

she drives mobility
Katja Diehl
On the way to new mobility: Katja Diehl spricht alle 14 Tage mit Gästen über Mobilität statt Verkehr, Diversität, New Work, Inklusion, kindergerechte Stadt und das Mobilisieren auf dem Land.
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Jan 14, 2024 • 36min
Ihr fragt, Katja antwortet. Eine Jahresbeginnepisode gegen Sprachlosig- und Gleichgültigkeit.
Wenn dir diese oder auch eine andere Folge gefällt, lass´ gern eine Bewertung da und/oder supporte mich per Ko-Fi oder PayPal. Meinen wöchentlichen Newsletter gibt es bei steady. Mein zweites Buch „Raus aus der AUTOkratie – rein in die Mobilität von morgen!“ kann ab sofort vorbestellt werden. Ich freue mich, wenn du das machst, denn das hilft nischigen Sachbüchern wie dem meinen, wahrgenommen zu werden. Ihr wisst schon: Kapitalismus – Carpitalism – und dann erst das Paradies für alle.
Ich habe seit einer Woche das Buch abgegeben – was für ein elend langer Ritt. Ich bin stolz darauf, „trotz“ 2023 dieses Werk erschaffen und so viele tolle Menschen im Projekt zu haben. Dennoch kam keine Feierlaune auf. Aus Erschöpfung der Strecke, aber vor allem auch aus dem Wissen heraus, dass im Faschismus sogar die Klimakrise das kleinere Problem sein wird. Ich habe die letzte Woche fiel zu allem rund um die Correctiv-Recherche (spendet denen!) gearbeitet – und so gar nicht zur Mobilität. Denn hier gibt es grad ein Momentum, das anscheinend der Schrecken der Deutlichkeit dieser Recherche auch bei den bisher Stillen oder sogar Gleichgültigen angekommen ist. Ihr findet diese Inhalte auf meinem Peertube-Kanal und auf meinem Blog.
Da mir aufgrund dieser Umstände alles, was ich an Ideen zum ersten Podcast 2024 hatte, hoch banal vorkam, habe ich auf verschiedenen Plattformen gefragt, ob es Fragen gibt, die ihr mir stellen wollt. Es kamen einige zusammen, vor allem aber auch einige wohlwollende Hinweise, dass ich auf mich aufpassen soll. Jetzt auch noch antifaschistische Arbeit, ich solle mich nicht übernehmen. Ich weiß, dass das liebgemeint ist, aber ich möchte gern zurückgeben, wenn wir alle antifaschistisch agieren, dann ist das weit weniger Arbeit für Einzelne. Dann ist das Konsens und entzieht Faschist:innen die Macht. Freue mich drauf, wenn ihr mitmacht!
Ich beantworte in dieser Folge eure Frage nach meiner Kraftquelle, meinem Weg aus der Konzerntätigkeit in die aktivistische, nehme euch mit in meinem 2023, in dem ich umarmen musste und durfte, dass das Thema intersektionale Mobilitätswende nicht nur größer ist als ich, sondern auch zu meiner Mission wurde. Im Guten wie im Bösen kann ich mir aktuell nichts anderes vorstellen, als an dieser täglich zu arbeiten.
Ich berichte euch daher auch von den Herausforderungen, die so ein „Amt“ finanziell, mental und persönich mit sich bringt. Teile euch meine Gedanken und Ideen, 2024 eine finanzielle Grundlage zu schaffen, die es mir erlaubt, direkt vor Ort, am liebsten ländlich beginnend die Mobilitätswende zu starten. Mein Netzwerk und meine Ideen in die Fläche zu bringen. Denn für die Mobilitätswende braucht es keine Bundespolitik, diese folgt uns, wenn wir zur Massenbewegung werden und uns aus der Autodiktatur befreien, um uns echter Freiheit zuzuwenden: Der Freiheit, mit jedem Verkehrsmittel sicher und komfortabel unterwegs sein zu können.
