
ÄrzteTag
ÄrzteTag - der Podcast der "Ärzte Zeitung". Wir blicken kommentierend und persönlich auf den Tag, wichtige Ereignisse und Meilensteine. Wir laden Gäste ein, mit denen wir über aktuelle Ereignisse aus Medizin, Gesundheitspolitik, Versorgungsforschung und dem ärztlichen Berufsalltag reden.
Latest episodes

Apr 23, 2025 • 40min
Koalitionsvertrag im Pädiatrie-Check: „Man zeigte sich stets bemüht“
5. Folge „Kindergarten Gesundheitspolitik“
🎙️ In der fünften Episode unserer Podcast-Reihe „Kindergarten Gesundheitspolitik“ sprechen wir mit Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ), ausführlich über den Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD.
Hubmann äußert sich skeptisch und bewertet das Papier kritisch: „Man braucht viel Starkbier, um die Quintessenz zu vertragen.“ 🍻 Er kritisiert vor allem, dass es im Vertrag an klarer Prioritätensetzung mangelt und wichtige gesundheitspolitische Maßnahmen nur halbherzig angegangen würden.
Laut Hubmann zeigt sich die Koalition zwar ambitioniert, doch die Umsetzung bleibt unklar: „Es fehlt das klare Commitment, in welcher schwierigen gesamtwirtschaftlichen Situation wir sind.“ 💼 Besonders problematisch findet er, dass trotz der versprochenen Verbesserungen in der medizinischen Versorgung an Beitragsstabilität festgehalten wird, wodurch unklar bleibt, wie diese finanziert werden sollen.
Beim Thema Prävention äußert sich Hubmann enttäuscht, da zentrale Aspekte wie gesunde Ernährung und Verhältnisprävention nur vage angeschnitten werden. Er betont dazu pointiert: „Dieses Thema ‚jeder darf selbstbewusst entscheiden‘ – wenn ich das aufs Steuersystem umlege, würde das bedeuten: Jeder darf seinen Steuersatz selber festlegen.“ 💡 Auch die politische Haltung zu Maßnahmen wie einer Zuckersteuer kritisiert Hubmann scharf, da gesellschaftspolitische Änderungen vermieden würden und Verantwortung lieber an das Gesundheitssystem weitergereicht werde.
In der Podcast-Reihe wiederkehrendes Thema ist die „enkeltaugliche“ Gesundheitspolitik, für die sich Hubmann stark macht. Ist der Koalitionsvertrag enkeltauglich? „Ich würde sagen, man zeigte sich stets bemüht.“ 🤷 Er fordert zudem einen ehrlicheren Umgang der Politik mit finanziellen und gesellschaftlichen Herausforderungen und mahnt: „Wir haben Politikerinnen und Politiker, denen wir diese Verantwortung übertragen haben, und das sollten wir viel ernster nehmen.“ ⚠️
Hubmanns Fazit: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ 🧠 Seine Sorge, dass notwendige Reformen im Alltag politischer Realitäten steckenbleiben könnten.

Apr 17, 2025 • 34min
Digitale Anwendungen für Praxen mit Spaßfaktor – gibt es das, Frau Wendling?
bvitg-Geschäftsführerin spricht über neue Anwendungen für Praxen.
Von der Abrechnungsmaschine zum Universalwerkzeug in Arztpraxen: Der Praxiscomputer hat in den vergangenen Jahrzehnten eine große Metamorphose hingelegt. Gerade in letzter Zeit hat sich bei den Anwendungsmöglichkeiten von Software in Praxen und für deren Vernetzung viel getan, was in der Praxisorganisation zeitsparend eingesetzt werden kann.
Nach Abschluss der Gesundheits-IT-Messe DMEA in der vergangenen Woche in Berlin stellt sich nun die Frage: Welche dieser vielen Neuerungen bestehen schon heute den Praxistest? Im „ÄrzteTag“-Podcast gibt Melanie Wendling, Geschäftsführerin des Bundesverbands Gesundheits-IT (bvitg), genau auf diese Fragen Antworten.
