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ÄrzteTag

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Mar 11, 2024 • 34min

Brauchen iMVZ mehr Kontrolle, damit sie nicht nur Rosinen picken, Herr Dr. Müller?

Der ALM-Chef über das Reizthema Investoren und Arztpraxen Wie lassen sich schwarze Schafe unter Betreibern investoren-getragener Medizinischer Versorgungszentren (iMVZ) finden? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigt sich ein aktuelles Gutachten, das die Verbände Akkreditierte Labore in der Medizin ALM e. V. und der Bundesverband der Betreiber medizinischer Versorgungszentren (BBMV) am Montag (11. März) vorgelegt haben. Im „ÄrzteTag“-Podcast erläutert Laborarzt und ALM-Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Müller die Zielrichtung des Gutachtens: den Nachweis zu erbringen, dass gesetzliche Änderungen nicht nötig sind, um einen möglichen Missbrauch von Abrechnungsregeln und Rosinenpickerei durch iMVZ zu verhindern. Hintergrund sind Ankündigungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), iMVZ stärker zu regulieren. Diese Ankündigungen haben bislang aber noch nicht Eingang in einen Gesetzentwurf gefunden. Das Gutachten, so Müller im Podcast, zeige, dass es möglich sei, Transparenz über das Abrechnungsgeschehen zu bekommen, wenn Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) nur das vorhandene Instrumentarium der Wirtschaftlichkeits- und Plausibilitätsprüfungen nutzten – zum Beispiel über den Vergleich von Fallwerten oder über die Entwicklung der Häufigkeitsverteilung bestimmter Gebührenordnungspositionen (GOP) nach Übernahme eines MVZ durch einen Investor. Sein Credo: „Evidenz hilft“ – um die Debatte zu vertiefen und Vorurteile gegen Investoren zu entkräften. Müller bekräftigt sogar die Forderung, dass die Gründung von MVZ wieder stärker dereguliert werden und der Kauf einer Klinik für nicht-ärztliche Betreiber als Bedingung für eine MVZ-Gründung gestrichen werden müsste. Zur Wehr setzt sich Müller auch gegen „pauschale Vorwürfe“ gegen investoren-getragene MVZ, diese würden in der Abrechnung von Privatleistungen ohne Kontrolle durch die KVen häufig nicht korrekt vorgehen. Hintergrund sind Vorwürfe gegen einen Betreiber eines augenärztlichen MVZ, angestellte Ärztinnen und Ärzte angestiftet zu haben, möglichst häufig den Höchstsatz anzusetzen und auch bestimmte Leistungen, die eigentlich pauschal abgegolten sind, einzeln abzurechnen. Ärztinnen und Ärzte hätten hier offensichtlich Störgefühle und hätten entsprechend reagiert und so erst mögliche Beugungen der Abrechnungsregeln bekannt gemacht, betont Müller im Gespräch mit Blick auf einen Bericht im ARD-Magazin „Panorama“. Hinzu komme nicht zuletzt, dass die „Ärzteschaft unter Druck“ sei bei der Abrechnung über die veraltete GOÄ. Am Ende seien Ärztinnen und Ärzte dem Gemeinwohl verpflichtet – egal, ob sie als Selbstständige oder als Angestellte in einem iMVZ arbeiten.
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Mar 4, 2024 • 22min

Schließt das Digitalgesetz die Versorgungslücken in der Psychotherapie, Frau Dr. Beintner und Herr Büchtmann?

