

carls zukunft der woche
Michael Carl
Wir bringen die Zukunft ins Gespräch. Inspirierend, überraschend, anregend, belebend. Jede Woche hat Zukunftsforscher Michael Carl bemerkenswerte Menschen zu Gast: Expert:innen, Innovator:innen, Gründer:innen, die alle ein Stück unserer Zukunft prägen. So entsteht Stück für Stück ein lebendiges Bild einer wahrscheinlichen und attraktiven Zukunft.
Mehr über Zukunft, Michael Carl und unser Institut auf https://carls-zukunft.de
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Episodes
Mentioned books

Apr 20, 2023 • 45min
#151 Sawsan Chebli – Digitaler Hass verletzt und tötet
Wir erleben eine humanitäre Krise und stehen mitten drin, vielfach ohne es zu realisieren. Diese humanitäre Kreise heißt: Digitaler Hass. Beleidigungen, Diffamierung, Belästigungen, Bedrohungen. Die Täter sind meist männlich. Dabei ist der Hater Täter und Spielfigur zugleich. Rechte Kräfte haben längst den Hass als Mittel identifiziert, um die Demokratie zu unterwandern und zu spalten. Und die großen Plattformen freuen sich über Emotion und Aufregung; das Geschäftsmodell läuft blendend. Sawsan Chebli ist Politikerin und Autorin. Unfreiwillig prominent durch das Maß an Hass, das sie online erlebt. Freiwillig prominent, weil sie sich offen dagegen zur Wehr setzt. Sie sagt: Viele Menschen sind noch zu weit weg von diesem Thema und können sich nicht vorstellen, was es bedeutet, jeden Tag dem Hass ausgesetzt zu sein. Sie zeigen Mitleid und gehen weiter. Das reicht nicht.Eine lautstarke Kritik von Sawsan: Viel zu oft wird Hass und Hetze im Internet als ein Nischenthema behandelt. Als wäre es ein Thema für Experten, die sich dessen in ihrer Nische annehmen müssten. Ein trügerischer Irrtum. Sawsan betont: Das geht alle in der Gesellschaft an. Hass verletzt und tötet, ob analog oder online.Wer sich zeigt, wer laut und sichtbar ist, setzt sich Hass und Hetze aus. Wer dann auch noch weiblich, migrantisch, feministisch, muslimisch ist, um so mehr. Die Konsequenz: Tatsächlich ziehen viele sich aus der Öffentlichkeit zurück Oder suchen sie gar nicht erst. Sawsan sagt: Das berührt den Kern unserer Demokratie. Wenn immer mehr Kräfte erkennen, wieviel Entfaltungsmöglichkeiten sie hier haben und wie stark sie die Gesellschaft destabilisieren können, dann sehe ich schwarz. Das ist die Dimension von Hass und Hetze online.Sawsan beschreibt die Lage ganz nüchtern. Ihre Inbox ist jeden Tag voll. Von zehn Mails ist eine positiv, zwei konstruktiv-kritisch - und der Rest beleidigend oder schlimmer. Wie bleibt man in einem solchen Dauerfeuer nüchtern und positiv? Sawsans drei Sätze sind: Die meinen nicht mich, sondern die Werte, für die ich stehe. Ein gutes Netzwerk gibt mir Halt. Positive Zuschriften sind so viel wertvoller.Zu Gast: Sawsan Chebli, Politikerin und Autorin. Buch: LAUT – Warum Hate Speech echte Gewalt ist und wie wir sie stoppen können.Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de
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Apr 13, 2023 • 45min
#150 Heike Specht – Zu erschöpft für die Wut
Wie wird das Urteil späterer Historiker:innen über die 20er Jahre ausfallen? Ein Jahrzehnt des Aufbruchs oder eines der Resignation? Ein Jahrzehnt, in dem die Menschen in Mitteleuropa endlich ihre Komfortzone verlassen haben? Oder doch die Zeit des großes Roll-Backs vieler Errungenschaften, an dessen Ende die alten weißen Männer die Gestaltungsmacht wieder vollständig in der Hand haben? Heike Specht ist Historikerin und Autorin. Ihr Bild ist ernst, aber fast trotzig positiv. Die Fakten sind soweit bekannt: Wir stapeln Krise auf Krise. Jüngere Generationen haben längst