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carls zukunft der woche

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Apr 11, 2024 • 41min

#202 Ruth von Heusinger: Verschmutzungsrechte stilllegen.

Jede:r einzelne kann einen Unterschied im Kampf gegen die Klimakrise machen. Davon ist Ruth von Heusinger zutiefst überzeugt. Das hat allerdings einen Preis. Aber es lohnt sich. Der Gewinn sind bessere Lebensbedingungen. Der Preis kann persönlicher Einsatz für das Klima sein, die Umstellung des eigenen Lebensstils oder eben der Erwerb von Verschmutzungsrechten.Ruth hat dafür „ForTomorrow“ gegründet. Sie sammelt Spendengelder und erwirbt dafür bei der EU Verschmutzungsrechte. Tonne für Tonne CO2 und weitere Treibhausgase. Unternehmen in immer mehr Branchen müssen diese Rechte kaufen, um bei der Produktion Treibhausgase ausstoßen zu dürfen. Ruth kauft sie, um sie stillzulegen. Und da die Rechte endlich sind, ist jedes stillgelegte Verschmutzungsrecht eine Tonne CO2, die in Europa nicht ausgestoßen wird.Mit den Verschmutzungsrechten bringt die EU die Kosten für das Anheizen des Klimawandels in die Bilanzen der Unternehmen. Gibt es noch zu viele davon? Ja. Immer noch zu günstig? Wohl auch ja. Immer noch zu wenige Branchen? Ja. Autoverkehr kommt erst 2027 dazu. Aber das Prinzip steht. Und es wirkt. Ruth betont die mehrfache Wirkung des investierten Geldes: Erst wird das Klima entlastet. Dann sind die Regierungen verpflichtet, die Einnahmen für Klimazwecke zu verwenden. Und wir sorgen handfest für Transformationsanreize in den Unternehmen. Sobald es günstiger ist, Verschmutzungsrechte nicht nutzen zu müssen, sie gar lieber zu verkaufen als selbst einzusetzen, treiben wir die Transformation von Produktion und Konsum voran.Ruth hat bislang 18.000 Tonnen CO2 aus dem Spiel genommen. Ist das Viel oder wenig? Mehr als sie zu Anfang je gedacht hätte, sagt Ruth. Und doch nicht genug. Das gängigste Spendenmodell ist es, wenn Menschen ihre eigenen Fußabdruck eliminieren wollen. Für Menschen in Deutschland heißt das derzeit: 9 Tonnen pro Jahr.Der zweite Arm von „ForTomorrow“ widmet sich dem Wald. Noch gibt es kein effizienteres Werkzeug als Bäume, um CO2 aus der Luft zu filtern. Ruth und ihr Team machen sich auch hier die Wirkungsweise von Ämtern und Gesetzen zu nutzen. Fläche, die einmal als Wald ausgewiesen ist, kann nie wieder etwas anderes werden, so steht es im Gesetz. Also sorgt Ruths Team dafür, dass Flächen zu Wäldern erklärt werden. Die ersten Bäume pflanzt „ForTomorrow“, den Rest macht das Amt für Forstwirtschaft. So geht Arbeit mit dem System.Zu Gast: Ruth von Heusinger, Gründerin und Geschäftsführerin von ForTomorrowMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Apr 4, 2024 • 40min

#201 Maximilian Oehl @ Brand New Bundestag: Raus aus der Parteienkrise!

