carls zukunft der woche

Michael Carl
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Jul 27, 2023 • 40min

#165 Jonathan Roberz – Proteine aus dem Bakterienreaktor

Es arbeitet im metallischen Zylinder. Bakterien verarbeiten das, was in der Landwirtschaft übrig geblieben ist. Nebenströme vom Feld, also die Biomasse, die ohnehin anfällt und bislang nicht genutzt wird. Es entstehen Proteine, Bausteine für die Nahrung von Zuchttieren, Haustieren und später einmal auch direkt von uns Menschen. Entwickelt hat das Verfahren MicroHarvest, ein Food-Startup aus Hamburg. Jonathan Roberz ist einer der Gründer. Er sagt: Noch in diesem Jahr wird MicroHarvest mit dem ersten Produkt in nennenswerten Mengen auf den Markt gehen. Perspektivisch will MicroHarvest im Weltmaßstab produzieren. Und perspektivisch bedeutet: Noch in diesem Jahrzehnt.Der Bedarf an Proteinen wächst. Schnell und deutlich. Gleichzeitig sind unsere üblichen Wege, Proteine zu erzeugen vor allem eines, nämlich unglaublich ineffizient. Das ist noch recht bekannt. Ebenso gravierend, allerdings nicht so stark im öffentlichen Bewusstsein: Unsere Art, Lebensmittel und vor allem Proteine zu erzeugen, ist eine wesentliche Quelle von Treibhausgasen. 25% der weltweiten Emissionen stehen im Kontext der Lebensmittelproduktion. Wenn wir die Klimakrise tatsächlich bremsen wollen, kommen wir gar nicht umhin, Lebensmittelproduktion komplett neu zu denken. Jonathan sagt: Wir brauchen die größte Agrar-Revolution seit 12.000 Jahren, seitdem die Menschheit begonnen hat, sich seßhaft zu machen und Felder zu bestellen. Sind Bakterienproteine eigentlich vegan? Jedenfalls enthält jedes vegane Lebensmittel große Mengen an Bakterien, ebenso wie unser Körper ohnehin. Jonathan ist als Ingenieur aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie in die Lebensmittelwelt eingestiegen. Sein Thema: Wie kann ich eine gute Idee so groß machen, dass nicht mal ein wenig Protein entsteht, sondern hunderte Kilo-Tonnen. Er sagt: Der Aufwand lohnt sich: Auf der Fläche eines Fußballfelds kann MicroHarvest täglich die Proteinmenge von 1350 Hühnchen erzeugen. Auch wollte man die entsprechende Menge mit Soja erzeugen, bräuchte es ein Vielfaches der Fläche. Die wir nicht haben. MicroHarvest sieht dabei die unterschiedlichen Quellen nicht in Konkurrenz zueinander. Jonathan betont: Die Aufgabe ist derart groß, dass wir alle Optionen gleichzeitig ziehen müssen. Zu Gast: Jonathan Roberz, Co-Founder und COO, MicroHarvestMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Jul 20, 2023 • 51min