gemerkt, dass wir uns erheblich bewegen müssen. Viele Ältere reagieren mit Angst, die sie ohnehin haben – oder die von denen leicht zu schüren ist, die in der alten Welt am meisten profitieren. Im Ergebnis reißt das Internet ab, wenn Heike aus ihrer Wahlheimat Schweiz mit dem Zug nach Deutschland fährt. Ganztagsschulen? Tempolimit? Digitale Verwaltung? Schon der Blick aus dem Nachbarland wirft rätselnde Fragen auf: Was ist hier alles nicht passiert? Und warum?Warum ist der Aufschrei nicht lauter? Warum stampfen Frauen nicht mit beiden Füßen auf, wenn ihre Teilhabe an der Gesellschaft immer weiter in Frage gestellt wird? Was kommt dabei heraus, wenn wir wirklich aufarbeiten, was unsere Gesellschaft in der Pandemie Kindern und Jugendlichen zugemutet hat – und warum wir glaubten, damit durchzukommen? Wir sehen, wie es gerade Frauen sind, die sich um Kinder im Homeschooling und den Haushalt kümmern – im Unterschied zu den 70ern nebenbei allerdings noch Vollzeit in Zoom-Konferenzen arbeiten. Der Mann geht derweil wieder ins Office und schachert beim Bier nach Feierabend um den nächsten Karriereschritt. Warum kein Protest? Warum keine Wut? Heike diagnostiziert: Wandel ist anstrengend. Organisation ist anstrengend. Widerstand ist anstrengend. Und Erschöpfung rules.Jede:r Therapeut:in würde unserer Gesellschaft wohl zugestehen: Wer Wandel erlebt, braucht Zeit, um die Narben zu integrieren. Aber reicht das als Grund? Reicht das, auf die eigenen Kinder zu schauen und sich sicher zu sein, dass wir ihnen eine lebenswerte Welt übergeben? Oder vielleicht doch nicht zu oft darüber nachdenken? Der Druck ist jedenfalls auch an dem ganz handfesten Streit darum zu erkennen, wer denn eigentlich mitsprechen darf, wenn es um unsere Zukunft geht. In den USA, ebenso aber auch viel näher in Polen, werden Frauenrechte ebenso widerrufen wie die Rechte von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung und zahlreicher weiterer Gruppen. Als wäre das Recht auf Teilhabe immer nur auf Zeit verliehen. Natürlich von denen, die immer Teilhabe für sich in Anspruch nehmen können. Was also hilft? Trotz allem: Reden. Dialog. Also ran. Zu Gast: Heike Specht, Historikerin, Autorin, Buch: Die Ersten ihrer ArtMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de
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Apr 6, 2023 • 51min
#149 Tadzio Müller – Reset: Die Klimabewegung der Zukunft
Nur Rituale gemeinsamen Trauerns können uns handlungsfähig machen. Warum die Klimabewegung in der Verdrängungsgesellschaft scheitern muss.Tadzio Müller ist einer der Strategen der Klimabewegung und seit mehreren Jahrzehnten in sozialen Bewegungen aktiv, als Gründer, als Analyst, als Aktivist. Er sagt: Die Klimabewegung wird scheitern. So, wie sie heute aufgestellt ist, von FFF bis zur Letzten Generation, zielt sie auf eine rationale Diskussion. Unsere Gesellschaft ist aber nicht rational - und ihr Umgang mit der Klimakrise erst recht nicht. Der Einsatz für eine positive Zukunft angesichts der Klimakrise braucht daher andere Mittel, zuallererst Rituale gemeinsamen Trauerns. Tadzio Müller analysiert die bisherigen Strategien der Klimabewegung und ihre Wirkung auf Gesellschaft und Politik. Seine Argumentation ist diese: • Wir leben in einer Externalisierungsgesellschaft. Prägendes Merkmal unserer Rolle in der Klimakrise ist: Wir leben nicht über unsere Verhältnisse, sondern über die Verhältnisse anderer. Die Struktur unseres Handelns ist nicht „Nach uns die Sintflut“, vielmehr „Neben uns die Sintflut“. • Wir wissen um diesen Mechanismus. Die Fakten zur Klimakrise sind allesamt öffentlich und wir dürfen voraussetzen: