Medien, präsenter. Die meisten Nerds waren selbst Teil einer Trollstruktur. N3ll4 nimmt sich da bewusst nicht aus.N3ll4 betont, dass die Netzkultur Trolle aushalten können muss, solange sie von der Meinungsfreiheit gedeckt sind. Fake-News, verfasungsfeindliche Symbole gehen gar nicht. Aber sonst müssen wir es aushalten. Denn was wäre die Alternative: Keiner von uns profitiert davon, wenn Gesetze es einschränken, wie wir uns im Netz präsentieren. Und damit sind wir bei der zweiten Falle, vor der N3ll4 warnt. Wir dürfen nicht in die Falle tappen, die Politik sei vorrangig verantwortlich dafür, dass es uns auf digitalen Plattformen gut geht. Die Politik hat ihre Rolle, aber die größte Verantwortung liegt bei Plattformbetreibern.Wie gehen wir dann mit Plattformversagen um? Letztlich muss jede:r selbst entscheiden, was akzeptabel ist und was nicht mehr, so N3ll4. Aktuell sehen wir einen überschaubaren, aber deutlich merkbaren Exodus von Twitter (manche nennen es X) zu Bluesky. Womit wir uns nach ihrer Einschätzung auf Dauer keinen Gefallen tun, ist, wenn wir nur noch mit denen sprechen, mit denen wir einer Meinung sind. Wir dürfen Personengruppen nicht ausgrenzen. Das schadet dem Diskurs und damit uns allen.Was aber, wenn alle Grenzen überschritten werden? N3ll4 hatte eine Rolle in der Geschichte um die Ärztin Lisa-Maria Kellermayer und ihren tragischen Tod. Eine komplizierte Geschichte. Die Ärztin und ihr Team waren vielfach bedroht worden, bis Kellermayer keinen Ausweg mehr sah. Die Behörden waren eingeschaltet und haben das Opfer vor allem der Lächerlichkeit preisgegeben, anstatt forensisch tätig zu werden. Der Täter ist bis heute nicht identifiziert. Die Gruppe ist eingegrenzt, der Provider hat die Daten gesichert - und die Behörden haben bis heute nicht einmal nachgefragt und um die Daten gebeten. Die Identifikation der Täter wäre, so N3ll4, sehr kompliziert, aber eben möglich.Ist das nun das Scheitern von Kommunikation? Wir müssen wachsen und daraus lernen. Wir müssen uns weiterentwickeln. Wir müssen erkennen, dass wir hier ein Thema haben und etwas tun. Resignation gilt nicht.Zu Gast: N3ll4 (Ornella Allami) Expertin für Cybersecurity und Hackerin. Täter finden, identifizieren, überführen unter: www.n3ll4.de
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Oct 19, 2023 • 46min

#177 Jan Skudlarek – Verhältnismäßig anständig

Eine WG. Eine ziemlich große Wohngemeinschaft, das sind wir Menschen auf dem Planeten. So beschreibt der Philosoph und Autor Jan Skudlarek unser menschliches Miteinander: Gelegentlich Streit, unterschiedliche Erwartungen an Reinlichkeit und Ordnungsgrad, immer neue Putzregeln und häufiger Redebedarf. Gut, wir haben uns unsere planetaren Mitbewohner nicht ausgesucht. Aber ansonsten trifft das Bild: Es kommt darauf an, wie gut wir miteinander reden. Dann kommen wir auch klar.Jan (Wer ihn mit dem Nachnamen ansprechen will: Auf dem „a“ zu betonen) Skudlarek hat gerade ein Buch veröffentlich. „Wenn jeder an sich denkt, ist nicht an alle gedacht“. Das entspricht ungefähr dem, was die meisten Menschen ihren Kindern vermitteln - und doch brauchen wir als Gesellschaft hier offenbar einen Schubs. Allzuoft bleibt die gesellschaftliche Debatte auf Kindergartenniveau stecken. Reiz- und Reaktionsmuster sind uns bestens vertraut und werden immer wieder aufgeführt. Talkshow für Talkshow, Twitterfeed für Twitterfeed. Das neue „Wir“, das Jan einfordert, ist Ausdruck von Freiheit. Von der Freiheit, aus der heraus wir uns dafür entscheiden, anständig miteinander umzugehen. Dafür, mit erwachsener Perspektive anzuerkennen, dass es auch andere Bedürfnisse, Meinungen, Einschätzungen gibt als den einen Impuls, den ich zufällig gerade jetzt in mir fühle.Anstand wird dabei im Gespräch zwischen Jan und Michael zu einem zentralen Begriff. Etwas altmodisch? Vielleicht. Aber er zeigt in einem Begriff auf, dass Freiheit immer auch die Bedürfnisse der anderen einschließt - und dass ein solches Verhalten natürlich möglich ist. Es kommt auf das Verhältnis an: "Verhältnismäßig anständig" würden wir schon sehr weit kommen. Wo aber liegt die Grenze des Redens? Zum Beispiel bei der Frage, mit wem wir nicht mehr reden wollen. Braucht es noch den x-ten Gast einer Talkshow, der meint, Restzweifel am Klimawandel aufbauschen zu müssen? Profitieren wir wirklich, wenn ein weiterer AfD-Vertreter die längst bekannten Positionen ein weiteres Mal aufwärmt? Nein, wohl kaum. Wohl aber kann unsere Debatte Schaden nehmen, wenn nicht die Inhalte und Haltungen diskutiert werden, sondern die Grundlagen, auf denen unser Zusammenleben fußt.Zu Gast: Jan Skudlarek, Autor, Philosoph, FreiheitskämpferBuch: Wenn jeder an sich denkt, ist nicht an alle gedacht Bluesky: @janskudlarek.bsky.social Insta: @janskudlarekZencastr Offer LinkOffer Code: FCKPTN
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Oct 12, 2023 • 38min