Meine Antreiberin ist nicht (nur) die Klimakatastrophe, sondern die schreiende Ungerechtigkeit in unserem völlig auf das Auto zentrierten Verkehrssystem. Das, was wir vorfinden, von einer maroden Bahn, fehlenden Radwegen bis hin zu Milliardensubventionen nur für Autos ist politisch gewollt und kein Naturzustand. Und das ist die gute Nachricht: Das können wir verändern! Die Veränderung kommt von uns, durch uns, mit uns. Sehr regional und lokal beginnend und dann immer weitere Kreise ziehen. Wer will ich gewesen sein und wie will ich in Zukunft leben? Diese Fragen gilt es ehrlich zu beantworten. Mal ehrlich: Wenn du all die Zeit, die du aktuell noch im Auto verbringen musst, ein Lenkrad haltend, mit deinen dir lieben Menschen verbringen könntest, würdest du das Auto dennoch behalten wollen? Oder wäre dir Mobilität lieber, die dir Zeit und Geld spart, dich selbstbestimmt mobil sein lässt und Kindern Spielen vor der eigenen Haustür erlaubt?
Mobilitätswende ist weiter mehr als nur die Veränderung von Antrieben. Sie ist die Chance auf eine neue gerechte Gemeinschaft
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Dec 31, 2023 • 1h 14min
Wie gehen wir trotz der Dunkelheit aus 2023 mit Hoffnung in das neue Jahr hinein, Tadzio?
Das erste Mal muss ich wohl eine gewisse Triggerwarnung aussprechen, bevor ihr diese Folge hört. Mein Freund Tadzio Müller, mit dem ich diese letzte Folge She Drives Mobility 2023 gestalte, neigt bekanntermaßen zu sehr deutlicher Sprache 🙂
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Tadzio und ich haben diese Folge online vor den Augen und Ohren knapp 60 von unseren steady-Abonnent:innen aufgenommen, mit denen wir dann im Anschluss „off the records“ noch weiter persönliche Erfahrungen und Fragen besprochen haben. Wir feilen grad an einem Konzept, dieses Format einmal im Monat für unsere Abonnent:innen zu verstetigen. Stay tuned. 🙂
Wir beginnen mit dem Ereignis, das 2023 ziemlich schnell in Aktion geraten ließ: Die Räumung von Lützerath. Für Tadzio waren diese Tage vor der Zerstörung dieses Dorfes in einem der Reihenhäuser wohnend DER Moment, in dem er sich aus seinem ganz persönlichen Dunkel befreien konnte, das sich zuvor aufgebaut hatte, weil er nicht mehr an die Klimabewegung geglaubt hatte, die seine „Religion“ war. Ich wiederum hatte bereits Sekunden nach Abfahrt mit „meinem“ Bus gen Lützerath die erste Begegnung mit Polizeirepression, die letztlich dafür sorgte, dass wir die Demonstration verpassten, zu der wir gemeinsam fahren wollten.
Für Tadzio ist das beständige Eingeschränktsein in seinen Freiheitsrechten sehr viel mehr Teil seines linksradikalen Seins als es das meine bisher sein konnte, weil ich nicht zu den radikalen Linken gehöre. Seiner Beobachtung nach änderte sich das mit der Besetzung des Hambacher Forstes, wo sich die Legitimierung der Proteste änderte, „mittiger“ akzeptiert wurde. Lützerath war seiner Beobachtung nach ein Kristallisationspunkt auch für die Klimabewegung, radikaler zu agieren. Einen symbolischen und realen Ort zu verteidigen gegen fossile Konzerne und eine Staatsgewalt, die gegen Klimaschutz verstößt. In einer politischen Landschaft, in der verschiedene Bundesländer Polizeigesetze erlassen haben, die sich gegen „Terrorismus“ richten, aktuell aber nur gegen Klimabewegung zur Anwendung kommen. Stichwort Präventivhaft und eben das Erlebnis mit meiner Busfahrt.