Auch breit bekannt. • Wir wissen, dass wir von vielen liebgewordenen Elementen unseres Lebens werden Abschied nehmen müssen. Es fällt uns allerdings offensichtlich schwer, an unserem Verhalten etwas zu ändern. Die Gründe dafür sind vielfältig, reichen von Privilegien über Werte zu geübten Verhaltensweisen. Die Folge ist ein psychologischer Effekt, den wir immer wieder beobachten können: Werden wir von außen auf unser unangemessenes Verhalten hingewiesen, reagieren wir mit Schuld und Scham. Der psychologische Überbau der Externalisierungsgesellschaft ist die Verdrängungsgesellschaft. • Dies erklärt, warum alle Appelle an eine Veränderung von Verhalten scheitern und warum stets neue Informationen zur Dramatik der Klimaveränderungen nicht zu verändertem Verhalten führen. Es erklärt auch, warum das gemeinsame Element nahezu aller Sparten der Klimabewegung ins Leere läuft. Sie alle zielen darauf, die Kosten zu erhöhen: die politischen, wirtschaftlichen, persönlichen Kosten. Die Antwort ist nicht die rationale Verhaltensänderung, um die Kosten wieder zu senken, sondern: Verdrängung. • Ein verdrängendes Subjekt hat keinen Punkt, an dem es durch erhöhte Kosten zu einer Verhaltensveränderung gebracht werden kann. Darum muss die bisherige Klimabewegung scheitern. • Eine erfolgreichere Klimabewegung setzt bei den Gefühlen von Schuld und Scham an. Anstatt Verhalten (Schuld) oder Identitäten (Scham) abzuwerten und handelnde Subjekte in Frage zu stellen, muss sie Raum für Abschied bieten und zugleich Raum für die Anerkenntnis bieten, dass wir gute Menschen sind. Da 83 Mio. Menschen in Deutschland nicht gleichzeitig in Therapie gehen können, liegt der Ansatzpunkt bei den großen und vertrauenswürdigen Institutionen. Ihre Rolle muss es sein, Rituale des Trauern zu entwickeln und den Abschied von fossilen Lebensweisen zu orchestrieren. Rituale, die es der Gesellschaft zu ermöglichen, mit sich selbst in einen Dialog darüber zu treten, wie wir künftig leben wollen. Was wir brauchen, ist ein kollektiver Trauerprozess, denn wir werden weniger haben und müssen uns von der historische Ausnahmevorstellung lösen, dass wir immer mehr haben können. • Der künftige Klimadiskurs wird davon handeln: Bin ich ein guter Mensch oder nicht?• Auf diese Weise werden auch Mehrheiten entstehen, die es der Politik ermöglichen, Regelungen und Gesetze zu entwickeln, die zu einem wirksamen Klimaschutz führen und die der Dimension der Klimakrise strukturell angemessen sind. Hierin liegt die Rolle sozialer Bewegungen: Den Raum des Möglichen zu erweitern und zu verschieben.Zu Gast: Tadzio Müller, Aktivist für Klimagerechtigkeit, PolitikwissenschaftlerMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de
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Mar 30, 2023 • 46min
#148 Timm Duffner - Radikal soziales Müsli
Wer gibt Menschen mit Suchtgeschichte, Ex-Knackis, Alleinerziehenden und Menschen mit Migrationshintergrund schon eine Chance auf Arbeit? Die hässliche Wahrheit ist: Wer mehr als ein solches „Vermittlungshemmnis“ hat, bleibt in aller Regel überall draußen. Überall? Nein! In Lüneburg steht eine Müslirösterei, die extra gegründet ist, um Menschen eine Chance zu geben. Timm Duffner ist einer der Gründer von HEYHO. Er sagt: Wir stellen keine Menschen ein, um Hafer zu rösten, wir rösten Hafer, um Menschen einzustellen. Timm hat eine Karriere im Lebensmittelmarkt hinter sich, war Deutschlandchef von Ben & Jerry’s. Hier liegt eine Wurzel von HEYHO. Über das Eis kannte er die Greyston Bäckerei, die Ben & Jerry’s mit Brownies beliefert. Die Bäckerei ist berühmt für ihre Open Hiring-Policy: Jede Person, die