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Kreiskyforum
Das Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog ist ein Ort des europäischen und globalen Denkens, der Solidarität und Zusammenarbeit. Namhafte Kurator*innen sprechen mit unseren Gästen über politisch brisante Themen unserer Zeit und unserer Gesellschaften.
Der Podcast zur Stunde.
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Apr 29, 2024 • 51min
Wolfgang Maderthaner & Rudolf Scholten: GESCHICHTSSCHREIBUNG ZWISCHEN MYTHEN UND LEGENDEN V
Wolfgang Maderthaner und Rudolf ScholtenGESCHICHTSSCHREIBUNG ZWISCHEN MYTHEN UND LEGENDEN V
Die vielbeachtete – bisher vierteilige – Gesprächsreihe von Rudolf Scholten und Wolfgang Maderthaner wird fortgesetzt. Das Thema ist diesmal die erste Staffel der 40-teilgen Serie von ORF III „Die ganze Geschichte
Österreichs“. Es wird darum gehen, Mythen und Legenden in der Zeit zu besprechen, die von der ersten Staffel umfasst ist (frühe Babenberger bis ins 18. Jhdt.). Wer bestimmt die Reputation von historischen Persönlichkeiten, wie entstehen „große Erzählungen“ für die es nur wenig an historischen Quellen gibt. Was ist die Kontinuität von einer kleinen Grenzmark gegenüber den Ungarn über eine europäische Großmacht bis zum heutigen Österreich. Sind historische Heldentaten große politische Würfe oder glücklich ausgegangener Hazard?Dies ist eine Auswahl der Fragestellungen die bei den Gesprächen von Rudolf Scholten mit Wolfgang Maderthaner begleitend zu den jeweiligen Staffeln des historischen Großprojekts des ORF besprechen wird.
Wolfgang Maderthaner, Historiker, Präsident des Vereins für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums

Apr 28, 2024 • 57min
Klaus Lederer: MIT LINKS DIE WELT RETTEN
Robert Misik im Gespräch mit Klaus Lederer
MIT LINKS DIE WELT RETTEN
»Wie können wir unsere Welt gerechter, lebenswerter und
nachhaltiger machen? Wie kann linkes Handeln Inspiration und Orientierung geben? Wie können wir in Freiheit und Gemeinschaft einer besseren Zukunft entgegensehen?«
Vielfache Krisen und Zukunftsängste beherrschen unseren Alltag. Die Beruhigungspillen der Merkel- Jahre wirken nicht mehr. Einst ist die Linke angetreten, um ein besseres Leben für alle zu erstreiten. Heute muss sie um ihr politisches Überleben fürchten. Ein wütender Populismus und Zerstrittenheit lähmen sie.
Der frühere Kulturbürgermeister Berlins und einer der beliebtesten Politiker seiner Partei Klaus Lederer denkt Linkssein radikal neu. Er befragt die Geschichte, schildert seine eigenen Umbruchserfahrungen und gibt Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit: Wie können wir unsere Welt gerechter, lebenswerter und nachhaltiger machen? Wie können wir in Freiheit und Gemeinschaft einer besseren Zukunft entgegensehen?
Klaus Lederer wurde 1974 in Mecklenburg geboren und
wuchs in Frankfurt (Oder) auf. 2005 wurde er zum Landesvorsitzenden der LINKEN in Berlin gewählt. Von 2016 bis April 2023 war er Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa in Berlin. Seither ist er Mitglied der Fraktion DIE LINKE. im Abgeordnetenhaus von Berlin und Sprecher für Queerpolitik, außerdem Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und Pflege.
Robert Misik, Autor und Journalist

Apr 25, 2024 • 58min
Maximilian Pichl: LAW STATT ORDER
Robert Misik im Gespräch mit Maximilian Pichl
LAW STATT ORDER
Nach Aktionen von Klimaschützern oder Schlägereien in Schwimmbädern werden regelmäßig Forderungen laut, nun müsse »mit der vollen Härte des Rechtsstaats durchgegriffen« werden. Gemeint ist damit: Schluss mit Entschuldigungen und Sozialarbeiter-Romantik, dafür robustes Auftreten der Polizei, Ausschöpfen des Strafrahmens vor Gericht – kurz: »Law and Order«-Politik.