Zweifel sind angebracht. Sind wir angesichts der Krisen und Herausforderungen, die vor uns liegen, mit unserem politischen System wirklich gut aufgestellt? Max jedenfalls teilt diese Zweifel. Seine Gründung „Brand New Bundestag“ soll Menschen in das politische System bringen, die den Mut und die Fähigkeit haben, das System zu hinterfragen und die Strukturen überall dort herauszufordern, wo sie uns nicht mehr dienen. Solche Leute sucht Max. Und er findet sie. Mit diesen Kandidaten arbeitet Brand New Bundestag und unterstützt sie, zum Beispiel durch Öffentlichkeit. Was es wiederum einfacher macht, sich parteiintern durchzusetzen. Die ersten unterstützten Kandidaten haben es bei der vorigen Wahl in den Bundestag geschafft. Mehr sollen folgen.Das politische System, das wir haben, fördert das Verlässliche. Das immer gleiche. Das Berechenbare. Der Konformitätsdruck für Abgeordnete und mehr noch für Kandidat:innen ist krass. Eine Konsequenz: Diverse, profilierte Kandidat:innen aller Parteien hätten an der Urne durchaus Chancen - aber sie kommen dort gar nicht erst hin, weil sie sich vorab in ihrer Partei nicht durchsetzen können. Am Ende bekommen wir immer wieder denselben Partei-fähigen Typus Politiker:in. Max sagt: Die Demokratiekrise, die wir gerade erleben, ist eine Parteienkrise.Brand New Bundestag wurde aus der Erfahrung der Klimabewegung vor der 2021er Bundestagswahl gegründet. Die Klimakrise und die notwendige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft stehen inhaltlich stark im Zentrum. Max erzählt, wie er damals als Berater im Bundestag immer wieder einen Graben erlebt hat: Draußen engagieren sich Menschen und drinnen zucken Abgeordnete mit den Schultern und fragen sich, was ihnen das helfen kann. Zivilgesellschaft und Politik kommen nicht richtig zusammen. Beide tauschen oberflächlich Informationen aus, aber sobald die Tür zugeht, schlägt der politische Betrieb zu. … das kriege ich nicht durch … der Fraktionsvorstand hält das nicht für ein gutes Thema … So mutieren Anhörungen zu Pseudobeteiligungen. Welche Informationen werden eigentlich politisch-strategisch verwendet? Viele Wähler:innen und Engagierte sind frustriert. Was kommt von meiner Botschaft und warum manches nicht?Brand New Bundestag setzt eine Community dagegen, hat progressive Abgeordnete aus allen Parteien (außer der AfD, versteht sich) erst zusammen- und dann mit zivilgesellschaftlichen Akteuren in den Dialog gebracht. Die einen können Bewegungen erzeugen, die anderen Gesetze. Was wird für eine Energie frei, wenn beides koordiniert stattfindet? Die Idee heißt Movement Politics. Die parlamentarische Arbeit als Fortsetzung des zivilgesellschaftlichen Engagements. Letzten Endes, so Max, brauchen wir eine gemeinsame Fortschrittserzählung, die die großen Krisen ernst nimmt und besprechbar macht. Dann lebt die Demokratie.Zu Gast: Dr. Maximilian Oehl, Co-Initiator & Executive Director @ Brand New BundestagMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Mar 28, 2024 • 42min