einen Job will, bekommt eine Chance zu arbeiten. Es gibt weder Hintergrunds- noch Vorabprüfungen. Wenn eine Stelle frei wird, bekommt sie die nächste Person auf der Warteliste, ohne dass Fragen gestellt werden. Die drei Gründer von HEYHO hatten – unabhängig voneinander – genau diese Geschichte im Kopf. Einmal diese Gemeinsamkeit realisiert, haben sie drei Tage später ihr Unternehmen gegründet. Mit dabei die Selbstverpflichtung: Mindestens ein Drittel der Belegschaft hat „multiple Vermittlungshemmnisse“. Inzwischen ist die Quote längst höher. HEYHO ist ambitioniert. Nicht nur sollen sie die Integration vollbringen, an der fast alle sozialen und öffentlichen Angebote scheitern: Menschen wieder echte Teilhabe zu ermöglichen. Timm will mit HEYHO darüber hinaus einen Arbeitsplatz schaffen, der allen guttut. Für Menschen, die über Jahre lautstarke Standpauken als einzige Form des Feedbackgesprächs kennengelernt haben. Für Menschen, die zusehen mussten, wie der frisch unterzeichnete Arbeitsvertrag vor ihren Augen zerrissen wurde. Für Menschen, denen wir als Gesellschaft über Jahre und teils Jahrzehnte nachdrücklich vermittelt haben, dass sie nicht dazu gehören. Und wenn wir schon dabei sind, für alle anderen im Unternehmen auch. Timm berichtet: Einzelne Mitarbeiter stehen täglich schon eine halbe Stunde vor Toresöffnung vor der Firma, weil sie sich auf ihre Arbeit freuen. Welches Unternehmen kann das bitte von sich behaupten? Bewerber kommen auch ohne langwierige Suche in Zeiten des Arbeitskräftemangels. Profitabel ist HEYHO ohnehin. Ist HEYHO damit ein Lernprojekt für funktionierende Teilhabe und auch Modell für eine zukunftsfähige Arbeit? Diskutieren wir es. Gutes Müsli können sie jedenfalls auch. Zu Gast: Timm Duffner, Gründer der sozialen Müslirösterei HEYHOMentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de
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Mar 23, 2023 • 57min
#147 Niklas Schörnig: Frieden ist kompliziert
Schon wieder über Krieg und Waffen reden? Muss ja. Vielleicht diesmal auch nach Frieden fragen? Guter Plan, wird gemacht. Niklas Schörnig ist zu Gast, Friedensforscher beim Peace Research Institute Frankfurt. Er leitet dort die Forschungsgruppe zu neuen Technologien, Ordnung und Stabilität. Aber Achtung: Frieden ist kompliziert. Wir haben letztlich keine Frage gefunden, die sich mit einem einfachen „Ja“ oder „Nein“ beantworten ließe. Als ob wir das nicht geahnt hätten.Inzwischen dürften die Teletubbies die einzigen C-Promis sein, die noch kein Manifest für den Frieden unterschrieben haben und dafür mit Sendezeit in einer der großen Talkshows belohnt wurden. Versuchen wir also, nicht in Schlagzeilen zu vereinfachen, sondern Komplexität im Detail zu verstehen.Was sind gute Waffen? Der Friedensforscher antwortet: Eine Waffe, die freiwillig außer Betrieb genommen wird. Der Militärexperte hingegen: Eine Waffe, die funktioniert. Der Laie hatte diesen Aspekt - „Oh Wunder, sie funktioniert!“ - irgendwie vorausgesetzt und wundert sich.Der Trend zu autonomen Waffen, die selbst Entscheidungen treffen können, ist massiv. Er reicht von klassischen Waffensystemen an Land über Schiffe und Unterwasserfahrzeuge, um nur die offensichtlichsten zu nennen. Offen ist die Frage, wie diese Systeme ihre Entscheidungskompetenz nutzen dürfen. Wo die Bundeswehr der Maxime folgt, dass stets ein Mensch die letzte Entscheidung treffen muss, überlässt die US Navy den Abwehrraketen ihrer Schiffe die Entscheidung, ein anfliegendes Objekt abzuschießen.Wer nur auf neue Waffensysteme schaut, übersieht möglicherweise, dass Autonomie auch neue Einsatzformen bisheriger Waffen