Dabei gerät in Vergessenheit, dass »Rechtsstaat« eigentlich etwas ganz anderes bedeutet, nämlich die Bindung staatlichen Handelns an das Gesetz. Maximilian Pichl analysiert, aus welchen Gründen und mit welchen Strategien politische Akteure die skizzierte Umdeutung betreiben und welche Folgen sie hat. Diesen bestrebungen setzt Pichl die lange Geschichte juristischer Kämpfe entgegen, in denen sich Anwälte und Aktivisten für eine Begrenzung politischer Willkür eingesetzt haben.
Maximilian Pichl, geboren 1987, ist Rechts- und
Politikwissenschaftler. Er ist Professor für Soziales Recht der Sozialen Arbeit an der Hochschule RheinMain. Zuletzt erschien von ihm Untersuchung im Rechtsstaat (2022) über die Untersuchungsausschüsse zur NSU-Mordserie. Er ist Mitherausgeber des jährlichen Berichts Recht gegen rechts.
Robert Misik, Autor und Journalist

Apr 23, 2024 • 51min
Sophie Pornschlegel: AM ENDE DER GEWOHNTEN ORDNUNG
Helfried Carl im Gespräch mit Sophie PornschlegelAM ENDE DER GEWOHNTEN ORDNUNG
Wer die Welt gestalten will, muss über Macht sprechen: Aufruf für ein neues Politikverständnis.
Machttheorien gibt es in der Soziologie und in der Philosophie zuhauf. In der Politikberatung wird jedoch nur selten darüber nachgedacht. Dabei lohnt es sich, unser Machtverständnis dahingehend zu überprüfen, ob es mit unseren demokratischen Werten übereinstimmt.
Ein privilegienbasiertes Machtverständnis ist nicht kompatibel mit den Grundwerten einer Demokratie und führt zu einer Schwächung unseres politischen Systems. Nur indem wir Macht wieder positiv konnotieren als eine Möglichkeit der gemeinsamen politischen Gestaltung, werden wir den zahlreichen Krisen begegnen können. Dafür braucht es ein Machtverständnis, das weniger machiavellistisch ist.
Pornschlegel analysiert, wie wir zu einem demokratischeren Machtverständnis gelangen, das Handlungsoptionen offenhält.
Sophie Pornschlegel arbeitet als Politikwissenschaftlerin in Brüssel. Sie ist Policy Fellow beim Progressiven Zentrum in Berlin, lehrt an der Sciences Po Paris
und forscht zu Europapolitik und der Zukunft der Demokratie. Ihre publizistischen Beiträge erscheinen bei Deutschlandfunk Kultur, ZEIT Online, FAS und im Tagesspiegel.
Helfried Carl, Diplomat, seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien und Gründer der Initiative European Capital of Democracy. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Apr 14, 2024 • 53min
Andreas Schieder: EUROPA AM SCHEIDEWEG?
Helfried Carl im Gespräch mit Andreas Schieder
EUROPA AM SCHEIDEWEG?
„Noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die europäische Demokratie derart in Gefahr wie heute. Sie ist Teil der kritischen Infrastruktur und wir müssen sie vor Angriffen von außen und innen schützen,“ meinte Andreas Schieder anlässlich des Europatags 2023.
In den vergangenen Jahren ist in der EU Grundlegendes gelungen: neue digitale Grundregeln, der Green Deal, der Corona-Wiederaufbaufonds, die Lohntransparenz-Richtlinie oder ein Lieferkettengesetz für mehr globale Verantwortung. Trotzdem steht Europa vor enormen Herausforderungen. Eine der größten ist der Kampf gegen den Klimawandel. Auch die globale Lage hat sich massiv geändert. Seit der EU-Wahl 2019 ist aus einer brüchigen Weltordnung eine gefährliche globale Unordnung geworden. Vor unserer Haustür findet ein Krieg in der Ukraine statt, und es herrscht Krieg im Nahen Osten. Hinzu kommen die zunehmende gesellschaftliche Spaltung und die Vermögenskonzentration, die die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter vergrößert hat. Gelingt es der EU, unter diesen Vorzeichen eine starke und engagierte Stimme für Multilateralismus, Demokratie und Menschenrechte zu sein? Kann die Demokratie in Europa gegen die rechten Demagogen verteidigt werden? Und welche Rolle kommt dabei dem Europäischen Parlament zu?