Chancen und Grenzen digitaler Lösungen für die Psychotherapie angesichts neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen Das Digitalgesetz ist beschlossen, und es wirkt sich auf viele Bereiche des Gesundheitswesens aus, nicht zuletzt auf die Möglichkeiten für Psychotherapeuten, aber auch für Anbieter Digitaler Gesundheitsleistungen. Besonders wichtig für Psychotherapeuten ist der Wegfall der Mengenbegrenzung von Videosprechstunden, die bislang noch bei 30 Prozent „je berechneter Gebührenordnungsposition je Vertragsarzt und Quartal“ liegt. Der Gesetzgeber hat allerdings noch der KBV und dem GKV-Spitzenverband die Aufgabe gegeben, „Ausführungsbestimmungen“ für die Umsetzung festzulegen. Im „ÄrzteTag“-Podcast sprechen Dr. Ina Beintner und Markus Büchtmann vom Unternehmen MindDoc, das sowohl Videosprechstunden als auch neuerdings eine Digitale Gesundheitsanwendung für Menschen mit depressiven Störungen anbietet, über die Chancen und die Grenzen digitaler Lösungen für die Psychotherapie angesichts der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen. So hebt Dr. Ina Beintner, Chief Science and Clinical Officer des Tochterunternehmens der Schön Kliniken, den „Fortschritt“ hervor, um die „riesigen Versorgungslücken“ in der Psychotherapie zu schließen. So könnten DiGA, die ja immer „in der Hosentasche“ mit dabei seien, durch eine Nutzung bei Bedarf sehr gut dabei helfen, neue Verhaltensweisen einzuüben. In einer gesprächsbasierten Psychotherapie gebe es dagegen nur die vorgegebenen Termine. Deshalb gebe es auch so viele DiGA für den Indikationsbereich der Psychotherapie – sei es mit festen Kursen, variablen Kursbestandteilen oder auch ganz eng in der Therapiebegleitung. Der Übergang zur Psychotherapie sollte dann erfolgen, wenn eine Patientin oder ein Patient mit der DiGA nicht weiterkomme – „in einer idealen Welt“, wie Beintner angesichts der Versorgungslücken im Gespräch betont. Markus Büchtmann, Geschäftsführer von MindDoc, erläutert, warum er einen echten Fortschritt beim Schließen der Versorgungslücken ausschließlich in einem ortsungebundenen Szenario sieht. Der Anbieter hat diese Möglichkeiten durch Selektivverträge mit einigen Krankenkassen bereits vor dem Inkrafttreten des Digitalgesetzes realisiert. Im Podcast nehmen Büchtmann und Beintner auch Stellung dazu, wie eine Software, ein Algorithmus tatsächlich helfen kann, welche Möglichkeiten in Zukunft durch noch stärkeren Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Psychotherapie entstehen könnten und inwieweit Psychotherapeutinnen und -therapeuten am Ende durch solche Programme ersetzt werden könnten. Auch die neuen Möglichkeiten, probatorische Sitzungen ebenfalls per Videosprechstunde zu machen, kommen im Podcast zur Sprache.
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Feb 20, 2024 • 37min

Welche sind die drei Herausforderung der Onkologie, Dr. Johannes Bruns?

Zum Start des 36. Deutschen Krebskongresses 2024 In der Fachrichtung Onkologie und Hämatologie gibt es ständige Veränderungen, möglicherweise mehr als in vielen anderen Fachgebieten. Der 36. Deutsche Krebskongress ist daher mit über 300 Sitzungen vollgepackt. Doch nicht nur in Bezug auf Moleküle, Medizin und Pflege gibt es viel Neues, auch die Struktur der onkologischen Versorgung wandelt sich. In dieser Episode des „ÄrzteTag“-Podcasts spricht Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), über drei große Herausforderungen für das Fach. Die erste Herausforderung sind die neuen Modellvorhaben zur genomischen Medizin gemäß Paragraf 64e SGB V, die in diesem Jahr starten sollen. Bruns bezeichnet sie als „ein völlig neues Produkt in der Gesundheitsversorgung“. Diese geplanten Zentren, für die sich Klinikabteilungen bewerben können, bezeichnet er als „Vision, die wir schon immer hatten“. Denn in der Onkologie sollte „nicht jeder alles machen, insbesondere bei Hightech-Technologien“. Durch diese Modellvorhaben besteht die Chance, „ausgewählten qualifizierten Leistungserbringern das Recht zu geben, bestimmte Leistungen finanziert zu bekommen“. Gleichzeitig haben diese Zentren die Verpflichtung, sich in das übrige Versorgungsnetzwerk einzubinden, um „den Nutzen für alle möglichen Patienten“ anzubieten. Damit greifen diese Vorhaben einen wesentlichen Punkt der noch ausstehenden Krankenhausreform auf, nämlich die Bündelung von Leistungsangeboten dort, wo sie mit hoher Qualität erbracht werden können. „In der Onkologie haben wir bereits seit vielen Jahren zertifizierte Zentren, Netzwerke und eine integrierte sektorenübergreifende Versorgung“, sagt Bruns. „Wir hoffen immer noch, dass die derzeitigen gesetzgeberischen Veränderungen den Versorgungsprozess an der Patient Journey ausrichten und nicht nur einfach Strukturen und Finanzierungen neu regeln“, fügt Bruns mit kritischem Unterton zu den aktuellen Verhandlungen zwischen Bund und Bundesländern hinzu. Für den Generalsekretär der DKG sind die Netzwerke nicht nur Versorgungselemente, sondern auch „eine echte Chance, um aus der Versorgung besser lernen zu können“. In der Nationalen Dekade gegen Krebs (NDK) ist die Wissen generierende Versorgung bereits angelegt, ebenso wie das Thema Survivorship. Bruns spricht von einer „Übersetzung in beide Richtungen“, die in Zukunft noch besser gestaltet werden muss. „Denn wir müssen noch mehr darüber erfahren, wie unsere Versorgung aussieht, um besser daraus lernen zu können.“
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Feb 13, 2024 • 28min

