

F.A.Z. Bücher-Podcast
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die F.A.Z.-Redakteure Maria Wiesner, Fridtjof Küchemann, Kai Spanke und Paul Ingendaay stellen im Bücher-Podcast der F.A.Z. ausgewählte Neuerscheinungen und Klassiker der Literatur vor. Sie sprechen mit Schriftstellern, Übersetzern und anderen Experten des Literaturbetriebs und beschäftigen sich mit den Eigenheiten des literarischen Lebens und Lesens.
Jeden Sonntag erscheint eine neue Episode. Einmal im Monat wird ein Literaturrätsel gestellt und unter den Einsendern der richtigen Lösung ein Buch verlost. Viel Spaß beim Mitmachen!
Die E-Mail-Adresse für Anmerkungen, Nachfragen, Lob und Kritik: buecher-podcast@faz.de. Der Bücher-Podcast auf Instagram: @fazbuecher.
Alle Folgen können jederzeit hier angehört werden: https://www.faz.net/podcasts/f-a-z-buecher-podcast
Jeden Sonntag erscheint eine neue Episode. Einmal im Monat wird ein Literaturrätsel gestellt und unter den Einsendern der richtigen Lösung ein Buch verlost. Viel Spaß beim Mitmachen!
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Episodes
Mentioned books

Mar 19, 2023 • 41min
Ich wusste, dass ich viel radikaler sein muss: Judith Holofernes über „Die Träume anderer Leute“
Kai Spanke spricht mit der Autorin über ihr neues Buch
Mit Wir sind Helden folgte Judith Holofernes den Regeln und der Dynamik des Musikbetriebs. Neue Platte, Interviews, Tour, Festivals. Vor elf Jahren gab die Band dann bekannt, sie wolle pausieren, was nichts anderes hieß als: sich auflösen. In ihrem Buch „Die Träume anderer Leute“ blickt Judith Holofernes zurück und schildert, warum das Popbusiness ein familienunfreundlicher Zirkus ist, der zu seinem Produkt, also der kreativen Idee und ihrer Umsetzung, ein kompliziertes, im Grunde zerstörerisches Verhältnis pflegt.
Sich aus den kommerziellen Zwängen dieser Maschine freizuschwimmen, damit war die Sängerin, Autorin und Songschreiberin in den vergangenen Jahren gut beschäftigt. Wie das genau gelang, welche Rolle der Social-Payment-Service-Anbieter Patreon dabei spielt, was eigentlich die Kennzeichen guter Kunst und eines gelungenen Lebens sind, all das erläutert Judith Holofernes in dieser Folge des Bücher-Podcasts. Und sie verrät außerdem, wie es weitergeht – mit der Musik und dem Schreiben.
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik
„Vorsicht vor dem harmlosesten Punk von Berlin“: Elena Witzecks Besprechung von Judith Holofernesʼ „Die Träume anderer Leute“

Mar 5, 2023 • 46min
Wie das Wühlen im Altpapier die Welt verändert: Arno Geiger über sein Buch „Das glückliche Geheimnis“
Paul Ingendaay spricht mit Arno Geiger
„Es gibt dunkle Geheimnisse, und es gibt glückliche Geheimnisse. Mein glückliches Geheimnis bestand fünfundzwanzig Jahre lang darin, dass ich in Wien ausgedehnte Streifzüge machte und die an den Straßen stehenden, für Altpapier vorgesehenen Behältnisse erkundete auf der Suche nach für mich Interessantem.“
So beginnt Arno Geigers autobiographisches Buch „Das glückliche Geheimnis“: mit dem Bekenntnis des Autors, etwas Verrücktes, Eigenwilliges und in den Augen mancher vielleicht sogar etwas Peinliches getan zu haben. Und dann erklärt er sich und uns, was es damit auf sich hatte, ein halbes Leben lang. Runden auf dem Fahrrad drehen, schauen, prüfen, suchen und wühlen, manchmal buchstäblich eintauchen in den Papierabfall der Welt. Wien von Ost nach West und von Nord nach Süd, an manchen Tagen vier Stunden lang. Und wofür? Um zu erjagen, was andere Menschen weggeworfen haben - Bücher, Briefe, private Tagebuchaufzeichnungen.
Wer in die Tonne steigt, hat der Autor dazu erzählt, steht ja auf dem Kopf und geht den Dingen ganz buchstäblich auf den Grund. „Das glückliche Geheimnis“ verbindet die Erzählung eines sonderbaren Hobbys mit Geschichten vom Werden eines Schriftstellers, seinen Beziehungen, seinem Umfeld. Und wir erkennen: Alles hängt mit allem zusammen und ergibt im Erzählen einen beglückenden Sinn.
„Das glückliche Geheimnis“ von Arno Geiger ist bei Hanser erschienen, hat 240 Seiten und kostet 25 Euro.