ermöglicht. Kampfflugzeuge zum Beispiel vertragen sehr viel extremere Manöver als ihre Piloten, so Niklas. Schon heutige Kampfflugzeuge sind in der Lage, Raketen schlicht abzuschütteln. Allerdings würde kein menschlicher Pilot die dafür nötigen Bewegungen überleben.Auch KI muss sich an das Völkerrecht halten. Ein Soldat darf einen anderen Soldaten angreifen, nicht den Zivilisten daneben. Gilt auch für die KI. Die Schwierigkeit: Wie beurteilen wir eine KI, die das nicht perfekt löst, aber zuverlässig besser als der menschliche Soldat daneben? Es ist kompliziert.Die eigentliche Dynamik, betont Niklas, entfalten intelligente Systeme jenseits klassischer Waffensteuerung. Indem größte Mengen von Daten und Informationen in Echtzeit und an Ort und Stelle ausgewertet werden können, führt ein Einsatz erheblich schneller zum nächsten. Wo früher lange Analysephasen nötig waren, sehen wir eine extreme Beschleunigung des Kriegs.Ist Frieden angesichts dieser Dynamik möglich? Niklas bricht eine Lanze für eine pragmatische Haltung: Lieber ein paar Schritte gehen und die Entwicklung in die friedliche Richtung treiben, als die konsequente, umfassende Gesamtlösung einfordern und an dieser Absolutheit scheitern.Zu Gast: Niklas Schörnig, Friedensforscher, Peace Research Institute Frankfurt.Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de
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Mar 16, 2023 • 43min
#146 Louisa Schneider – Am Kipppunkt: Brennende Vögel und Markus Lanz
Eine Folge voller Bilder. Bilder der Klimakrise, genauer: Bilder von Kipppunkten. Sie markieren die Points of no Return der globalen Entwicklung. Einmal gefallen, sind sie nicht mehr umkehrbar. Wie ein Wasserglas an der Tischkante. Louisa Schneider ist Journalistin und bereist gemeinsam mit Greenpeace fünf der globalen Kipppunkte, um das Abstrakte endlich anschaulich zu machen. Louisas stärkster Eindruck stammt aus dem brasilianischen Regenwald. Derzeit brennen wir pro Stunde die Fläche von 800 Fußballfeldern Wald ab. Im Rauch stehend realisiert sie: Da fliegen keine großen Funken, da fliehen Vögel, brennende Vögel. In gewisser Weise erlauben die Kipppunkte einen Blick in die Zukunft. Was hier schon sichtbar ist, wird auf dem Rest des Planeten folgen. Auf die Reise nach Südamerika werden Reisen nach Alaska, Grönland, Australien und in den Senegal folgen. Das Auftauen der Permafrostböden, die Gletscherschmelze, das Korallensterben und das Ausbleiben des Monsunregens sind die entsprechenden Kipppunkte. Die Mechanik ist immer gleich: Mit der zunehmenden Erderhitzung erreichen wir einen Kipppunkt nach dem nächsten und jeder Kipppunkt, der fällt, beschleunigt die Erderhitzung weiter. So wirkt jeder der Kipppunkte global. Einer der Treiber für Louisa, die drastische Wirkung der Kipppunkte zu verdeutlichen. Abstrakte Gefahren verdrängen sich eben leichter als konkrete. Die globale Dimension ist auch in der üblichen medialen Kommunikation eher unterbelichtet. Michael und Louisa diskutieren einen Ausschnitt aus dem Talk von Markus Lanz, in dem er eine Klimaaktivistin zum Optimismus auffordert. Schließlich habe sich die Menschheit immer wieder an veränderte Bedingungen anpassen können. Stimmt für die Vergangenheit, ist aber keine Antwort auf die Herausforderungen der Klimakrise. Also: Weitermachen, immer wieder die Auswirkungen der Klimakrise aufzeigen, so konkret wie möglich. Da sind sie wieder: Die Bilder. Zu Gast: Louisa Schneider, Journalistin und Klimakommunikatorin Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de
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Mar 9, 2023 • 42min
#145 Vanessa Cann – Traumjob KI-Dirigent