Zum Beispiel: Was kann ich in der Praxis schon jetzt mit der elektronischen Patientenakte (ePA) anfangen? Die Medikationsliste beispielsweise gebe doch schon jetzt einen neuen Überblick über Medikamente, die ein Patient oder eine Patientin einnimmt, ob die per E-Rezept aufgeschriebenen Mittel auch in der Apotheke abgeholt wurden, und welche Arzneimittel Kolleginnen und Kollegen verordnet haben.
Noch habe die ePA längst nicht ihr volles Potenzial entwickelt, so Wendling im Gespräch, aber sie sei überzeugt, dass die Akte auf Dauer dazu beitragen könne, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Ärztinnen und Patienten gestärkt werde, wenn letztere durch die ePA besser informiert seien.
Im Podcast empfiehlt die Geschäftsführerin des bvitg den Praxsteams, die Prozesse in den Praxen infrage zu stellen. So seien beim E-Rezept ganz neue Möglichkeiten dazu gekommen, die helfen, den Vorgang zu rationalisieren, etwa die Stapelsignatur oder die Komfortsignatur.
Auch spricht Wendling über die Möglichkeiten der Cloud für die Nutzung von Praxissoftware oder für den TI-Zugang sowie über die Probleme mit der „deutschen“ Interpretation der EU-Datenschutzgrundverordnung und die Anforderungen an eine praktikable Digitalisierung.
Nicht zuletzt geht es um die neuen Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz – „das große Thema auf der DMEA“, so Wendling. „KI entbindet Ärztinnen und Ärzte nicht von der Sorgfaltspflicht“, betont die Verbandsvertreterin. Und sie beschreibt, warum „der Fehler bei der Anwendung von Gesundheits-IT manchmal auch zwischen den Ohren liegt“.

Apr 15, 2025 • 45min
Wie hilft der Verein „Irrsinnig Menschlich“ jungen Menschen in seelischen Krisen, Dr. Richter-Werling?
Seit 25 Jahren im Einsatz gegen Stigmatisierung von jungen Menschen mit psychischen Problemen.
Bis zu 80 Prozent aller psychischen Krisen und Erkrankungen beginnen bereits in Kindheit, Jugend oder im jungen Erwachsenenalter. Wenn Betroffene früh genug Hilfe bekommen, lässt sich also viel Leid ersparen. Genau dafür setzt sich der in Leipzig gegründete Verein „Irrsinnig Menschlich e.V.“ seit nunmehr 25 Jahren ein.
Die jungen Menschen werden dort abgeholt, wo sie gerade sind: in Schule, Studium oder Ausbildung. Dabei setzt das Team um Gründerin Dr. Manuela Richter-Werling auf ein besonderes Konzept: Gearbeitet wird in sogenannten Tandems aus fachlichen und persönlichen Expertinnen und Experten.
Die fachlichen Experten kommen etwa aus der Medizin, so wie Dr. Michael Kroll, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Helios Park-Klinikum Leipzig. Die ehrenamtlichen, persönlichen Experten haben selbst seelische Krisen gemeistert und können somit aus erster Hand von ihren Erfahrungen berichten. Eine von ihnen ist Anna Feuerbach, die mittlerweile hauptamtlich für den Verein tätig ist.
„Die Erfahrung zeigt, dass diese Mischung aus Aufklärung, Information und Kennenlernen von Menschen, die selbst Krisen erlebt haben, sehr wirksam ist“, betont Richter-Werling.
Der Erfolg spricht für sich: Mittlerweile ist „Irrsinnig Menschlich“ an 139 Standorten in Deutschland sowie in Österreich, der Slowakei und Tschechien vertreten – und wächst weiter. Der Verein wurde schon vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem 1. Platz des Springer Charity Awards 2024.
Im „ÄrzteTag“-Podcast blicken Dr. Manuela Richter-Werling, Dr. Michael Kroll und Anna Feuerbach auf eine bewegte Geschichte zurück und wagen auch einen Blick in die Zukunft: Was muss gesellschaftlich und politisch passieren, um die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu beenden? Und wie schafft man es in Zeiten multipler Krisen, sich die psychische Gesundheit zu bewahren?

