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carls zukunft der woche

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Feb 16, 2023 • 42min

#142 Marianne Kuhlmann – Der Witz an der Kreislaufwirtschaft

Müssen wir unsere Wirtschaft auf Kreislaufwirtschaft umstellen? Wahrscheinlich schon, allein um irgendeine Aussicht zu haben, unseren Wohlstand zu erhalten und gleichzeitig zumindest annähernd im Rahmen unserer planetaren Grenzen zu bleiben. Das ist aber nicht der Witz der Kreislaufwirtschaft. Können wir den Schritt zu einer Kreislaufwirtschaft nutzen, um nahezu alle Bälle von Produkten und industriellen Prozessen neu in die Luft zu werfen und neu zu entwickeln? Gewissermaßen als unverhoffte zweite Chance? Das ist der Witz der Kreislaufwirtschaft. Sagt Marianne Kuhlmann. Sie hat die Plattform „Circularity“ ins Leben gerufen, auf der Unternehmen unterschiedlichster Größe und Branche zusammenkommen, um gemeinsam zu lernen und neue Weisen des Wirtschaftens zu entwickeln. Viele Lösungen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft können von einzelnen Unternehmen mangels Größe gar nicht realisiert werden. Viele Stakeholder haben zugleich ein enormes Silowissen. In einer linearen Wirtschaft war das wunderbar; in der zirkulären Wirtschaft müssen wir Kooperation neu lernen. Der Begriff „Kreislaufwirtschaft“ bleibt dabei unscharf. Zu sehr ist er, zumindest im Geltungsbereich des Grünen Punkts, mit Recycling verknüpft und wird darauf reduziert. Dass der Schritt zu einer Circularity Economy tatsächlich eine grundlegende Transformation von Organisation, Wertschöpfung, Kooperation und Produktion bedeutet, wird viel zu wenig mitgedacht, sagt Marianne. Wie das funktioniert, ist Gegenstand ihrer Forschung an der ETH Zürich.Ein wichtiger Schritt hin zu Kreisläufen: Denke bei jedem Produkt mit, wie es wieder in seine Bestandteile zerlegt werden kann. Und was sich nicht wieder trennen lässt, wird gar nicht erst verbunden. Das führt zum Beispiel im Bau zu völlig neuen Materialien und Bauweisen. Ideal wäre, so Marianne, wenn jeder Stakeholder Verantwortung für seine Materialien hätte, solange bis sie in einen neuen Kreislauf überführt sind. Dann würden wir Ressourcen nutzen und nicht verbrauchen. Dann würden wir nicht mehr von Müll sprechen - weil es keinen mehr gäbe. Zu Gast: Marianne Kuhlmann, Gründerin der Plattform "Circularity e.V."Mentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Feb 9, 2023 • 33min