#164 Torsten Schreiber – Strom für Afrika

Der Podcast geht auf Reisen, zumindest im Gespräch. Reisebegleitung ist Torsten Schreiber, Gründer und Kopf von Africa GreenTec. Dieses Unternehmen schließt Dörfer im Sahel an das Stromnetz an. Der Sahel-Streifen zieht sich vom Senegal im Westen über Mali und den Niger in den Osten. Hierhin liefert Torsten einen Container, einen sogenannten Solartainer. Der enthält die gesamte Technik, die notwendig ist, um Strom zu erzeugen und in ein lokales Netz einzuspeisen. Torsten kommt nicht als Spender; er kommt als Unternehmer. Die Anlagen sind Investments, keine Spenden - und der Strom wird verkauft, nicht verschenkt. Torstens Ziel ist: Nicht weitere Industrieruinen in Afrika hinterlassen, sondern Infrastruktur aufbauen und selber betreiben. Bislang geht das Konzept auf, alle Anlagen von Africa GreenTec sind produktiv. Nur aus dem Tschad musste Africa GreenTec sich wieder zurückziehen. Dort war Africa GreenTec aktiv, bevor Mitarbeiter:innen bedroht wurden und das Equipment beschädigt worden war. Hier machten Unruhen die weitere Arbeit unmöglich.  Und dann ist auf einmal Strom im Dorf. Was dann geht: Licht? Ja. Radio? Ja. Aber vor allem: Menschen entwickeln ihre Profession sprunghaft in die Gegenwart. Der Hufschmied wird Schlosser, der Schneider arbeitet erstmals mit einer elektrischen Nähmaschine, der Landwirt kann neue Maschinen einsetzen und erreicht einen ungleich höheren Wirkungsgrad seiner Arbeit. Die Berufe sahen eben noch aus wie im Mittelalter, jetzt sind sie in der Moderne. Mangos werden nicht nur angebaut, sondern auch gleich verarbeitet, verpackt und verschickt. So entsteht eine viel höhere Wertschöpfung direkt vor Ort. Drei Millionen Menschen an das Stromnetz anschließen, so ist das Ziel. Für eine Fernsehdokumentation wurden Torsten und seine Frau nach ihren Zielen gefragt. Mehr oder weniger spontan entstand die Vorgabe: Für jedes unserer drei Kinder schließen wir eine Million Menschen an das Stromnetz an. Torsten ist optimistisch, dieses Ziel auch zu erreichen. Bei allem Ehrgeiz: Sind sie damit nicht viel zu klein im Spiel der Konzerne und nationalen Interessen? Torsten beantwortet die Frage auf einer sehr persönlichen Ebene: Sein Unternehmen sei aus der spirituellen Verbindung zwischen seiner Frau und ihm entstanden. Auf dieser Ebene könne kein Konzern der Welt Konkurrenz sein. Zu Gast: Torsten Schreiber, Founder & CEO – Africa GreenTecMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Jul 13, 2023 • 38min

#163 Anja Mutschler – Final Call: Transformation