#200 Anna Alex - The next big thing: Biodiversity

Die Klimakrise bestimmt, wie warm es sein wird - dann, wenn wir an der Biodiversitätskrise sterben. So in Kürze der Zusammenhang zwischen der unterschätzten Krise (Klima) und der dramatisch unterschätzten Krise (Biodiversität). Biodiversität ist das große kommende Thema. Pro Stunde sterben sechs Spezies auf diesem Planeten aus. In den vergangenen 50 Jahren haben wir 70% der Masse an Wirbeltieren verloren. Anna Alex betont: Das waren nicht irgendwelche fernen Vorfahren, das ist jetzt, das sind wir. Anna hatte bereits erfolgreich mehrere Startups gegründet, als sie zur Mitgründerin von Nala.earth wurde. Nala verknüpft Unternehmen mit ihrer natürlichen Umgebung, genauer: Die Software von Nala bringt die Auswirkungen eines Unternehmens auf seine konkrete Umwelt in den Boardroom. Damit wird messbar, was wir sonst de facto oft ignorieren. Die Natur erbringt enorme wirtschaftlich wertvolle Leistungen - und: Zahlreiche Produktionsprozesse sind von der Natur direkt oder indirekt abhängig. Abseits von Ethik und Werten liegt hier eine ganz handfeste Motivation für Unternehmen. Wie groß sind die Abhängigkeiten und Risiken, wo mein Unternehmen mit der Natur interagiert? Nala liefern die Kennzahlen, die es für diese Risikoabschätzung braucht. Anna erläutert: Nur 1% der Fläche Europas ist wilde Natur, in Deutschland sogar nur 0,6%. Alles andere ist gemanaged, als könnten sich Wald, Wiese und Gewässer nicht eigenständig höchst erfolgreich entwickeln. Zugleich erbringt die Natur eine erhebliche Wirtschaftsleistung. Global ist sie doppelt so hoch wie GDP. Anna sagt, Wenn wir die Natur immer mehr einschränken, steuern, kontrollieren wollen, passt das so einfach nicht zusammen und ist nicht zukunftsfähig. Wenn die Ökosystem-Dienstleistungen doppelt so hoch sind wie die Wirtschaftsleistung, heißt das auch: Berechnen wir die Natur mit ein, ist unsere Wirtschaftsleistung negativ. Mehr als deutlich negativ. So viel zum Narrativ der Industrialisierung, dass wir uns in den vergangenen 200 Jahren Wohlstand und Annehmlichkeiten geschaffen haben …Die gute Nachricht: Dass Biodiversität "the next big thing" ist, realisieren immer mehr Menschen in unternehmerischer Verantwortung. CSRD mag hier zusätzlich helfen. Die zweite gute Nachricht: Anna bietet allen Hörer:innen dieses Podcasts einen kostenlosen Einstieg. Unternehmen können für drei Produktionsstätten eine kostenfreie erste Analyse aus dem System von Nola erhalten. Interesse? Einfach mail an michael@carls-zukunft.de. Zu Gast: Anna Alex, Unternehmerin & Investorin mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Biodiversität und Natur, Co-Founder Nala Earth, Planetly, OutfitteryMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Mar 21, 2024 • 36min

#199 Philipp Witzmann – Nähe wirkt!

Es ist so etwas wie das kleine gallische Dorf der Social Media Plattformen. Während Twitter (sein Eigentümer kennt nur den einen Buchstaben zwischen W und Y) bedrohlich nach rechts trudelt, TikTok von AfD-Videos geflutet wird, Instagram nur emotionalen Stress mittels unerreichbarer Schönheitsideale fördert, ist nebenan.de geradezu unspektakulär friedlich. Menschen helfen sich. Fertig. Philipp Witzmann ist der Kopf von nebenan.de. Er biete Raum für Bohrmaschinentausch und weihnachtliche Nachbarschaftserfahrungen.Ja, Philipp hat auch ein Team, das eingreift, wenn sich wer im Ton vergreift. Aber die Größenordnung ist hier eine völlig andere. Seine These: Die Nähe wirkt. Wer seine Botschaften in die Welt hinausschreien will, braucht Facebook oder ähnliches. Bei nebenan.de landet die Botschaft in der Nachbarschaft und nirgendwo sonst. Und der Absender ist mit Klarnamen verifiziert und wohnt auch genau dort, wo seine Botschaft ertönt. Philipp sagt: Geradere räumliche Beschränkung führt zu einer anderen Atmosphäre.Letztlich ist der Mensch auf Kooperation und Austausch ausgelegt. Philipp verweist auf Statistiken, wonach allein lebende Menschen Monate früher in Pflegeheime übersiedeln als solche in sozialen Bindungen. Einsamkeit macht krank. Das ist einer der Sweet Spots von nebenan.de: Menschen nicht nur zur gemeinsamen Nutzung der Haushaltsleiter, sondern für Begegnung, Austausch, gemeinsame Spaziergänge oder Mahlzeiten.Während die klassischen ehrenamtlichen Organisationen sich schon lange Sorgen über ihren Nachwuchs machen, sieht Philipp in den Daten seiner Plattform sehr genau: Dies liegt nicht am mangelnden Willen der Menschen. Die Hilfsbereitschaft ist da. Das Engagement, der Sinn für eine große Gemeinsamkeit. Möglicherweise ist die Form heute angemessener, sich je nach Kapazität aktuell für Hilfe zu entscheiden - und sich nicht direkt auf Dauer zu verpflichten. Davon erhält dann zwar niemand eine Ausbildung am Feuerwehrschlauch, das ist ein Problem. Aber die Schwelle zur gegenseitigen Hilfe ist offensichtlich in einer digital vermittelten Nachbarschaft geringer.Der Film, den Philipp erwähnt, ist „Social Dilemma“: https://www.thesocialdilemma.com/de/the-film/Zu Gast: Philipp Witzmann, CEO von nebenan.deMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Mar 14, 2024 • 50min