Apr 8, 2025 • 22min
Wann können Ärzte das E-Rezept für Hilfsmittel nutzen, Herr Rupp?
Klaus Rupp von der TK über den Stand der E-Verordnung für Hilfsmittel
Die Klagen von IT-affinen Ärztinnen und Ärzten werden lauter, dass nicht alle Verordnungen so wie das E-Rezept elektronisch ausgestellt werden können. Es sei lästig, immer überlegen zu müssen, wie eine Verordnung gerade umgesetzt werden kann, bei BtM mit Nadeldrucker für den Durchschlag, bei Arzneimitteln mit digitaler Signatur online und bei Hilfsmitteln auf normalem Papierrezept.
Ein Konsortium von sieben großen Krankenkassen mit 34 Millionen Versicherten ist nun im November angetreten, um zumindest für orthopädische Hilfsmittel die nächste Stufe zu testen. Bei der Gesundheits-IT-Messe DMEA wird der Fortschritt des Projekts vorgestellt.
Im „ÄrzteTag“-Podcast berichtet Klaus Rupp, Leiter Versorgungsmanagement bei der Techniker Krankenkasse, für das Konsortium über die Fortschritte des Projekts. Bislang sind zwei Softwarehäuser beteiligt, Medisoftware und CompuGroup Medical, deren Anwender sich am Projekt beteiligen können.
Erste Ärztinnen und Ärzte seien gewonnen, auch Hilfsmittelhersteller und Sanitätshäuser seien mittlerweile beteiligt.
Im Gespräch erläutert Rupp,
wie es gelungen ist, bei Hilfsmitteln eine hohe Abdeckung zu erreichen,
wie eine regionale Clusterung dazu beitragen soll, Praxen, eingeschriebene Patienten und Sanitätshäuser zusammenzubringen,
welche Besonderheiten bei der E-Verordnung von Hilfsmitteln zu beachten sind,
wie die E-Verordnungen technisch vor dem Zugriff von Hackern geschützt werden
und wie die Ergebnisse des Projekts für einen Roll-out durch die gematik genutzt werden könnten.

Apr 4, 2025 • 30min
Was macht den Reiz der Allgemeinmedizin für junge Forscher aus?
PJ-ler und Hausarzt-Stipendiat Paul Wiesheu gibt Antworten
Was gibt es Schöneres, als bereits im Studium die wissenschaftlichen Seiten des eigenen Faches kennen und lieben zu lernen? Cand. med. Paul Wiesheu, hatte das Glück, schon früh während seines Medizinstudiums in Witten-Herdecke in einem hilfswissenschaftlichen Job die Allgemeinmedizin von einer ganz eigenen Seite kennenzulernen. Diese „große Freude an der wissenschaftlichen Seite der Allgemeinmedizin“ hat ihm ein Hausarzt-Stipendium im Programm Medical Excellence eingebracht, das jährlich von MLP aufgelegt wird.
Im „ÄrzteTag“-Podcast hat erst vor kurzem Professor Antje Bergmann sehr lebendig beschrieben, wie Allgemeinmedizin in der Praxis und Forschung zusammenpassen. Wiesheu, der zurzeit im Praktischen Jahr in Mainz das chirurgische Tertial absolviert, beschreibt nun im Podcast-Gespräch, was die Faszination der wissenschaftlichen Arbeit in der Allgemeinmedizin für einen werdenden Mediziner ausmacht: Die direkte Übertragung von Grundlagenforschung in die medizinische Praxis, die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit ganz unterschiedlichen Fächern nicht nur der Medizin, sondern bis hin zu Sozialwissenschaften, Pflege und anderen.
Wiesheu beschreibt im Gespräch, wie er mit dem Projekt „Gesunde Stadt Witten“ seine ersten Sporen in der Forschung über eine Umfrage unter Schülern aus 10. Klassen verdient hat und in die Themen Prävention und Public Health eingetaucht ist. Warum seine Doktorarbeit sich dennoch nicht mit Versorgungsforschung beschäftigt, sondern eine Laborarbeit aus dem Bereich Stammzellen ist, wie er sich als „Labor-Maus“ in der Forschung sieht und welche Modelle in wissenschaftlicher Arbeit für junge Medizinerinnen und Mediziner – außerhalb von Wochenende und Nachtschichten – interessant ist, beschreibt Wiesheu im Gespräch.
