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ÄrzteTag

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Aug 28, 2024 • 21min

Was nimmst du von deinem Einsatz als Seenotretter mit, Jörg Schmid?

Der Arzt in Weiterbildung war auf Seenotrettungsmission im Mittelmeer und schildert seine Erfahrungen Bis er die Erlebnisse der Seenotrettungsmission richtig verarbeitet hat, wird wohl noch einige Zeit vergehen – eine erste Bilanz seines Einsatzes an Bord der Humanity 1 kann Jörg Schmid aber bereits ziehen. Der Arzt in Weiterbildung war gut fünf Wochen als Mitglied des Care Teams auf dem Schiff im Mittelmeer unterwegs. Warum die Triage nach einer Rettung eine der größten Herausforderungen des Einsatzes war, erzählt Jörg im Podcast. Er berichtet außerdem im Detail, wie MedEvacs, also medizinische Evakuierungen, abgelaufen sind und welche Krankheitsbilder ihm in der Bordklinik am häufigsten begegnet sind. „Das meiste konnte ich gut einschätzen“, erzählt Jörg. Neben dem Wissen aus Studium und Weiterbildung habe er sich aber vieles auch selbst beigebracht – denn schon seit dem Studium habe er gewusst, dass die humanitäre Arbeit ihn interessiert. „Deswegen habe ich auch immer schon – wo möglich – darauf gepocht, mir extra Wissen anzueignen“, sagt der angehende Arzt für Allgemeinmedizin. Ob er noch einmal auf Seenotrettungsmission gehen würde und was er jungen Kolleginnen und Kollegen rät, die über ein Engagement nachdenken, verrät Jörg Schmid in der Bilanz seines Einsatzes.
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Aug 27, 2024 • 31min

Wieso fallen Honorarrunden für Ärzte oft so enttäuschend aus, Dr. Bartels?

KV-Vize in Rheinland-Pfalz erklärt, warum er die Systematik der Verhandlungen ändern möchte. Ein Plus von 1,6 Prozent bieten die Krankenkassen im Bewertungsausschuss, 5,7 Prozent fordern die Vertragsärzte: Es geht um die Entwicklung des Orientierungswertes, der aktuell bei 11,9339 Cent liegt. Angesichts des enttäuschenden Angebots des GKV-Spitzenverbands der Krankenkassen hatte die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz eine Reform der Finanzierungsverhandlungen gefordert. Im „ÄrzteTag“-Podcast erläutert KV-Vize Dr. Andreas Bartels die Systematik der Verhandlungen und wieso trotz enger Vorgaben des Gesetzgebers und eigener Regularien im Bewertungsausschuss Angebot und Forderung der Vertragsärzte so weit auseinanderliegen können. Es sei eine „schwarze Stunde für die Ärzteschaft“ gewesen, als die Kassenärztliche Bundesvereinigung in den Zeiten der Stagnation den Morbiditätsbezug der Gesamtvergütung durchgesetzt habe, so Bartels im Gespräch. Nachdem in den vergangenen Jahren die Grundlohnsumme relativ stark gestiegen ist, habe sich die Vergütung der Krankenhäuser seit 2013 um rund 43 Prozent erhöht – die der Vertragsärzte dagegen nur um 20 Prozent, hatte Mitte August KBV-Chef Dr. Andreas Gassen vorgerechnet. Der Anästhesist führt auch aus, warum eine zu geringe Steigerung des Orientierungswertes den ambulanten Sektor im Wettbewerb mit den Krankenhäusern entscheidend benachteiligt: So könnten die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte nicht nur bei den MFA-Gehältern nicht mit den Kliniken mithalten; vielmehr würden auch die angestellten Ärztinnen und Ärzte von der Tariflohnentwicklung in den Krankenhäusern abgekoppelt. Mittlerweile seien aber 40 Prozent der Arztsitze von angestellten Ärztinnen und Ärzten besetzt. Bartels erläutert außerdem im „ÄrzteTag“ an welchen Stellen die Kassen- und die Ärzteseite besonders weit auseinander liegen, zum Beispiel beim kalkulatorischen Arztlohn, wie sich die Entwicklung der Gehälter der Medizinischen Fachangestellten auf den Anteil der Technischen Leistungen niederschlagen, warum die Effizienzreserven in den Praxen längst ausgereizt seien, wieso der Schlichter Professor Jürgen Wasem die KBV mit seinen Entscheidungen immer wieder in die Bredouille bringt, den Zusammenhang von akkurater Diagnosen-Kodierung und ärztlichen Honoraren, und warum die Neiddebatte um die ärztlichen Honorare in die Sackgasse führt.
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Aug 19, 2024 • 7min