#198 Matthias Meisner – Streiten für verlorene Regionen

Menschen mit rechten und rassistischen Haltungen sind mitten unter uns. Natürlich. Überall. In der Feuerwehr, im Fußball, im Gemeinderat ohnehin. Leider auch in staatlichen Organisationen wie Polizei und Justiz. Der Journalist Matthias Meisner analysiert die rechte Szene schon seit langem; gerade hat er gemeinsam mit Heike Kleffner ein Buch herausgegeben. In „Staatsgewalt. Wie rechtsradikale Netzwerke die Sicherheitsbehörden unterwandern“ beschreiben zahlreiche Autor:innen das Phänomen detailliert.Das Phänomen ist kleinteilig und vielschichtig, das Muster erschreckend. Rechte Netzwerke streben gezielt an, sich in staatlichen Institutionen zu verankern. Damit bekommt die rechte Haltung ganz konkrete Konsequenzen: Welches Jugendhaus bekommt Mittel? Welche Anträge werden überhaupt bearbeitet oder einfach verschleppt? Jüngstes Beispiel: In Eisenach haben Journalisten dokumentiert, wie rechte Bands verbotene Symbole benutzen. Gegen wen ermittelt inzwischen die Polizei? Und gegen wen nicht? Das ist der Effekt.Matthias betont: AfD und co schlafen nicht, sondern versuchen sich ganz gezielt als parlamentarischer Arm der Sicherheitsbehörden zu inszenieren. Damit wächst die Bedrohung weiter.Auch wenn das Momentum der gesellschaftlichen Mitte gerade so groß ist wie schon lange nicht, sagt Matthias: Es gibt Regionen in Deutschland, die wirken verloren für die Demokratie. Bautzen gehört dazu. Hier ist Matthias nah an der Resignation, sagt: Da weiß ich nicht, wie das noch zu retten ist. In solchen Regionen seien die Vernetzungen zwischen AfD und CDU so groß, da sind die beiden auch am Ende nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Kommt dann noch die Bedrohung von Kommunalpolitiker:innen durch Rechte hinzu, verschärft sich das Bild. Wenn auch noch diejenigen aufgeben, die bislang dagegen halten, kann die Stimmung kippen und Regionen drohen verloren zu gehen.Ein Merkmal dieser Entwicklung: Ganze Bereiche des Lebens werden entpolitisiert. Will ein Gasthaus keine AfD-Veranstaltungen, nimmt es einfach gar keine mehr. Die ehemalige Synagoge in Görlitz. Prachtvoll restauriert. Die Institution hat sich als Policy gegeben, dass Antisemitismus hier keinen Platz haben darf - wie auch sonst? Die Konsequenz: Es finden gar keine politischen Veranstaltungen statt, weil sich niemand dazu durchringen kann, die örtliche AfD auszuladen. Ein Beispiel von vielen.Matthias spricht sich dafür aus, genau hier für eine Gegenstrategie anzusetzen. Er regt an, lokale Stammtische aufzulegen, für Demokratie, für Vernetzung, so niedrigschwellig wie möglich. Das Konzept wird er in Kürze bei Campact vorstellen.  Das Buch von Matthias und Heike heißt „Staatsgewalt. Wie rechtsradikale Netzwerke die Sicherheitsbehörden unterwandern“, 2023 erschienen im Herder Verlag.Das andere im Podcast erwähnte Buch ist von Hendrik Cremer und heißt: „Je länger wir schweigen, desto mehr Mut werden wir brauchen. Wie gefährlich die AfD wirklich ist“ und ist 2024 bei Piper erschienen.Campact BlogZu Gast: Matthias Meisner, Journalist und Autor @meisnerwerk.bsky.socialMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Mar 7, 2024 • 43min