#141 Marc Raschke - Wenn Männer ihren Posten für Frauen räumen

Der Klassiker: Zwei kompetente Menschen, einer männlich, eine weiblich. In der Praxis heißt das meist: Er ist der Chef und sie seine Vize. Wie gut das für ihn ist und wie dankbar ihn das macht, betont er immer wieder, vor allem sonntags. Marc Raschke war genau dieser Mann. Und ist dann einen Schritt weiter gegangen, ist in die zweite Reihe zurückgetreten, hat die Spitze seiner Agentur „Blaulicht“ für seine Vize freigemacht. Ein recht nüchtern gehaltener Post dazu bei LinkedIn geht viral. Ganz offenbar trifft er einen Nerv. Ein Gespräch über Männer und Frauen im professionellen Leben. Ein Gespräch zwischen zwei (alten weißen) Männern - zu diesem Thema eine eigentlich unmögliche Konstellation. Eigentlich, denn hier soll es um die Rolle der Männer gehen.Der Post von Marc hat einen gewaltigen Berg an Reaktionen hervorgerufen. Das Spektrum reicht von den wenigen hämischen („Was ein Weichei, ich würde mich scheiden lassen“) bis zu den vielen, die das Bild bestätigen: Diese Konstellation zwischen Mann und Frau ist alltäglich. Und sie ist in der Regel aussichtslos. Ob Decke oder Wand, die Barrieren sind aus Glas, sie sind stabil und wer von ihnen profitiert, sieht sie in der Regel nicht.Es kann sich doch jeder auf eine neue Stelle bewerben, oder nicht? Wer Karriere machen will, soll sich zeigen, seine Kompetenzen herausstellen, mutig sein, oder? Die Sprüche sind vertraut. Und am Ende stellt Thomas einen Thomas ein und Christian einen Christian. Wenn wir wirklich etwas ändern wollen, so Marc, müssen wir nicht an die Frauen appellieren, sondern das System hinterfragen. Wir wissen längst, dass Frauen selbst bei höchster eigener Kompetenz dazu neigen, auf andere zu verweisen. Männer hingegen nehmen Herausforderungen schon bei geringster eigener Kompetenzvermutung an. Oder kurz: Männer sagen schneller ja. Wer das den Frauen in die Schuhe schiebt, wird immer die geringer qualifizierten Männer in der Führung haben. Was für ein Verlust. Marc sagt: Dies zu durchbrechen, ist gerade auch männliche Verantwortung, sind es doch viel häufiger die Männer, die tatsächlich etwas ändern können.Marc nimmt seinen Schritt vor allem als Schritt zu mehr Freiheit wahr. Die überraschende Erkenntnis: Auch in der zweiten Reihe lässt sich hervorragend arbeiten. Und wer sein Lebensglück einzig daran bemisst, wie groß das Schild an der Tür ist oder wie nah der persönliche Firmenparkplatz am Haupteingang ist, der (ja: der!) sollte möglicherweise eher über seine Maßstäbe für Erfolg nachdenken. Die Transformation der Arbeitswelt, die sich gerade anschickt, nahezu alle Bereiche des professionellen Lebens von Grund auf neu zu sortieren, macht vor den althergebrachten Vorstellungen von Karriere ohnehin keinen Halt.Zu Gast in der Zukunft:Marc Raschke, Agentur Gründer und InfluencerMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Feb 2, 2023 • 48min

#140 Frank Sauer: Neue Waffen, neue Kriege?

Wer will schon über Waffen reden? Wir wollen, dass die Waffen schweigen. Überall. Die russischen Waffen in der Ukraine und auch alle anderen. Da wir aber Grund zu der Annahme haben, dass der russische Krieg in der Ukraine nicht der letzte auf diesem Planeten gewesen sein wird (und ja auch aktuell nicht der einzige ist), hier ein Podcast, der nach der Zukunft von Waffen fragt. Frank Sauer ist Senior Researcher an der Universität der Bundeswehr München und analysiert genau dieses: Die Waffen der Zukunft. Sind die Waffen der Zukunft auch die Waffen von gestern? Krieg ist asymmetrisch. Beginnt eine Seite den Kampf mit Panzern und Bodentruppen im Schlamm, bleibt der anderen Seite kaum etwas übrig, als sich eben dort zu verteidigen. So gesehen, sind Panzer zwar von vorgestern, aber eine Waffengattung mit Zukunft. Der sagenhafte technologische Vorsprung der Rüstungsindustrie gegenüber allen anderen Industrien ist, so Frank, Geschichte. Die Zeiten, in denen das Militär über Technologien verfügen konnte, die erst Jahre später als Spin off auch den zivilen Bereich erreichen, sind vorbei. Die Rüstungswirtschaft sucht inzwischen eher das Spin in, versucht also Technologien, die in anderen Industrien entwickelt werden, auch im militärischen Bereich zu integrieren. Das Spektrum reicht von Robotik über autonome Systeme bis hin zum weiten Feld der künstlichen Intelligenz. Dabei lohnt es aus Sicht des Militärs, so Frank, jedes Mal genau zu prüfen, ob eine Technologie tatsächlich militärisch tauglich ist - oder ob ein, zwei, drei Stufen weniger nicht geeigneter ist. Der autonome Roboter, die ständig ihren Standort funkt, ist im Zweifel auch von anderen zu identifizieren als nur der Homebase. Das Hochtechnologiefahrzeug braucht im Zweifel genau dann ein Update, wenn man es überhaupt nicht gebrauchen kann.Wer erdenkt sich eigentlich neue Waffen? Bei allem nötigen Respekt: Das Beschaffungsamt der Bundeswehr wird es nicht sein. Die großen Konzerne tun sich qua Größe auch oft schwer, wirklich Neues zu entwickeln. Startups werden auch im militärischen Sektor immer wichtiger, scheitern aber dann an der Massenproduktion. Wird Hollywood am Ende zur Inspirationsquelle? Frank beschreibt, wie die Waffen der Zukunft nicht immer auch auf neuer Technologie fußen müssen. Was Panzern heute gefährlich wird, sind handelsübliche Drohnen aus dem Elektronikmarkt, umgerüstet zur fliegenden Bombe auf Kamikazekurs. Low tech.Müssen Waffen der Zukunft stets aussehen wie Waffen? Gegnerische Infrastruktur durch Beschuss zerstören zu wollend ist doch vor allem eines: Furchtbar ineffizient. Frank analysiert: Das tatsächliche Ausmaß des russischen Cyberwars gegen die Ukraine ist bislang nicht hinreichend bekannt. Analysen folgen. Dann auch hier.Diese Woche zu Gast in der Zukunft: Dr. phil. habil. Frank Sauer, Politikwissenschaftler, Co-Host @Sicherheitspod, Head of Research @metis_institut, Senior Researcher @unibw_mTwitter: @drfranksauerMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Jan 26, 2023 • 43min