Jetzt mal Butter bei die Fische. Wie oft am Tag denkst du „Diese Aufgabe könnte nun wirklich langsam mal eine KI übernehmen“? Seit Jahren wird angekündigt, die Roboter würden uns die Arbeit wegnehmen. Wo sind sie, wenn man sie mal braucht? Vanessa Cann wünscht sich mehrfach pro Tag eine KI für die ganzen lästigen Routinearbeiten im Büro. Sie ist Geschäftsführerin des KI Bundesverbands. Wenn irgendjemand weiß, wie es um Realität und Potenzial von KI in Deutschland steht, dann sie. Auch wenn ChatGPT immer noch die Schlagzeilen bestimmt: Die Musik spielt derzeit im Bereich der Industrie. Und das mit einer interessanten Lage. Einerseits können Systeme künstlicher Intelligenz Prozesse flexibel steuern, Maschinen beobachten und geringste Abweichungen so frühzeitig identifizieren, dass Wartungen nahezu immer geplant und so rechtzeitig stattfinden können, dass Ausfälle de facto ausfallen. Andererseits ist bislang nur rund ein Drittel der Unternehmen ganz praktisch mit KI befasst. Wer heute anfängt, kann immer noch zur erweiterten Spitzengruppe gehören. Und das im Jahr 2023. Natürlich: KI verändert die Arbeitswelt massiv. Und diese Entwicklung hat gerade erst angefangen. Damit entstehen völlig neue professionelle Anforderungen. Vanessa betont: Systeme von KI neigen dazu, sehr spezialisiert zu sein. In einem Produktionsprozess werden daher meist mehrere unabhängige Systeme installiert sein. Wer koordiniert das? Der KI-Dirigent. Spannendes neues Berufsfeld. Die größten Entwicklungsschritte erwartet Vanessa im Bereich „Sprache und KI“. ChatGPT lässt grüßen. Die Dynamik entsteht dabei durch die schiere Masse an Daten. War es vor wenigen Jahren noch die Kernaufgabe jeder neuen KI-Entwicklung, Datenmengen zu erzeugen, hat sich das Bild inzwischen gedreht. Heute bauen die großen KI-Unternehmen nicht mehr ihre eigenen Modelle von Grund auf neu auf. Sie nutzen vorhandene Modelle als Basis und entwickeln diese für ihre use cases weiter. Das ist günstiger und – das ist weit wichtiger – erheblich schneller. Zu Gast: Vanessa Cann, Geschäftsführerin des KI Bundesverbands e.V.Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de
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Mar 2, 2023 • 48min
#144 Marina Lommel – Personalisierte Ernährung: Heißhunger auf Daten
Was essen wir morgen? 3D-gedrucktes Fleisch? Biomöhren? Marina Lommel, Gründerin von Foodpunk sagt: Vor allem werden wir genau das essen, was unserem Körper gerade gut tut. Individuell auf frisch erhobene Daten unseres Körpers abgestimmt. Marina ist Gründerin und CEO von Foodpunk und liefert heute schon individualisierte Rezepte und Ernährungspläne an ihre Community. Aber hilft uns der Heißhunger auf Daten? Warum überhaupt digitale Ernährungspläne? Wir könnten uns doch erst einmal auf Omas gute Ratschläge besinnen. Wenig Alkohol, viel Gemüse, wenig Fleisch usw. Marina sagt: Bitte machen! Allerdings werden wir mit diesen allgemein richtigen Ernährungsregeln maximal 80% dessen erreichen, was wir mit guter Ernährung bewirken können. Keine 100%. Und schon gar nicht mehr als 100%. Dahin kommen wir nur mit einer intelligenten Vernetzung und Auswertung von möglichst vielen Daten. Die reichen von Größe, Gewicht und Bewegung über Blutwerte, Hormone im Zyklus der Frau, Tiefschlaf perspektivisch bis hin zu Genetik und den zahlreichen Mikroorganismen, die unsere Darmflora bilden. So wird sich nach Marinas Einschätzung die personalisierte Ernährung der Zukunft entwickeln: Stand Heute: Algorithmen werten Basisdaten des Körpers und Bewegungsdaten aus und übersetzen sie in Ernährungsempfehlungen, um das Wohlbefinden zu steigern, Abnehmen