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Sternstunde Philosophie

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Jan 7, 2023 • 1h 1min

Zeit, unsere kostbarste Ressource

«Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine!» Der flapsige Spruch dürfte vielen aus dem Herzen sprechen. Doch warum ist Zeit eine so knappe Ressource, und liesse sie sich gerechter verteilen? Barbara Bleisch fragt nach bei der Journalistin Teresa Bücker und dem Soziologieprofessor Hartmut Rosa. Im Zeitsparen müssten wir Weltklasse sein: Wir finden die grosse Liebe beim «Speed Dating», essen «Fast Food», züchten «Turbomais» und steigen in den Hochgeschwindigkeitszug. Doch obwohl wir so hochtourig leben wie nie zuvor, stellt sich die grosse Ruhe nicht ein. Für den Soziologen und Beschleunigungstheoretiker Hartmut Rosa findet sich der Grund in der «dynamischen Stabilisierung» moderner Gesellschaften: Wir können nur erhalten, was wir haben, wenn wir uns permanent steigern. Teresa Bücker, die mit ihrem Buch «Alle Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit» grosse Erfolge feiert, sieht unsere Zeitnot auch im System begründet. Allerdings leiden nicht alle gleichermassen unter Zeitarmut. Bücker fordert deshalb eine gerechtere Verteilung der Ressource Zeit. Wie wir uns als Gesellschaft beruhigen und unsere individuelle Sehnsucht nach Zeit stillen, darüber diskutieren die beiden mit Barbara Bleisch.
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Dec 24, 2022 • 58min

Atheistisch glauben – ein Widerspruch?

In der Schweiz glauben immer weniger an einen Gott als allmächtigen und gütigen Vater im Himmel. Viele glauben jedoch, dass da «irgendwie mehr» sein muss. Der Religionsphilosoph und Theologe Hartmut von Sass plädiert für einen atheistischen Glauben. Wie das gehen soll, fragt Barbara Bleisch. Auch wenn die Kirchen zunehmend leer bleiben, drängen sich zu Hochzeiten, Trauerfeiern und Weihnachten nach wie vor viele in die Bänke. Und es zeigt sich, dass trotz der unzähligen Kirchenaustritte Menschen nicht weniger glauben, aber an anderes denn an einen allgütigen und allwissenden Vater, der im Himmel thront. Der Theologieprofessor und Religionsphilosoph Hartmut von Sass geht einem Glauben auf den Grund, der ohne einen Gott auskommt. Zu glauben heisst für ihn, sich in einer bestimmten Haltung auf die Welt zu beziehen. Aber was bleibt vom christlichen Glauben, wenn es Gott Vater nicht mehr gibt? Kann ein atheistischer Glaube zukunftsfähig sein? Mit Hartmut von Sass spricht Barbara Bleisch.
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Dec 17, 2022 • 58min

Kim de l’Horizon – Befreit eure Körper!

Kim de lHorizon hat für den Roman «Blutbuch» den Deutschen sowie den Schweizer Buchpreis erhalten. Yves Bossart spricht mit der non-binären Autorperson über die Kategorien Mann und Frau, über Körper- und Sprachbilder – und über die Heilung kollektiver Traumata durch Schamanismus und Hexerei. Kim de lHorizon hat eine Sensation geschafft. Zwei Buchpreise in einem Jahr – für den Debütroman einer non-binären Person, die sich weder als Mann noch als Frau identifiziert. Kim de lHorizon ist in der Schweiz aufgewachsen, hat Germanistik und literarisches Schreiben studiert und über zehn Jahre an dem Roman gearbeitet. «Blutbuch» erzählt die Geschichte einer non-binären Person, die auf der Suche nach dem eigenen Körper und der eigenen Herkunft ist. Das Buch kreist in verschiedenen Sprachstilen und Formen um Themen wie Körper, Angst, Geschlecht, Sprache, Prägung, Trauma und Verwandlung. Yves Bossart spricht mit Kim de lHorizon über den Raum zwischen Mann und Frau, über die Magie von Sprache und über die tiefe Sehnsucht nach Verbundenheit.
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Dec 10, 2022 • 59min

Quiet Quitting – Gut leben statt gut arbeiten?