Jörg auf der Humanity 1: Vier Einsätze, mehr als 200 Gerettete und ein Fall von drohendem Organversagen

Nach vier Rettungen ist Jörg Schmid als Arzt auf Seenotrettungsmission in der Bordklinik im Dauereinsatz Freitag, 16. August. Seit fünf Tagen ist die Humanity 1 nach vier Rettungseinsätzen mit über 200 Menschen an Bord auf dem Weg nach Genua. Jörg erinnert sich für sein Tagebuch an besondere Situationen: Ein Patient musste mit drohendem Multiorganversagen notevakuiert werden, bei 70 weiteren stand eine Triage-Entscheidung an: Wer gehört zu den vulnerabelsten Menschen an Bord und wird der Küstenwache übergeben? Familiäre Dramen an Bord waren programmiert. Hallo vom Vorderdeck der Humanity 1. Wir sind auf dem Weg nach Genua mit 200 Menschen an Bord. Wir haben unglaublich intensive Tage hinter uns. Als wir nach dem letzten Anlanden zurück im Einsatzgebiet waren, haben wir erstmal sehr viele leere Boote mit Flaschen und Klamotten an Bord entdeckt, Motoren waren keine mehr da. Manche Boote waren markiert von NGOs, andere hatten keine Markierung und wir wissen nicht, was mit denen passiert ist. Diese leeren Boote, die hier rumtreiben, die waren für mich wie stille Zeugen auf dem Meer, die das Unglück und das Unrecht, was hier passiert, bezeugen. Aber lange ist es dann leider nicht ruhig geblieben, als wir zurück im Rettungsgebiet waren. Wir hatten an einem Tag vier Rettungen, insgesamt waren 273 Menschen in Seenot. Das erste Boot wurde uns gleich am Morgen gemeldet. Es waren ungefähr 13 Menschen. Die Rettung ist ganz gut verlaufen, alles hat gut geklappt. Wir haben dann auch gleich von den italienischen Behörden einen Port of Safety zugewiesen bekommen, und zwar Genua in Norditalien. Viereinhalb Tage Fahrt, 1200 Kilometer durch glühende Hitze und dann fast gleichzeitig wurden uns über Beobachtungsflugzeuge zwei weitere große Schlauchboote mit je 100 Menschen an Bord gemeldet und ein weiteres kleines Boot ganz in der Nähe. Wir sind sofort mit einem großen Schiff hingefahren. Als wir dann die Boote gesichtet haben, haben wir die Schnellboote ins Wasser gelassen und die sind dann dorthin gefahren. Ein Kollege vom Rettungsteam hat mir danach erzählt, er hat am Anfang gesehen, dass da ein Loch war in dem Schlauchboot und ein Mensch hat verzweifelt versucht, mit einem T-Shirt und mit seiner Hand dieses Loch zuzuhalten, damit da keine Luft rauskommt. Und das hat natürlich nicht so gut funktioniert. Die Luft ist dann aus dem Schlauchboot rausgegangen, das Boot wurde platt und dann gab es auf einmal viel Hektik. Menschen sind ins Wasser gefallen und es wurden Rettungswesten geworfen und wir mussten dann auch unsere Donkey Rafts einsetzen. Das sind Beiboote, die wir manchmal mit rausnehmen, wo Menschen drauf Platz finden, bis wir die eigentliche Rettung machen können. Und die haben die Menschen dann direkt zu uns gebracht. Und viele haben nach Benzin gerochen, weil die oft Benzinkanister dabei haben, die dann auslaufen. Die Menschen waren müde und schwach, viele waren im Wasser komplett durchnässt. Insgesamt hat die Rettung von diesen drei Booten dreieinhalb Stunden gedauert. Was da los war, das war eine unglaubliche Szenerie! Man kann sich kaum vorstellen, was wir von unserem Schiff aus gesehen haben. Ich habe dann später auch noch mit unserem Rettungskoordinator gesprochen. Der hat mir erzählt, wie viele Frauen und Kinder auf dem Schlauchboot waren. Wenn wir nur kurze Zeit später gekommen wären, dann wäre das Boot gesunken. Und er konnte mir nicht sagen, was dann mit den ganzen Leuten passiert wäre, wenn wir nicht rechtzeitig zur Stelle gewesen wäre. Eine Person ist direkt nachdem sie an Bord gekommen ist, bewusstlos geworden. Wir haben sie sofort in die Klinik genommen und an Monitore angeschlossen, wir mussten hochdosiert Sauerstoff geben und haben dann schnell gemerkt, dass der Patient im beginnenden Multiorganversagen ist. Und unsere diagnostischen Möglichkeiten an Bord sind natürlich begrenzt. Wir