

Kreisky Forum Talks
Kreiskyforum
Das Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog ist ein Ort des europäischen und globalen Denkens, der Solidarität und Zusammenarbeit. Namhafte Kurator*innen sprechen mit unseren Gästen über politisch brisante Themen unserer Zeit und unserer Gesellschaften.
Der Podcast zur Stunde.
Der Podcast zur Stunde.
Episodes
Mentioned books

Jun 15, 2024 • 57min
Wolfgang Müller-Funk: SELBSTZERSTÖRUNG DER DEMOKRATIE, TENDENZEN & WIEDERKEHREN IM KURZEN 20. JHD.
Philipp Blom im Gespräch mit Wolfgang Müller-Funk
SELBSTZERSTÖRUNG DER DEMOKRATIE, TENDENZEN UND WIEDERKEHREN IM KURZEN 20. JHD.
In Erinnerung an Manès Sperber
Manès Sperber, geb. 1905 in Sabolotiw, Ukraine, wurde als skeptischer Humanist und unerbittlicher Kritiker totalitärer Systeme bekannt. Er lehrte an verschiedenen Hochschulen in Berlin. Für seine Bücher erhielt er zahlreiche Literaturpreise. Manès Sperber starb am 5. Februar 1984 in Paris. Seine Werke waren in den letzten Jahren nur mehr im Antiquariat greifbar. Mit einer kommentierten dreibändigen Leseausgabe, die im April 2024 erschienen ist, macht der Verlag Sonderzahl Sperbers Schriften nun wieder zugänglich.
Herausgeber Wolfgang Müller-Funk auf die Frage, warum es sich lohnt, Manès Sperber heute zu lesen und über seine Texte zu diskutieren:
„… weil er ein Autor ist, der eine Epoche literarisch und
analytisch durchdrungen hat, die von der Oktoberrevolution bis zum Niedergang und Ende des sowjetischen Sozialismus reicht.… weil seine Analyse von Macht und Diktatur, die sein literarisch-essayistisches Werk durchzieht, unschätzbare Hilfe leistet, die psychischen und sozialen Mechanismen zu begreifen, die dem heutigen Rechts- und Linkspopulismus zugrunde liegen.… weil er wie kaum ein anderer die Individualpsychologie weiterentwickelt und auf politische Phänomene angewandt hat.“
Wolfgang Müller-Funk, Germanist, Kulturphilosoph,
Essayist, studierte Germanistik, Philosophie, Geschichte und Spanisch in München. Er war Professor für Kulturwissenschaften in Birmingham und ien und u.a. Fellow an der New School for Social Research in New York und am Institut für die Wissenschaft vom Menschen in Wien. Er ist Buchautor und Verfasser von Essays und Rezensionen in diversen deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften. Und er ist Präsident der Manès Sperber-Gesellschaft.
Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und
Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien und schreibt regelmäßig für europäische und amerikanische Zeitschriften und Zeitungen.

Jun 12, 2024 • 56min
Helfried Carl, Franz Vranitzky, Sabine Herlitschka, Judith Kohlenberger & Paul Schmidt: EUROPA NEU GEDACHT
Helfried Carl im Gespräch mit Franz Vranitzky, Sabine Herlitschka, Judith Kohlenberger und Paul Schmidt
EUROPA NEU GEDACHT
Vor 30 Jahren, am 12. Juni 1994, stimmten die Österreicher:innen für den Beitritt zur Europäischen Union. Heute muss sich das Land aktuellen und richtungsweisenden Entwicklungen stellen: Statt Ablehnung und Zögerlichkeit braucht es eine optimistische Neudefinition der europäischen Schwerpunkte.
Die Herausforderungen, vor denen die EU steht, sind so groß wie nie: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine stellt die Sicherheitsordnung Europas infrage; der Klimawandel fordert zukunftsorientiertes Handeln; Migration und der Schutz der Außengrenzen verlangen gemeinsame Strategien und Lösungen; die Einflussnahme externer Akteur:innen auf liberale Demokratien wird immer problematischer und nicht zuletzt geraten Rechtsstaatlichkeit und gemeinsame Grundwerte unter Druck.
Wie kann mit all dem umgegangen werden? Im Sammelband »Europa neu gedacht«, herausgegeben von der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, zeigen rund 30 spannende Kommentare von Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft auf, wie sich Österreich für ein starkes Europa einsetzen kann.
Franz Vranitzky, Bundeskanzler a.D., Gründungs- und Ehrenpräsident des Kreisky Forums
Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG, Vizepräsidentin der Industriellenvereinigung Österreich
Judith Kohlenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin
am Institut für Sozialpolitik an der WU Wien, Senior Researcher am Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip) und am Jacques-Delors-Centre der Hertie School Berlin affiliiert, Trägerin des Kurt Rothschild Preises
Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik
Moderation:Helfried Carl, Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien

