

ÄrzteTag
Ärzte Zeitung
ÄrzteTag - der Podcast der "Ärzte Zeitung". Wir blicken kommentierend und persönlich auf den Tag, wichtige Ereignisse und Meilensteine. Wir laden Gäste ein, mit denen wir über aktuelle Ereignisse aus Medizin, Gesundheitspolitik, Versorgungsforschung und dem ärztlichen Berufsalltag reden.
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Oct 25, 2022 • 29min
Wie können Privatpraxen der Inflation trotzen, Dr. Ems?
Über Strategien der Privatmedizin und eine neue GOÄ
Seit vielen Jahren kein Anstieg des Punktwertes in der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), und doch gibt es in der Privatmedizin nach wie vor einen erklecklichen Mehrumsatz bei vergleichbaren Leistungen, den Ärztinnen und Ärzte mit Privatpatienten erzielen. Das sagen zumindest die Zahlen der Privaten Krankenversicherung (PKV).
Für Privatärzte ist es zuletzt dennoch schwerer geworden, die Praxisüberschüsse zu halten, berichtet der in einer Hausarztpraxis mit insgesamt fünf Ärzten niedergelassene Allgemeinmediziner Dr. Thomas Ems im „ÄrzteTag“-Podcast.
Der Geschäftsführer des Privatärztlichen Bundesverbandes (PBV) erläutert, mit welcher Strategie er seine Praxis auf Kurs hält. Maßnahmen, die Praxisorganisation zu verbessern und dadurch Ressourcen effizienter zu nutzen, sei eine Möglichkeit; Personalkosten zu senken, sei dagegen im Wettbewerb um gutes Personal nicht machbar.
Ein vollständiger Ausgleich der Inflation sei insgesamt kaum zu schaffen, so Ems weiter, hier liege die große Hoffnung auf einer neuen GOÄ, „eine der wichtigsten Maßnahmen, die wir als PBV unterstützen“, sagt Ems, allein schon als Statement zugunsten der Privatmedizin und auch, um mehr Rechtssicherheit bei der Abrechnung mit Analogziffern zu erreichen.
Auch zu Strategien, wie seine Praxis bei den schlecht bewerteten Gesprächsleistungen noch auf ihre Kosten kommt, und warum die Privatmedizin nicht nur eine Medizin für gut situierte Patienten sein muss, nimmt der PBV-Geschäftsführer im „ÄrzteTag“ Stellung.

Oct 21, 2022 • 9min
Lauterbach: „Das 17-Milliarden-Loch in der GKV werden wir abgedeckt haben“
Gesundheitsminister verteidigt das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz
Nach dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz ist vor den nächsten 15 Gesetzesprojekten des Bundesgesundheitsministers. Darauf hat Karl Professor Lauterbach (SPD) im Interview mit Ärzte Zeitung-Herausgeber Wolfgang van den Bergh bei der Springer Medizin Gala 2022 am Donnerstagabend in Berlin verwiesen.
Das erste große Gesetz unter ihm als Gesundheitsminister diene in erster Linie dazu, das für 2023 erwartete Loch von 17 Milliarden in der Gesetzlichen Krankenversicherung zu schließen, „und dieses Loch werden wir damit abgedeckt haben“, zeigte sich der Minister überzeugt.
Er verteidigte die einzelnen Maßnahmen, die teilweise noch in letzter Minute über Änderungsanträge angepasst worden waren, beispielsweise die Absenkung der Umsatzschwelle, die Orphan Drugs von dem normalen Nutzenbewertungsverfahren ausnimmt, auf jetzt 30 Millionen Euro (statt, wie zuvor geplant, auf 20 Millionen Euro); oder die Ausnahmen beim neu eingeführten Abschlag von 20 Prozent für Kombinationspräparate mit erheblichem und beträchtlichem Zusatznutzen.
„Wir waren nicht unbelehrbar“, betont Lauterbach im Interview, auch wenn der größte Teil des Gesetzes weitgehend unverändert durch das Gesetzgebungsverfahren durchgekommen sei.

