
Übermedien
Der Podcast von Übermedien.de, dem Online-Magazin für Medienkritik.
Latest episodes

Mar 15, 2024 • 24min
Holger ruft an ... wegen Kate
Was ist das für ein royales Kommunikations-Desaster?
Seit Wochen rätselt Großbritannien (und der Rest der Welt) über den Zustand von Prinzessin Kate. Im Dezember hatte sie ihren letzten öffentlichen Auftritt. Wie der Kensington Palast mitteilte, sei sie für eine OP im Krankenhaus gewesen. Klar, dass man sich nach so einem Eingriff erstmal erholen muss.
Die Öffentlichkeit hat ein großes Interesse daran, wie es Kate geht und wo sie eigentlich ist. Gerade weil man so wenig weiß, werden in sozialen Medien die verrücktesten Theorien über die Prinzessin gesponnen. Dass das Thronfolgerpaar am vergangenen Wochenende ein dilettantisch bearbeitetes Glückliche-Familie-Foto von Kate ihren drei Kindern postete, machte alles noch schlimmer.
Das sei ein absolutes "PR-Desaster" und ein "royaler Clusterfuck", sagt die ARD-Korrespondentin Annette Dittert im Übermedien-Podcast. Wie konnte es so weit kommen? Wie läuft der Informationsfluss zwischen Königshaus und britischer Presse eigentlich genau ab? Welche Kontrolle haben die Royals über die Medien? Und welche Theorie über Kates "Verschwinden" findet Annette Dittert am lustigsten? Darüber sprechen Holger Klein und Annette Dittert diese Woche in einer neuen Folge "Holger ruft an…".
Links:
Ehemalige "BuzzFeed"-Reporterin über Kate Middleton, Palast-PR und das Misstrauen in die Medien ("Nieman Lab")
„Da sind mit Photoshop zwei, drei Fehler passiert“ – dpa-Fotochefin im "Tagesspiegel"-Interview
"Newsweek" über das Verbot von Paparazzi-Fotos von Prinzessin Kate
Warum ist der größte Skandal um Harry ein Skandal der Medien? (Übermedien-Podcast)

Mar 8, 2024 • 27min
Holger ruft an ... wegen RAF
Verkulten Medien die RAF immer noch?
"Der Hype um die RAF ist immer auch medial vermittelt gewesen", sagt die Historikerin und Terrorismusforscherin Petra Terhoeven in dieser neuen Folge unseres Übermedien-Podcasts "Holger ruft an …". Und tatsächlich bestimmt die 1988 offiziell aufgelöste Terrorgruppe derzeit wieder einmal die Schlagzeilen. Anlass ist die Verhaftung von Daniela Klette. Sie wird zur sogenannten dritten Generation der RAF gezählt und war zusammen mit Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub seit mehr als 30 Jahren untergetaucht. Die Gruppe wird von den Behörden für zahlreiche bewaffnete und brutale Überfälle auf Supermärkte und Geldtransporter verantwortlich gemacht. Am 26. Februar war Klette nun in ihrer Berliner Wohnung festgenommen worden.
Seitdem vergeht fast kein Tag ohne Push-Meldung und vermeintliche Neuigkeiten. Der Tagesspiegel ließ es sich etwa nicht nehmen, in einem Text Klettes Mobiliar vorzustellen. "Bettgestell aus Kiefer, Tische, Schränke": Die Wohnung sei insgesamt "unspektakulär" eingerichtet gewesen, zitiert die Zeitung dazu einen "Kenner". Zudem "nicht übermäßig geputzt, aber okay". Forscherin Terhoeven mahnt hingegen zu mehr medialer Zurückhaltung, vor allem wenn der Erkenntnisgewinn wie derzeit noch sehr gering sei. "Medien springen zu leicht über die Stöckchen der Behörden", sagt Terhoeven.
Besonders wichtig in der Berichterstattung über die RAF sei zudem, die Täter nicht zu heroisieren, sowie die Taten nicht zu banalisieren und die Opferperspektive ausreichend zu berücksichtigen. Wie Terhoeven vor diesem Hintergrund Schlagworte wie "Rentner-RAF" beurteilt und wie sie die aktuell wieder sehr gefragte Expertise von Journalist und Buchautor Stefan Aust ("Der Baader-Meinhof-Komplex") einordnet, erläutert sie im Gespräch mit Holger Klein.