Andreas Schieder ist Delegationsleiter der SPÖ im
EU-Parlament. Er ist Volkswirt und passionierter Außenpolitiker. Schwerpunkte in seiner Arbeit im Europäischen Parlament sind die Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die Herausforderungen im Binnenmarkt sowie der internationale Handel.Ab 2006 Nationalratsabgeordneter, zwischen 2008 und 2013 zuerst Staatssekretär im Bundeskanzleramt, dann im Finanzministerium. 2013 bis 2018 war Schieder Klubobmann der SPÖ im Nationalrat.
Helfried Carl, Diplomat, seit 2019 Partner des von
ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien und Gründer der Initiative European Capital of Democracy. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Apr 12, 2024 • 58min
Stephan Reiner & Alexander Weissenburger: DIE HUTHIS UND DIE „ACHSE DES WIDERSTANDES“
Gudrun Harrer im Gespräch mit Stephan Reiner und Alexander Weissenburger
DIE HUTHIS UND DIE „ACHSE DES WIDERSTANDES“: DER GAZAKRIEG IM ROTEN MEER
Trotz der Intervention einer saudisch-geführten Koalition seit neun Jahren ist die Huthi-Bewegung im Nordwesten des Jemen, inklusive der Hauptstadt Sanaa, an der Macht geblieben. Der Überfall der Hamas am 7. Oktober auf Israel und der folgende Gazakrieg verschafften den Huthis Gelegenheit, sich über den Jemen-Konflikt hinaus zu profilieren: Ihre Raketen- und Drohnenangriffe im Roten Meer gefährden zusehends die globale Handelsschifffahrt. Die durch humanitäre Krisen, Zerstörung, Isolation und Kriegswirtschaft ermüdete Bevölkerung in den von den Huthis kontrollierten Gebieten scheint das Engagement an der Seite der Hamas allerdings zu unterstützen. Wird die Herrschaft der Bewegung dadurch weiter gefestigt?
Stephan Reiner war von 2019 bis 2023 am Institut für
Friedenssicherung und Konfliktmanagement und ist mittlerweile am Sprachinstitut des Bundesheeres tätig. Nach Absolvierung der Militärakademie 1998 erfolgten Verwendungen in der Fliegerabwehr mit regelmäßigen Aufenthalten im Ausland. Später war Reiner in der österreichischen Sicherheitspolitik mit Fokus Naher und Mittlerer Osten tätig. Er hat Orientalistik und Islamwissenschaft studiert und Forschungsaufenthalte auf der Arabischen Halbinsel verbracht.
Alexander Weissenburger ist assoziierter Wissenschafter am Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Er studierte Islamwissenschaften an der Universität Wien sowie Security Studies an der Universität St Andrews. Seine Doktorarbeit analysiert die Ideologie der Huthi Bewegung im Jemen. Er unterrichtete arabische Grammatik sowie auf den Nahen Osten bezogene Sicherheitsstudien am Institut für Orientalistik der Universität Wien und ist Mitherausgeber des Fachjournals Nouvelles Chroniques du manuscrit au Yémen.
Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard;
Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

Apr 9, 2024 • 1h 15min
Mark Galeotti: IN MOSCOW'S SHADOWS
Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Mark Galeotti
IN MOSCOW’S SHADOWS
With the opposition leader Alexei Navalny’s death in prison, it is easy to see little hope in and for Russia. Certainly, these are difficult times, with the war in Ukraine showing no signs of abating, growing dangers of conflict everywhere from the Middle East to cyberspace, and Putin’s Russia increasingly looking more like the Soviet Union of the 1970s. In these circumstances, it is all the more important to try and understand not just how we got here, but the potential pathways to a more productive future for both Russia and its relations with the rest of the world. Are there any signs of fractures in Putin’s regime? Is Russian society truly quiescent? What can the outside world do to help Russia evolve in a less confrontational way? Is there, in short, a chance for Russia to emerge from the shadows?