haben kein Labor und keine Blutgasanalyse. Aber wir haben natürlich alles versucht, klinisch so gut wie möglich herauszufinden, was dem Patienten fehlt und haben sofort bei den italienischen Behörden nach einer Notevakuierung angefragt. Das wurde uns auch gleich zugesagt. Und dann ging das ganze Hin und Her los. Unsere Bitte um eine Evakuierung des Patienten wurde per Mail weitergeleitet nach Malta. Die haben hat aber nicht reagiert. Dann haben wir Malta angerufen, die haben einfach direkt aufgelegt. Wir haben noch mal angerufen. Dann haben die uns auch bestätigt, dass die Evakuierung unbedingt notwendig ist, haben aber gesagt, sie könnten sie nicht machen. Die Info haben sie aber nicht selbstständig an uns weitergegeben und auch nicht an Italien weitergeleitet, dadurch ist wertvolle Zeit verstrichen. Und irgendwann haben wir nach sehr langer Zeit doch von Italien die Info bekommen, dass die Küstenwache von Italien kommt und diesen Patienten not evakuieren kann. Und dann hat Italien irgendwann doch uns bestätigt, dass sie ein Boot losgeschickt haben von der Küstenwache - Stunden, nachdem wir das Ganze angefragt haben. Den Patienten hätte ich zur Zeit des beginnenden Organversagens am liebsten auf der Intensivstation überwacht. Erst kurz vor 23 Uhr ist das Boot dann bei uns gewesen und wir mussten den Patienten liegend auf dieses Küstenwacheschiff bringen. Das war gar nicht so einfach. Es hat dann bis tief in die Nacht gedauert und ich bin um eins echt tot ins Bett gefallen. Aber leider hatten wir nicht wirklich Zeit zum Ausruhen. Gleich am nächsten Morgen um 7 Uhr 30 haben wir eine Anordnung von den italienischen Behörden bekommen, dass wir 70 Menschen auswählen sollen, die wir dann an die Küstenwache übergeben, um sie nach Lampedusa zu bringen. Dabei hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal eine Triage oder eine erste medizinische Sichtung gemacht, geschweige denn irgendetwas rausfinden können zu den familiären Konstellationen an Bord. Wir waren also mit der Aufgabe konfrontiert, 70 Menschen innerhalb kürzester Zeit auszuwählen nach Vulnerabilität und anderen Kriterien, um diese dann der italienischen Küstenwache zu übergeben. Und wir haben unter Hochdruck gearbeitet. Alle im Team haben versucht, Informationen zu sammeln, Listen zu erstellen. Und da haben sich Dramen abgespielt, weil wir natürlich nicht in der Kürze der Zeit alle Familien-Zusammengehörigkeiten rausfinden können, alle medizinischen Vulnerabilitäten, alle chronischen akuten Erkrankungen. Und das war ethisch unmöglich, diese Selektion zu treffen. Und trotzdem ist dann am späten Vormittag das Boot der italienischen Küstenwache gekommen und wollte eben diese 70 Leute abholen. Wir haben innerhalb kürzester Zeit eine selektive Liste erstellt und die Menschen an die Küstenwache übergeben. Und mit den anderen 200 Menschen sind wir dann eben weitergefahren Richtung Genua. Weitere knapp vier Tage durch sengende Hitze. Und auch diese Menschen hätten natürlich in einen näheren Hafen gebracht werden können, aber das ist uns leider von den italienischen Behörden nicht erlaubt. Und jetzt sind wir eben mit den verbleibenden 200 Menschen unterwegs nach Genua. Wir haben sehr intensive Kliniktage. Gerade sind von morgens bis abends eigentlich mit mit Klinik beschäftigt. Also wir triagieren die Menschen vor. Wer braucht eine längere Konsultation in der Klinik? Welche Probleme kann man vielleicht auch kurzerhand lösen? Wir haben sehr, sehr viele Menschen gesehen, haben hoffentlich viel helfen können. Und übermorgen ist es dann auch so weit. Morgens kommen wir in Genua an und dann geht wieder der komplette Prozess der Anlandung los. Die Gesundheitsbehörden haben uns schon wieder Informationen geschickt, wie sie sich das vorstellen. Und darauf bereiten wir uns morgen vor. Und wie das dann gelaufen ist, das erzähle ich euch dann beim nächsten Mal.
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Aug 16, 2024 • 35min