«Quiet Quitting» wird in den Sozialen Medien heiss diskutiert: Schluss mit Überstunden und extra Effort am Arbeitsplatz. Geleistet wird nur noch, was der Vertrag verlangt, also Dienst nach Vorschrift. Mehr zum Zug kommen sollen Familie und Freizeit. Steht ein grundlegender Wandel der Arbeitswelt an? Den Begriff «Quiet Quitting» mit in die Welt gesetzt hat ein junger Mann auf TikTok. Er definiert Quiet Quitting so: «Du kündigst nicht deinen Job, arbeitest aber nicht mehr als dein Vertrag vorsieht. Arbeit ist nicht dein Leben, dein Wert als Mensch definiert sich nicht über deine Produktivität.» Vor allem die Generation Z, aber auch die Millenials, wollen die Fehler ihrer Eltern nicht wiederholen. Das heißt: sich nicht im Job verausgaben oder sich über die Arbeit definieren. Wochenenddienste werden abgelehnt, nach Feierabend keine Anrufe mehr angenommen, auch nicht mehr ins Mail-Postfach geschaut. Plädiert wird für mehr Lebenszeit statt Konsum und Karriere, für eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Workaholic möchte heute niemand mehr sein. Stattdessen sehnt man sich danach, die Welt zu bereisen und sich Sinnvollem zu widmen. Ein klassischer «Nine to Five»-Job? Uncool. Und die Folgen: Steht ein fundamentaler Wandel Arbeitswelt bevor? Ist es überhaupt vernünftig, am Arbeitsplatz nach Sinn zu suchen? Lebt es sich als «stiller Drückeberger» vielleicht sogar besser? Oder ist «Quiet Quitting» nur das nächste Level der Wohlstandsverwahrlosung? Am Philosophischen Stammtisch diskutieren Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger mit ?eyda Kurt, Journalistin, Kolumnistin und Autorin, und mit Konrad Liessmann, Philosoph und Essayist.
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Dec 3, 2022 • 1h 1min

Susanne Burri – Was der Tod mit unserem Leben macht

Krankheiten, Kriege und Katastrophen rücken den Tod in das Bewusstsein. Was bedeutet das für das Leben? Und wie geht eigentlich sterben lernen? Yves Bossart spricht mit der Philosophin Susanne Burri über den Tod, über seine Rolle in der Gesellschaft und über die Sehnsucht nach Unsterblichkeit. Susanne Burri ist Juniorprofessorin für Philosophie an der Universität Konstanz und beschäftigt sich intensiv mit Themen wie Krieg, Tod und Sterblichkeit. Sie glaubt, dass das Nachdenken über den Tod das Leben verbessert. Aber auch, dass man als Gesellschaft den Tod noch immer verdrängen. Bereits der antike Philosoph Epikur sprach von einer «verdrängten Angst vor dem Tod». Welche Folgen diese Verdrängung hat, ob der Tod schlimm ist und ob ein 200-jähriges Leben langweilig ist – darüber spricht Yves Bossart mit der Schweizer Philosophin.
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Nov 26, 2022 • 57min

Lukas Bärfuss: Wie wir die Fesseln der Herkunft sprengen

Lukas Bärfuss, das ist der weltbekannte Schriftsteller, Büchner-Preisträger, Ehrendoktor. Lukas Bärfuss, das ist auch der zeitweilig Obdachlose, der Arbeitslose, der Sohn eines Delinquenten. Warum wir mehr sind als unsere Herkunft und wer am Klassismus ein Interesse hat: Barbara Bleisch fragt nach. Lukas Bärfuss hat das Erbe seines Vaters ausgeschlagen. Denn ausser Schulden hat der Vater seinem Sohn nichts hinterlassen. An Hab und Gut zurückgeblieben ist einzig eine Kiste, die der Schriftsteller jahrelang nicht angerührt hat. Als er sie öffnet, findet er darin nichts Nennenswertes – kommt aber ins Sinnieren über die eigene Herkunft, über seine Familiengeschichte, übers Erben und über Hinterlassenschaften. Seine Gedanken hat er in seinem neusten Buch «Vaters Kiste» zu einem sehr persönlichen Essay gewoben, in dem er auch von seiner Zeit als Obdachloser berichtet und dem lebenslangen Ringen, seine Herkunft abzustreifen. Barbara Bleisch trifft den grossen Schweizer Intellektuellen zu einem Gespräch über Familie und Abstammung, über Generationengerechtigkeit und über unsere «Herkunftsneurose».
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Nov 19, 2022 • 60min

Emilia Roig – Eine Welt ohne Rassismus und Unterdrückung

Emilia Roig kennt als «queere», schwarze Frau Diskriminierung aus eigener Erfahrung. Die Politologin, Aktivistin, Autorin von «Why We Matter» und Gründerin des Center for Intersectional Justice in Berlin kämpft für radikale Gleichberechtigung. Als Kind einer aus Martinique stammenden schwarzen Mutter, eines jüdisch-algerischen weissen Vaters und Enkelin eines glühenden Anhängers der rechtspopulistischen Partei «Front National» erkannte Emilia Roig schon sehr früh, wie verschiedene Formen von Diskriminierung in Institutionen wie der Schule, seitens der Gesellschaft, aber auch innerhalb der eigenen Familie auftreten können. Diskriminierung innerhalb von Diskriminierung bzw. die Überschneidung von verschiedenen Diskriminierungsformen - «Intersektionalität» – wurde später zu ihrem Forschungsschwerpunkt. Wie können solche Verschränkungen von verschiedenen Unterdrückungsformen erkannt und aufgelöst werden? Ist eine Welt ohne Diskriminierung überhaupt möglich? Und wie kommt man dahin? Ein Gespräch unter der Leitung von Yves Bossart.
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Nov 12, 2022 • 58min