Er beschreibt außerdem, warum er es als Privileg empfindet, in Witten-Herdecke von einem Modellstudiengang profitiert zu haben und so eher in interaktiven Kleingruppen die Lehre genießen konnte – statt im Frontalunterricht bei einer Vorlesung. Und er bricht eine Lanze dafür, dass ein größerer Anteil der Weiterbildung als bisher in der Praxis erfolgen sollte und nicht in der Klinik. Nicht zuletzt begründet er, warum er die Forderung von Antje Bergmann nach einer Weiterbildungsquote für die Allgemeinmedizin ablehnt. (Länge: 29:41 Minuten)

Mar 31, 2025 • 21min
Kommt bald die Abnehmspritze für Kinder, Professor Wabitsch?
Der Professor pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie über die Behandlung von Übergewicht bei Kindern
Der GLP-1-Rezeptoragonist Liraglutid ist effektiv und sicher bei übergewichtigen Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren. So lautet das Ergebnis der vom Unternehmen Novo Nordisk finanzierten SCALE-Kids-Studie, welche im September letzten Jahres im New England Journal of Medicine erschienen ist.
Das Thema Adipositas wird auch bei den Jüngeren zunehmend relevanter: Knapp 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind von Übergewicht oder Adipositas betroffen. Bei einer Zulassung von Liraglutid für diese Altersgruppe stellt sich die Frage, welchen Stellenwert die Abnehmspritze im therapeutischen Setting haben wird.
Im „ÄrzteTag“-Podcast schätzt Martin Wabitsch ein, für welche Kinder diese Arznei eine Therapieoption sein wird. Da die medikamentöse Therapie einer Ultima ratio entsprechen wird, betont Wabitsch, welche weiteren Maßnahmen trotzdem zuerst ergriffen werden sollten. Ein mögliches Problem von Liraglutid: Sobald es abgesetzt wird, könnten die Kilos wieder zurückkommen. Ob bereits im Kindesalter eine lebenslange Therapie eingeleitet werden muss oder auf die möglichen Vorteile des kindlichen Organismus gesetzt werden kann, ist ebenfalls Thema des Podcasts. (Dauer: 21:20 Minuten)

Mar 27, 2025 • 44min
Pickt Teleclinic sich die Rosinen aus der hausärztlichen Versorgung heraus?
Ein Mitarbeiter und ein Nutzer berichten
„Bis zu 50 Prozent mehr verdienen ohne zusätzliche Belastung in deinem Praxisalltag“ - mit Werbesprüchen im Internet wie diesem wirbt das Unternehmen Teleclinic für seine Plattform für Videosprechstunden bei Praxisärzten und MVZ-Ärzten. 4.000 Ärztinnen und Ärzte seien bei der Plattform mittlerweile registriert, berichtet Julian Simon aus der Geschäftsleitung des Unternehmens im „ÄrzteTag“-Podcast.
Die Ärzte betreuten „weit über 100.000 Fälle im Quartal“, die meist über die Teleclinic-App zu den Videosprechstunden kommen. Das Angebot richtet sich auch an Vertragsärzte, die die Behandlung von Patientinnen und Patienten am Monitor auch über die Kassenärztliche Vereinigung (KV) nach EBM abrechnen können. Mit einzelnen Krankenkassen gebe es auch Selektivverträge, so Simon.
Vor allem wegen der Möglichkeit der Kassenabrechnung ist Teleclinic mit seiner Plattform unter Hausärztinnen und Hausärzten hoch umstritten. Unter anderem wird dem Unternehmen vorgeworfen, dass über die Plattform überwiegend Patienten mit Bagatellerkrankungen behandelt würden und dass Ärzte, die mit der Plattform arbeiten, damit die Rosinen aus der Versorgung herauspickten und den Praxen vor Ort vor allem der schwere, aufwändige Teil bleibe.