Petra Terhoeven ist Professorin für europäische Kultur- und Zeitgeschichte an der Uni Göttingen. Längere Forschungsaufenthalte führten sie nach Oxford und Rom. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Geschichte von Faschismus und Terrorismus im 20. Jahrhundert, insbesondere der Linksterrorismus und seine politischen und gesellschaftlichen Folgen in der Bundesrepublik und Italien. Derzeit forscht sie zum Umgang der europäischen Gesellschaften mit den Betroffenen terroristischer Gewalt seit den 1970er Jahren. Zum 1. Oktober 2024 übernimmt sie die Leitung des Deutschen Historischen Instituts in Rom.
Links:
<li><a href="https://www.spiegel.de/panorama/justiz/daniela-klette-die-nette-frau-ivone-spiegel-rekonstruktion-zur-mutmasslichen-ex-raf-terroristin-a-b00a8fc4-e219-41cc-96a7-64a839d0f29d" target="_blank" rel="noopener">"Die nette Frau Ivone"</a> – Der "Spiegel" rekonstruiert, wie die RAF-Terroristin mitten in Berlin ein normales Leben führen konnte</li>
<li><a href="https://wem-gebuehrt-unser-mitleid.uni-goettingen.de/" target="_blank" rel="noopener">"Wem gebührt unser Mitleid? Terrorismus-Opfer und Gesellschaft in der Moderne"</a> Forschungsprojekt der Uni Göttingen</li>
<li><a href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/raf-aufloesung-vor-25-jahren-linksextreme-gewalt-gestern-und-heute-dlf-kultur-fc5302bc-100.html" target="_blank" rel="noopener">Linksextreme Gewalt gestern und heute</a> – Interview mit Petra Terhoeven im Deutschlandfunk 25 Jahre nach der Auflösung der RAF</li>

Mar 1, 2024 • 30min
Holger ruft an ... wegen Krieg in der Ukraine
Haben zu viele Journalisten beim Thema Ukraine eine Schere im Kopf?
Seit vielen Jahren berichtet der Kriegs- und Krisenreporter Moritz Gathmann aus der Ukraine – über den Euromaidan, die russische Annexion der Krim und den Krieg im Osten des Landes. Und auch seit der russischen Invasion vor zwei Jahren fährt er regelmäßig in das Land, um über die Ereignisse an der Front und das Schicksal der Menschen zu schreiben.
Mediale Aufmerksamkeit für den Krieg in der Ukraine und Solidarität mit den Ukrainer:innen sind für Gathmann wichtig. Trotzdem sieht er die deutsche Berichterstattung über den Ukraine-Krieg immer wieder kritisch. Zu oft gebe es aus seiner Sicht keine Abgrenzung zwischen Aktivismus und Journalismus. Zu oft werde nur das berichtet, was dem positiven Bild der Ukraine dient. Es gebe viele „weiße Flecken“ in der Berichterstattung, sagt Gathmann im Übermedien-Podcast mit Holger Klein.
Welche "weißen Flecken" sind das? Wie hat sich die Arbeit für ihn in den vergangenen Jahren verändert? Was können Medien besser machen? Hat er auch manchmal eine Schere im Kopf? Und wie verarbeitet er das, was er als Kriegsreporter erlebt? Darüber sprechen Holger Klein und Moritz Gathmann, der bereits Ende 2022 bei uns im Übermedien-Podcast zu Gast war.