Das „Weiter so!“ Ist radikal. Hier steigen Anja und Michael in die Diskussion über Transformation und Innovation ein. Anja Mutschler ist Gründerin und CEO von 20blue, Michael ist Zukunftsforscher und Gründer seines Instituts. Beide eint die Überzeugung: Angesichts unserer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen haben wir keine Wahl als zu transformieren. Es gibt keine neutrale Ecke, kein schlichtes Beharren auf dem Vertrauten. Die Vorstellung, wir hätten überhaupt die Option, uns nicht zu verändern, ist trügerisch. Die Transformation ist das Normale - so normal, dass wir eigentlich aufhören könnten, diesen Begriff zu verwenden.Wie aber kommen wir zu Transformation? Die Vernunft, das Wissen allein reichen nicht. Die Ratio entscheidet über das Wie des Handelns, aber kaum über das Ob. Das nach Michaels Einschätzung beste Buch zu Change und Wandel - das darüber hinaus noch wirklich gut lesbar ist - kommt von zwei Amerikanern und heißt „Switch“. Darin findet sich das wunderbare Bild des Elefanten: Unsere emotionale Seite ist wie ein Elefant, die Vernunft ist der kleine Reiter oben drauf. Den Elefanten auf einen neuen Weg zu bringen, ist für ihn anstrengend und der Erfolg immer nur von kurzer Dauer. Wollen wir den Elefanten, den Reiter und den Pfad verändern, braucht es anderes als Appelle und nüchternes Wissen.Zentral ist auch die Sprache, im unternehmerischen Wandel ebenso wie im gesellschaftlichen. Auch hier zieht das Beispiel der Klimakrise. Wonach wir streben sollten, ist nicht Klimaschutz. Das Klima hat weder Willen noch Empfinden, dem Klima ist seine Entwicklung gleichgültig. Wir schützen auch nicht Umwelt oder Globus. Was wir hingegen schützen müssen, sind wir selbst, ist unsere Zivilisation. Und sprechen wir von Zivilisationsschutz, ist sofort klarer, was und wer gemeint ist, sind Ziel und Verantwortung benannt. Auch hier: Es gibt keine neutrale Ecke, Worte beinhalten Verantwortung. Wir brauchen eine neue Vorstellung von Dauer und Stabilität. Ein Gedankenexperiment: Was, wenn wir Ehen nicht auf Dauer schließen würden, sondern auf Zeit? Was, wenn es völlig normal und erwartbar wäre, dass eine Ehe nach zehn Jahren einfach endet, ohne weiteres Zutun, einfach automatisch. Wiederholung möglich, aber nicht zwingend. Niemals würden Menschen sich auf eine finanzielle Situation einlassen, wie sie heute normal ist: Die einen stark bevorteilt und eine stark benachteiligt. Das würde schlichtweg niemand akzeptieren.Das von Michael erwähnte Buch:Chip & Dan Heath: Switch: How to change things when change is hard, Random House BusinessAuf deutsch: Switch: Veränderungen wagen und dadurch gewinnen! Fischer Taschenbuch.Zu Gast: Anja Mutschler, Founder 20blue, Podcaster 20blue hour, Lecturer, Speaker, Art Afficionada, 2. Vorsitzende LV DJV SachsenMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Jul 6, 2023 • 38min