Und dies um so mehr, wenn ein Patient mehrmals im Quartal die Telemedizin-Plattform konsultiert, dabei aber dann von verschiedenen Ärzten betreut wird, die jeweils die Versichertenpauschale oder Grundpauschale abrechnen könnten. Damit werde dem System letztlich Geld entzogen, dass für eine umfassende hausärztliche Versorgung vor Ort benötigt wird.
Im „ÄrzteTag“-Podcast diskutieren Hausarzt und Plattform-Nutzer Stefan Spieren und Teleclinic-Vertreter Julian Simon das Geschäftsmodell des Unternehmens. Viele Patienten, die er über die Plattform behandle, hätten gar keinen Hausarzt, berichtet Spieren, sie wüssten zum Beispiel nach einem Umzug gar nicht, an welche Praxis sie sich richten könnten.
Thema im Podcast ist auch, über welche Behandlungspfade Patienten auf der Plattform zu den Ärzten unterschiedlicher Fachgruppen gelenkt werden, wie eine Ersteinschätzung online möglich werden kann, die nach der neuen Anlage 31c zum Bundesmantelvertrag Ärzte (BMV-Ä) obligatorisch ist, und wie Spieren eine gegebenenfalls erforderliche Folgebehandlung vor Ort per Videosprechstunde organisiert, wenn dies erforderlich ist. Auch wie die anderen Anforderungen der Anlage erfüllt werden können – zum Beispiel Priorisierung nach Behandlungsbedürftigkeit, Zuordnung nach räumlicher Nähe – wird von Spieren und Simon erläutert.
Spieren erklärt im Gespräch auch, warum er seine Bestandspatienten, die per Video behandelt werden wollen, in der Regel über eine andere Plattform betreut, welche Möglichkeiten es gibt, die ärztliche Arbeitskraft dennoch zu nutzen, wenn einmal in der Praxis Patienten nicht zum Termin erscheinen, und was über Homeoffice per Videosprechstunde möglich ist. (Dauer: 43:45 Minuten)

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Mar 24, 2025 • 33min
G-BA-Beschluss zu Lipidsenkern: Was ändert sich für die Praxis, Professorin Baum?
Professorin Erika Baum, ein führendes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und ehemalige Präsidentin, spricht über den neuen G-BA-Beschluss zu Lipidsenkern. Sie erläutert die gesenkte Verschreibungsschwelle von 20 auf 10 Prozent Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, die Millionen von Patienten betreffen wird. Außerdem diskutiert sie die Rolle von Risikokalkulatoren, die Notwendigkeit der Aufklärung der Patienten und potenzielle Anpassungen der Leitlinien zur kardiovaskulären Prävention. Die Diskussion beleuchtet auch die Herausforderungen in der Therapieeinleitung.

Mar 21, 2025 • 21min
Wer soll die Patienten steuern: Hausärzte oder auch Fachärzte, Dr. Heinrich?
Der SpiFa-Vorsitzende Dirk Heinrich über Strukturreformen im Gesundheitswesen
Noch vor dem Start der neuen Koalition haben die zukünftigen Koalitionspartner mit dem Beschluss über das Sondervermögen für Infrastrukturmaßnahmen Geld beschafft, um den Spielraum für den Bundeshaushalt zu vergrößern. Wie dieses Geld sinnvoll (auch) im Gesundheitswesen ausgegeben werden könnte und welche Strukturreformen nötig sind, damit die Lücken in der ambulanten Versorgung nicht zu groß werden: Dazu nimmt Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender des Spitzenverbands Fachärzte Deutschlands (SpiFa), im „ÄrzteTag“-Podcast Stellung.
Die Reformvorhaben, die für das Gesundheitswesen anstehen, sind auch Thema auf dem SpiFa-Fachärztetag Ende März, unter anderem die bessere Steuerung von Patientinnen und Patienten, eine stärkere Eigenverantwortung der Patientinnen und Patienten und die weitere Umsetzung der Digitalisierung.
Im Gespräch erläutert Heinrich, warum die Umsetzung der Krankenhausreform eigentlich erst wirklich sinnvoll ist, wenn klar ist, welche Operationen zukünftig ambulant gemacht werden sollen und wie die Strukturen nach einer dringend nötigen Notfallreform sich entwickeln werden.