Ist die ePA schon bereit für den Praxisalltag, Frau Dr. Spöhrer?

Sprecherin der AG Digitales des DHÄV über die Digitalisierung in den Praxen Anfang Februar hat der Bundesrat das Digitalgesetz und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz ohne Änderungen beschlossen, nun fehlen nur noch die Unterschrift des Bundespräsidenten und die Veröffentlichung im Bundesanzeiger, dann treten die neuen Regelungen in Kraft. Umsetzung der elektronischen Patientenakte (ePA), Videosprechstunde, Interoperabilität, Digitale Gesundheitsanwendungen, Digitalisierung des DMP Diabetes Mellitus: Im „ÄrzteTag“-Podcast erläutert Dr. Kristina Spöhrer, Sprecherin der AG Digitales des Deutschen Hausärztinnen- und Hausärzteverbands (DHÄV), an welchen Stellen sich Änderungen ergeben und wie sich Praxen darauf vorbereiten können. So sieht Spöhrer, die auch Mitglied des DHÄV-Vorstandes ist, bei der ePA noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Wenn sie einen Patienten oder eine Patientin, die bereits eine ePA hat, einbestelle, dann immer ans Ende der Sprechstunde, beschreibt die Fachärztin für Allgemeinmedizin ihren Umgang mit der ePA. Der Grund: Der Umgang mit den ePA-Daten dauere seine Zeit. Wenn dieser nächste Schritt der Digitalisierung ein Erfolg werden solle, dann müssten gematik und Hersteller von Praxisverwaltungssystemen noch „gründlich arbeiten“, so Spöhrer. Grundsätzlich begrüße der DHÄV die ePA, aber „wir brauchen für den Alltag ePA-Ladezeiten unter drei Sekunden“. Beim E-Rezept hätten sie in ihrer Praxis das Glück gehabt, dass kurz vor dem Jahreswechsel ein Update des PVS die Geschwindigkeit bei der digitalen Signatur nochmals deutlich verbessert habe. Nun sei sie „ziemlich angetan“ von der Lösung – es gebe allerdings immer noch Rückmeldungen von Kolleginnen und Kollegen, dass der Umgang mit dem E-Rezept keineswegs „holperfrei“ laufe, so Spöhrer. Der große Aufwand in allen Praxen sei allerdings jetzt, dass die Patientinnen und Patienten über den neuen Ablauf aufgeklärt werden müssten, das sei in der aktuellen Infektwelle eine große Herausforderung. Insgesamt seien die Gesetze durchaus ein Schritt in die richtige Richtung, allein weil die Digitalisierung „Teil unseres Lebens“ werde. Digitalisierung allein, etwa die Einrichtung von Videosprechstunden, reiche allerdings nicht, sie brauche immer die Einbettung in ein gutes Versorgungskonzept, zum Beispiel bei Bedarf die Möglichkeit der Weiterbehandlung vor Ort in der Praxis. An dieser Stelle sei der Bewertungsausschuss bei der Ausgestaltung der Regelungen noch gefragt, so Spöhrer.
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Feb 9, 2024 • 26min

Warum müssen Digitale Gesundheitsanwendungen so viel Geld kosten, Frau Dr. Geier?