Bisher waren Klimaaktivist:innen „beliebt“, wurden als „auf der richtigen Seite stehend“ wahrgenommen, Tadzio nahm hier 2023 eine zunehmende Abwertung bis Delegitimierung der Bewegung wahr, die bis heute nicht nur anhält, sondern sich immer wieder steigerte. Doch obwohl Lützerath als Dorf fiel und von der Landkarte gefegt, war Tadzio nach diesem Ereignis „aufgetankt“ – mit einer Kraft, die ihn durch das ganze Jahr getragen hat. Für mich war Lützerath der Beweis, dass, wenn ein Land (oder eine Region) in den Krisenmodus gerät, problematische Dinge auf Seiten der Polizei, der Medien geschehen. Und ein Ort, der mich mit Menschen zusammenführte, denen ich so nie begegnet wäre. Indigenen, die in Chile neben riesigen RWE-Minen leben müssen, Autonome, die jenseits von Lohnarbeits- und Miete-zahlen-Lebensläufen existieren.
Für Tadzio sind die Orte, wo sich die Bewegung trifft, weiterhin immer die besten Orte, weil dort Energie entsteht und in eine Richtung gegangen wird – auch wenn es auch in der Bewegung natürlich Konflikte gibt. Ein nächster Punkt, den wir vertieft haben, ist die öffentliche Debatte und vor allem das Niveau von dieser. Tadzios Highlight: Friedrich Merz und seine Definition von „CO2 als Chance“. Die Distanz zwischen dem, was in der Welt geschieht in Sachen Klimakatastrophe und dem, was an Narrativen statuiert wird, klafft immer weiter auseinander. So auch die Meldung, dass auf der COP28 der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen beschlossen wurde. Was de facto unmöglich ist, weil dort nur Wörter gewechselt werden. Aber keine Maßnahmen, die wirklich hart greifen und nach dem Ende der Konferenz zu ersten merklichen Effekten führen.
Tadzio ordnet vertiefend die Rolle der Klimakonferenzen in der Vergangenheit ein – und damit auch die COP28 in Dubai. Für Tadzio war diese Klimakonferenz aber auch Zeichen dafür, dass Teile der gemäßigten Klimabewegung mittlerweile Teil dieser Konferenzen sind und diese nicht mehr hinterfragen. Für Tadzio ist damit die einst große Klimabewegung sehr zusammengeschrumpft auf letztlich nur noch die radikalen Flügel, weil diese noch für Kommunikationsanlässe und das Hinterfragen des politischen Tuns sorgen – nicht jedoch mehr Bewegungen wie FFF. Die Letzte Generation wurde 2023 von Tadzio sehr auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit unterstützt, war jedoch ebenfalls nicht erfolgreich. Da die Gesellschaft aktuell in Verdrängung der Folgen der Klimakatastrophe und damit nicht empfänglich für rationale Darstellung ist. Das Fazit von 2023 ist für Tadzio, dass die Breite der Gesellschaft schlicht genervt von jedweder Klimabewegung ist – sich nicht verändern will und rational nicht zugänglich sei, um Verantwortung im Sinne auch des Hinterfragens des eigenen Lebensstil zu akzeptieren.
Als Politikwissenschaftler schaut er natürlich auch systemischer auf solche Entwicklungen. So auch auf Sprache, was ist sagbar, was macht den aktuellen Rechtsruck aus, welche Bedeutung übernahmen hier Menschen wie Claudia Pechstein und Hubert Aiwanger? Tadzio fand hier die Metapher des „Coming Out“, nicht im Sinne, wer wen wie liebt, sondern in dem Sinne, dass die Masken fallen bei Jenen, die bisher noch als bürgerliche Mitte missgelesen wurden, aber mittlerweile nicht nur AfD wählen, sondern auch AfD ohne jede Scham sprachlich in der Öffentlichkeit sind. Und die Grenzen zwischen dieser Partei und anderen Parteien schwammiger werden lassen. Hier gibt es eine offen gelebte Schamfreiheit, die sich in 2023 immer weiter steigerte und in immer größeren Stimmanteilen für diese Partei sich widerspiegelte.
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Dec 17, 2023 • 47min
Grant: Why do we live in a nanny state and what role plays the disinformation of corporations that sell us sugar, cars and fossil energies?