#162 Sebastian Klein – Die wachsende Ungleichheit ist kollektiver Selbstmord

Sebastian Klein, Psychologe und Mitbegründer von 'Neue Narrative', beleuchtet die tiefen Gräben zwischen Arm und Reich. Er argumentiert, dass wachsende Ungleichheit nicht nur moralisch bedenklich, sondern eine Überlebensfrage für unsere Zivilisation darstellt. In der Diskussion wird auch die Idee des verantwortungsvollen Eigentums thematisiert. Sebastian hinterfragt gängige Narrative wie die Vermögensweitergabe an Kinder und betont die Bedeutung von Gemeinschaft und Altruismus für ein erfülltes Leben.
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Jun 29, 2023 • 31min

#161 Jeremy Bartosiak-Jentys – The end of sugar is nigh

Nimm den Zucker aus der Nahrung, ersetze ihn duch etwas leichteres, gesünderes, ökologischeres. In Getränken funktioniert das schon lange, in fester Nahrung bislang nicht. Jeremy Bartosiak-Jentys von Supplant aus Cambridge/UK sagt: In Lebensmitteln hat Zucker gleich eine ganze Reihe von Funktionen außer der Süße: Zucker ist Masse, gibt Struktur, beeinflusst die chemischen Prozesse bei der Zubereitung. Zucker ließ sich bislang nur durch Zucker ersetzen. Jeremy ist Chief Scientific Officer bei Supplant. Sie sagen: Wir haben einen Zuckerersatz entwickelt, der sich verhält wie Zucker - allerdings keiner ist.Supplants Nicht-Zucker enthält nicht nur erheblich weniger Kalorien als klassischer Zucker und verursacht auch nicht den von Zucker vertrauten sprunghaften Anstieg des Blutzuckerspiegels. Die neuartige Zutat verhält sich wie ein Ballaststoff - weil es im Kern auch genau daraus besteht. Das führt zu einem doppelten Effekt: Wir könnten Zucker in Lebensmitteln ersetzen - und nutzen gleichzeitig Nebenströme der landwirtschaftlichen Produktion, die ansonsten auf dem Feld verrotten würden: Halme, Fasern, das innere von Maiskolben, etc. Damit ist auch die ökologische Bilanz eine ganz andere: Der Zusatzbedarf an Wasser, Dünger, Land ist um Größenordnungen geringer als bei herkömmlichem Zucker.Zahllos sind die Publikationen, die uns vor zuviel Zucker warnen. Programme von Ministerien, Gesundheitsinstitutionen, Krankenkassen, Verbänden. So wie wir Zucker derzeit in westlichen Gesellschaften nutzen, richtet er durchaus erheblichen Schaden an der Gesundheit der Bevölkerungen an. Da müsste eine Technologie, die den Zucker 1:1 ersetzen kann, doch wie gerufen kommen. Die Antwort der EU: Wir haben hier eine großartige „Novel Food“-Verordnung. Wer darunter fällt, kann eine Zulassung beantragen. Der Prozess dauert im besten Fall zwei Jahre, gerne auch länger. Teuer ist er auch. Die Antwort von Startups wie Supplant: Dann suchen wir unsere Märkte anderswo. Wer Produkte mit Supplants Nicht-Zucker kaufen will, muss in die USA. Was als Schutz vor unsicheren neuartigen Lebensmitteln gedacht ist, verhindert den sicheren Ersatz von unsicheren, geradezu schädlichen vertrauten Lebensmitteln. Eine Absurdität.Auf dem Weg vom heimischen Labor zur Produktion im Industriemaßstab ist Supplant ungefähr bei einem Drittel der Strecke. Auch wenn sie bereits im Tonnen-Maßstab produzieren, jede durchschnittliche Zuckerfabrik liegt um den Faktor tausend darüber. Noch. Zu Gast: Dr. Jeremy Bartosiak-Jentys, Chief Scientific Officer, Supplant---------------------------------------------------Take the sugar out of food, replace it with something lighter, healthier, more ecological. This has worked in beverages for a long time, but not in solid food. Jeremy Bartosiak-Jentys from Supplant in Cambridge/UK says: In food, sugar has a whole range of functions apart from sweetness: sugar is mass, gives structure, influences the chemical processes during preparation. Until now, sugar could only be replaced by sugar. Jeremy is chief scientific officer at Supplant. They say: We have developed a sugar substitute that behaves like sugar - but is not sugar.Supplant's non-sugar ingredient not only contains significantly fewer calories than conventional sugar, but also does not cause the sudden rise in blood glucose levels familiar from sugar. The novel ingredient behaves like a dietary fiber - because that's exactly what it is at its core. This leads to a double effect: we could replace sugar in food - and at the same time use side streams of agricultural production that would otherwise rot in the fields: Stalks, fibers, the inside of corn cobs, etc. As a result, the ecological balance is also quite different: The additional demand for water, fertilizer, land is orders of magnitude lower than for conventional sugar.There are countless publications warning us against too much sugar. Programs from ministries, health institutions, health insurance companies, associations. The way we currently use sugar in Western societies, it is definitely causing considerable damage to the health of populations. A technology that can replace sugar on a 1:1 basis should come in handy. The EU's answer: We have a great "Novel Food" regulation here. Anyone who falls under it can apply for approval. The process takes two years at best, or even longer. It is also expensive. The response from startups like Supplant: Then we look for our markets elsewhere. Anyone who wants to buy products with Supplant's non-sugar has to go to the USA. What is meant to protect against unsafe novel foods prevents the safe replacement of unsafe, downright harmful familiar foods. An absurdity.On the road from home lab to industrial-scale production, Supplant is about a third of the way there. Even though they are already producing on a ton scale, any average sugar factory is a factor of a thousand beyond that. Still. Guest: Dr. Jeremy Bartosiak-Jentys, Chief Scientific Officer, SupplantMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Jun 22, 2023 • 43min

#160 Felix Ekardt – Warum der Wandel eben doch bei uns selbst anfängt (und das eine gute Nachricht ist)