Die SVDGV-Geschäftsführerin über DiGA 55 zugelassene Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), 370.000 Freischaltungen für Kassenpatienten, hohe Verordnungszahlen vor allem in den großen Indikationen wie Diabetes, aber auch dort, wo Versorgungslücken bestehen, etwa bei Endometriose. Im „ÄrzteTag“-Podcast beschreibt Dr. Anne Sophie Geier, Geschäftsführerin des Spitzenverbands Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV), wie die DiGA „peu à peu“ in der Versorgung angekommen sind, seit sie über das Digitale Versorgung Gesetz noch unter Gesundheitsminister Jens Spahn eingeführt wurden. Seit Jahresanfang hat es einige Publikationen zu DiGA gegeben, die sehr unterschiedlich ausgerichtet waren: Die DiGA-Reports des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen und des SVDGV sowie eine Umfrage der Stiftung Gesundheit, die zeigte, dass mittlerweile jeder zweite Hausarzt zumindest gelegentlich DiGA verordnet. Vor allem Kritik kam vom Spitzenverband der Krankenkassen, weil DiGA zu teuer seien und weil nur jede fünfte DiGA direkt einen nachweisbaren therapeutischen Nutzen habe. Solche tendenziösen Aussagen ärgern Anne Sophie Geier, denn tatsächlich habe etwa die Hälfte der zugelassenen DiGA den Nutzennachweis erbracht, die andere Hälfte sei noch im Erprobungsjahr, nach dessen Ende in einer randomisierten, kontrollierten Studie der Nutzen und ein „positiver Versorgungseffekt“ nachgewiesen sein müssten. Letzteres betrifft zum Beispiel eine Verbesserung der Adhärenz durch die digitale Therapiebegleitung. Die meisten DiGA, so Geier, überspringen diese Hürde, nur wenige Anbieter würden mit ihrer Anwendung nach der Erprobungsphase nicht dauerhaft zugelassen. Das Erprobungsjahr, so Geier, sei ein entscheidender Erfolgsfaktor für die DiGA, betont Geier im Podcast. Bei der „kleinen Schwester“ der DiGA, den Digitalen Pflegeanwendungen, gebe es kein solches Erprobungsjahr. Die Folge: Bisher sei noch keine einzige Anwendung zugelassen. Im Gespräch erläutert Geier den Aufwand, den Hersteller betreiben müssen, um die Zulassung zu erreichen – das sei auch ein Grund für die Preise im mittleren dreistelligen Euro-Bereich für die Nutzung einer Gesundheits-App über ein Quartal hinweg. Auch Geier sieht ein Missverhältnis darin, dass die Verlaufskontrolle durch betreuende Ärztinnen und Ärzte vergleichsweise niedrig bewertet ist, in der Regel liegt die Vergütung über den EBM bei 7,50 Euro im Behandlungsfall. „Ärzte könnten hier viel lauter sein“, meint die Geschäftsführerin des SVDGV. Nicht zuletzt erläutert Anne Sophie Geier die Änderungen, die jetzt nach Verabschiedung des Digitalgesetzes auf Patienten, Krankenkassen, Ärzte und Anbieter zukommen: unter anderem DiGA in weiteren Risikoklassen, Nutzung von DiGA in DMP sowie anwendungsbegleitende Erfolgsmessungen.
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Feb 7, 2024 • 24min

Sind Ärzte als Arbeitgeber knauserig, Herr Bodendieck?

Vorsitzender der ärztlichen Arbeitgeber zum Tarifstreik der MFA Das gab es seit Menschengedenken nicht in Deutschland: Der Verband medizinischer Fachberufe (vmf) will am Donnerstag (8. Februar) für höhere Löhne parallel zu den in Berlin laufenden Verhandlungen einen Warnstreik veranstalten. Zu Wochenbeginn begründete vmf-Präsidentin Hannelore König den Warnstreik vor allem mit dem drohenden Lohnabstand von Medizinischen Fachangestellten in den ersten Berufsjahren zu Hilfsberufen in der Pflege, die zuletzt auf 16,50 Euro aufgestockt wurden. Erik Bodendieck, Vorsitzender der AAA, der Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/Medizinischen Fachangestellten, hält im „ÄrzteTag“-Podcast kurz vor der nächsten Verhandlungsrunde dagegen: Auch die AAA, die die Arbeitgeberseite bei den Tarifverhandlungen vertritt, sorgt sich nach seinen Worten um den gerade entstehenden Lohnabstand bei den Einstiegsgehältern für MFA und wolle gegensteuern. Bodendieck sieht aber aufgrund der Honorarsteigerung beim Orientierungswert um 3,85 Prozent für dieses Jahr, keinen Spielraum für eine lineare Erhöhung über alle Tarifstufen. Im Gespräch erläutert der AAA-Vorsitzende, warum er sich entschieden gegen den Begriff „knauserig“ als Eigenschaft ärztlicher Arbeitgeber verwahrt, und er fordert klare Regelungen, wie Tariferhöhungen bei MFA in höhere Honorare umgesetzt werden können. Nicht zuletzt nennt er Gründe, warum in manchen Regionen Deutschlands fast durchgängig über Tarif gezahlt werde – und warum er trotz der aktuellen Auseinandersetzung jungen Menschen weiterhin empfehlen würde, den Beruf der MFA anzustreben.
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Feb 5, 2024 • 31min