If you like this or any other episode, please leave a review and/or support me via Ko-Fi oder PayPal. You can subscribe to my weekly german newsletter at steady.. My second book „Raus aus der AUTOkratie – rein in die Mobilität von morgen!“ can now be pre-ordered. I’m happy if you do this, because it helps niche non-fiction books like mine to get noticed. You know: capitalism – carpitalism – and then paradise for all.
Conservative to radical right-wing parties always warn against regulation, as otherwise we will end up in a nanny state in which individual responsibility and freedom will be lost. Grant, however, explains that we have been living in a nanny state for decades. With a nanny state that is in thrall to industries from sugar to cars. A nanny who is deliberately killing us as a population because the status quo of the industries is more important than the health of the voters. Even worse: World governments make citizens pay billions to destroy their own health.
Grant points out: Industries are focussing on profits, not killing people. But their highest turnover products ARE killing us, because our politicians are too weak to regulate them for a better future for all.
Grant lifts the lid on the nine devious frames contained within the cross-industry corporate disinformation playbook: through denialism, normalization, victim-blaming, multifactorialism, and a variety of other tried-and-tested tactics, corporations divert citizens’ attention away from the real causes of global problems, leading them into counter-productive blind-alley “solutions” like ethical consumerism and divestment.
Regarding my main topic, Grant explains, how regulations and policies establish the increase of distances between destinations of e. g. work and home, which lead to more car-dependancy and -fatalaties. We came from 15 minutes cities (which are now seen with conspiracy murmur) to a car default sprawl system. The low densitiy tripled car crash deaths and doubled the costs of government. The sprawl lobby from concrete to building houses is a powerful as the rifle lobby in the US. Even cities lost their density. „Funfact“: 1 % rising up of gas prices means 0,4 % less fatal road accidents.
We talked about some of the nine devious frames of misinfomration, Grant is showing in his book. Fraom (denialism – speed does not kill), post-denialism (wide roads & more roads are safe), normalization of road death as „accidents“ instead of crashes up to pseudo solutions that are preserving the status quo e. g. more safety IN cars up to the magic (autonomous cars), treatment trap (ambulances instad of prevention) and victim blaming of jay walking. But the best of all this is: Knowing is changing. Cutting the curtain down and dismantling the lies helps out to increase the pressure on our politicians – from local politics to that of our countries. We need to take to the streets together, not least because the three industries singled out by Grant – sugar, cars and fossil fuels – are so intertwined and similar. We need to strengthen our democracies by seeing ourselves as grassroots politics and rebelling.
“Dark PR is an enjoyable read. Importantly, it brings together a strong analytical view on many of the mechanisms critical to understanding transport and road injury.”Dr. Marco te Brömmelstroet, Professor, University of Amsterdam
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Dec 3, 2023 • 50min
Gereon - 1,5 Grad Ziel können wir vergessen, oder?
Was soll ich sagen? Natürlich versuche auch ich, jeden Tag aufs Neue daran zu erinnern, dass alle Lösungen vorhanden sind und wir einfach nur loslegen müssten. Aber meine Güte… Manchmal gerate auch ich an nicht nur das Ende meiner Kräfte – steigende Emissionen im Verkehrssektor, Aufgabe der Sektorziele, steigende Zulassungszahlen, der Bundesrat entscheidet, dass 60 Milliarden im Covid-Säckel, die nicht benötigt wurden, nicht umzuwidmen sind auf Klima, und in Hannover steigt die SPD aus der Koalition aus, weil ihnen die Verkehrswende, die Oberbürgermeister Belit Onay gestalten will, zu progressiv ist. Natürlich haben sie keine eigenen Ideen. Sie sind einfach nur dagegen. In all dieses Wirrwarr in meinem Kopf trat Gereon Asmuth von der taz mit seinem Artikel zu Hannover – und eventuell hat er verhindert, dass ich meinen Podcast aufgebe 😀
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Nov 19, 2023 • 48min
Anna (Grüne) und Jan-Christoph (FDP) über efuels, Technologieoffenheit und europäische Bahnen
Ich habe mich sehr gefreut, dass Anna und Jan-Christoph zusagten, mit mir gemeinsam auf Mobilität in Europa zu schauen. Natürlich waren sie sich nicht immer einig, was den Umgang z. B. mit efuels und Technologieoffenheit angeht. Aber genau darum geht es ja: Wertschätzender Diskurs beim Aushandeln der Zukunft aller.