Die jüngsten Beschlüsse, auf lange Sicht das Honorarniveau an den EBM anzupassen, hält Heinrich für nicht zu Ende gedacht: „Dann wird niemand diese Leistungen anbieten“, so seine Prognose. Die Krankenkassen seien immer auf den „billigen Jakob“ aus, aber „Sie können eine Polypen-Operation bei Kindern nicht für 100 Euro erbringen“, so der HNO-Arzt weiter. Die Konsequenz werde auf lange Sicht sein: „Wartelisten, Wartelisten, Wartelisten – das ist unmenschlich“, schimpft Heinrich.
Im Gespräch erläutert er auch, warum die aktuelle Politik „die Vertragsärzte in die Rente scheucht“, und was zu einer Verbesserung der Situation führen könne.

Mar 20, 2025 • 38min
Wird Deutschlands Sicherheit in den Arztpraxen verteidigt, Martin Degenhardt?
Und wie umgehen mit Ärzte-Bashing seitens der GKV
„Die deutschen Krankenkassen sind die größten Zechpreller der Republik!“ – Martin Degenhardt, Politikchef der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) nimmt kein Blatt vor den Mund. Und seine Antwort auf jüngste Äußerungen von Uwe Klemens aus dem Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbands fällt in dieser Episode vom „ÄrzteTag“-Podcast noch deutlicher aus. Wir sprechen mit Degenhardt, der auch Geschäftsführer der Freien Allianz der Länder-KVen (FALK) ist, über Sondervermögen und Schuldenberge, Kriegstüchtigkeit, Wertschätzung für die Arbeit in den Arztpraxen und den ewigen Clinch mit den Krankenkassen. Und um die Frage: Warum wird die ambulante Versorgung in Deutschland so stiefmütterlich behandelt?
Während Milliarden in Krankenhäuser und für Arzneiausgaben fließen, fühlt sich die ambulante Versorgung oft wie das fünfte Rad am Wagen, sagt Degenhardt. „Die Ausgaben pro Patient in einer Praxis liegen im Schnitt bei 716 €, in einer Klinik bei 9465 € – und trotzdem behandelt man uns wie ein Kostenproblem.“ Degenhardt wünscht sich eine „ehrliche Wertschätzung“ für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte und fordert: „Wir müssen mitreden, wenn es um die Zukunft des Gesundheitswesens geht – und nicht nur zuschauen.“
Die Frage, ob unser Gesundheitswesen nicht eigentlich auch zur Verteidigung gehört, beantwortet er mit Ja. Denn in einem Krisenfall müssen nicht nur Krankenhäuser, sondern auch die Praxen handlungsfähig sein. Dass dieser Aspekt in den aktuellen Investitionsdebatten kaum eine Rolle spielt, hält er für einen massiven Denkfehler.
Der große Wunsch: Vertrauen statt Bürokratie
Ein besonderes Anliegen ist ihm die Abkehr von der Überregulierung. „Ärztinnen und Ärzte werden von Krankenkassen mit Anfragen geflutet – und antworten oft aus Angst vor Regressen. Das ist Wahnsinn!“ Sein Rezept: Weniger Kontrolle, mehr Vertrauen. Denn die meisten Ärzte würden ihre Arbeit aus Überzeugung machen – und nicht, um das System auszunutzen.
Was ihn besonders auf die Palme bringt? Der Umgangston der Krankenkassen. „Ich habe von der GKV noch nie ein einfaches ‚Danke‘ gehört!“ Stattdessen gäbe es vor allem Vorwürfe, Misstrauen und Blockaden. Sein Appell: „Ohne eine neue Vertrauenskultur werden wir die Gesundheitsversorgung in Deutschland nicht auf Kurs halten.“
Martin Degenhardt spricht Klartext – und fordert eine Gesundheitsdebatte, die sich nicht nur um Krankenhäuser dreht. Sein Wunsch an Politik und Krankenkassen: Weniger Folter, mehr Anerkennung – und eine echte Partnerschaft statt Dauerkonflikt.