Jun 10, 2024 • 1h 7min
Samuel Moyn, Herlinde Pauer-Studer, Alexander Somek & Fabio Wolkenstein: LIBERALISM AGAINST ITSELF
Samuel Moyn, Herlinde Pauer-Studer, Alexander Somek, Fabio Wolkenstein
LIBERALISM AGAINST ITSELFThe Cold War Roots of Liberalism´s Present Crisis
By the middle of the twentieth century, many liberals looked glumly at the world modernity had brought about, with its devastating wars, rising totalitarianism, and permanent nuclear terror. They concluded that, far from offering a solution to these problems, the ideals of the Enlightenment, including emancipation and equality, had instead created them. The historian of political thought Samuel Moyn argues that the liberal intellectuals of the Cold War era—among them Isaiah Berlin, Gertrude Himmelfarb, Karl Popper, Judith Shklar, and Lionel Trilling—transformed liberalism but left a disastrous legacy for our time. In his new book “Liberalism Against Itself” Moyn outlines how Cold War liberals redefined the ideals of their movement and renounced the moral core of the Enlightenment for a more dangerous philosophy: preserving individual liberty at all costs. In denouncing this stance, as well as the recent nostalgia for Cold War liberalism as a means to counter illiberal values, Moyn presents a timely call for a new emancipatory and egalitarian liberal philosophy—a path to undoing the damage of the Cold War and to ensuring the survival of liberalism.
Herlinde Pauer-Studer, Alexander Somek and Fabio Wolkenstein will discuss with Samuel Moyn his findings and thoughts.
Samuel Moyn is Chancellor Kent Professor of Law and
History at Yale University and author of many books on the history of ideas and politics in the twentieth century
Herlinde Pauer-Studer is Professor emeritus, Department of Philosophy, University of Vienna
Alexander Somek is Professor of Legal Philosophy at the Faculty of Law, University of Vienna
Fabio Wolkenstein is Associate Professor at the Institute for Political Science, University of Vienna