#197 Lars Fischer – Es folgt: Das Zeitalter der bösen Überraschungen

Ein Eindruck: Kommt der Klimawandel noch schneller als gedacht? Die Antarktis taut schneller ab, die Ozeane erwärmen sich stärker als erwartet, die Temperaturen reißen Höchststand nach Höchststand. Stimmt der Eindruck? Jein, sagt Lars Fischer, Wissenschaftsjournalist bei Spektrum. Die Erde erwärmt sich ziemlich genau im prognostizierten Rahmen der gängigen Klimamodelle. Allerdings sehen wir mehr und mehr einzelne extreme, lokale Ereignisse. Konkret: Vor uns liegt eine Welt, in der häufiger Wetterereignisse auftreten, die vorher extrem selten waren. Lars sagt: Damit funktionieren unsere über Jahrhundert geübten Anpassungen nicht mehr. Wie hoch bauen wir die Deiche? Wo können wir Häuser errichten? Haben wir genug Wasser? Welche Feldfrüchte bauen wir an? Die Infrastruktur unserer Gesellschaft, die materielle wie die kulturelle, funktioniert nicht mehr. Das verursacht Kosten, das erzeugt soziale Verwerfungen. Und wir wissen: Für komplexe Gesellschaften war das historisch stets schwer zu verarbeiten. Menschliche Gesellschaften haben gut funktioniert, solange die Systeme stabil waren. Wenn die Umweltfaktoren sich stark veränderlich zeigten, sind menschliche Kulturen ins Wanken gekommen. Mit diesem Effekt müssen wir rechnen. Lars betont: Wir könnten uns durchaus auf eine 2 Grad wärmere Welt einstellen. Das ist teuer, anstrengend und nicht nett, aber es geht. Der Punkt, so hebt er hervor, ist ein anderer: Wir haben kein neues Normal mehr. Unsere Anpassungsprozesse dauern zu lange. Wir rennen hinterher. Wenn wir uns angepasst haben, ist die Welt schon wieder anders. Am Ende sind wir bei "Hase und Igel", nur leider als Hase. Ein konkreter Anwendungsfall, an dem Michael und Lars die Tragweite diskutieren, ist die Erwärmung der Ozeane. Ein Szenario: Wird das Meer zu süß und zu warm, kommt der große Kreislauf zum Erliegen, der überdurchschnittlich viel warmes Wasser nach Europa bringt. Eine mögliche Konsequenz: Es wird kälter in Europa. Deutlich kälter und trockener. Und wieder laufen Hase und Igel.Zu Gast: Lars Fischer, Chemiker, Wissenschaftsjournalist, Redakteur bei "Spektrum der Wissenschaft" YouTube Kanal: https://www.youtube.com/@LarsFischer/videosDer im Podcast erwähnte Kommentar von Lars: Das Zeitalter der bösen ÜberraschungenMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Feb 29, 2024 • 54min