Mark Galeotti, born in 1965, is a British historian,
expert on Russian security policy and a profound expert on the Putin era. He headed the Centre for European Security at the Institute for International Relations Prague and was previously Professor of International Relations at New York University. Also, Galeotti is hosting the popular podcast In Moscow’s Shadows where he talks about Putin’s Russia behind the headlines and has authored the bestseller A Short History of Russia (2022, Random House UK).
Cathrin Kahlweit, journalist and publicist, Süddeutsche Zeitung correspondent for Central and Eastern Europe

Mar 27, 2024 • 1h 12min
Sebastian Sons: DIE NEUEN HERRSCHER AM GOLF UND IHR STREBEN NACH GLOBALEM EINFLUSS
Gudrun Harrer im Gespräch mit Sebastian Sons
DIE NEUEN HERRSCHER AM GOLF UND IHR STREBEN NACH GLOBALEM EINFLUSS
Zeitenwende am Golf: Mithilfe ihres Öl- und Gasreichtums ist es den Golfstaaten Saudi-Arabien, Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Kuwait, Bahrain und Oman gelungen, weltweit immer mehr Einfluss zu nehmen – in der Politik, der Wirtschaft oder dem Sport. Ihre ambitionierten Herrscher konkurrieren dabei um Macht und verfolgen kompromisslos eigene politische und wirtschaftliche Interessen. Diese immer dominantere Rolle von autoritären Monarchien stellt die internationale Gemeinschaft zunehmend vor fundamentale Herausforderungen. Die Golfmonarchien verfolgen gleichzeitig eine unabhängige Politik gegenüber dem Westen und intensivieren die Zusammenarbeit mit autoritären Mächten wie China und Russland. Sie missachten Menschenrechte, forcieren aber auch den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel. Insbesondere der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die darauffolgende Gewalteskalation in Nahen Osten setzt auch die Golfstaaten unter Druck und zwingt sie, ihre politischen Strategien anzupassen.
Sebastian Sons arbeitet als Senior Researcher am Center for Applied Research in Partnership with the Orient (CARPO). Zwischen 2019 und 2021 war er als Berater im Regionalvorhaben „Zusammenarbeit mit arabischen Gebern“ der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Jordanien beschäftigt. Er promovierte zum Thema „Alltägliche Präsenz, öffentliche Absenz: Praktiken, Strategien und Inhalte bei pakistanischen Medienakteuren zu Arbeitsmigration nach Saudi-Arabien“ an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er arbeitet seit über 15 Jahren wissenschaftlich zu den arabischen Golfmonarchien. Sons‘ jüngste Publikation ist 2023 erschienen und trägt den Titel „Die neuen Herrscher am Golf und ihr Streben nach globalem Einfluss“.
Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

Mar 24, 2024 • 58min
Veith Selk: DEMOKRATIEDÄMMERUNG
Robert Misik im Gespräch mit Veith Selk
DEMOKRATIEDÄMMERUNG
»In der Theorie vielleicht eine gute Idee, versagt nur leider in der Praxis!«
Was früher vom Kommunismus gesagt wurde, gilt heute für die Demokratie – sie wirkt zunehmend unglaubwürdig, hat Legitimationsprobleme, die gewählten Parteien blockieren sich gegenseitig, nichts geht mehr voran, und die antidemokratischen Parteien gewinnen an Boden. Veith Selks nüchterne Studie ist eine „brutale Niedergangsdiagnose“, die sich „schon bald als prophetisch erweisen“ könnte, feierte die Hamburger „Zeit“ Selks „Demokratiedämmerung“. Was Selks Indizienkette so beunruhigend macht: Nicht die „Antidemokraten“ sind das Problem, er zeigt vielmehr, dass der Niedergang der Demokratie eine innere Tendenz der modernen Demokratien selbst ist. Und fügt hinzu: „Eine Umkehr dieser Entwicklung ist unter den gegebenen
Rahmenbedingungen unwahrscheinlich.“ Was sind also die inneren Dynamiken moderner Gesellschaften, die eine baldige Gesundung eher unrealistisch machen? Was folgt daraus? Und welche liebgewonnenen Phrasen der Demokratietheorien sollten wir schleunigst verabschieden?