May 24, 2024 • 54min
Franz Schuh & Maria Katharina Moser: MITLEID - Plädoyer für ein unzeitgemäßes Gefühl
Franz Schuh im Gespräch mit Maria Katharina Moser
MITLEID
Plädoyer für ein unzeitgemäßes Gefühl
Titel und Idee zu dieser Veranstaltung entstammen einem Buch des Theologen Alfred Holl. 1954 zum Priester geweiht, brachten ihn seine Texte in Konflikt mit der katholischen Kirche; 1976 folgte die Suspendierung vom Priesteramt. Er lebte als Schriftsteller und freier Publizist in Wien, wo er 2020 starb. Der Residenzverlag publiziert seit 2021 eine Werkausgabe seiner Schriften, herausgegeben von Walter Famler und Harald Klauhs. Holls Buch „Mitleid im Winter“ erscheint dieser Tage mit einem Vorwort von Franz Schuh.
„Adolf Holl war einst Kaplan und danach einer der Moderatoren des seligen Club 2. Aber vor allem war er, auch wenn dies am wenigsten bemerkt wurde, einer der großen Schriftsteller Österreichs. Das ist deshalb weniger bemerkt worden, weil seine Bücher religiöse Themen hatten, obwohl Holls Darstellungen über religiöse Beschränkungen hinaus gingen. Sein Buch „Mitleid im Winter“ ist literarisch ein Meisterwerk, aber es ist auch für sogenannte „Sachfragen“ zuständig. Die Grundfrage könnte man so formulieren: Mitleid ist ein Gefühl, dessen man sich nicht erwehren kann, aber nicht selten erwehren muss. Zwischen der nötigen Selbstsorge und der Sorge für andere herrscht nicht einfach Einigkeit“. (Franz Schuh)
Schuh hat in seinem Buch „Hilfe. Ein Versuch zur Güte“ thematisch verwandt argumentiert: Die Bürokratisierung von Hilfe, ihre gesetzliche und organisierte Verankerung in der Gesellschaft, sei zuverlässiger als das naturgemäß schwankende Mitleidsgefühl, ohne das allerdings die – wie immer auch gut organisierte – Hilfe gar nicht existieren könnte.
Über charakteristische Ambivalenzen des Mitleids soll mit Dr.in Maria Katherina Moser gesprochen werden. Sie ist Leiterin der Diakonie, kommt also aus der Praxis und kennt sich als Theologin und Pfarrerin ebenso gut in der Theorie aus.
Maria Katharina Moser ist evangelische Pfarrerin,
Sozialethikerin und seit September 2018 Direktorin der Diakonie Österreich. Sie studierte Theologie in Wien sowie interkulturelle Frauenforschung in Manila. Nach Arbeitserfahrung in Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und an der Universität war sie von 2007 bis 2014 als Redakteurin in der Hauptabteilung Religion TV beim ORF tätig. Danach folgte der Schritt ins Pfarramt: sie war zunächst Vikarin und dann Pfarrerin in der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien-Simmering und wissenschaftliche Referentin des Instituts für öffentliche Theologie und Ethik der Diakonie.
Franz Schuh studierte Philosophie, Geschichte und
Germanistik. Er ist Schriftsteller, Lehrbeauftragter an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und Kolumnist für Zeitschriften und Rundfunkstationen. Er erhielt u.a. 2006 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2011 den Österreichischen Kunstpreis und 2021 den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay. Bei Zsolnay erschienen zuletzt „Lachen und Sterben“ (2021) und „Ein Mann ohne Beschwerden“ (2023).

May 21, 2024 • 58min
Rebellische Wirtschaft – 50 JAHRE ROTER BÖRSENKRACH
Robert Misik im Gespräch mit Jonas Grundnig, Peter Rosner, Therese Guttmann und Wilhelm Hemetsberger
Rebellische Wirtschaft – 50 JAHRE ROTER BÖRSENKRACH
Der „Rote Börsenkrach“, kurz RBK, ist die älteste Basisgruppe an der Universität Wien und stellt dort die Studienvertretung der
Volkswirtschaftslehre. Gegründet wurde er im Jahr 1974, unter anderem von Peter Rosner – damals junger Doktorand, später dann VWL-Professor an der Uni Wien. Der „Börsenkrach“ ist aber mehr als bloß „eine Basisgruppe“: Er ist, auch wegen der Netzwerke, die er etablierte, und der Karrieren, die viele Protagonisten machten, und wegen seines Einflusses auf das unorthodoxe ökonomische Denken, eine kleine Legende. Heuer begeht der RBK seinen 50. Geburtstag. Seit seiner Gründung gibt der eine gleichnamige Studierendenzeitschrift heraus.
„Jede_r Einzelne soll selbstbestimmt leben und studieren können. Das heißt, Fragen diskutieren zu können, anstatt stupide anwenden zu müssen, was man an formalen und statistischen Methoden vorgesetzt bekommt. Autoritäres, als Expertentum verkauftes Gehabe von
Universitätsangehörigen steht dem im Weg.“ So definiert der RBK heute seine Aufgabe. Er will, heißt es weiter, „eine Plattform für selbstbestimmtes Leben und Studieren sein. Der RBK ist emanzipatorisch…“
Trotz der suggestiven Farbe im Namen war der RBK nie eine sozialistische oder kommunistische Parteiorganisation. „Wir waren schon am Marxismus interessiert, aber wir haben uns keiner Ideologie fix verbunden gefühlt“, so Gründungsvater Peter Rosner kürzlich im STANDARD.
So manche Mitstreiter*innen des RBK haben nach ihrem Studium bemerkenswerte Laufbahnen hingelegt, wie etwa Gertrude Tumpel-Gugerell, die als Notenbankerin im Direktorium der Europäischen Zentralbank Karriere machte, oder der international renommierte Forscher Ernst Fehr oder Investmentbanker Willi Hemetsberger.
Jonas Grundnig, Roter Börsenkrach
Peter Rosner, Wirtschaftswissenschaftler
Therese Guttmann, Institute for Ecological Economics, WU Wien
Wilhelm Hemetsberger, Vorstandsvorsitzender Ithuba – Capital
Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist

May 16, 2024 • 56min
Eva Menasse: NACHDENKEN ÜBER DIGITALE SCHLAMMSCHLACHTEN
Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Eva Menasse
NACHDENKEN ÜBER DIGITALE SCHLAMMSCHLACHTENWie die Dauervernetzung die Diskussionskultur bedroht
Eva Menasse konstatiert in ihrem jüngsten Essay „Alles und Nichts
sagen – Vom Zustand der Debatte in der Digitalmoderne“: Nichts hat das
Zusammenleben so umfassend verändert wie die Digitalisierung – wir
denken, fühlen und streiten anders, seit wir dauervernetzt und
überinformiert sind. Die Auswirkungen betreffen alle, egal, wie sehr sie
die neuen Medien überhaupt nutzen. Es ist ein Stresstest für die
Gesellschaft: Der Überfluss an Wissen, Geschwindigkeit, Transparenz und
Unlöschbarkeit ist, vor allem, wenn redaktionelle Verantwortung fehlt,
kein Wert an sich.
Die neuen digitalen Umgangsformen zeigen sich seit sechs Monaten besonders krass in der Diskussion über den Nahostkonflikt. Wieso gerade über Gaza und Israel derzeit so heftig gestritten wird, lässt sich geschichtlich und politisch analysieren, sagt die Autorin. Deutschland und Österreich stehen mit Israel in einer anderen Beziehung als Großbritannien und Frankreich – die Diskussion läuft deshalb unterschiedlich. Durch das Netz „sehen“ wir aber alles gleichzeitig und nehmen jeweils die Argumente heraus, die uns passen.
Eva Menasse begann als Journalistin bei profil und
FAZ und debütierte im Jahr 2005 mit dem Familienroman »Vienna«. Die Autorin wurde in Wien geboren, lebt aber seit 20 Jahren in Berlin. Ihr jüngster Roman »Dunkelblum« war ein Bestseller und wurde in neun Sprachen übersetzt. Ihre Romane, Erzählungen und Essays sind vielfach ausgezeichnet und übersetzt worden – u.a. mit dem Österreichischen Buchpreis, dem Bruno-Kreisky-Preis und dem Ludwig-Börne-Preis.
Tessa Szyszkowitz, Falter-Kolumnistin und Autorin,
war Korrespondentin in Moskau, Brüssel, Jerusalem, London. Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum, Senior Associate Fellow Royal United Services Institute in London.