#196 Sebastian Lakner: Kein Podcast über wütende Bauern auf monströsen Traktoren

Dies ist keine Folge über wilde Landwirte auf riesigen Traktoren. Oder doch? Sebastian Lakner ist Professor an der Uni Rostock und lehrt Agrarökonomie. Er betont: Die Landwirtschaft befindet sich mitten in größten Veränderungen. Dass es dabei zu Ärger, Angst und sonstigen Emotionen kommt, ist kein Wunder. Michael und Sebastian diskutieren die Zukunft der Landwirtschaft. Sebastian zeigt auf, wie gerade die technologische Entwicklung die Strukturen der Landwirtschaft prägt und weiter prägen wird. Immer mehr Technologie, autonome Hackroboter, Satelliten-gestützte Düngung steigern die Erträge, minimieren teils dazu noch den Einsatz von Wasser, Dünger und Gift - und überfordern die kleineren Betriebe Schritt für Schritt. Ist es schlimm, wenn die Kleinen weichen und die Großen wachsen? Für den einzelnen Kleinen natürlich. Wenn sich nach Jahrzehnten harter Arbeit kein Nachfolger findet, der den Hof übernimmt, sitzt der Frust tief. Aber insgesamt? Sebastian lässt keinen Zweifel daran: Die gängige romantische Vorstellung, wonach kleine Höfe in Handarbeit Lebensmittel in viel höherer Qualität produzieren als die Großbetriebe der Agrarindustrie, ist genau das: Romantik. Einen Zusammenhang zwischen Größe der Höfe und Qualität der Lebensmittel gibt es nicht. Auch nicht zum Tierwohl. Und wenn, dann tun sich eher die Großen leichter, gute Lebensmittel zu verträglichen Bedingungen zu produzieren. Der zweite große Veränderungstreiber ist der Wandel der Umweltbedingungen. Klima, Artenvielfalt - Landwirte sind hier Treiber wie Opfer der Entwicklung. Die Palette reicht von neuen Insekten bis hin zum Bedarf an neuen Zuchtpflanzen. Eine Schwierigkeit dabei: Dieser Wandel geht nicht nur tief, er ist dazu noch schnell. Mit herkömmlichen Zuchtverfahren werden wir kaum rechtzeitig Pflanzen haben, die mit den veränderten klimatischen Bedingungen zurecht kommen. Deshalb kommen wir kaum um den verantwortungsvollen Einsatz von grüner Gentechnik herum. Die ist letztlich genau das: Gezielte Zucht auf Speed. Michael und Sebastian beschreiben beide, wie sie aus einer ablehnenden Haltung gegenüber Gentechnik zu der Erkenntnis gekommen sind, dass ihr Einsatz im Grunde unabweisbar ist. Und gar nicht problematisch, den verantwortungsvollen Einsatz vorausgesetzt. Ja, ihr internationalen Konzerne, looking at you!Der Landwirt der Zukunft sollte in der Lage sein, einen Teil seiner Einkünfte mit Naturschutz zu erzielen. Müssen wir alle Flächen intensiv bewirtschaften? Nein. Nur dann sollte sich jemand kümmern, so wie ein Förster im Wald. Warum knüpfen wir die Subventionen der Landwirtschaft nicht daran? Der Bauer als Förster der Ökosysteme in der Fläche. Das ist doch mal ein Zukunftsbild. Zu Gast: Prof. Dr. Sebastian Lakner, Professor für Agrarökonomie an der Universität RostockMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Feb 22, 2024 • 35min

#195 Tina Dreimann – Warum wir gute Start-ups brauchen.