Oct 20, 2022 • 29min
Volker Busch: Mit Dehnungsfugen gegen den Stress der Kollegen
Professor Volker Busch gibt Ärzten Tipps
Gründe für Stress gibt es bei Ärztinnen und Ärzten derzeit viele. Professor Volker Busch, Facharzt für Neurologie sowie Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, leitet die Arbeitsgruppe „Psychosozialer Stress und Schmerz“ am Uniklinikum Regensburg und hat das Buch „Kopf frei“ geschrieben. Unter seinen Patienten sind auch Ärzte. Häufig hapere es daran, dass unter Stress zuerst die sogenannten Dehnungsfugen wegrationalisiert werden. Das sind die Zeiträume zum Entspannen, die keiner Leistungslogik folgten, erklärt Busch im Podcast. Sie sorgen aber dafür, dass sich keine zu große Spannung aufbaut – wie die Fugen beim Parkettverlegen.
Diese Dehnungsfugen verhinderten, dass der Stress an die Substanz geht und sind wichtig in der Prävention von Burnout. Gerade Ärzte als Führungskräfte müssten mit gutem Beispiel vorangehen und auf sie achten. (Dauer: 28:41 Minuten)

Oct 18, 2022 • 36min
Welchen Stand hat die Umweltmedizin, Professorin Traidl-Hoffmann?
Umweltmedizinerin Professorin Claudia Traidl-Hoffmann im Gespräch
Der Stand der Umweltmedizin sei schlecht, heißt es in einer Bekanntmachung der Kommission Umweltmedizin und Environmental Public Health vom Robert-Koch-Institut aus dem Jahr 2020. Auch Professorin Claudia Traidl-Hoffmann selbst hat Ähnliches im „ÄrzteTag“-Podcast im Oktober 2021 berichtet. Doch mit der Pandemie der Zoonose COVID-19 ist „One Health“ in den Fokus gerückt, zum Beispiel wurde im April das Helmholtz-Institut für One Health in Greifswald gegründet. Dort werden die Gesundheit von Umwelt, Mensch und Tier als eng verbunden gedacht. Aber wie wirkt sich das auf die Umweltmedizin aus?
Die Bedeutung der Umweltmedizin hat zugenommen, sagt Professorin Claudia Traidl-Hoffmann, Mitherausgeberin der Bücher „Planetary Health“ und „Überhitzt“. Die Direktorin der Umweltmedizin am Uniklinikum Augsburg und Institutsdirektorin des Helmholtz Instituts für Umweltmedizin München sieht ein gemeinsames Ziel von „One Health“ und Umweltmedizin: die Umwelt so zu erhalten, dass sie gesund und nicht krank macht.

Oct 14, 2022 • 22min
Genesenen-Zertifikat ohne PCR-Test? Anwalt Ehlers: „Kein Kavaliersdelikt!“
Über die Risiken für Ärzte mit dem Genesenen-Zertifikat
Seitdem der Deutsche Hausärzteverband die Forderung aufgestellt hat, die Ausstellung eines Genesenen-Zertifikats nicht mehr an das Vorliegen eines positiven PCR-Tests zu knüpfen, ist die Diskussion in der Welt: Sollen PCR-Tests überhaupt noch diese Bedeutung in der Surveillance der Pandemie haben – angesichts der hohen Kosten, die für die Allgemeinheit entstehen?
So weit die politische Frage. Auf der individuellen Seite im Verhältnis zu den Patientinnen und Patienten ergibt sich allerdings eine andere Perspektive: Hausärztinnen und Hausärzte sollten einer möglichen – derzeit auch nicht geplanten – Änderung des Infektionsschutzgesetzes auf keinen Fall vorgreifen, warnt Arzt und Rechtsanwalt Professor Alexander Ehlers von der Rechtsanwaltssocietät Ehlers, Ehlers & Partner in München, im „ÄrzteTag“-Podcast.
Wenn ein Patient bei COVID-19 keinen PCR-Test hat machen lassen, dann sei es nicht empfehlenswert, pragmatisch vorzugehen und ohne ein Ergebnis eines solchen Tests ein Genesenen-Zertifikat auszugeben – selbst dann nicht, wenn aufgrund des klinischen Bildes und mehrerer Antigentests die Infektion zweifelsfrei feststehe. Ärzten drohten in diesem Fall ernste rechtliche Konsequenzen, „das ist kein Kavaliersdelikt“, so Ehlers weiter, sondern sei vielmehr auf eine Stufe zu stellen mit der Erstellung eines Impfzertifikats für einen Impfgegner, ohne dass eine SARS-CoV-2-Impfung vorliegt.