Links:
<li><a href="https://uebermedien.de/77678/solidaritaet-mit-der-ukraine-darf-kein-filter-fuer-nachrichten-sein/">Solidarität mit der Ukraine darf kein Filter für Nachrichten sein</a> (Gastbeitrag von Moritz Gathmann bei Übermedien)</li>
<li><a href="https://www.stern.de/politik/ausland/krieg-in-der-ukraine--wir-brauchen-durchhaltewillen--meinung--34486554.html">"Wenn wir jetzt wegschauen, endet der Ukraine-Krieg im Desaster"</a> (Kommentar von Moritz Gathmann im "Stern")</li>
<li><a href="https://www.stern.de/politik/ausland/ukraine--zehn-jahre-krieg-im-land---ein-persoenlicher-rueckblick-34474820.html">Zehn Jahre Krieg in der Ukraine</a> – Ein persönlicher Rückblick von Moritz Gathmann im "Stern"</li>
<li><a href="https://uebermedien.de/91231/machen-medien-wirklich-einen-fehler-wenn-sie-kiew-statt-kyiv-schreiben/">Machen Medien wirklich einen Fehler, wenn sie "Kiew" statt "Kyiv" schreiben?</a> (Interview)</li>
<li><a href="https://www.zdf.de/nachrichten-sendungen/heute-in-europa/mariupol-nach-der-eroberung-100.html">Mariupol nach der Invasion</a> – ZDF-Beitrag des Korrespondenten Armin Coerper</li>
<li>Kritik am ZDF-Beitrag: Tweets von <a href="https://twitter.com/peteralthaus/status/1752130446651982019">Peter Althaus</a> und <a href="https://twitter.com/ZhukovetsAnna/status/1752310395149185418?s=20">Anna Zhukovets</a></li>

Feb 22, 2024 • 27min
Holger ruft an ... wegen Whistleblowing
Wäre ein Fall Assange auch in Deutschland möglich?
Julian Assange muss weiter bangen. Die womöglich letzten Anhörungen seiner Anwälte vor dem britischen High Court sind diese Woche über die Bühne gegangen, mit einer Entscheidung der Richter wird frühestens im März gerechnet. Im Falle einer Niederlage vor dem Gericht droht dem Wikileaks-Gründer die unmittelbare Auslieferung in die USA.
Der Fall Julian Assange bewegt und polarisiert seit vielen Jahren die Öffentlichkeit – und ganz besonders den Journalismus. Denn obwohl Branchenverbände und einzelne Medien deutlich ihre Solidarität bekunden, fällt es vielen Journalistinnen schwer, Assange als einen der ihren zu akzeptieren. "Dieser Mann ist ein Gefährder" war diese Woche etwa ein Kommentar von Stefan Kornelius in der Süddeutschen Zeitung überschrieben. Immer wieder äußern daher Leserinnen und Zuschauer*innen den Eindruck, dass über Assanges Schicksal nicht "richtig" berichtet würde, Medien also die Bedeutung und Schwere des Unrechts an dem Australier nicht deutlich und laut genug herausarbeiten würden.
Georg Mascolo hat 2010 als damaliger Chefredakteur des "Spiegel" gemeinsam mit New York Times und Guardian Veröffentlichungen auf Basis von Wikileaks-Enthüllungen verantwortet. Er glaubt, dass Medien durchaus angemessen und intensiv berichten würden. Dennoch spricht auch er im Übermedien-Podcast von einem "Grenzfall", da Assange ein Mensch gewesen sei, der "an Grenzen und darüber hinaus" gegangen sei: "Deshalb gibt es in dieser Sache eben auch Dinge, die man als Journalist auf keinen Fall verteidigen möchte." Welche das sind und warum die Anklage der US-Justiz laut Mascolo dennoch jedes Maß überschreitet und eine Gefahr für die Pressefreiheit darstellt, hören Sie in dieser neuen Folge von "Holger ruft an".
Es geht im Gespräch mit Host Holger Klein aber auch um die Frage, ob ein Fall Assange auch in Deutschland möglich wäre. Wie gut also der deutsche Staat diejenigen schützt, die mit geheimen Informationen an die Öffentlichkeit gehen. Denn auch das erst nach langer Verzögerung verabschiedete deutsche Hinweisgeberschutzgesetz schließt Angelegenheiten der nationalen Sicherheit explizit aus der Schutzwürdigkeit aus. Mascolo warnt entsprechend davor, den aktuellen Fall ausschließlich als typisch US-amerikanisches Problem zu sehen: "Journalismus war in Deutschland noch nie wirklich gut geschützt, wenn es um Staatsgeheimnisse ging. Auch bei uns ist das Eis außerordentlich dünn."