Wie oft können Sie als Ärzte in Weiterbildung die gesetzlichen Pausenzeiten einhalten, Frau Rinkel und Herr Baumann?

Eine Umfrage des Hartmannbundes unter Assistenzärzten zeigt: Viele können gesetzlich vorgeschriebene Pausenzeiten nicht einhalten Bei den Arbeitsbedingungen von Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung gibt es teils deutlichen Verbesserungsbedarf – woran genau es hapert, zeigt jetzt eine Umfrage des Hartmannbundes, an der fast 500 Assistenzärzte teilgenommen haben. 70 Prozent von ihnen gaben an, gesetzlich vorgeschriebene Pausenzeiten nicht einhalten zu können – die Mehrheit also muss in ihrem Arbeitsalltag gegen geltende Gesetze verstoßen. Wirklich überrascht habe sie diese Zahl aber nicht, berichten Dr. Caroline Rinkel und Jan Baumann im Gespräch mit Denis Nößler, Chefredakteur der Ärzte Zeitung. Rinkel und Baumann sind im Leitungsgremium des Ausschusses „Assistenzärzt:innen im Hartmannbund“ sowie im Arbeitskreis „Junge Ärztinnen und Ärzte“. Rinkel befindet sich selbst in der Weiterbildung zur Kinder- und Jugendärztin, Baumann ist Assistenzarzt in der Anästhesiologie. Also sind Arbeitstage ohne die vorgegebenen Pausenzeiten Alltag? Nicht überall, sagen beide und geben einen Einblick, in welchen Abteilungen ihren Erfahrungen nach Auszeiten gut und wo sie kaum machbar sind. Und welche Rolle spielt, wie Vorgesetzte mit dem Thema umgehen? „Man merkt, dass es oft mit der gelebten Kultur zu tun hat“, sagt Baumann. Was neue Formen des Zusammenarbeitens und der Arbeitsgestaltung angeht, gebe es durchaus einen positiven Trend. Ob und wie gut Pausen akzeptiert werden und wie es eigentlich mit der Dokumentation von Überstunden klappt, hänge aber auch von Krankenhaus und Beteiligten ab. Aus der Umfrage geht hervor: Mehr als 40 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer können Überstunden nicht problemlos dokumentieren. Über mögliche Lösungen und warum es wichtig sein kann, Probleme konkret „anzuprangern“, sprechen die Assistenzärzte in dieser Podcast-Folge.
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Aug 16, 2024 • 20min

Sind die Sorgen um die Sozialversicherungspflicht im Bereitschaftsdienst nun vom Tisch, Dr. Hofmeister?