zu erleichtern, Schlaf und Haut zu verbessern und Heißhungerattacken zu vermeiden. Mitte der 20er Jahre: Daten zur Schlafqualität werden automatisiert in Ernährungsempfehlungen übersetzt. Merke: Fehlende Tiefschlafphasen führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Heißhungeranfällen am Folgetag. Mit der entsprechend angepassten Ernährung lässt sich das verhindern.Um das Jahr 2030: Wir werden den Zusammenhang zwischen Genetik und Ernährung verstanden haben, dank der Fortschritte der sogenannten Nutrigenomik. Dann – erst dann! – werden Gendiäten sinnvoll möglich sein. Ebenso vielversprechend: Wir werden analysieren können, wie sich Mikrobiom – also die Darmflora – und Ernährung gegenseitig beeinflussen. Ein weiteres sehr wirkungsvolles Instrument zur Steuerung einer personalisierten Ernährung. Das Extra: Wir werden dann auch unsere Stimmen automatisiert auswerten können und daraus wesentliches über den Zustand unseres Körpers und seine Bedürfnisse lernen. Was Marina sich wünscht: Eine Art Multi-Sensor, der unter Haut platziert wird, laufend verschiedenste Körperdaten sammelt und digital an ihren Ernährungsalgorithmus weiterreicht. Zukunftsmusik? Noch ja. Zu Gast: Marina Lommel, Gründerin und CEO von Foodpunk Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de
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Feb 23, 2023 • 47min
#143 Sara Weber – "Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?"
Diese Art von Arbeit wollen wir nicht mehr. Wir haben gemerkt, dass es uns nicht gut geht mit dem alten Typ von Arbeit. Mehr noch: Die Zeit der industriell geprägten Arbeit ist im Grunde schon vorbei. Es wird Zeit, dass die Maschinen uns diese Arbeit abnehmen, endlich abnehmen. Wir haben Besseres zu tun. Sara Weber ist Autorin, befasst sich mit der Veränderung von Arbeit. Ihr Buch heißt: "Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?" Sie sagt: Es gibt aktuell keine wirklich gute Antwort auf die Frage, warum ich mich hier eigentlich kaputt arbeiten soll. Warum mache ich das alles? „Für die Miete“ reicht als Antwort nicht mehr. Was aber dann? Mit ihren Thesen spricht Sara vieles an, was auch unter der Überschrift „New Work“ diskutiert wird. New Work ist alles andere als neu, die Grundideen stammen aus den 70er Jahren - es ist aber immer ein Nischenthema geblieben. Und das hat die Pandemie verändert: Unfreiwillig hat die Pandemie dafür gesorgt, dass wir alle gleichzeitig gelernt haben: Es geht anders. Der Wandel der Arbeit ist eine Frage der kritischen Masse, sagt Sara. Sobald ausreichend Druck entsteht, wird das System nachgeben. Und der Druck wächst. Sehr viele Menschen würden gerne weniger arbeiten. 75% wollen die 4-Tage-Woche, 50% Teilzeit. Nicht nur junge Menschen, nicht nur Frauen. Das Bedürfnis zieht sich durch alle demographischen Gruppen. Was wir schaffen müssen, betont Sara, ist, von den individuellen Lösungen wegzukommen. Wie in der Klimakrise: Wer den Hebel immer nur beim einzelnen sucht, wird nichts verändern. Wer über ein „Du bist schuld, wenn du deine Arbeit nicht schaffst“ und „Wenn du überlastet bist, dann musst du dich besser organisieren“ und „Du hast dir diesen Job ausgesucht, dann darfst du dich nicht beschweren“ nicht hinauskommt, schreibt die alte Normalität der Arbeit immer weiter fort. Yoga und Resilienztraining helfen nicht, wenn es eigentlich große politische und wirtschaftliche Veränderungen braucht. Verraten wir mit dem Abschied vom alten Typus der Arbeit auch alte Werte? Sara kontert: Wir kennen alle diese Erwartungen: Nur wer mit Leidenschaft arbeitet, ist gut. Nur wenn du deinen Job liebst, dann bist du etwas