Ja, warum eigentlich? Natürlich, junge Unternehmen, häufig technologiegetrieben, meist von Gründer:innen mit starkem Realisierungsdrang - da ist Potenzial. Vielfach war (und ist?) jedoch das Bild prägend von den Gründer:innen, die auf ein schnelles Wachstum um des Wachstums willen und einen dann noch schnelleren Exit aus sind. Tina Dreimann hält dagegen: Wir stehen vor derart großen Herausforderungen, dafür brauchen wir die Energie, die Start-ups versprechen. Und den Wandel der Konzerne. Und und und.... Eigentlich alles. Tina ist Mitgründern des Impact Business Angel Clubs "better ventures". Gemeinsam investieren Business Angels Geld und Vernetzung in neue Unternehmen, die einen Impact versprechen. Viele von ihnen einen Impact auf Klimathemen, etliche auch darüber hinaus. Tina berichtet, dass sie mit ihrem Team in jedem Jahr mehrere tausend Start-ups sichtet, sie nach ihren wirtschaftlichen Erfolgsaussichten bewertet und daraufhin prüft, was ihr Beitrag zu einer positiven Entwicklung ist. Badeanzüge verkaufen und dafür hier und da einen Euro spenden reicht ihr dabei nicht. Sie sucht Geschäftsmodelle, die grundlegend neu gedacht sind, erfolgreich und genau darum positiv in der Wirkung. Nur, wie kommen wir ins Tun? Tina fordert einen Bewusstseinswandel. Weg von kurzfristigen Renditeträumen hin zu Substanz und nachhaltiger Wirkung. Die gute Nachricht aus ihrer Sicht: Im Grunde ist alles, was wir brauchen schon da. Vielleicht landen die Investorenmittel noch nicht immer an der richtigen Stelle, aber im Grunde: Die Aufgabe ist verstanden, gute Ideen und talentierte Gründungsteams gibt es mehr als genug. Also: Machen!Tina betont dabei: Sie schaut als Optimistin auf die Welt. Wenige Tage im Jahr ausgenommen, an denen sie sich auf das Sofa zur Familie verkriechen möchte. Im Kern, so betont sie: Dieser Optimismus ist etwas anderes als ein schlichter Glaube, es werde schon irgendwie auf wundersame Weise alles gut. Optimistin mit Grund. Zu Gast: Tina Dreimann, Mitgründerin und Geschäftsführerin von better venturesStart-ups:everdrop – Nachhaltiger putzen, waschen und spülenOCELL – KI für Walddiagnostik und Management BIOVOX – BiokunststoffeMEINE ERDE – ReerdigungMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Feb 15, 2024 • 39min

#194 Marc Raschke - Entlarven ist vorbei. Faktenchecks auch.

Die Zeit des Entlarvens ist vorbei. Faktenchecks sind auch vorbei. Fakten sind nicht der Kern des Themas, wenn wir uns mit rechts auseinandersetzen. Sagt Marc Raschke. Der Kommunikator und Journalist sieht ein haarsträubendes Versagen vieler professioneller Medienschaffender. Wenn Caren Miosga zum Start ihrer neuen Talkshow betont, auf jeden Fall auch AfD-Vertreter einladen zu wollen, weil man doch mit ihnen sprechen müsste, sagt Marc: Ihr habt es immer noch nicht verstanden, Ihr macht euch willfährig, ihr macht euch zu einem Lakaien von deren Strategie. Und die lässt sich immer noch mit dem Satz zusammenfassen: Flood the Zone with shit. Warum hält die Zivilgesellschaft nicht dagegen? Das tut sie natürlich mit den aktuellen Demos gegen rechts. Und Marc betont: Wer gegen rechts kämpft, ist nicht linksgrün versifft. Wer gegen rechts kämpft, ist vernünftig. Aber warum kommt kein Milliardär daher und Sponsor eine Task Force Demokratie, die mehrere Jahre einfach dagegen halten kann. Die die Zone mit Katzenbildern flutet, damit die braune Brühe nicht eindringen kann.Im Grunde ist es nicht schwer zu analysieren. Wir sehen false Balance im Umgang der Medien mit rechts. Das aber überall. Marc fordert genau das Gegenteil: Kein Bühne mehr für rechts. Dass das jetzt so salonfähig wird, hat auch damit zu tun, dass wir die Salons öffnen. Die Talkshows. Die Titelseiten. Die Parteien haben die aktuell wirksamen Mechanismen schon vor zehn Jahren präsentiert bekommt. Allerdings haben sie es durch die Bank nicht verstanden und verschlafen. Was wir brauchen, ist eine Doppelstrategie: Im persönlichen Gespräch überzeugen und gewinnen - und im öffentlichen Diskurs klar abgrenzen, keinen Raum geben und mehr noch: Nicht über jedes Stöckchen springen, sondern selbst die Themen setzen.Zu Gast: Marc Raschke, Journalist, PR-Experte, Kommunikator, InfluencerMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Feb 8, 2024 • 47min

#193 Gerald Hensel: Was kommt nach den Demos gegen Rechts?