#176 Julia Freudenberg – Hacker School: Die Schule, die du nie hattest

Lernen könnte so schön sein: Zukunftsfähige Inhalte, Schüler:innen motiviert durch einen für sie klar erkennbaren Nutzen, inklusiv für alle im Raum - und die Lehrenden haben Spaß an der Begeisterung im Kurs. Nur: Warum "könnte"? Julia sagt: Genau so ist das Lernen bei uns. Julia Freudenberg leitet die Hacker School. In ihren Kursen mit Praktiker:innen aus dem Berufsleben will sie bis 2030 eine Million Kinder an Digitalisierung und Programmieren heranführen. Sie sagt: Seitdem sie so ehrgeizige Ziele formuliert, hört die Welt ihr auch zu. Kurze Begriffsklärung: "Hacking" zielt in der Digitalkultur nicht in erster Linie auf die düsteren Gestalten, die Sicherheitsbarrieren überwinden wollen. "Hacking" ist vor allem ein kreativer Begriff: Was geht noch mit diesem Ding, mit dieser Situation, mit dieser Herausforderung? Julia und die Hacker School geben Raum für Inhalte und Kompetenzen, die immer wichtiger werden. Warum ist Programmieren nicht längst die zweite Fremdsprache? Warum immer noch Goethe? Die Hacker School will Begeisterung für das Lernen wecken. Ein Lernen, das weit über die klassische Schulzeit hinausgeht, lebenslang ist. So wie kein Azubi mehr "ausgelernt" hat, ist generell die Perspektive auf Bildung: Die Inhalte entwickeln sich mit stetig wachsendem Tempo, die Methoden und Kompetenzen ebenso. Das hört nicht mehr auf - was für eine gute Nachricht, sagt Julia. Ist das unfair gegenüber der Schule, gegenüber Lehrer:innen, die sich trotz widriger Umstände voll einsetzen? Nein, eine gute Ergänzung, sagt Julia. Es gebe für Informatiker:innen ja nur wenige gute Gründe, Vollzeit ins Lehramt zu wechseln. Die Hacker School setzt daher voll auf Freiwillige, die mit Informatik und Artverwandtem im Berufsleben stehen und sich nebenbei in der Bildung engagieren wollen. Für Julia hat das durchaus auch eine eigennützige Seite: Warum sollte die klassische Schule den ganzen Spaß bekommen, den gutes Lernen versprüht?Kurse extra für Mädchen sind ein wichtiges Element an der Hacker School. Zu stark sind die Vorurteile, die Eltern und Gesellschaft den jungen Mädchen mitgeben. Gerade so als würden sie mit den Eierstöcken rechnen ... Zu Gast: Dr. Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker SchoolBuchempfehlung: Die 50 wichtigsten Themen der Digitalisierung: Künstliche Intelligenz, Blockchain, Robotik, Virtual Reality und vieles mehr verständlich erklärtSCRATCH: Spiele programmieren super easy

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