Oct 12, 2022 • 38min
Dr. Schießl: Nach Behandlungsfehlern das Vermeiden vermeiden!
Über psychosoziale Unterstützung für Ärzte
Bei 60 Prozent der Anästhesistinnen und Anästhesisten lösen schwerwiegende Ereignisse mit Patientenschädigung Ängste aus, die ihre weitere Berufsausübung beeinträchtigen. Mehr als 50 Prozent verlieren das Vertrauen in ihre eigene ärztliche Fähigkeit. Dies seien Ergebnisse einer Schweizer Studie, betont Dr. Andreas Schießl im „ÄrzteTag“-Podcast.
Schießl ist Oberarzt am Fachzentrum für Anästhesie und Intensivmedizin der Schön Klinik München-Harlaching und einer der Gründer des Vereins PSU Akut. Dieser Verein setzt sich für psychosoziale Unterstützung von Menschen im Gesundheitswesen ein. Eine wichtige Rolle spielen dabei Kolleginnen und Kollegen: Denn mit anderen Ärztinnen und Ärzten können Betroffene Situationen im gewohnten Jargon besprechen.
Aber nicht nur schwere Fehler mit einer Patientenschädigung haben Konsequenzen für die Arztpsyche: „Auch kleine Fehler, oder Beinahe-Fehler, können zu hohen Belastungen führen“, erklärt Schießl im Podcast. Mögliche Folgen: Verunsicherung, Verlust der Arbeit oder auch Substanzmissbrauch.
Daher sei es wichtig, nach Fehlern auch auf sich selbst zu achten – und sich sowohl Auszeiten zu gönnen, als auch das Geschehen zu verarbeiten und nicht etwa zu verdrängen. „Wir versuchen, das Vermeiden zu vermeiden“, fasst Schießl diesen Ansatz zusammen. Welche Warnzeichen nicht ignoriert werden sollten und wie PSU Akut Betroffenen hilft, erläutert der Anästhesist in dieser Epsiode des „ÄrzteTag“-Podcasts.

Oct 10, 2022 • 38min
Mitinitiator Hildebrandt: 50 bis 100 Gesundheitskioske bis Legislaturende reichen
Dr. Helmut Hildebrandt, Vorstandsvorsitzender von optimedis: Nicht jede Region braucht einen Gesundheitskiosk.
Der Gesundheitskiosk in Hamburg-Billstedt/Horn hat zuletzt viele Schlagzeilen gemacht: Zuerst die höheren Weihen durch den Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses mit der Empfehlung für die Regelversorgung, dann das Gesetzesvorhaben der Bundesregierung und schließlich der Paukenschlag des Ausstiegs der Ersatzkassen aus dem Projekt in Hamburg.
Im „ÄrzteTag“-Podcast erläutert optimedis-Vorstand Dr. Helmut Hildebrandt, einer der Initiatoren des ersten Gesundheitskiosks in Hamburg, woran es liegt, dass das Vorzeigeprojekt plötzlich politisch umstritten ist. Er sieht einen entscheidenden Webfehler in dem Gesetzesvorhaben im Vergleich zum Gesundheitskiosk in Hamburg.
Hildebrandt ruft im Gespräch das entscheidende Ziel des Kiosks in Erinnerung: die Gesundheit der Menschen in prekären Lebensverhältnissen zu verbessern, die eine erheblich niedrigere Lebenserwartung haben als Menschen in gut situierten Stadtteilen.
Dabei hält er das vom Bundesgesundheitsministerium kommunizierte Ziel von 1000 Gesundheitskiosken für nicht erreichbar und auch nicht für nötig, da nicht jede Region einen Kiosk benötige. Bis Ende der Legislatur wären 50, 80 oder 100 solcher Projekte schon gut. Auch für ländliche Regionen hält Hildebrandt den Gesundheitskiosk für einen möglichen Ansatz, um die Versorgung zu verbessern – allerdings in anderer Form. Dies erläutert er im Gespräch. (Dauer: 37:38 Minuten)