Eine Grundfrage unserer Diskussionen über Zukunft: Wenn wir über diese unsere Zukunft streiten, um sie zu gestalten, dann sollten wir auch in der Lage sein, uns zu verändern, als Einzelne oder als Gesellschaft. Sonst bleibt die Zukunft ein Traum. Aber können wir das: Uns verändern? Natürlich, es gibt ihn ja. Sagt Felix Ekardt. Er ist Jurist, Philosoph, Soziologe, leitet die „Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik“ in Leipzig und ist Professor an der Universität Rostock.Was treibt Menschen zum Wandel? Felix sagt: Wandel geschieht im Wechselspiel, nie allein. Man versteht ihn am besten, wenn man nicht „den Kapitalismus“ oder „die Politik“ betrachtet, sondern konkrete Menschen: Den Unternehmer, der etwas verkaufen will. Die Politikerin, die wiedergewählt werden möchte. Die Familie, die ein angenehmes Leben haben will.Faktenwissen und Werthaltungen helfen alleine wenig. Fakten sind wichtig für den Wandel, aber in ihrer Wirkung dramatisch überschätzt. Die Fakten in unserem Kopf, ebenso wie die Werthaltungen, die uns leiten, passen sich an unsere anderen Motive an. Bei schlauen wie bei weniger schlauen Menschen. Und die anderen Motive sind: kurzfristiger Eigennutz, Pfadabhängigkeiten, das gemeinsame Bild von Gut und Richtig, und noch wichtiger: Unser Bild von Normalität. Dreimal im Jahr Urlaub? Schönes großes Haus? SUV vor der Tür und übers Wochenende nach Barcelona? Wenn ich einmal dieses Einfamilienhaus vor den Toren der Stadt habe, soll ich dann auf einmal nicht mehr mit Auto hinfahren? Das prägt unsere Entscheidungen, unabhängig von unserem Wissen über den Klimawandel.Wandel gelingt, wenn man diese Motive in Bewegung bringt. Wohlstand und großer Fußabdruck korrelieren. Da kommen wir mit Wissen nicht ran. Wir sehen, dass wir Teil einer tödlichen Praxis sind - und das verdrängen wir. Wir müssen die Vorstellung von Normalität in Bewegung bringen, Emotionalität ernst nehmen, Verdrängungsprozesse abschneiden, sagt Felix.Dabei sind wir alle relevant. Wir treffen Entscheidungen, Jeder und jede von uns. Jeden Tag. Damit sind wir Vorbilder auf die eine oder die andere Weise. Menschen sind Nachmacher. Darum ist für einen Wandel angesichts der Klimakrise entscheidend, dass viel mehr Leute radikal ökologisch handeln. Ja, wir brauchen eine andere Politik, einen Emissionshandel, reduzierte Tierhaltung, … aber alles das fällt erst vom Himmel, wenn Politiker wissen, dass sie dafür nicht abgewählt werden.Wir schonen uns alle viel zu sehr. Viel zu viele Menschen denken, dass ein „weiter so“ als Option immer noch auf dem Tisch wäre. Wir müssen nüchtern benennen, dass Klimawandel viel teurer, militärischer, unsicherer wird als eine angemessene Klimapolitik. Und wir können auch benennen, welche Vorteile ein anderes ökologisches Handeln mit sich bringt.Zu Gast: Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Jurist, Philosoph und Soziologe, Professor an der Uni Rostock, Gründer und Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik in Leipzig und BerlinMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Jun 15, 2023 • 35min