#139 Elisa Czerski – Roboter machen nichts als Arbeit

Noch in diesem Jahrzehnt werden Roboter in der Produktion rund die Hälfte der heute Beschäftigten beschäftigungslos machen. Sagt Elisa Czerski, die mit ihrem Startup „N Robotics“ eben diese Roboter in Berlin produziert. Eine Entwicklung, die Herausforderungen mit sich bringt: Sollen wir das heute schon in Unternehmen kommunizieren? Das nehmen die Menschen ernst, schürt aber möglicherweise auch Angst. Sollen wir Menschen auch dort weiter beschäftigen, wo Maschinen die Aufgaben besser und günstiger erledigen könnten? Dann haben sie weiter Lohn und Brot, aber vermitteln wir ihnen damit nicht, letztlich nicht mehr als nur eine sehr billige Maschine in Menschengestalt zu sein? Das wäre womöglich kein sehr positives Menschenbild, für das es sich zu streiten lohnt. Und wer schafft es, sich beruflich immer wieder neu zu erfinden?Was ist ein Roboter? Mechanische Teile, kann heben, tragen, rennen. Sensorische Teile, hat Augen, Ohren, sonstige Sinnesorgane und Rechenkapazität. Eine gewisse Intelligenz. Musk sagt über den Tesla-Bot: Die Mechanik ist das schwierigste. Insbesondere die Aktuaren, also die kombinierten Motor-Getriebe-Steuerungseinheiten. Elisas Einschätzung: Die größten Entwicklungsschritte in den kommenden Jahren werden wir bei der Rechenleistung der Maschinen sehen. In Einzeldisziplinen sind Roboter uns Menschen längst überlegen. Die eierlegende Wollmilchsau insgesamt gibt es noch nicht. Je nach Definition des Menschen werden wir diesen Punkt vielleicht auch gar nicht erreichen. ChatGPT zeigt aber, mit welchem Tempo sich die Entwicklung vollzieht. Elisa berichtet von der Enttäuschung ihrer Marketing-Mitarbeiterin. Die wollte einen Workshop machen, um besser schreiben zu lernen. Inzwischen weiß sie: ChatGPT kann das bereits übernehmen, sie muss es nicht mehr lernen. Treffen wir uns dann mit den Maschinen auf Augenhöhe? Elisa widerspricht. Jedenfalls aber haben Menschen offensichtlich keine Schwierigkeiten mit der Fiktion, uns stehe ein echter Akteur gegenüber, mit dem wir sprechen können, der in uns Emotionen weckt. Die gute Nachricht der Robotik: Wenn Roboter uns die lästige Arbeit abnehmen, könne wir uns - endlich - wichtigeren Dingen zuwenden. Das wird nur gehen, wenn wir diesen Wandel auch gesellschaftlich begleiten, Themen wie Wohlstand, Geld, Vergütung anders regeln und die Verknüpfung von Zeit und Geld bei der Arbeit lösen. Aber: Wir haben doch tatsächlich wichtigeres zu tun als an der Produktionsstraße Schrauben zu drehen. Die Verweise aus der Folge: Der Film „her“ mit Joaquin Phoenix und einer KI der Stimme von Scarlett Johansson, die schwedische Serie mit humanoiden Haushaltrobotern heißt „Humans“, der erwähnte Philosoph heißt Christian Uhle und sein Buch trägt den Titel „Wozu das alles?“Diese Woche zu Gast in der Zukunft: Elisa Czerski, Philosophin und Gründerin des Startups „N Robotics“Mentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Jan 19, 2023 • 38min