Gabriele von Arnim – «Wenn du stirbst, bringe ich dich um»

Nach zwei Schlaganfällen kann der Mann von Autorin Gabriele von Arnim kaum mehr sprechen, ist halbseitig gelähmt und stark pflegebedürftig. Wie macht man weiter, wenn ein Schicksalsschlag einen aus allem herauskatapultiert, das bisher war? Barbara Bleisch fragt nach. Eigentlich wollte Gabriele von Arnim ihren Mann nach langer Ehe verlassen. Doch am selben Tag, als sie ihm ihren Entscheid mitteilt, erleidet er einen Schlaganfall, wenige Tage später einen zweiten. Von da an ist der zuvor weitbekannte und eloquente Fernsehjournalist plötzlich ein Kranker, der statt sprechen nur noch unverständlich würgen und krächzen, nicht mehr gehen, lesen oder schreiben, aber nach wie vor glasklar denken kann. Noch im Spital flüstert ihm Gabriele von Arnim zu: «Wenn du stirbst, bringe ich dich um», und bleibt bei ihm, bis zu seinem Tod. Diese zehn Jahre werden für beide zu einer Zerreissprobe, in der sich Angst, Hoffnung, Hilflosigkeit und Wut ständig abwechseln, in der sie sich aber auch in nicht mehr gekannter Innigkeit neu begegnen. In ihrem Buch «Das Leben ist ein vorübergehender Zustand» beschreibt die Journalistin schonungslos und ehrlich, was es bedeutet, wenn der eigene Mann über Nacht zum Pflegefall wird und aus einem selbst die Frau des Kranken. Und wie einsam ein Mensch ist, der sich trotz hellwachem Geist nicht mehr ausdrücken kann und dessen Freunde sich abwenden aus einem Schamgefühl heraus oder aus schierer Verunsicherung. Ein Gespräch über Schicksalsschläge, Trauer und das Weiterleben.
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Nov 5, 2022 • 59min

Werner Herzog – Das Leben als Grenzsituation

Erstbesteigungen, Vulkanausbrüche, Flugzeugabstürze. Werner Herzogs Filme handeln fast alle von extremen Ereignissen und Charakteren, sie zeigen absolute Grenzsituationen menschlicher Existenz. Warum tut er sich das immer wieder an, was treibt ihn an? «Aguirre, der Zorn Gottes», «Fitzcarraldo» oder «Queen Of The Desert» - Werner Herzog dreht Filme über herausragende Figuren in Grenzsituationen, über 80 sind es bereits. Dieses Jahr feiern gleich zwei seiner Filme Premiere. Dabei wechselt Herzog scheinbar mühelos zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, gilt im Filmgeschäft eher als Solitär, inszenierte Opern in Mailand und Bayreuth und betätigt sich inzwischen auch als Autor. Mit «Jeder für sich und Gott gegen alle» legte er kürzlich seine Memoiren vor. Darin beschreibt der Autorenfilmer unter anderem seine Kindheit in Bayern, als die Bauern noch ausschliesslich mit Pferden arbeiteten und die Breaking News per Ausrufer auf dem Dorfplatz verbreitet wurden. Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger spricht Herzog über die beschwerliche Suche nach dem richtigen Bild, über die Ehrfurcht vor der Schöpfung und über das Staunen als Anfang jeder Kunst.
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Oct 29, 2022 • 1h 1min

Rudolf Steiner und die Anthroposophie

Rudolf Steiner hat fraglos ein grosses Erbe hinterlassen: von den Steiner-Schulen über Demeter bis zu Weleda. Wer aber war der umstrittene Begründer der Anthroposophie? Woran glaubte er wirklich? Das klären Yves Bossart und Olivia Röllin in einer Begegnung der Sternstunden Religion und Philosophie. Vor rund hundert Jahren hat der Österreicher Rudolf Steiner in vielen Lebensbereichen wegweisende Impulse gegeben: Von der Pädagogik über die biodynamische Landwirtschaft und anthroposophische Medizin bis zur Architektur und dem Bankenwesen. Doch immer wieder wird Kritik laut, an Steiners Schriften, die klare deutschnationalistische Züge aufweisen, oder an Steiner Schulen, die sich teilweise den Corona-Massnahmen widersetzten. Weshalb? Welches Weltbild verbirgt sich hinter der «Anthroposophie»? Was hat es mit Steiners Glauben an «Hellseherei», «Karma» und «Astralleibern» auf sich? Um diese Fragen zu klären, besucht Olivia Röllin eine Steiner Schule in Münchenstein bei Basel und das Goetheanum, den Sitz der «Allgemeinen anthroposophischen Gesellschaft» in Dornach. Yves Bossart spricht im Studio mit der Anthroposophin und Steiner-Biografin Martina Maria Sam und mit dem Anthroposophie-Kritiker und Religionsphilosophen Ansgar Martins.

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