Georg Mascolo ist Investigativjournalist und Autor. Von 2014 und 2022 leitete er den Rechercheverbund von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung. Davor war er von 2008 bis 2013 Chefredakteur des "Spiegel". In dieser Zeit veröffentlichte das Nachrichtenmagazin in Kooperation mit internationalen Medien Material, das aus Wikileaks-Enthüllungen stammte.
Links:
Wikileaks-Gründer Assange: Entscheidung über Auslieferung wird noch dauern (tagesschau.de)
Hinweisgeberschutzgesetz: Whistleblower-Netzwerk legt Beschwerde bei EU-Kommission ein (Netzpolitik)

Feb 10, 2024 • 19min
Holger ruft an ... wegen Perspektivenvielfalt
Haben die öffentlich-rechtlichen Sender einen „Links-Drall"?
Medien wird immer wieder vorgeworfen, sie würden einseitig und nicht vielfältig genug berichten. Das geht von der Kritik, dass bestimmte Stimmen nicht zu Wort kämen oder bestimmte politische Parteien bevorzugt würden, bis hin zum pauschalen Vorwurf der "Lückenpresse". Zwar zeigt die Forschung, dass Menschen oft einfach das gegenteilige politische Lager als medial überrepräsentiert, das eigene aber als unterrepräsentiert wahrnehmen – spannend und brisant bleibt die Frage nach der Perspektivenvielfalt im Journalismus dennoch.
Der Kommunikationswissenschaftler Pablo Jost hat mit weiteren Kollegen von der Uni Mainz eine Studie veröffentlicht, die Antworten liefern will. Darin haben sie die Inhalte öffentlich-rechtliche Nachrichtenformate mit denen privater Medien verglichen, um herauszufinden, wie vielfältig ARD und ZDF berichten: Um welche Themen geht es? Wer kommt zu Wort? Wie werden die politischen Akteure bewertet?
Im Gespräch mit Holger Klein gibt Jost erst zwar grundsätzlich Entwarnung: "Es gibt keinen Grund zur Panik, wir haben in Deutschland ein sehr vielfältiges Mediensystem." Dennoch beinhaltet die Studie einige bemerkenswerte Ergebnisse, die unter anderem die "Bild" von einem "Links-Drall bei ARD und ZDF" titeln ließ – mit explizitem Bezug auf die Studie von Jost und seinen Kollegen. Die Forscher haben der Darstellung in "Bild" zwar bereits bei X in Teilen widersprochen. Und doch bleibt die Frage: Gibt es nun Tendenzen in der Berichterstattung, die als unausgewogen, einseitig oder bedenklich einzuordnen sind?
Pablo Jost ist Kommunikationswissenschaftler und vertritt derzeit eine Professur für "Empirische Kommunikationswissenschaft" an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu seinen Forschungsinteressen gehören die Darstellung gesellschaftlicher Kontroversen in den Medien sowie die Kommunikation politischer Akteure und deren Anpassung an die Veränderungen in den digitalen Medien.
Studie: Fehlt da was? Perspektivenvielfalt in den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenformaten"

Feb 1, 2024 • 27min
Holger ruft an ... wegen Dschungelcamp
Wie arbeitet es sich als Perlentaucherin im Trash-TV-Sumpf, Anja Rützel?
Anja Rützel ist die Frau, die aus dem RTL-Dschungelcamp ein Ereignis auch für Leute macht, die die Sendung nicht gucken. (Leute wie Holger Klein.) Für den „Spiegel“ sucht sie im Sumpf des Trash-TV nach Perlen für ihre Kolumnen.
Wie kommt man zu so einem Job? Ist er ein Traum oder Knochenarbeit oder beides? Würde sie den ganzen Kram noch gucken, wenn sie nicht müsste? Und warum gucken immer noch so viele andere?