#138 Chris Pyak – Deutschland fehlt der Immigrant Spirit

Deutschland schneidet bei der Attraktivität für internationale Fachkräfte regelmäßig so gut ab wie beim Eurovision Song Contest. Sagt Chris Pyak, der als Karriere-Coach und Buchautor mit etlichen tausend Fachkräften gesprochen hat. Wir haben jahrzehntelang die Hände in den Schoß gelegt und uns einem Traumbild hingegeben. Die Härte und die Unmittelbarkeit, mit der das Problem zuschlagen wird, ist in der öffentlichen Debatte noch überhaupt nicht angekommen. Und das Problem ist: Uns fehlen Menschen. Eine Gesellschaft, die Migration wertschätzt und in ihre DNA aufgenommen hat, ist produktiver, ist fairer, ist wohlhabender. Chris argumentiert: Bis Ende 2025 gehen in Deutschland mehr als 2,1 Mio Menschen mehr in den Ruhestand als von unten nachwachsen. Wir müssen die Lücke schließen, um den Status Quo zu wahren. Und: Wir müssen zusätzliche Kräfte entwickeln, um die zahlreichen Neu-Rentner zu versorgen. Dafür brauchen wir Geld, Ressourcen und Hände. Entweder wir lösen dieses Problem oder wir liegen eines Tages im Altenheim, klingeln - und niemand kommt, weil die Pflegefachkraft abgeschoben wurde und der Softwareentwickler, der das hätte finanzieren können, lieber nach Frankreich oder nach Singapur gegangen ist.Zum Glück informieren sich internationale Fachkräfte nicht den ganzen Tag über Deutschland und bekommen nicht jede der ritualisierten Debatten mit, in denen öffentlich mit rassistischen Stereotypen gespielt wird. Aber eines haben alle verstanden: Dass man besser nicht in den Osten geht, weil dort eine Gesellschaft existiert, die Rassismus toleriert, wo Menschen dunkler Hautfarbe nicht sicher sind. Die Ostdeutschen zahlen heute dafür schon einen hohen Preis. Chris argumentiert: Wenn ich schlecht über Ausländer spreche, dann erniedrige ich doch nicht die anderen, sondern vor allem mich selber. Wir führen immer noch dieselben Diskussionen wie vor 20, 30, 40 Jahren. Diese Debatten offenbaren vor allem, wie schlecht die Politik von den Menschen denkt. Offensichtlich nimmt sie ja an, mit den entsprechenden Reizworten Wähler:innen fangen zu können. Chris vertritt die These: Die meisten Menschen sind nicht so schlecht, wie es den Anschein hat. Sie vergessen nur manchmal, was sie wirklich als Wertefundament haben. Insofern könnte es helfen, nicht jeder Aufgeregtheit zu folgen. Zum Schluss die Frage: Schaffen wir den Turnaround in Deutschland? Chris sagt: Wir sind gerade nach Spanien ausgewandert. Auch eine Antwort. Diese Woche zu Gast in der Zukunft: Chris Pyak, Karriere-Coach für internationale Fachkräfte und Autor des Buch „How to win jobs and influence Germans“ @chris_pyakMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Jan 12, 2023 • 42min