Was erfüllt sein muss, damit Poolärzte im Notdienst nicht der Sozialversicherungspflicht unterliegen Endlich herrscht Klarheit darüber, welche Bedingungen Vertrags- sowie Poolärztinnen und -ärzte erfüllen müssen, damit ihre Tätigkeit im Notfalldienst bei Statusprüfungen als selbstständig gewertet wird und nicht der Sozialversicherungspflicht unterliegt. Im „ÄrzteTag“-Podcast erläutert KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister die Hintergründe der Einigung zwischen Bundesarbeits- und -gesundheitsministerium sowie der KBV und den Kassenärztlichen Vereinigungen. Mit einem Schreiben vom 15. August hatten GKV-Spitzenverband und Deutsche Rentenversicherung Bund ihr Plazet zu dieser Vereinbarung gegeben. Hofmeister begrüßt vor allem die Möglichkeit für KVen, Vertragsärztinnen und -ärzten eine Sicherstellungspauschale zahlen zu können, damit auch Notdienste mit niedriger Frequenz von Patienten besetzt werden können. Denn zukünftig sollen Leistungen nur noch nach EBM abgerechnet werden dürfen, zudem sollen Vertragsärzte ein Nutzungsentgelt entrichten, wenn den Dienst in einer KV-Einrichtung leisten. Die Altfälle, die aktuell von den Rentenversicherern geprüft werden, blieben offen, räumt Hofmeister ein, doch sei dies eine „beherrschbare Größenordnung“, sagt er im Gespräch. Mit welcher Elle diese Altfälle jetzt bemessen werden sollen, wie der Gesetzgeber nach der Vereinbarung noch tätig werden muss und warum die Notfallreform für die zukünftige Beanspruchung des Systems durch Patienten und für deren Steuerung auf die richtige Versorgungsebene wichtig ist: Dazu gibt Hofmeister im „ÄrzteTag“-Podcast Auskunft.
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Aug 14, 2024 • 35min

Was können Ärzte und MFA tun, um Gewalt in der Praxis vorzubeugen, Professor Löhr?

Ein Professor für psychiatrische Pflege über Lösungen Das Thema Gewalt in Praxen und Kliniken soll der Gesetzgeber aufgreifen und härtere Strafen für Aggressoren ermöglichen. Das hat der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in dieser Woche gefordert und damit offenbar einen Nerv getroffen. Die Berichterstattung zum Thema Gewalt in Arztpraxen und Kliniken in Publikumsmedien war breit und ausführlich, Landesärztekammern reagierten und auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach sagte eine Prüfung zu, auch Gewalt in Praxen mit in eine geplante Gesetzesänderung zur Strafverschärfung aufzunehmen. Tatsächlich hätten Gewaltereignisse auch in Gesundheitseinrichtungen zugenommen, und vor allem habe sich die Wahrnehmung von Gewalt gewandelt, sagt Professor Michael Löhr, Honorarprofessor für psychiatrische Pflege an der Fachhochschule für Diakonie und Pflegedirektor am LWL-Klinikum in Gütersloh, im „ÄrzteTag“-Podcast. Er gibt zu bedenken, dass die Aggressionen von Patientinnen und Patienten nicht nur von ihnen selbst ausgehen, sondern dass auch die äußeren Umstände eine wichtige Rolle dabei spielten, wenn Patientinnen oder Patienten in einer Praxis oder einer Notaufnahme gewalttätig werden, zum Beispiel räumliche Enge, lange Wartezeiten, kulturelle Unterschiede, ein unflexibles Regelungsgerüst oder auch eine schlechte Kommunikation. Schon vor 30 bis 40 Jahren habe die Forschung in der Psychiatrie begonnen, um Möglichkeiten herauszufinden, wie die Gewaltbereitschaft bei Patientinnen und Patienten gesenkt werden könne. Dabei habe sich auch gezeigt: „Auch wir Pfleger oder Ärzte können zu einem Teil der Gewaltspirale werden, wir müssen daher präventiv vorgehen“, so Löhr. (Dauer: 34:31 Minuten)
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Aug 12, 2024 • 36min

Wie hilft Ihr Seniorennetzwerk älteren Menschen, länger selbstständig zu bleiben?