Im Übermedien-Podcast spricht Anja Rützel darüber, wie sie sich eine Art „Trash-TV-Glotz-Persona“ erschaffen hat und viel mehr Distanzlosigkeit erlaubt, als sonst journalistisch notwendig wäre. An den Texten, die sie über Nacht schreiben muss, merke sie, wie sie älter wird, sagt sie: „Diese zwei Wochen Dschungel, das macht mich fertig einfach.“
Sie erklärt Holger Klein, wie die „konsequent durchdeklinierte Endverklappung“ der Reality-Show-Teilnehmer in den verschiedenen Shows funktioniert: „Idealerweise lernst du dich kennen beim ‚Bachelor‘, bist dann im ‚Sommerhaus der Stars‘, da fängt es dann schon ein bisschen an zu Rumpeln in der Beziehung, dann gehst du nach ‚Temptation Island‘, dort wirst du betrogen oder betrügst, dann trennt ihr euch, und dann gehst du zu ‚Prominent getrennt‘, wo getrennte Showbiz-Paare sich wieder zusammenraufen müssen.“
Neben der „blanken Gaff-Lust“ erfülle das Dschungelcamp noch andere Bedürfnisse: „Für mich ersetzt es die nachbarschaftlichen Kontakte, die mir zu anstrengend werden. Ich selbst bin wahnsinnig neugierig und interessiere mich für Menschen - möchte sie aber nicht so gerne treffen.“
Außerdem verrät Anja Rützel, wer ihrer Meinung nach die diesjährige Staffel „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ gewinnen wird - und wer sie gewinnen sollte.
Die Gesprächspartnerin:
Anja Rützel schreibt vor allem für den „Spiegel“ über Trash-TV und Pop. In ihrem Podcast "Verbrechen am Fernsehen" urteilt sie mit Gästen über schlechtes Fernsehen. Sie hat Bücher über Einsamkeit, Take That, Trash-TV und die Hunde berühmter Menschen geschrieben und lebt mit ihrem Hund Juri in Berlin.

Jan 27, 2024 • 21min
Holger ruft an ... wegen Zukunftsrat
Wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk jetzt wirklich grundlegend reformiert?
In der vergangenen Woche hat der Rat für die zukünftige Entwicklung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk seine Empfehlungen veröffentlicht, wie ARD, ZDF und Deutschlandradio reformiert werden müssten. Die acht Expertinnen und Experten haben ihre Vorschläge der Rundfunkkommission der Bundesländer übergeben, die darüber in dieser Woche beraten hat. Zentrale Ideen wie die Gründung eine neuen Dachorganisation für die ARD und ein neues Verfahren, den Rundfunkbeitrag festzusetzen, werden aber vorerst nicht umgesetzt.
Im Gespräch mit Holger Klein zeigt sich Roger de Weck, ein Mitglied des Zukunftsrates, dennoch zufrieden: „Die Rundfunkkommission hat im Grund genommen die wesentlichen Stoßrichtungen unseres Berichts begrüßt. Das stimmt mich zuversichtlich. Illusionslos, aber hoffnungsfroh.“
Auf die Frage, warum das Gremium keine konkreten Sparvorschläge gemacht habe, antwortet er: „Wir sind bestellt worden als Zukunftsrat, und nicht als Sparrat. Und Sparen ist kein Ersatz ist für eine langfristige Strategie. Aber das, was wir bieten, vorschlagen, empfehlen, kann zu signifikanten Einsparungen führen.“ Zur Zeit gebe es eine Abwärtsspirale, die dazu führe, dass dort gespart wird, so man nicht sparen müsste: beim Programm.
Roger de Weck ist Autor und Gastprofessor am College of Europe. Zuletzt erschien bei Suhrkamp „Die Kraft der Demokratie“. De Weck war Generaldirektor der Schweizer Radios und Fernsehen, Chefredakteur der „Zeit“ und Moderator von „Sternstunden Philosophie“ (SRF/3Sat). Weck ist Mitglied des Zukunftsrats.
Links
Bericht des Rates für die zukünftige Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
"Wenig Zukunft, viel Rat" – Kolumne des ZDF-Verwaltungsrates Leonhard Dobusch bei Netzpolitik.org
"Die ARD ist nicht wirklich reformfähig" – Interview mit Julia Jäkel und Peter M. Huber in der FAZ
Länder rüffeln die ARD und bringen Reformen auf den Weg

Jan 19, 2024 • 32min
Holger ruft an ... wegen Geheimplan
Wie viel Theater braucht investigative Recherche?