Feb 26, 2023 • 1h 19min
Frauen im Krieg, Nebelkinder nach dem Krieg: Ulrike Draesner über ihren Roman "Die Verwandelten"
Maria Wiesner und Fridtjof Küchemann im Gespräch mit der Autorin – und ein neues Literaturrätsel
Ein Sommertag in Wrocław, Polen. Doro begleitet ihre alte Mutter Walla Dombrowska zur alten Villa der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft, man trifft sich zum Stricken und Sticken und, ganz wichtig, zum Streuselkuchen Essen. Und Walla trifft auf Alissa Schücking, fast genauso alt wie sie, die sie zunächst mit "Frau Valerius" anredet, die offenbar um dieses Treffen gebeten hat und ihr nach einigem unbeholfenen Hin und Her empört sagt "Nu tu nich so tälsch, Reni. Du erkennst mich, ich spür’s".
Die Begegnung nach knapp vierzig Seiten in Ulrike Draesners neuem Roman "Die Verwandelten" hat es in sich: Die beiden, stellt sich heraus, sind Halbschwestern, im Krieg sind sie eine Zeitlang als Tochter der Ehefrau des Hausherrn und als Tochter der Köchin der Familie miteinander in Breslau aufgewachsen. Alissa wurde in einem Lebensborn Heim geboren, von ihrer Mutter dann doch wieder mitgenommen zurück, später dann über das Heim einem stramm nationalsozialistisch gesinnten Paar zur Adoption übergeben. Reni hat sich, als nach dem Krieg die Deutschen aus Polen ausgewiesen wurden, versteckt und unter dem Namen Walla eine polnische Identität angenommen, die erst spät, sehr spät auffliegt.
Wir haben Ulrike Draesner im Bücher-Podcast der F.A.Z. zu Gast und tauchen im Gespräch mit ihr ein in ihr großes Buch, das von Kriegs-, Nachkriegs- und Nachnachkriegserfahrungen erzählt, in Breslau, bei München, in Berlin und in Hamburg. Frauen aus drei Generation kommen zu Wort, ausschließlich Frauen, eine atemberaubende Lektüre.
Außerdem stellen wir wie immer noch ein neues Literaturrätsel – und wir rufen auf, uns Fragen rund um die F.A.Z. und die Bücher zu schicken, mit denen wir beim F.A.Z.-Kongress Ende März unseren Literatur-Chef Andreas Platthaus löchern sollen. Anfang April soll dieses Gespräch auf offener Bühne auch in einer Sonderfolge des Bücher-Podcasts veröffentlicht werden.
"Die Verwandelten" von Ulrike Draesner auf der Website des Penguin Verlags
"Was für Kinder wollten die Nazis züchten?": René Schlott über das Buch "Unbrauchbare Väter – Über Muster-Männer, Seitenspringer und flüchtende Erzeuger im Lebensborn" von Dorothee Schmitz-Köster
"Als die Geierknochenflöte erfunden wurde": Tilman Spreckelsen über Ulrike Draesners "Doggerland"
"Willkommen bei den Frauen": Sandra Kegel über das Hörbuch** "Happy Aging" von Ulrike Draesner**
faz.net/literaturraetsel: Die Seite für Ihre Teilnahme am Literaturrätsel
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik

Feb 19, 2023 • 30min
Über Schwerverbrecher und Charismatiker: Dominik Schwarzinger erklärt, was Psychopathen ausmacht
Kai Spanke im Gespräch mit dem Autor
Wenn von Psychopathen die Rede ist, denken die meisten an jenes Personal, das in True-Crime-Dokus, Thrillern und Horrorfilmen eine Bühne bekommt. Dabei fallen viele Vertreter dieses Typus nie kriminell auf. Sie finden sich stattdessen in der Familie, im Job, in der Nachbarschaft oder im Freundeskreis. Auf den ersten Blick erscheinen sie häufig charmant und witzig, wobei sich bei genauerer Betrachtung herausstellt, dass ihr Wesen ein enormer Stressfaktor für das Umfeld darstellt.
Wie werden Menschen zu Psychopathen? Was ist von ihnen zu erwarten? Gibt es auch Psychopathinnen? Und ist diese schwere Form der antisozialen Persönlichkeitsstörung kurierbar? Dominik Schwarzinger hat mit seinem 2021 verstorbenen Kollegen Heinz Schuler ein Buch zum Thema geschrieben und erläutert im Bücherpodcast, was Psychopathen auszeichnet und welche sicheren Erkenntnisse die Forschung hier bisher vorweisen kann.
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik

Feb 5, 2023 • 38min
Verbrechen und Schweigen in Helsinki: Monika Fagerholms Roman "Wer hat Bambi getötet?"
Paul Ingendaay spricht mit der Literaturkritikerin Insa Wilke
Zur großen Umfrage zu den Podcasts der F.A.Z.: Unter den Teilnehmern verlosen wir zehn Paare exklusiver F.A.Z.-In-Ear-Kopfhörer.
In Skandinavien ist die in Finnland lebende und auf Schwedisch schreibende Monika Fagerholm eine bekannte Figur. Für ihren Roman "Wer hat Bambi getötet?" erhielt sie 2020 den Literaturpreis des Nordischen Rates, die wichtigste literarische Auszeichnung Skandinaviens. Vordergründig geht es in dem Roman um eine Gruppenvergewaltigung durch Jugendliche im wohlhabenden Milieu außerhalb von Helsinki. Der Roman untersucht, welche Strukturen ein solches Verbrechen möglich machen und welche Folgen es hat, auch für die Täter und ihr Umfeld.
Aber die Fragen reichen weit über das Verbrechen hinaus und nehmen gesellschaftliche Reaktionen selbst in den Blick: Wie wir mit Katastrophen umgehen, ob wir sie annehmen oder leugnen und wie wir am Ende mit dem Wissen um das Böse weiterleben. Darüber spreche ich im FAZ-Bücher-Podcast mit der Literaturkritikerin Insa Wilke.
Monika Fagerholm: "Wer hat Bambi getötet?" Aus dem Schwedischen von Antje Ravik Strubel.
Residenz Verlag, 280 Seiten, 25 Euro.

Jan 29, 2023 • 37min
"Nichts Schlimmes passiert. Noch nicht": Vier Bücher für junge Leser
Tilman Spreckelsen und Fridtjof Küchemann empfehlen Julie Morstad, Ulf Nilsson, Dana Schwartz, Annette Maas und Horst Hellmeier
Im Garten oder ganz allein auf eine winziger Insel? Sich verstecken, eine Band gründen oder über alles und nichts nachdenken? Ein Bilderbuch zeigt, wie unterschiedlich man den Tag verbringen kann. – Was waren noch gleich die Grundlagen der Polizeiarbeit? In Kommissar Gordons allerletztem Fall unterstützt ein Eichhörnchenkind die Ermittler auf der Suche nach Wüstlingen. – Wer sagt, dass eine junge Frau im Edinburgh des Jahres 1817 nicht Chirurgie studieren kann? Ein Jugendbuch erzählt zugleich eine Emanzipations-, eine Kriminal- und eine Liebesgeschichte. – Wer lebt denn nur in einer Höhle? Ein Sachbuch vermittelt Kurioses, Wissens- und Staunenswertes aus dem Untergrund.
In dieser Episode des Bücher-Podcasts stellen wir wieder einmal vier Bücher für junge Leser vor.
Zur großen Umfrage zu den Podcasts der F.A.Z.: Unter den Teilnehmern verlosen wir zehn Paare exklusiver F.A.Z.-In-Ear-Kopfhörer.
"Und heute?" von Julie Morstad auf der Website der Bohem Press
"Kommissar Gordon – Der allerletzte Fall" von Ulf Nilsson, illustriert von Gitte Spee, auf der Website des Moritz Verlags
"Anatomy – Eine Liebesgeschichte" von Dana Schwartz auf der Website des Loewe Verlags
"Im Untergrund – Verborgene Welten entdecken" von Annette Maas und Horst Hellmeier auf der Website der Ars Edition
Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik

Jan 22, 2023 • 52min
Wien auf dem Weg in den Weltkrieg: Raphaela Edelbauer und ihr Roman "Die Inkommensurablen"
Maria Wiesner und Fridtjof Küchemann im Gespräch mit der Autorin – und ein neues Literaturrätsel
"Gibt es ein Wort dafür, wenn man gerade etwas denkt, was jemand im nächsten Moment ausspricht (unabhängig davon), oder das im Fernsehen gesagt wird, etc.?" Vor etwas mehr als einem Jahr, am 10. Dezember 2021, hat die österreichische Schriftstellerin Raphaela Edelbauer das auf Twitter gefragt, mitten in der Arbeit an ihrem neuen Roman "Die Inkommensurablen".
Gerade ist das Buch erschienen, und jetzt ist klar, warum die Autorin das – und vieles mehr – damals wissen wollte. Hans, ein siebzehn Jahre alter Bauersknecht aus Tirol, hat sich Ende Juli 1914 in den Kopf gesetzt, die Psychoanalytikerin Helene Cheresch in Wien aufzusuchen, Fachgebiet Massenhysterien und parapsychologische Affekte. Seine Hoffnung: Sie könnte sich interessieren für dieses Phänomen, dass nämlich Hans immer wieder mal gerade etwas denkt, was jemand im nächsten Moment ausspricht.
Dabei hat nicht nur Helene Cheresch mit ganz anderem zu tun, auch Wien hat in diesen Tagen mit ganz anderem zu tun, und auch hier passt das Stichwort Massenhysterie: "Die Inkommensurablen" spielt am Vorabend des ersten Weltkriegs.
Wir sprechen mit der Autorin über das, was 1914 aufeinanderprallt, über alten Adel und das queere Wien, das Kaiserreich und den Ragtime, die Eloquenz einfacher Soldaten, die Sache der Frauen im noch jungen Jahrhundert, über Verführbarkeit, Massenhysterie, Grundfragen des Bewusstseins und verblüffende Kurzschlüsse mit unserer Gegenwart.
Anschließend stellen wir noch ein neues Literaturrätsel, verraten die Lösung aus dem Dezember und natürlich auch, wer diesmal unseren Buchpreis gewonnen hat.
Wer etwas gewinnen möchte, ohne ein Rätsel zu lösen, kann bis Ende Februar bei der großen Umfrage zu den Podcasts der F.A.Z. mitmachen. Unter den Teilnehmern verlosen wir zehn Paare exklusiver F.A.Z.-In-Ear-Kopfhörer.
"Die Inkommensurablen" von Raphaela Edelbauer auf der Website des Verlags Klett-Cotta
"Ein Tropfen Blut für den Abgrund": Tilman Spreckelsen über Raphaela Edelbauers Roman "Das flüssige Land"
"Vor der klassischen Big-Brother-Kamera": Raphaela Edelbauer und Philipp Tingler im Juni 2020 vor dem virtuellen Wettbewerb um den Bachmannpreis im Bücher-Podcast
faz.net/literaturraetsel: Die Seite für Ihre Teilnahme am Literaturrätsel
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Jan 15, 2023 • 37min
Vom Fußball über Corona bis zum Wetter: Bernhard Weßling erklärt die Ursachen des Zufalls
Kai Spanke im Gespräch mit dem Autor
Nicht nur kleine Begebenheiten, auch große Vorfälle und einschneidende Geschehnisse verdanken sich oft dem Zufall. Ob wir nach Jahren der Funkstille genau jenem Bekannten über den Weg laufen, an den wir morgens noch gedacht haben, oder ob ein gewaltiger Meteorit die Erde trifft, den Sauriern den Garaus macht und der Evolution eine neue Richtung ermöglicht – alles reiner Zufall. Ebenso wie die Corona-Pandemie, die so, wie sie sich entwickelt hat, auch von Spezialisten nicht absehbar war.
Philosophen und Juristen, Mathematiker und Psychologen sind dem Zufall schon lange auf der Spur. Nun versucht sich der Chemiker und Unternehmer Bernhard Weßling in seinem neuen Buch an einer Erklärung. Wie der Zufall in die Welt kommt, warum er häufig fatale, ebenso gut jedoch erfreuliche Konsequenzen haben kann, und was er mit Zuckerwasser und Mayonnaise zu tun hat, schildert Weßling in dieser Folge des Bücher-Podcasts.
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik

Jan 1, 2023 • 51min
Ein Schriftsteller im Führerhauptquartier: Felix Hartlaubs Aufzeichnungen
Ein Gespräch mit Matthias Weichelt über den 1945 verschollenen Autor
Erst im neuen Jahrtausend sind die zu seinen Lebzeiten nie in Buchform erschienenen Werke des jungen Historikers und Schriftstellers Felix Hartlaub - geboren 1913 in Bremen, verschollen 1945 in Berlin - in ihrer literarischen Bedeutung erkannt und in einer Gesamtausgabe ediert worden. Hartlaub arbeitete in der „Kriegsgeschichtlichen Abteilung im Oberkommando der Wehrmacht“ im Führerhauptquartier, hatte aber auch jüdische Freunde, die als Kommunisten zusätzlich gefährdet waren. Seinerseits war er weder Nazi noch Widerstandskämpfer, und natürlich beeinflusst das hoch toxische Umfeld seiner Arbeitsstätte - von der „Wolfsschanze“ bis zum Führerhauptquartier „Werwolf“ in der Ukraine - bis heute, wie wir ihn lesen.
Eine neue Einzelausgabe seiner Aufzeichnungen aus jener Zeit und von jenen Orten mit Fotos und ausführlichen Erläuterungen bringt uns das Phänomen Felix Hartlaub näher. Im Gespräch mit Matthias Weichelt, dem Chefredakteur der Literaturzeitschrift Sinn und Form und Autor einer biographischen Hartlaub-Studie (2020) sowie des Nachworts der vorliegenden Ausgabe gehe ich den Fragen nach: Wer war Felix Hartlaub? Wie sollen wir ihn heute lesen? Und was haben seine bemerkenswerten Aufzeichnungen uns zu sagen? Ein singulärer Literat ist zu entdecken.
Felix Hartlaubs „Aufzeichnungen aus dem Führerhauptquartier“ wurden von Gabriele Lieselotte Ewenz herausgegeben und mit Anmerkungen versehen. Nachwort von Matthias Weichelt. Suhrkamp Verlag, 192 Seiten, 23 Euro.

Dec 18, 2022 • 33min
Verbote helfen nicht weiter: Jens Balzer plädiert für eine sensible Form der kulturellen Aneignung
Kai Spanke im Gespräch mit dem Autor
Weiße Menschen geraten schnell unter Druck, wenn sie Dreadlocks tragen, ganz gleich, ob sie damit eine Typveränderung erreichen oder ihre Verehrung für Bob Marley zum Ausdruck bringen wollen. Katy Perry braucht gute Argumente, wenn sie, wie 2013 bei den American Music Awards, in einem Kimono auftritt. Der Rapper Kendrick Lamar kann sich nicht ohne Gegenwind als „Kung-Fu Kenny“ inszenieren. Benny Goodman wird man mittlerweile kaum mehr naiv als „King of Jazz“, Eric Clapton nicht als „König der Blues-Gitarre“ bezeichnen. Und ob Elvis wirklich der „King of Rock ’n’ Roll“ ist, steht neuerdings auch wieder zur Debatte. In all diesen Fällen findet kulturelle Aneignung statt
„Appropriation ist eine schöpferische, kulturstiftende Kraft. Aber zugleich ist sie in Gewalt- und Ausbeutungsverhältnisse verstrickt.“ Das schreibt Jens Balzer in seinem Buch „Ethik der Appropriation“. Er unterscheidet zwischen guter und schlechter Aneignung. Erstere ziele nicht auf die „Zementierung von Reinheits-, Natur- und Authentizitätsvorstellungen“, sondern auf Entgrenzung, Letztere vergreife sich an den ästhetischen Erzeugnissen marginalisierter Menschen aus einer Position der Überlegenheit. Wie das im Einzelnen abläuft, erläutert Balzer im F.A.Z.-Bücher-Podcast.
Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik
„Darf sich ein Kind als Indianer verkleiden?“: Kai Spankes Besprechung von Jens Balzers Buch „Ethik der Appropriation“