#137 Claus Sauter - Energie muss teurer werden

Ein Podcast, aufgenommen noch vor den Auseinandersetzungen um #Lützerath - und doch wie ein aktuelles Hintergrundstück zur Energie. Claus Sauter ist Gründer und CEO von Verbio. Verbio macht die Energie in Biomasse nutzbar, heute meist als Biokraftstoff, perspektivisch in der chemischen Industrie. Claus sagt: Das Thema Energie haben wir nicht ernst genug genommen. Das war zu lapidar. Wir brauchen eine de-carbonisierte Welt und dafür geht es nicht mit einem „Weiter so!“. Wir brauchen mehr als den Ersatz fossiler Energien durch erneuerbare; wir müssen die Verschwendung beenden. Ein notwendiger Schritt: Energie muss teurer werden. Was fehlt? Der große Plan, der orientierende Rahmen aus der Politik. Und wir müssen unsere Bräsigkeit ablegen, Geschwindigkeit aufnehmen. Claus beschreibt unsere Situation als klares entweder-oder: Entweder wir können nicht auf jeden Rücksicht nehmen - oder wir werden gewaltige Wohlstandsverluste hinnehmen müssen. Als gebürtiger Bayer regt er sich heftig über das dort de facto bestehende Verbot auf, neue Windkraftanlagen zu errichten. Wir ersticken in selbst verursachter Bürokratie. Dabei hat die Politik den Auftrag zum Gestalten. Und wenn künftige Energieversorgung bedeutet, dass wir Teile der Landschaft verspargeln oder verspiegeln, dann muss die Politik hier die Auseinandersetzung und die Konfrontation mit der Bevölkerung suchen. Der Wandel weg von fossilen Energien ist möglich, er ist finanzierbar, er ist technisch gelöst. Wir müssen nur machen. Allerdings haben wir noch nicht einmal richtig angefangen. Der Blick nach vorn: Claus schätzt, dass wir es auch bis 2050 kaum schaffen werden, uns energetisch auf eine neue Grundlage zu stellen. Natürlich könnten wir den Schalter direkt umlegen und bis 2030 Fakten schaffen. Ob unsere Gesellschaft das allerdings aushält? Die Zeit, die wir gebraucht hätten, haben wir in den vergangenen 20 Jahren verschenkt. In dieser Zeit ist nichts geschehen. Die Dramatik der Situation, so Claus’ Einschätzung, ist weder in der Gesellschaft noch in der Politik schon angekommen. Wir nehmen jeden Tag 100 Millionen Fass Öl aus dem Boden plus Gas, plus Kohle - und den größten Teil davon verbrennen wir. Eine Tonne Kohle ergibt verbrannt drei Tonnen CO2. Das kann jede:r begreifen. Wer Kinder hat und das nicht ernsthaft in Frage stellt, handelt verantwortungslos, ist ein reiner Egoist. Solche Leute sind eigentlich verabscheuungswürdig. Sagt Claus. Michael stimmt zu. Diese Woche zu Gast in der Zukunft: Claus Sauter, Gründer und CEO von VerbioMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Jan 5, 2023 • 44min