Warnstreik in Praxen: Warum verdienen MFA immer noch so wenig, Frau König?

In der Regel laufen die Tarifverhandlungen zwischen dem Verband medizinischer Fachberufe (vmf) und der Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/Medizinischen Fachangestellten relativ geräuschlos ab. In diesem Jahr ist das anders: Der vmf hat für Donnerstag (8. Februar) einen Warnstreik angekündigt, zugleich sind trotz Karnevals parallel zu den Verhandlungen Kundgebungen in fünf deutschen Städten geplant. Hannelore König, Präsidentin des vmf, schlägt im „ÄrzteTag“-Podcast Alarm. Sie warnt vor einer Abwanderungswelle aus dem Beruf, gefolgt von einem noch weiter verschärften Personalmangel, wenn die Stundenlöhne der MFA nicht deutlich angehoben werden. Eine Erhöhung parallel zu den 3,85 Prozent Aufschlag auf den Orientierungswert, der seit Jahresbeginn gilt, sei definitiv nicht genug, erläutert König. Nach dreijähriger Lehrzeit, bekomme eine MFA im 1. Berufsjahr nach Tarif einen Stundenlohn von 13,22 Euro – und damit nur unwesentlich mehr als der Mindestlohn von 12,41 Euro, der eigentlich für ungelernte Tätigkeiten gelte. Im Gespräch führt König weiter aus, dass in „Nachbar“-Berufen wie in der Pflege, im Krankenhaus oder für Angestellte bei Krankenkassen deutlich höhere Gehälter von mehr als 16 Euro zum Einstieg bezahlt würden. Die Folge: 39 Prozent der MFA denken nach einer Umfrage darüber nach, dem Beruf den Rücken zu kehren, und auch als Ausbildungsberuf habe die MFA deutlich an Anziehung eingebüßt und sei erst kürzlich vom Top-1-Platz verdrängt worden. „Bei 15 Euro Stundenlohn im ersten Berufsjahr können wir deshalb auch definitiv nicht zustimmen“, so die vmf-Präsidentin. Zugleich sieht auch König die Not der Praxen, die in den vergangenen Jahren trotz Inflation und steigender Kosten nur kleine Schritte beim Honorar gemacht haben. Dennoch spricht die hohe Resonanz bei den gut 20.000 Mitgliedern und darüber hinaus dafür, dass die MFA streikbereit seien und dass dieser Streik dann auch tatsächlich in den Praxen für Patienten spürbar werde, ist sie sich sicher. Im Podcast nimmt König auch Stellung zur Bereitschaft der Arbeitgeber, zusätzlich zum Tariflohn mit Prämien oder Gewinnbeteiligung die Einkommenssituation der MFA aufzubessern. Auch die Bindungswirkung der Tarife sei nicht so schlecht, betont König. Es gebe aber auch nach wie vor Ärztinnen und Ärzte in Praxen, die tatsächlich nur den Mindestlohn bezahlen.
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Jan 26, 2024 • 18min

Wie fällt Menschen mit Spritzenphobie die Impfung leichter, Professorin Erhardt?