So funktioniert das Seniorennetzwerk Schwäbisch Gmünd Wenn ganz normale Dinge des Alltags im Alter plötzlich etwas schwerer fallen, es aber an Unterstützungsangeboten mangelt, dann bleibt häufig doch nur noch der Umzug ins Pflegeheim. Auch wenn das gesundheitlich vielleicht noch gar nicht unbedingt sein müsste und viele ältere Menschen den Wunsch haben, möglichst lang eigenständig in der gewohnten Umgebung leben zu können. Pflegeplätze sind ohnehin ein knappes Gut und der demografische Wandel wird dieses Problem in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Gefragt sind also Ideen für eine alternde Gesellschaft, von der letztlich alle profitieren: die Seniorinnen und Senioren selbst, das Gesundheitssystem und die Gesellschaft. Im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd gibt es ein solches Konzept bereits seit 2011. Das „Seniorennetzwerk“ bietet Besuchsdienste, Alltagshilfen, Fahrdienste, Mittagstische, Telefonseelsorge, Gesprächskreise und viele weitere Projekte an, bei dem sich Generationen begegnen, voneinander lernen und profitieren. „Insgesamt besteht das Seniorennetzwerk aus 14 Bausteinen, die darauf abzielen, die Lebensqualität der älteren Menschen zu verbessern und ein selbstbestimmtes Leben in einer vertrauten Umgebung zu ermöglichen“, sagt Gesamtkoordinatorin Karolina Gorjainow. Möglich wird das durch eine in dieser Form wohl beispiellose Zusammenarbeit aus Stadtverwaltung, Koordinierungsstelle, Hospitalstiftung Zum Heiligen Geist, professionellen Anbietern, sozialen Dienstleistungen und Ehrenamtlichen. Im vergangenen Herbst hat das „Seniorennetzwerk" den 3. Platz beim Springer Medizin Charity Award belegt. Im Gespräch geben die vier Akteure Einblicke in die weit verzweigten Strukturen des Netzwerks, erläutern seine finanzielle Basis und machen anderen Kommunen Mut, Seniorenarbeit neu zu denken. Außerdem blicken sie in die Zukunft und schildern, wie sie selbst später mal alt werden möchten.
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Aug 6, 2024 • 7min

Jörg auf der Humanity 1: 60 Gerettete – und ein MedEvac

Tagebuch eines AiW als Seenotretter Donnerstag, 1. August 2024. Das Seenotrettungsschiff Humanity 1 ist kaum im Mittelmeer unterwegs, schon hat es seinen ersten Rettungseinsatz: 60 Menschen in Seenot rettet das Team in internationalen Gewässern nördlich der libyschen Küste. Mit im Einsatz ist Jörg Schmid, in der Weiterbildung zur Allgemeinmedizin und auf dem Schiff als Arzt im Care Team. Die italienischen Behörden weisen der Humanity 1 den Hafen von Civitavecchia, nördlich von Rom zu. Samstag, 3. August 2024. Am Morgen findet Jörg Zeit, über seinen ersten Einsatz nachzudenken und für sein Tagebuch zu berichten. Einen Tag später, am Sonntag, nach gut dreieinhalb Tagen Fahrt, wird das Schiff in Civitavecchia eintreffen und die Geretteten ausschiffen können. Mehr auf https://www.aerztezeitung.de/Panorama/Seenotrettungsmission
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Aug 5, 2024 • 18min

Testosteronmangel erkennen und behandeln!