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Efuels
Für Anna ist es klar: Der Pkw der Zukunft muss vollelektrisch fahren. Nur das macht unabhängig von fossilen Brennstoffen, zumal die Energie vom eigenen Dach kommen kann. Jan-Christoph hingegen hat hohe Wertschätzung für den Verbrennermotor. Hier ist die deutsche Industrie Weltmeisterin. Diese Technologie möchte er nicht abmoderiert sehen. Daher hat er sich mit seiner FDP dafür stark gemacht, dass auch Neuwagen zugelassen werden können, die nachweislich nur mit efuels gefahren werden.
Technologieoffenheit
Anna hat hier die Haltung, dass Technologieoffenheit definitiv eine gute Sache ist – wenn sie irgendwann in eine valide Entscheidung mündet. Denn es hilft der Industrie nicht, wenn Politik keine Rahmenbedingungen schafft, um sich auf eine bestimmte Richtung zumindest fokussieren zu können. Jan-Christoph hat ein sehr positives Verhältnis zur Technologieoffenheit. Er sieht in Sachen Motortechnik auch keinen Druck, sich hier nur für einen Antrieb zu konzentrieren. Wer weiß schon, was in ein paar Jahren die beste Technik ist? Gut fand ich seine Aussage, dass die bisherige Entwicklung überhaupt nicht technologieoffen, sondern zu stark auf das Auto fokussiert war. DAS sehe ich natürlich genauso.
Europäische Bahnen
Hier herrscht bei Anna und Jan-Christoph große Einigkeit – zusammen mit vielen anderen haben sie hier nahezu parteiübergreifend grad einen gemeinsamen Brief an die Europäische Kommission geschrieben. Ein Ausschnitt:
Die europäischen Institutionen erkennen zunehmend das Potenzial von Nachtzügen an, beispielsweise im Initiativbericht des Parlaments zum Aktionsplan für den Schienenverkehr sowie in den zehn Pilotprojekten der Kommission zur Förderung des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs. Das Comeback der Nachtzüge wird jedoch durch hohe Trassenpreise, die finanziellen Risiken von Investitionen in Nachtzug-Rollmaterial, technische Barrieren zwischen den Mitgliedstaaten, keine angemessene Koordinierung der Fahrpläne zwischen den Mitgliedstaaten, keine langfristige Sicherung des Schienenzugangs in Form von Rahmenverträgen und das Fehlen umfassender Buchungsplattformen stark behindert. Wir fordern Sie daher dringend auf, eine europäische Nachtzugstrategie vorzulegen, um:
erhebliche europäische und nationale Finanzmittel über die CEF und andere Finanzinstrumente bereitzustellen, um die bestehende Eisenbahninfrastruktur zu modernisieren und fehlende Verbindungen im Einklang mit der TEN-V-Revision zu schließen sowie die Einführung von ERTMS sicherzustellen. Grenzüberschreitende Abschnitte sollten den Schwerpunkt der Investitionen bilden.
Senkung der Trassenpreise für internationale Züge, insbesondere für Nachtzüge, einschließlich eines angemessenen Ausgleichs durch Förderung und Ermöglichung der Zusammenarbeit und Standardisierung zwischen den Mitgliedstaaten
eine schnelle und kosteneffiziente EU-Zulassung von Schienenfahrzeugen, einschließlich Nachtzügen, für den Einsatz auf dem TEN-V-Schienennetz, das auf einen gemeinsamen Standard umgerüstet wurde, sicherzustellen
attraktivere Darlehen der Europäischen Investitionsbank unabhängig von der Größe des Antragstellers und der Eigentümerstruktur zu ermöglichen, um das Risiko von Investitionen in Nachtzug-Rollmaterial zu verringern
die Freigabe des Datenaustauschs im europäischen Eisenbahnsystem in Übereinstimmung mit dem Sektor, wodurch die Buchung von Fahrkarten für Nachtzüge und Anschlusszüge für Fahrgäste und Unternehmen gleichermaßen erleichtert wird
Stärkung der Fahrgastrechte im Eisenbahnverkehr durch Unterstützung und Verbesserung bestehender Initiativen wie HOTNAT (Hop on the next available train) und AJC (Agreement on Journey Continuation), damit diese auch zwischen den Eisenbahnunternehmen funktionieren.