Kommen wir eigentlich Vorrang im Kampf gegen Hass und Hetze im Unternehmen? Gerald Hensel gehört zu den Mitgründern von HateAid. Die NGO unterstützt Opfer von Hass im Internet und berät die Politik. Gerald sagt: Unser Umgang mit Hass im Netz ähnelt der Situation des Umweltschutzes in den 50er und 60er Jahren. Schön fand die Umweltsauereien damals auch schon keiner, es galt aber als normal. Inzwischen ziehen wir die Grenzen zu Recht anders. Ähnlich im Netz: Als Gerald vor einigen Jahren selbst Opfer eines Shitstorms wurde, bekam er immer wieder den Rat, sich einfach online nicht zu exponieren. Wer keinen kurzen Rock trägt ... Zum Glück hat sich die Diskussion inzwischen weiterentwickelt. HateAid treibt Prozesse voran, wie den gegen Meta, der die Mutter von Installationen und Facebook verpflichtet, im Grunde gleichen Beleidigungen und Lügen selbst zu finden und zu löschen. Gerald betont: Eigentlich war das immer ein Unding. Ein Gericht verbietet eine Behauptung, die ein User auf einer grünen Kachel bei Instagram teilt. Dann kommt der nächste und teilt dieselbe Beleidigung auf einer roten Kachel - und darf das? Die Politik der vermeintlich kleinen Schritte ist erfolgreich, so Gerald.Michael und Gerald sprechen über die aktuelle Protestwelle gegen rechts. Haben wir ein aktualisiertes Bild der Rechten? Viel zu oft, so Gerald, tragen wir immer noch das Bild der Skinheads der 90er im Kopf herum. Das reicht nicht, nicht jeder Nazi sieht so aus. Die Rechten haben sich seither entwickelt, unsere Bilder nicht. Das ist ein Problem. Was wir brauchen, ist mehr als das Engagement der Politik. Die Unternehmen sind mindestens ebenso gefragt. Wann kommt der erste DAX30-Konzern und positioniert sich nicht nur politisch gegen rechts und die AfD, sondern geht ganz praktisch hin und finanziert einer NGO eine marktgerecht bezahlte Juristenstelle? Oder strategisches Marketing? In keiner Bilanz eines DAX-Konzerns würde sich eine Spur davon finden ....Und was kommt nach der Protestwelle? Michael und Gerald stimmen schnell überein: Demonstrieren gegen rechts ist sinnvoll und richtig. Aber die Welle wird abebben - und dann? Gerald schlägt vor: Wer etwas tun will, soll heute noch eine Spende an eine integrativ wirkende Organisation tätigen. Besser noch einen Dauerauftrag einrichten. Anschließend NICHT darüber bei LinkedIn schreiben. Es einfach tun und dann mal wieder demonstrieren gehen. Wir sammeln bei LinkedIn und Instagram Organisationen, an die man hier denken könnte. Du weißt noch eine weitere? Schreib sie dazu. Auf jeden Fall im Rennen, neben HateAid: Sozialhelden von Raul Krauthausen und Sanktionsfrei von Helena Steinhaus. Machen wir unsere Welt ein Stück besser und wirken der Spaltung ganz handfest entgegen. Zu Gast: Gerald Hensel, Co-Gründer und Managing Partner der Marketing Beratung superspring Marketing Consulting, Co-Gründer der Hatespeech-NGO HateAidMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026

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