May 14, 2024 • 1h 20min
ARI RATH PRIZE FOR CRITICAL JOURNALISM 2024
ARI RATH PRIZE FOR CRITICAL JOURNALISM 2024
EXILE – FLIGHT – EXPULSION
Prize winner: Maria Sterkl, journalist, correspondent of the Austrian daily newspaper Der Standard in Israel and OPT
Laudator: Tessa Szyszkowitz, FALTER columnist and author
Prize winner: Palestine-Israel Journal, Hillel Schenker and Ziad Abu Zayyad, co-editors
Laudator: Gertraud Auer Borea d’Olmo, Bruno Kreisky Forum
The „Ari Rath Prize for Critical Journalism“ was established on the basis of a private initiative. In the spirit of the renowned former editor-in-chief of the Jerusalem Post, who passed away in January 2017, it honors journalists who have made outstanding contributions to critical reporting on flight, displacement and asylum that is committed to upholding human rights.
A jury of experts under the chairmanship of Gertraud Auer Borea d’Olmo, the Secretary General of the Bruno Kreisky Forum for International Dialogue and close confidant of Ari Rath, unanimously nominated Maria Sterkl and the Palestine-Israel Journal for the „Ari Rath Prize for Critical Journalism“ 2023.
Maria Sterkl, geboren nahe Krems / Donau, studierte
Handelswissenschaft in Wien, Parma und Sønderborg. Ab 2002 journalistische Tätigkeit, zuerst bei den Niederösterreichischen Nachrichten NÖN, dann Salzburger Nachrichten, schließlich bei Der Standard in Wien, zuerst für Wirtschaft, dann Kultur, Chronik und lange Zeit im Politikjournalismus.
Seit 2020 Korrespondentin in Jerusalem, auch für die Frankfurter Rundschau, die Funke Mediengruppe und den STANDARD. Freie Autorin, unter anderem bei der Zeit. Themenschwerpunkte: Israel und
Palästina, Zustand der Demokratie und der Menschenrechte, Wirtschaft und Soziales, Kultur und gutes, einfaches Essen.
Das Palestine-Israel Journal wird von Middle East
Publications herausgegeben, einer gemeinnützigen Organisation, die 1994 von zwei prominenten palästinensischen und israelischen Journalisten, Ziad AbuZayyad und Victor Cygielman (1926-2007), gegründet wurde. Sie wurde zeitgleich mit den ersten Phasen des Osloer Friedensprozesses ins Leben gerufen, um den Dialog zwischen den Zivilgesellschaften auf beiden Seiten zu fördern und die Basis für die Unterstützung des Friedensprozesses zu verbreitern. Es war von Anfang an klar, dass neben den institutionellen Bemühungen von Palästinensern und Israelis auch Kommunikationskanäle für Akademiker und andere Intellektuelle, Meinungsbildner und politische Entscheidungsträger, Basisorganisationen und Aktivisten geöffnet werden müssen, damit sie ihre Ansichten äußern und sich an der öffentlichen Debatte für eine demokratische und gerechte Lösung des Konflikts beteiligen können.
Mitglieder der Jury:
Gertraud Borea d’Olmo, Bruno Kreisky Forum, Legatarin von Ari RathAlexandra Föderl-Schmid, stv. Chefredakteurin Süddeutsche ZeitungFritz Hausjell, Institut für Publizistik und KommunikationswissenschaftenOliver Rathkolb, Institut für Zeitgeschichte

May 7, 2024 • 1h 3min
Julian Hans: DER KRIEG DAHEIM: DIKTATUR UND GEWALT IN RUSSLAND
Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Julian HansDER KRIEG DAHEIM: DIKTATUR UND GEWALT IN RUSSLAND
Woher kommt die ungeheuere Brutalität, mit der die russischen Soldaten in der Ukraine morden, plündern und vergewaltigen? Warum wehren sich so wenige Russen gegen den Krieg? Wie nutzt der russische Staat strukturelle Gewalt für seine politischen Ziele? Julian Hans, Russland-Experte und ehemaliger Moskau-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, macht anhand von fünf spektakulären Verbrechen sichtbar, wie sich Gewalt und Erniedrigung in das Leben der Menschen gefressen haben. Wer verstehen will, wie die russische Gesellschaft tickt, findet bei ihm seismographisch-genaue Antworten.
Auch wenn Putin eines Tages nicht mehr im Kreml sitzt, so seine Analyse, wird die russische Gesellschaft doch weiter von Gewalt durchsetzt sein. Denn Menschen, die ihr Leben lang erniedrigt wurden, sind eher bereit, andere zu erniedrigen. Menschen, die nie erfahren haben, dass ihr eigenes Leben geschützt und geachtet wird, können schwer Achtung und Mitgefühl für andere entwickeln. Menschen, die gelernt haben, dass es keine Wahrheit gibt, die nicht morgen in ihr Gegenteil verkehrt werden kann, werden misstrauisch und hart.
Julian Hans befasst sich seit mehr als 30 Jahren mit
Russland und Osteuropa. Von 2013 bis 2018 war er Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Moskau. Heute lebt er als Autor in München. Er hat in Frankfurt (Oder), Moskau und Poznań Kulturwissenschaften und osteuropäische Geschichte studiert. Anschließend erhielt er seine journalistische Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg. Von 2006 bis 2011 war er Redakteur der ZEIT. Er arbeitet als Redakteur für das Portal www.dekoder.org .
Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung für Mittel- und Osteuropa