Veith Selk, Privatdozent für Politikwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt
Robert Misik, Autor und Journalist
Veith Selk, ist Politik- und Sozialwissenschaftler, der auf dem Gebiet der Politischen Theorie und intellectual history forscht. Zu seinen Schwerpunkten zählen die
Geschichte des politischen Denkens, Populismus, Demokratie, politische Ökologie und gesellschaftliche Konflikte in der soziotechnischen Transformation. Er ist Fellow am Point Alpha Research Institute und Privatdozent an der Technischen Universität Darmstadt. Neben seiner
akademischen Tätigkeit engagiert er sich in der politischen Bildung und auf dem Feld der citizen science. Er lebt in Hamburg.

Mar 22, 2024 • 56min
Annette Weber: DAS HORN VON AFRIKA AM RANDE DES ZERFALLS?
DAS HORN VON AFRIKA AM RAND DES ZERFALLS?Eine geopolitische Krise abseits des Blickwinkels westlicher Medien
Das Horn von Afrika mit den Vielvölkerstaaten Äthiopien und Eritrea, Somalia und dem Kleinstaat Djibouti, an der Grenze zum Kriegsschauplatz Sudan und der Schnittstelle von Rotem Meer und Indischem Ozean gelegen, spielt geostrategisch eine wichtige Rolle. Auf Grund seiner strategischen Lage gegenüber der Arabischen Halbinsel (Yemen und Saudi Arabien) und an der zentralen Seeroute des Welthandels am Roten Meer, der Zufahrt zum Suezkanal, war die Region seit jeher für die Weltmächte von großem Interesse. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Horn zu einem Hauptschauplatz des „Kalten Krieges“ auf dem afrikanischen Kontinent. Heute gehen mehr als 10% des Welthandels und ein großer Teil der europäischen Flüssiggasimporte über diesen Seeweg. Die tiefen Krisen, die die Länder der Region derzeit erschüttern, haben daher auch Potential, den internationalen Handel und die Energieversorgung Europas zu beeinträchtigen. Das Schlüsselland Sudan und in gewissem Maß auch Äthiopien sind durch interne Kriege zerrüttet, deren Auswirkungen auch die umliegenden Länder destabilisieren. Die Beziehungen Äthiopiens zum Erzfeind Eritrea haben einen neuen Tiefpunkt erreicht, Somalia sieht nach dem Abzug der internationalen Truppen einer unsicheren Zukunft im Kampf gegen die Terrorgruppe Al Shaabab entgegen und die die jüngste Initiative Äthiopiens, sich durch die Anerkennung der abtrünnigen Provinz Somaliland einen Zugang zum Roten Meer zu sichern, sorgt für zusätzlichen Zündstoff. Auch der Nilwasserkonflikt zwischen Äthiopien, Sudan und der regionalen Großmacht Ägypten ist noch immer nicht gelöst.
Obwohl diese Konflikte vordergründig inner- und zwischenstaatliche Konflikte sind, haben sie eine geopolitische Dimension und werden durch externe Kräfte, die die verschiedenen Kriegsparteien unterstützen, geschürt. Dies trifft besonders auf den Krieg im Sudan zu. Sowohl die benachbarten Staaten wie auch die internationale Gemeinschaft beobachten diese Entwicklungen mit größter Besorgnis. Es gibt eine Reihe von Initiativen zur Entspannung der Situation (u.a. von den USA und Saudi Arabien, der regionalen Untergruppe der afrikanischen Union IGAD, den Vereinten Nationen), deren Erfolg noch ungewiß ist. Worin bestehen diese Initiativen und was sind ihre Perspektiven? Welche geopolitischen Interessen sind im Horn von Afrika involviert und was ist die Rolle von Russland, China, der Türkei, des Westens und anderen? Was sind die Interessen der EU in der Region, was ist die Strategie der EU in diesem Konflikt? Was sind insbesondere auch die Interessen Österreichs und was kann Österreich tun?
Annette Weber, Sonderbeauftragte der Europäischen Union für das Horn von Afrika
Moderation: Irene Horejs, ehem. EU-Botschafterin in Mali und Niger