Oct 4, 2022 • 8min
Warum wird das Thema Klima für Gesundheitsämter immer wichtiger, Dr. Tinnemann?
Warum sich der ÖGD mit Mückenfallen und Kälteräumen beschäftigt
Dieser Sommer war einer der heißesten seit der Wetteraufzeichnung. Mehrere Tage über 40 Grad und Nächte, in denen es keine Abkühlung gab. Wie wirken sich diese extremen Temperaturen auf die Bevölkerung aus?
Das Gesundheitsamt Frankfurt hat eine Abteilung für Klima, Umwelt und Gesundheit gegründet, die aber in allen Bereichen des Gesundheitsamtes mitwirkt. Dabei arbeitet das Gesundheitsamt eng mit der Stadt und anderen Ämtern zusammen, wenn es um Radwege, öffentliche Brunnen oder die Überlegung geht, Kälteräume einzurichten.
Zudem klärt das Gesundheitsamt mantramäßig die Bevölkerung auf allen Kanälen über richtiges Verhalten bei Hitze auf und gibt Informationen zur Hitzeentwicklung an Altenheime heraus, wie Dr. Peter Tinnemann, Leiter des Gesundheitsamtes Frankfurt, im „ÄrzteTag“-Podcast berichtet.
Auch werde mit Mückenfallen aktuell untersucht, welche Mücken heimisch sind, um so rechtzeitig zu erkennen, ob Mücken, die Krankheiten übertragen können, sich im Rhein-Main-Gebiet ansiedeln.

Sep 28, 2022 • 42min
Chancengleichheit im Medizinstudium? Arztkind und Arbeiterkind erzählen
Zwei Ärzte in Weiterbildung über ihre Erfahrungen
Kinder aus Akademikerfamilien beginnen eher ein Studium als Kinder aus bildungsfernen Schichten. Gerade in der Medizin fällt auf: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm! Denn in Deutschland hat jede und jeder vierte Medizinstudierende mindestens ein Elternteil, das Ärztin oder Arzt ist. Das sind Daten aus dem KBV Berufsmonitoring.
Im „ÄrzteTag“-Podcast berichten zwei Ärzte in Weiterbildung, wie sie den Weg ins Medizinstudium erlebt haben und wie ihr familiärer Hintergrund sie geprägt hat.
Dr. Caroline Rinkel erzählt, wie ihr Vater auf ihren Wunsch, Ärztin zu werden, reagiert hat. Er war bis zum Jahr 1998 Oberarzt in der Neurologie und Psychiatrie am Bundeswehrkrankenhaus in Ulm und arbeitete anschließend beim medizinischen Dienst Baden-Württemberg. Christian Kunze beschreibt im „ÄrzteTag“, warum es seiner Meinung nach keine Akademikerfamilie im Hintergrund braucht, um das Medizinstudium durchzustehen. Er wuchs in einer klassischen Arbeiterfamilie auf – seine Mutter ist gelernte Chemielaborantin, sein Vater Industrieelektriker.
Hier geht es zum Hochschul-Bildungs-Report 2020: www.hochschulbildungsreport.de/sites/hsbr/files/hochschul-bildungs-report_abschlussbericht_2022.pdf

Sep 26, 2022 • 10min
Mit Herzinsuffizienz-Screening bei Diabetes kann man nicht früh genug anfangen!
Herzinsuffizienz tritt häufig bei Diabetes mellitus auf - entscheidend ist eine frühe Diagnostik
Jeder dritte Mensch mit Diabetes mellitus hat eine Herzinsuffizienz. Die gute Nachricht: Gegen das potenziell tödliche Wechselspiel der Krankheitsbilder gibt es neue wirksame Optionen. Die Deutschen Gesellschaften für Kardiologie (DGK) und Diabetes (DDG) haben deshalb in einem Positionspapier Empfehlungen zu Screening, Diagnostik und Therapie bei Diabetes und Herzinsuffizienz zusammengestellt. Im Gespräch mit der Ärzte Zeitung zu dem Papier ruft DGK-Sprecherin Privatdozentin Dr. Katharina Schütt vom Uniklinikum Aachen Kollegen dazu auf, Menschen mit Diabetes mellitus regelmäßig nach möglichen Symptomen von Herzinsuffizienz zu fragen. Und: Bei Menschen mit diagnostizierter Herzinsuffizienz sollte immer auch ein Diabetes abgeklärt werden, etwa durch Bestimmung des HbA1c.
Bestätigt sich die Diagnose eine Herzschwäche vom HFrEF-Typ (Heart Failure with reduced Ejection Fraction), dann ist die lange Jahre empfohlene Stufentherapie obsolet, und es „sollte immer sofort eine medikamentöse Therapie mit vier Substanzen eingeleitet werden“, betont Schütt: ACE-Hemmer oder ARNI, Betablocker, Mineralokortikoidrezeptorantagonist (MRA) und SGLT2-Hemmer. Nach Studiendaten lassen sich damit Hospitalisierungen und Todesfälle vermeiden.