May 2, 2024 • 49min
Thuli Madonsela: SOUTH AFRICAS NEW ROLE IN INTERNATIONAL RELATIONS
Georg Lennkh in conversation with Thuli MadonselaSOUTH AFRICAS NEW ROLE IN INTERNATIONAL RELATIONS
Today, South Africa plays a leading political and economic role on the African continent. The country is committed to resolving intra-African conflicts and strengthening regional organizations such as the African Union (AU) and the Southern African Development Community (SADC).
In the global economy, South Africa plays a mediating role between industrialized and developing countries. In international organizations such as the United Nations, the G20 and the World Trade Organization (WTO), South Africa sees itself as an advocate for Africa’s interests. In 2023, South Africa held the presidency of the BRICS states, an informal group of emerging economies.
The fact that more than half of South Africa’s population lives below the national poverty line is a cause for concern. The black population is particularly affected. There is hardly any other country in the world where income and wealth are distributed as unequally as in South Africa.
South Africa is also intervening on a geopolitical level. Since the beginning of the Gaza war, the country has been one of the fiercest critics of the Israeli military operation. It has called on the International Court of Justice (ICJ), the main UN legal body responsible for settling disputes between states, to classify Israel’s actions in the Gaza Strip as „genocide“. South Africa has also submitted an urgent appeal to the ICJ to ensure that Israel allows more humanitarian aid into the embattled Gaza Strip.
One of the most knowledgeable experts on historical and current developments in the country is the former Public Protector of South Africa and former founder of the Thuma Foundation for Democracy Leadership and Literacy, Thuli Madonsela.
Prof. Madonsela is the director of the Centre for Social Justice(CSJ) in the Faculty of Law at Stellenbosch University, the Law Trust Research Chair Professor of Law in Social Justice Studies and a member of the African Academy of Sciences. She was recently appointed to the UN Scientific Advisory Board and as Chairperson of Cities Alliance. She is a member of the International Anticorruption Advisory Council and Global Justice Leaders.
Prof. Madonsela was one of the drafters of the Constitution and a key participant in the conceptualization and drafting of several laws, including the Promotion of Administrative Justice Act. She also helped draft a number of international human rights instruments and country reports.
Georg Lennkh, former Austrian Special Envoy for Africa and former EU Special Representative in Chad, board member of the Kreisky Forums

Apr 30, 2024 • 1h 7min
Mitchell Ash: DIE USA VOR DEN WAHLEN
Eva Nowotny, Raimund Löw, Mitchell Ash
DIE USA VOR DEN WAHLENTrump versus Biden und darüber hinaus
Schon vor Abschluss der Vorwahlen steht ein Rematch zwischen Donald Trump und Joe Biden um die Wahl zum Präsidenten der USA fest. Dass Donald Trump überhaupt eine Chance hat, diese Wahlen für sich zu entscheiden, hat unter anderem mit dem Wahlsystem der USA zu tun, in dem die Präsidentschaft nicht durch Direktwahl, sondern durch die Stimmen von Wahlmännern und -frauen aus den Bundesstaaten im sogenannten Electoral College bestimmt wird. Die Frage ist, ob und warum Trump trotz Rechtsbrüchen und Gerichtsverfahren wirklich ernsthafte Chancen bei dieser Wahl hat, und wie Joe Biden und die Demokraten die Wiederwahl des amtierenden Präsidenten sichern wollen. Es geht aber auch um Wahlen zum US-Kongress sowie um zahlreiche Wahlen in den Bundesstaaten, in denen Stimmenmehrheiten entscheiden. Auch diese Wahlen bestimmen die Zukunft des Landes mit, denn es steht wegen der Radikalisierung der Republikanischen Partei die Regierbarkeit des Landes auf dem Spiel.
Begrüßung und FramingEva Nowotny, Vorstandsmitglied des Bruno Kreisky Forums, Diplomatin i.R.
Im GesprächMitchell Ash, US-amerikanischer Historiker, emeritierter Universitätsprofessor der Universität Wien, wissenschaftlicher Autor und Herausgeber
Raimund Löw, Journalist, Autor, Historiker, ist Leiter
des Falter Radio. Davor berichtete er seit den 1980er-Jahren für den ORF als Auslandskorrespondent, u.a. aus Moskau, Brüssel, Washington und
Peking