#136 Olaf Otto Becker – Kunst vs. Kartoffelpüree

Kartoffelpüree oder Tomatensaft auf Kunst - wie ist die Perspektive von Kunst auf die "Letzte Generation" und ihr Bild von Zukunft? Olaf Otto Becker ist Fotograf. In seiner Kunst befasst er sich mit den Spuren des Menschen in der Natur. In vielen Reisen hat er sich damit beschäftigt, wie der Mensch unwiederbringlich Natur schädigt - und was er dabei überhaupt zerstört. Er zeigt Schlachtfelder im Regenwald von Borneo, geschaffen um Platz für Palmölplantagen zu schaffen. Oder das Schmelzen der Gletscher in Grönland. Zum Teil sind das sehr schöne Bilder der Transformation, zugleich schrecklich, wenn man die Entwicklung zu Ende denkt. Und es wird so weitergehen. Diese Aussichtslosigkeit, so Olaf, ist deprimierend und gleichzeitig eine Feststellung, wie die Welt funktioniert. Mein eigenes Verhalten kann ich verändern, aber nicht das Verhalten aller Menschen weltweit. Olaf sagt: Die Verzweiflung der letzten Generation macht traurig. Kartoffelbrei auf Kunst zu werfen, ist an sich eine vollständig sinnlose Tätigkeit. Aber die Verzweiflung dahinter ist echt. Wird das Ziel mit diesen Aktionen damit erreicht? Noch größer gefragt: Ist dem Klima geholfen, wenn das weltweit passiert, wenn alle unsere kulturellen Erzeugnisse zur Zielscheibe von Tomatensaft und Kartoffelbrei werden? Olafs Einschätzung: Ein Kunstwerk wird missbraucht. Sie wird als Geisel genommen, um ein anderes Thema in den Fokus zu bringen. Ob wir nun aber die letzte Generation sind oder nicht: Ganz offensichtlich brauchen wir Menschen ein neu justiertes Bild zur eigenen Rolle in der Natur. Die bisherigen Begriffe und Bilder haben ausgedient. Ein Schlüssel dafür kann Kunst sein, neue Formen des Ausdrucks zu entwickeln, uns zu sensibilisieren, Bilder anzubieten. Wir sind ein Teil der Natur, die uns hervorgebracht hat. Sind aber inzwischen ein so dominanter Teil der Natur geworden, dass sie irgendwann zusammenfallen wird. Wir wachsen wie ein Heuschreckenschwarm, der irgendwann so groß ist, dass er nicht mehr genug Nahrung findet und kollabiert. Ein Gärtner, der für die Hege und Pflege der Erde zuständig wäre, würde uns wahrscheinlich entfernen - oder mindestens stark zurückschneiden. Panik hilft uns nicht weiter. Ein mögliches Bild: Wir brauchen jede: einzelne:n im Sinne der Gemeinschaft, es braucht koordinierte Aktion, die nur Politik und Gesetze bewirken können. Und wenn wir noch mehr werden? Dann müssen wir noch genauer kontrollieren, dass die Vorgaben auch eingehalten werden. Das bedeutet: Wir können uns die Freiheit nicht mehr erlauben, dass jede:r im Prinzip machen kann, was jede:r will. Das Ergebnis ist im Prinzip eine Art von Diktatur. Aber ist das ein positives Bild? Gute Diktatoren gibt es bekanntlich nicht. Aber wenn wir dieses Bild nicht wollen, dann müssen wir überlegen: Was wollen wir dann? Was wären wünschenswerte Bilder? Die Kunst kann hier Bilder hinwerfen und die Diskussion anregen. Und genau diese brauchen wir. Diese Woche zu Gast in der Zukunft:Olaf Otto Becker, Künstler und Fotograf.Mentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Dec 29, 2022 • 40min

#135 Julia Gámez Martin @ Suchtpotenzial: Unser Wort des Jahres 2023 ist "Mut"

Unsere kleine Silvestertradition: Die Podcastfolge zum Jahreswechsel mit Suchtpotenzial, in diesem Jahr mit Julia. Julias Credo für 2023 ist Mut. Wir brauchen mehr Mut. Und Mut braucht große Schritte, nicht kleine. Dafür ist es Zeit. Mut für Veranstalter:innen bei der Programmgestaltung. Mut bei Künstler:innen, neues auszuprobieren. Mut auch beim Publikum, sich nicht immer dasselbe anzuschauen. Und das gilt darüber hinaus: Mut in der Gesellschaft, zu den eigenen Werten zu stehen. Mut in der Politik, nicht vorschnell vor der ersten quakenden Kleingruppe einzuknicken. Das Jahr 2022 war ein großer Resilienztest. Es gibt zahlreiche Themen, bei denen es wirklich schwer fällt, einen humoristischen Dreh zu finden. Wo steht die Kunst nach drei Jahren Corona? Suchtpotenzial selber haben das Jahr halbwegs gut überstanden. Aber woher kommt der Nachwuchs? Woher kommen neue Gesichter und Stimmen, wenn die Reihen vor den Bühnen leer bleiben? Julia sagt: Wir müssen wirklich ehrlich sein mit dem potenziellen Nachwuchs. Gleichzeitig fehlt es damit an Vielfalt. Wenn es ohnehin eng ist, setzen sich eher die durch, die die breite Masse erreichen, als diejenigen, die hohe Qualität testen, ausprobieren und entwickeln. Solange sich Medien und Öffentlichkeit sich nicht trauen, werden wir uns selbst das kreative Potenzial von morgen abschneiden. Mut würde auch zu mehr Diversität auf Bühnen führen. Die ersten Line-Ups für die großen Festivals 2023 wirkt hier allerdings wie ein Dämpfer. Auch für das neue Jahr sind wieder Festivals angekündigt, die ausschließlich Männer als Headliner aufbieten. Julia und Michael sind im Gespräch nur kurz versucht, ein gewisses Verständnis zu zeigen. Dann aber doch nicht. Was wir nicht mehr sehen wollen: Der nächste herbeigeredete angebliche Skandal, weil wieder jemand angeblich gecancelt wurde. Cancel Culture ist der neue extratiefe Ausschnitt bei der Suche nach Aufmerksamkeit und neuen Fans. Langweilig, abgeschmackt, vorhersehbar. Und die wirklichen Probleme liegen ganz woanders. In Ländern zum Beispiel, in denen freie Meinungsäußerung zu wirklich drastischen Problemen führt. Julias zentraler Wunsch für 2023: Dass sich der Mut der iranischen Frauen als tragfähig erweist; dann können wir alle an Mut glauben. Und der Vollständigkeit halber: Wer Suchtpotenzial noch nicht live gesehen hat, hat definitiv etwas für 2023 vor. Und wer sie schon live gesehen hat, wird es ohnehin noch einmal wollen. Zu Gast in dieser Woche: Julia Gámez Martin, Künstlerin, Comedian und Musikerin. Gemeinsam mit Ariane Müller bildet sie das Duo "Suchtpotenzial".Mentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Dec 22, 2022 • 1h 3min