wert. Und um das zu beweisen musst du die ganze Zeit arbeiten - und dabei lächeln. Dies sind doch keine alten Werte. Wir haben einen Wert unabhängig von unserer Produktivität - in Unternehmen, in Gesellschaft. Wenn wir doch aber diese Form von Arbeit nicht mehr wollen: Warum hauen wir nicht auf den Tisch? Sara schätzt, dass wir dafür einfach zu müde und erschöpft sind. Dann sollen wir noch die Energie aufbringen, für etwas zu kämpfen, von dem wir nicht wissen, ob es Wirklichkeit wird? Zu viele Menschen haben gerade nicht die Energie, sich um einen Aufstand zu kümmern. Noch ist keine Bewegung gewachsen, die für eine andere Arbeit streitet, der man sich einfach anschließen könnte. Saras Erwartung ist: In drei bis fünf Jahren werden zwar noch nicht alle Menschen anders arbeiten. Die Debatte um andere Arbeit wird aber überall angekommen sein und wir werden zahlreiche neue Lösungen im Raum sehen. Eine Konsequenz: Wer sich als Personaler:in heute noch nicht konkret mit dem Wandel der Arbeit befasst hat: Jetzt wäre der Zeitpunkt. Zu Gast: Sara Weber, Autorin von Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten? Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de
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Feb 16, 2023 • 42min
#142 Marianne Kuhlmann – Der Witz an der Kreislaufwirtschaft
Müssen wir unsere Wirtschaft auf Kreislaufwirtschaft umstellen? Wahrscheinlich schon, allein um irgendeine Aussicht zu haben, unseren Wohlstand zu erhalten und gleichzeitig zumindest annähernd im Rahmen unserer planetaren Grenzen zu bleiben. Das ist aber nicht der Witz der Kreislaufwirtschaft. Können wir den Schritt zu einer Kreislaufwirtschaft nutzen, um nahezu alle Bälle von Produkten und industriellen Prozessen neu in die Luft zu werfen und neu zu entwickeln? Gewissermaßen als unverhoffte zweite Chance? Das ist der Witz der Kreislaufwirtschaft. Sagt Marianne Kuhlmann. Sie hat die Plattform „Circularity“ ins Leben gerufen, auf der Unternehmen unterschiedlichster Größe und Branche zusammenkommen, um gemeinsam zu lernen und neue Weisen des Wirtschaftens zu entwickeln. Viele Lösungen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft können von einzelnen Unternehmen mangels Größe gar nicht realisiert werden. Viele Stakeholder haben zugleich ein enormes Silowissen. In einer linearen Wirtschaft war das wunderbar; in der zirkulären Wirtschaft müssen wir Kooperation neu lernen. Der Begriff „Kreislaufwirtschaft“ bleibt dabei unscharf. Zu sehr ist er, zumindest im Geltungsbereich des Grünen Punkts, mit Recycling verknüpft und wird darauf reduziert. Dass der Schritt zu einer Circularity Economy tatsächlich eine grundlegende Transformation von Organisation, Wertschöpfung, Kooperation und Produktion bedeutet, wird viel zu wenig mitgedacht, sagt Marianne. Wie das funktioniert, ist Gegenstand ihrer Forschung an der ETH Zürich.Ein wichtiger Schritt hin zu Kreisläufen: Denke bei jedem Produkt mit, wie es wieder in seine Bestandteile zerlegt werden kann. Und was sich nicht wieder trennen lässt, wird gar nicht erst verbunden. Das führt zum Beispiel im Bau zu völlig neuen Materialien und Bauweisen. Ideal wäre, so Marianne, wenn jeder Stakeholder Verantwortung für seine Materialien hätte, solange bis sie in einen neuen Kreislauf überführt sind. Dann würden wir Ressourcen nutzen und nicht verbrauchen. Dann würden wir nicht mehr von Müll sprechen - weil es keinen mehr gäbe. Zu Gast: Marianne Kuhlmann, Gründerin der Plattform "Circularity e.V."Mentioned in this episode:AI first – Das Praxisbuch für den MittelstandJetzt auf carls-zukunft.de
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