Professorin Angelika Erhardt vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München berichtet von der Kurzzeittherapie gegen diese Phobie Wer starke Angst vor Spritzen hat – oft verbunden mit einer Phobie gegen Blut oder Verletzungen – vermeidet Arztbesuche. Das wirkt sich auf die Gesundheitsvorsorge aus: Betroffene lassen sich nicht untersuchen und verpassen etwa Impfungen. Gegen die Spritzen-, Blut- und Verletzungsphobie bietet das Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München eine Kurzzeittherapie an, die einem Großteil der Betroffenen hilft. Teil der Therapie sind etwa auch Blutabnahmen oder, wenn gewünscht, eine Impfung, erklärt Professorin Angelika Erhardt, Oberärztin in der Ambulanz für Angsterkrankungen des Instituts. Gerade junge Menschen suchten das Angebot auf, die sich häufig zuletzt als Kind haben impfen lassen. Und im Kindesalter liegt häufig die Wurzel für eine Spritzen-, Blut- und Verletzungsphobie: Denn wenn die Erinnerung an die ersten Arztbesuche mit Impfungen oder Blutabnahmen bleibt: „Ich wurde gezwungen, das war schrecklich, es hat wehgetan“, dann kann sich im weiteren Verlauf daraus eine Phobie entwickeln, erläutert Erhardt. Allerdings sei es in der Regel nicht eine schlechte Erfahrung allein. Was außer dem noch eine Rolle spielt und wie Kolleginnen und Kollegen Betroffenen entgegen kommen können, berichtet die Oberärztin in dieser Episode des „ÄrzteTag“-Podcasts. (Dauer: 17:21 Minuten)
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Jan 21, 2024 • 14min

Was hat sich seit Veröffentlichung der Abruptio-Leitlinie getan, Frau Hänel?

Seit einem Jahr gibt es eine S2k-Leitlinie „Schwangerschaftsabbruch im 1. Trimenon“ Bis vor einem Jahr gab es für Ärztinnen und Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, keine nationalen Empfehlungen. Dies hat sich mit Publikation der S2k-Leitlinie „Schwangerschaftsabbruch im 1. Trimenon“ am 26. Januar 2023 geändert. Die Empfehlungen entstanden unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Doch auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) war an der Erstellung beteiligt. Vertreten wurde die DEGAM von Kristina Hänel, Allgemeinmedizinerin aus Gießen. Im „ÄrzteTag“-Podcast spricht Hänel über die bisherigen „Erfolge im Kleinen“ seit Veröffentlichung der Leitlinie. Außerdem erzählt sie, woran es bei der Versorgung ungewollt Schwangerer bisher noch hakt.
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Jan 15, 2024 • 30min

Genügen die Studien zur Hausarztzentrierten Versorgung allen Evidenzkriterien, Prof. Szecsenyi und Prof. Gerlach?

Das Gesundheitswesen steht vor umfangreichen Reformen – wenn sie denn gelingen: Die Klinikreform stockt; zur verstärkten Förderung der Allgemeinmedizin gibt es nach dem Krisengipfel aktuelle Absichtserklärungen von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach. In Aussicht stehen unter anderem eine deutschlandweite Entbudgetierung der Leistungen des hausärztlichen EBM-Kapitels und ein Ausstieg aus der Quartalslogik bei der Versorgung chronisch kranker Patientinnen und Patienten. Damit rückt die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) verstärkt in den Blick der Politik, denn die nun angekündigten Reformen, die über die anstehenden Versorgungsgesetze umgesetzt werden sollen, finden sich auch in vielen Verträgen zur HZV. Hier stand im vergangenen Jahr die HZV in Baden-Württemberg zum 15-jährigen Bestehen im Mittelpunkt des Interesses – auch durch neu vorgelegte Evaluationsergebnisse. Im „ÄrzteTag“-Podcast erläutern die beiden Versorgungsforscher und Allgemeinmediziner Professor Joachim Szecsenyi vom Universitätsklinikum Heidelberg und Professor Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Goethe-Universität in Frankfurt und ehemaliger Vorsitzender des Sachverständigenrates für das Gesundheitswesen, die Ergebnisse ihrer umfangreichen Studien zur HZV in Baden-Württemberg, die sich durch die Besonderheit vieler angedockter Facharztverträge auszeichnet. Im Gespräch beschreiben Szecsenyi und Gerlach die Vorteile der engen Verzahnung der fachärztlichen mit der hausärztlichen Versorgung und ihre Auswirkungen für die Patientinnen und Patienten. Sie erläutern zudem die Ergebnisse der Evaluation der HZV im Vergleich zur Regelversorgung, wie sich die HZV langfristig auswirkt und ob die Untersuchungen allen Evidenzkriterien medizinischer Studien genügen. Nicht zuletzt geht es im Podcast darum, die Erfolgsfaktoren einer guten primärärztlichen Versorgung herauszuarbeiten – und um die Chancen einer primärärztlichen Versorgung in der Gesundheitspolitik.

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