#134 Micha Fritz – Viva con Agua: Strukturelles simples sexy soziales Engagement

Diese Woche in der Zukunft: Der Baum ist geschmückt, die jahreszeitlich passenden Melodien erklingen, das ebenfalls jahreszeitlich passende leichte Übergewicht kündigt sich in der Leibesmitte an. Hoffnungslos unterbezahlte, aber dafür ebenso hoffnungslos überlastete Paketboten tragen alles, was der Konsum so hergibt, durch die Gegend. Kurzum: Es weihnachtet. Micha und Micha diskutieren in dieser Folge, wie es um die Welt steht. Wieviel heile Welt bleibt übrig, wenn wir genau hinschauen? Micha Fritz ist einer der Köpfe von Viva con Agua. Er engagiert sich dafür, dass Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Vor 16 Jahren gab es weltweit noch 1,2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Heute sind es immer noch 560 Millionen. Es passiert einiges, aber es ist eben noch lange nicht genug. Viva con Agua hat von Anfang an auf positiven Aktivismus gesetzt. Statt das Leid zu inszenieren und mit Bildern von Unterernährung, Armut und HIV alte Konstrukte zu bedienen, setzt Micha auf die Attraktivität eienr positiven Bewegung. Die erste Veranstaltung von Viva con Agua war eine Lesung: „Penisverletzungen durch Masturbation mit Staubsaugern“, gelesen von Heinz Strunk und Tim Mälzer.Micha sagt: Was Viva con Agua wirklich ausmacht, ist strukturelles simples sexy soziales Engagement. Das Angebot geht über Pfandbecher, das eigene Wasser, ein Kunstfestival im Stadion des FC St.Pauli, eigenes Klopapier, ein Musiklabel und das zukünftige Villa Viva Hotel Projekt. Vor Corona sammelten sie über eine Million Pfandbecher auf allen großen Festivals und ließen sich dabei von etlichen Promis unterstützen. Wir alle kennen das Bild von Clueso der sich auf der Bühne mit Pfandbechern abwerfen ließ. Wasser für Wasser, Klopapier für Toiletten, einfach und simple zu verstehen. Wer vorhat, Viva con Agua zu imitieren: Nur zu. Micha sagt: Fang einfach an, es gibt kein Richtig, es gibt kein Falsch. So etwas wie einen Masterplan gibt es nicht. Dein Plan kann der beste Plan aller Zeiten sein, er wird ohnehin nicht eintreffen. Sei leidenschaftlich und umarme die Menschen, die dir sagen: Das geht nicht. Nimm dich nicht so wichtig und bau das System so Open Source und so divers wie möglich. Hauptsache, du bist nicht die Schnittstelle für alles. Sei transparent, bau dir ein geiles Team und beteilige es. Aber vor allem: Leg los. Dann wird auch Weihnachten.Zu Gast in dieser Woche:Micha Fritz, Conceptual activist for a better tomorrow, Co-Founder of Viva con Agua, Millerntor Gallery, Goldeimer, Villa Viva, Social EntrepeneurMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026
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Dec 15, 2022 • 44min