#159 Lea Dohm – Wut, Mut und Nähe: 3 Schlüssel zur Klimakrise

Es könnte alles so einfach sein. Wir können wissen, was die Klima-Stunde geschlagen hat, wir könnten schnell die wichtigsten Maßnahmen ergreifen und glücklich und gesund leben. Allein: Das Wissen könnten wir eben nur theoretisch haben. Und Wissen allein überzeugt auch nicht. So sind wir nicht gestrickt, sagt Lea Dohm. Sie ist psychologische Psychotherapeutin und Mitbegründerin von Psychologists4Future. Schritt 1: Das Wissen fehlt vielerorts, in der breiten Menge, aber auch bei Entscheidern. Natürlich, es gibt eine Klimakrise, aber was bedeutet das genau? Da können die Zusammenfassungen der Forschungsberichte selbst in einfacher Sprache verfasst sein, der MdB muss es halt lesen… Lea sagt: Gute Klimakommunikation ist mehr als Fakten. Von Fakten allein lassen wir uns nicht einfach im Gespräch überzeugen. Das sind eher länger Prozesse und Auseinandersetzungen. Lea erläutert, wie zentral es ist, eine Beziehung aufzubauen. Und dafür ist jedes noch so anstrengende Gespräch wichtig, eine mentale Operation.Lea schließt an die Folge 149 mit Tadzio Müller an. Er hatte den Begriff Verdrängungsgesellschaft in den Mittelpunkt gestellt. Solange wir verdrängen, dass wir uns verändern müssen, werden wir auf jeden Impuls, jeden Protest, jedes Stück Information mit Ablehnung reagieren. Lea bestätigt: Wir brauchen gesellschaftliche Symbole für die Transformation. Wir brauchen Lieder und Orte. Wir brauchen Kunst und Kultur. Wir brauchen einen Ausdruck für den Abschied von der früheren Normalität.Kunst und Kultur haben das Potenzial, die Verbindung unter uns zu schaffen, die wir brauchen. Lea sagt: Hören wir auf, immer auf den Klimakanzler und den untätigen Verkehrsminister zu starren. Der Wandel wird von der Zivilgesellschaft ausgehen. Promis sind dabei hilfreich. Es müssen aber nicht immer die herausgehobenen Figuren sein. Die Transformation bedeutet auch eine stärkere Zuwendung, ein sich gegenseitig Halten. Da entstehen Verbindungen, die gut sind. Das ist mutmachend - zumal wir wissen, dass viele Menschen sich einsam fühlen. Insofern braucht es dreierlei im Einsatz gegen die Klimakrise: Wut und Protest auf der politischen Ebene, Angst und Mut auf der menschlichen Ebene - und Nähe zwischen uns. Dass wir uns voneinander berühren lassen, ein intensiveres und inklusiveres Miteinander zulassen: In je mehr Nischen das entsteht, desto besser. Wir brauchen das auch, um die Katastrophen, vor denen wir stehen, besser auffangen zu können. Wir wissen, dass Menschen, die gut eingebunden sind, das eher können. Und der Klimakrise angemessen verhalten wir uns dann quasi automatisch.Zu Gast: Lea Dohm, Diplom-Psychologin und psychologische Psychotherapeutin, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei KLUG, Mitbegründerin und Kopf von Psychologists4Future. Twitter: @LeaDohmMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Jun 8, 2023 • 39min

#158 Andreas Kambach – Digitales Lernen der Zukunft

Wer seine Lehre erfolgreich beendet, hat ausgelernt, für ein ganzes Berufsleben. Wer 80 Folien Schulungsmaterial erfolgreich durchgeklickt und die Lösungen aus der WhatsApp-Gruppe mit den Kolleg:innen abgeschrieben hat, bekommt ein Zertifikat. Wer für die Klausur nur die halbe Zeit braucht, langweilt sich; wer mehr Zeit braucht, fällt durch. Allem Aufwand, Kosten, Bürokratie und Regelwerken zum Trotz: Es stimmt nicht mit der Bildung. Lernen ist ein Totalausfall. Was war noch einmal die eine Schlüsselkompetenz für die Arbeitswelt der Zukunft?Andreas Kambach sagt: Das alles ist noch schlimmer, weil wir längst über Alternativen verfügen. Er bietet mit Area9 Lyceum eine digitale Plattform, die aus der Gießkanne für alle personalisiertes Lernen macht, aus dem Abarbeiten von Inhalten abgesicherte Lernprozesse und aus einem Tempo für alle messbare Erfolge für jede:n Einzelne:n. Hier beginnt digitales Lernen in Unternehmen und Organisationen wie auch in Schulen. Es geht um die Algorithmen, nicht um die iPads. Warum machen wir das dann nicht? Warum genau? Weil wir mit einer hundertjährigen Tradition an Schulen brechen müssten? Weil wir es so gelernt haben, dass alle dasselbe Onboarding bekommen, egal ob frisch von der Uni oder mit Jahrzehnten an Berufserfahrung. Weil es so schön vertraut ist, noch ein weiteres Kommunikationsseminar im Nachwuchsführungskräftetraining zu absolvieren. Dabei hätte uns schon das Wortungetüm „Nachwuchsführungskräftetraining“ misstrauisch machen können … Andreas ist klar: Bildung und Lernen müssen und werden sich verändern. Die Zeit von Standard und „one size fits all“ ist definitiv vorbei - weil wir es messbar besser machen können. Die Bücher, die Andreas empfohlen hat, sind diese:Charles Fadel: Die vier Dimensionen der Bildung: Was Schülerinnen und Schüler im 21. Jahrhundert lernen müssenAngela Duckworth: GRIT - Die neue Formel zum Erfolg: Mit Begeisterung und Ausdauer ans ZielZu Gast: Andreas Kambach, Geschäftsführer der Area9 Lyceum GmbH Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand
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Jun 1, 2023 • 41min