Am 10. Januar veröffentlichte das gemeinnützige Medienhaus Correctiv seine Recherche "Geheimplan gegen Deutschland" – und die Reaktionen darauf sind auch eine Woche danach noch nicht abgeklungen. Im Gegenteil: In immer mehr Städten kommt es zu Demonstrationen gegen Rechts, Zehntausende Bürger*innen gehen für die Demokratie auf die Straße. Sie berufen sich dabei auf die von Correctiv aufgedeckten Pläne rechter Kreise, Millionen von Menschen aus Deutschland zu vertreiben. Es sei für das Team überwältigend, dass sie mit ihrer Recherche einen kleinen Teil zur Mobilisierung der demokratischen Mitte beitragen konnten, sagt Anette Dowideit, stellvertretende Chefredakteurin von Correctiv, im Übermedien-Podcast.
Mit Holger Klein spricht Dowideit in dieser Folge über Entstehung und Folgen der spektakulären Recherche. Es geht aber auch um die Kritik an dem Text, die nicht nur von Rechts, sondern auch aus der Medienbranche selbst kommt. Gerade das von Correctiv gewählte Stilmittel des Storytellings, also einer szenischen angereicherten Erzählung, setzte das Stück vereinzelt dem Verdacht der dramaturgischen Zuspitzung aus. "Nur so erreicht man Verstand und Herz der Leser", ist Dowideit hingegen überzeugt. "Und der Erfolg der Recherche gibt uns doch auch recht." Man habe aber nicht zugespitzt, sondern nur aufgeschrieben, was war.
Die ehemalige Welt-Journalistin erklärt auch, warum die Recherche kurz nach der Veröffentlichung noch als Theaterstück am Berliner Ensemble aufgeführt wurde und wieso die Umweltschutzorganisation Greenpeace an den Recherchen beteiligt war.
Anette Dowideit ist seit 2023 stellvertretende Chefredakteurin von Correctiv. Zuvor leitete sie das internationale Investigativnetzwerk bei Axel Springer und das Investigativteam der „Welt“. Sie hat aus ihren Recherchen mehrere Sachbücher gemacht und als TV-Filme und Podcasts umgesetzt.
Links
Correctiv: Geheimplan gegen Deutschland
Tagesschau: Wieder Tausende auf den Straßen
ZDF heute: Weidel beendet Zusammenarbeit mit Hartwig

Dec 22, 2023 • 49min
Holger ruft an ... wegen Jahresrückblick
Über Übermedien: Was war das für ein Jahr – und was passiert nächstes?
Die Übermedien-Gründer Stefan Niggemeier und Boris Rosenkranz blicken zurück und voraus: auf ein paar Übermedien-Recherchen des Jahres 2023, auf blinde Flecken in der Medienberichterstattung und nervige Themen – und auf das, was sich bei Übermedien 2024 verändert.
Stefan Niggemeier ist Gründer von Übermedien und „BILDblog“. Seit vielen Jahren Autor, Blogger und freier Medienkritiker, früher unter anderem bei der FAS und beim „Spiegel“.
Boris Rosenkranz ist Gründer von Übermedien. Er hat in Bochum studiert, war „taz“-Redakteur und Volontär beim NDR, wo er anschließend für verschiedene Redaktionen gearbeitet hat. Seit mehr als zehn Jahren freier Autor und Medienjournalist.
Links
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Dec 15, 2023 • 18min
Holger ruft an ... wegen Fernsehen 2023
Wieso traut sich das deutsche Fernsehen so wenig?
Diese Woche ruft Holger Klein an bei der Fernsehkritikerin Kathrin Hollmer. Sie sprechen über das verhaltene Fernsehjahr, über blutleere Blockbuster und mangelnden Mut, auch mal anzuecken – und über Lichtblicke wie die Serien "Boom Boom Bruno" oder "37 Sekunden".
Kathrin Hollmer arbeitet als freie Journalistin in München, unter anderem für die "Süddeutsche Zeitung". Sie war sie Redaktionsmitglied von jetzt.de, dem jungen Magazin der SZ, und hat das Kulturressort der Zeitschrift "Allegra" geleitet. Sie schreibt nicht nur über Filme und Serien, sondern diskutiert auch gern in Jurys darüber, etwa der Nominierungskommission des Grimme-Preises, Kategorie Fiktion.
Links
Nominierungskommissionen des Grimme-Preises
"Männerwelten" ("Boom Boom-Bruno"-Rezension von Kathrin Hollmer, "Die Zeit")
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