#133 Wolfgang Cramer – Nur globale Gerechtigkeit sichert unser Überleben

Diese Woche in der Zukunft: Unbequeme Einsichten: Auf gar keinen Fall kann man sich ein langfristiges Überleben der Menschheit vorstellen, wenn die globale Ungleichheit nicht abgebaut wird. Im Moment sprechen wir darüber zu helfen. Als ob es darum ginge. Dabei helfen wir nur, die von uns selbst verursachten Schäden abzufedern. Stattdessen müssen wir über Verantwortlichkeit sprechen. Das sagt Wolfgang Cramer, Geograph und Klimaforscher in Deutschland und Frankreich, seit vielen Jahren einer der Autoren der Weltklimaberichte. Das globale Ungleichgewicht ist seit vierzig Jahren benannt und verschärft sich. Auf der jüngsten Klimakonferenz wurde es mal thematisiert und ein Fonds eingerichtet, allerdings ohne ausreichende Mittel. Das ist eine Frechheit, so Wolfgang. Zur Klimakrise trägt Wolfgang einen gehörigen Pessimismus in sich: Eine Perspektive auf 1,5 Grad existiert schlicht nicht mehr. Ein Fall von selbst Schuld; die nötige Transformation wäre gut machbar, allerdings hätte sie längst begonnen haben müssen. Hat sie nicht. Was ist dann realistisch? Wolfgang betont: Das ist keine wissenschaftliche, sondern rein politische Frage. Wir könnten mehr als wir selber glauben. Aber Wolfgang ist skeptisch. Parallel mindestens so folgenschwer ist die Krise der Biodiversität. Wir verlieren nicht nur Arten, sondern ganze Ökosysteme. Das hat ganz handfeste Folgen für uns selbst, für den Menschen. Wir verlieren die tropischen Korallenriffe und das arktische Seeeis. Allein davon hängen bis zu einer Milliarde Menschen auch ökonomisch ab. Tourismus, Fischerei, Nahrung – wir verlieren einen wesentlichen Teil unserer Nahrungsgrundlage. Dasselbe Bild zeigt sich in der Landwirtschaft. Anders als wir vielfach glauben sichert nicht die hochgezüchtete Monokultur die landwirtschaftliche Produktion. Im Gegenteil. Wir verlieren aktuell das Ökosystem Boden und entziehen damit der Nahrung im wahrsten Sinne die Grundlage. Wir stehen vor erheblichen Konflikten, die national sehr unterschiedlich ausgetragen werden. Wenn der Druck weiter steigt, wie tragen wir diese Konflikte richtig aus? Lassen wir uns ablenken und streiten über Migration oder Kosten oder gelingt es uns, die eigentliche Frage in den Vordergrund zu stellen? Wolfgang sagt: Wir benötigen eine ernsthafte Diskussion, ob wir tatsächlich nur möglichst viele, möglichst große Autos bauen und auf dem ganzen Planeten verkaufen müssen – und dann wird schon alles gut. Das ist der Kern. Wolfgang kommt aus einer Tradition, in der Wissenschaftler:innen einen vollständig neutralen Blick haben müssen. Die Wissenschaft liefert Fakten und überlässt es den gesellschaftlichen Kräften, über die Konsequenzen zu diskutieren. Diese Position empfindet Wolfgang als zunehmend absurd und positioniert sich heute anders. Jede Art von Protest muss gewaltfrei sein. Aber Straßenblockaden oder symbolische Aktionen sind ganz offensichtlich notwendig. Zu Gast in dieser Woche:Wolfgang Cramer, Geograph und Klimaforscher, war lange Professor in Potsdam, forscht und lehrt in Frankreich und ist einer der Mitautoren der WeltklimaberichteMentioned in this episode:The Elephant Festival 2026 – Jetzt Ticket sichern!13. Januar 2026, Leipzig. Wir bringen Menschen zusammen, die Verantwortung tragen – für Unternehmen, für Ideen, für Entwicklung. “The Elephant” ist kein klassischer Kongress. Es ist ein Festival. Für Haltung, Inspiration und echte Veränderung.The Elephant Festival 2026

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