Gesponsert von Besins Healthcare Testosteron beeinflusst in der Jugend die Ausbildung der Sexualorgane, aber auch den männlichen Körperbau und weitere männliche Körpermerkmale, wie zum Beispiel eine tiefe Stimme. Aber auch auf die Psyche und Stimmung hat Testosteron einen Einfluss. Im Laufe des Lebens kann es jedoch vorkommen, dass der Testosteronspiegel im Blut abnimmt. Davon können auch schon Männer ab 40 betroffen sein. Ursache sind dann häufig Begleiterkrankungen wie Übergewicht oder Adipositas, Hypertonus oder Diabetes mellitus Typ 2. Für die Betroffenen kann es dann zu physiologischen, aber auch psychischen Problemen kommen, die sich mitunter sogar gegenseitig verstärken. Prof. Michael Zitzmann erklärt im Podcast wie man diesen Teufelskreis durchbricht, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und was dabei beachtet werden muss. Er ist Oberarzt in der Andrologie am Uniklinikum Münster und Experte für die Behandlung von Testosteronmangel. Bildunterschrift: Prof. Dr. Zitzmann ist Oberarzt in der Andrologie am Uniklinikum Münster und Experte für die Behandlung von Testosteronmangel. Copyright: © Wilfried Gerharz Impressum Testosteronmangel erkennen und behandeln! Podcast Moderation: Caroline Ring, Berlin Mit freundlicher Unterstützung der Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin Corporate Publishing (verantwortlich i.S.v. § 18 Abs. 2 MStV): Ulrike Hafner, Europaplatz 3, 69115 Heidelberg Redaktion: Dr. Andreas Strehl Springer Medizin Verlag GmbH, Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin Tel: +49 (0) 61 02 / 506 – 0 E-Mail: info@aerztezeitung.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführung: Fabian Kaufmann, Dr. Cécile Mack und Dr. Hendrik Pugge Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden.
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Aug 1, 2024 • 21min

Wie kann Künstliche Intelligenz Hausarztpraxen schon jetzt entlasten, Dr. Spöhrer?

Über die Möglichkeiten und Einsatzfelder von KI in Hausarztpraxen Die Anforderungen an Ärztinnen und Ärzte, sauber zu dokumentieren, werden immer höher, die Zeit dafür aber immer knapper. Künstliche Intelligenz (KI), übernehmen Sie!? Ganz so weit ist es noch nicht, glaubt Dr. Kristina Spöhrer, Hausärztin in Winsen an der Luhe und Mitglied im Bundesvorstand des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands. Im „ÄrzteTag“-Podcast erläutert Spöhrer, die mit der Arbeitsgruppe Digitales im Verband ein Positionspapier „KI in der Hausarztpraxis“ erarbeitet hat, die Einsatzfelder, in denen Künstliche Intelligenz jetzt schon Praxisteams entlasten kann – und wo bisher noch die Grenzen liegen. Bei der Dokumentation eines Ärztinnen-Patienten-Gesprächs jedenfalls stößt die KI nach den Erkenntnissen Spöhrers noch an Grenzen, zumindest dann, wenn es darum geht, aus einem transkribierten Gespräch eine strukturierte Dokumentation zu erstellen, wie sie in der Regel in der elektronischen Kartei der Praxissoftware geführt wird. Es sei bereits häufig geunkt worden, Ärztinnen und Ärzte würden am Ende durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden, doch das sehe sie noch lange nicht – und dann würde für Patientinnen und Patienten viel verloren gehen, sagt die Hausärztin. Weitere Einsatzfelder für KI sieht Spöhrer dort, wo es darum geht, in großen Datenmengen Muster zu erkennen, zum Beispiel in der Diagnostik seltener Erkrankungen oder bei der Analyse von Langzeit-EKG. KI biete allein schon deshalb Vorteile, weil sie anders als Menschen bei der Datenauswertung keine Ermüdungserscheinungen zeige. Im Gespräch führt Spöhrer weiter aus, wie KI über Patienten in der Praxis aufschlägt, etwa bei der Verwendung von Smart Watches, warum es immer transparent sein muss, wenn KI in der Praxis im Einsatz ist, und wieso Schnittstellen der Anwendungen zu den Praxisverwaltungssystemen unabdingbar sind. Denn auch in der Praxisorganisation, etwa bei der Terminvereinbarung, könne Künstliche Intelligenz bereits eine Hilfe sein und etwa einen Teil der Telefonarbeit des Praxisteams abnehmen. Manche Hersteller böten hier mit Chatbots bereits ziemlich ausgefeilte Lösungen an, und je besser diese integriert seien und je weniger Brüche es dabei gebe, desto größer sei die Hilfe in der Praxisorganisation.

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