#157 Barbara Blaha – Die Folge für die Reichen und Schönen

Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts und Expertin für Ungleichheit, beleuchtet im Gespräch, wie Erbschaften in Mitteleuropa zur Vermögenskonzentration führen. Sie kritisiert die Tabuisierung von Geld sowie den Einfluss reicher Familien auf die Medienlandschaft und die öffentliche Meinung. Blaha erklärt, dass die zunehmende Ungleichheit eine Bedrohung für die Demokratie darstellt. Zudem regt sie an, über individuelle und kollektive Macht nachzudenken, um aktiv eine fairere Gesellschaft zu schaffen.
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May 25, 2023 • 39min

#156 Klaus Wagenbauer – Nano-Roboter, die Krebszellen jagen

DNA-Origami, ein Bastelspaß der besonderen Art: Klaus Wagenbauer und sein Team von Plectonic Biotech sind in der Lage, DNA so zu falten, dass ein Nano-Roboter entsteht. Einmal in der Blutbahn unterwegs, findet er Krebszellen und verknüpft sie mit Immunzellen und sieht dem Krebs beim Sterben zu. Die Grundlagen dazu hat das Team an der TU München erforscht, das Startup wird in Kürze von SPRIN-D gefördert, der Bundesagentur für Sprunginnovationen.Zeigt her eure Venen: Wer würde sich Nano-Roboter spritzen lassen? Wer bei Corona-Impfungen schon Angst vor Genschäden hatte, bekommt hier ein ganz neues Level freigespielt. Dabei ist DNA letztlich auch nur eine Schrift, eine Möglichkeit, Informationen im Körper zu lesen und Botschaften zu überbringen, in diesem Fall: Das da, liebe Immunzelle, ist Krebs, mach deine Arbeit!Die besondere Fähigkeit der Roboter, an denen Plectonic arbeitet, ist die Identifikation der Krebszellen. Wo Chemotherapie heute eher wie eine Gießkanne wirkt, sollen die Nano-Roboter Präzision ermöglichen. Das ist bei ihrer Miniatur-Größe auch nötig: Ein Tausendstel eines menschlichen Haares sind die DNA-Konstruktionen groß. Selbst geschützt gegen die menschliche Immunabwehr und doch in der Lage, an wuchernden Krebszellen anzudocken.Noch stehen die klinischen Phasen aus, Klaus ist aber überzeugt: Mit DNA-Origami haben wir einen Weg gefunden, Krebs zu heilen. Wird uns das näher an ein unendliches Leben führen? Der Physiker Klaus fragt nüchtern: Wollen wir das? Lieber erst einmal das gegenwärtige Leid von Krebspatienten verringern.Zu Gast: Klaus Wagenbauer, Physiker und Co-Founder Plectonic BiotechMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de Sonst lesen’s wieder nur die Anderen.AI first. Das Praxisbuch für den Mittelstand

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