Mit diesen Maßnahmen können wir den Nachtzugverkehr in unserer Union wieder einführen, den nachhaltigen Tourismus ankurbeln, Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen, unsere europäische Eisenbahnindustrie stärken und eine klimafreundliche alternative Reisemöglichkeit bieten. Ein umfassendes europäisches Nachtzugnetz wird den europäischen Bürgern erhebliche Vorteile bringen und unsere europäischen Werte und unsere Einheit stärken, indem es die Europäer einander näher bringt.
Wir fordern den Kommissionspräsidenten, den Exekutivvizepräsidenten für den Grünen Deal und das für Verkehr zuständige Kommissionsmitglied auf, bei den Bemühungen um ein umweltfreundlicheres, stärker vernetztes Europa durch ein umfassendes europäisches Nachtzugnetz eine Führungsrolle zu übernehmen.
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Nov 5, 2023 • 50min
Matthias Heskamp: Wie wird aus dem Hochbahnviadukt der U1 die "Radbahn" - und warum ist das Reallabor und nicht Utopie?
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Mein zweites Buch „Raus aus der AUTOkratie – rein in die Mobilität von morgen!“ kann ab sofort vorbestellt werden. Ich freue mich, wenn du das machst, denn das hilft nischigen Sachbüchern wie dem meinen, wahrgenommen zu werden. Ihr wisst schon: Kapitalismus – Carpitalism – und dann erst das Paradies für alle 🙂
Städte sind Orte der ständigen Veränderung, wo immer wieder neue und vor allem unterschiedliche Perspektiven sich vermischen. Als solche sind Städte geeignete Laboratorien für zukunftsweisende Innovationen. Doch in der Moderne hat das Streben nach technologischem Fortschritt zu einer Entfremdung von unserer Umwelt, unseren Mitmenschen und sogar von uns selbst geführt. Mit Blick auf unsere Städte wird das besonders deutlich. Der öffentliche Raum wird zu einem Ort der Isolation, denn häufig befahren wir die Straßen in Autos oder rauschen mit dem Roller oder Fahrrad an unseren Mitmenschen vorbei. So kommen nur selten zufällige Begegnungen und Gespräche zustande. Das menschliche Bedürfnis, mit anderen in Austausch zu stehen und gemeinsame Erfahrungen zu machen, braucht es eine bewusste Form der Fortbewegung, die den derzeitigen Status quo der Auto-Prävalenz und der Selbstisolierung im öffentlichen Raum durchbricht.
Der Mann, der mit anderen zusammen hier unter dem Vereinsnamen paperplanes Dinge vorantreibt, ist Matthias Heskamp, gelernter Architekt mit zehn Jahren Ausbildung in Portugal beim Pritzker-Preisträger Álvaro Siza in Porto. Von ihm lernte er, „sich in Räume weit reinzubeugen“ und zu schauen, wie Menschen diese nutzen – und wie Räume den Menschen dienlich sein können. Denn davon haben wir uns wegen unserer Autozentrierung leider massiv entfernt.
Ich spreche mit ihm über das Glück, das uns „droht“, wenn wir Städte den Menschen wieder zurückgeben. Matthias hat dieses Glück selbst erzeugt, indem er vor seinem Büro Autoabstellplätze in Begegnungszonen verwandelte. Innerhalb kurzer Zeit lernte er so das Zigfache an Nachbar:innen kennen, als er zuvor getroffen hatte. Sogar Geschäftliches hat er vor dem Büro abgeschlossen. Und das zeigt den Zauber, den zufällige Begegnungen haben: Sie erzeugen Mehrwerte, die wir uns aktuell nehmen lassen, weil wir Autos priorisiert haben.
Wenn die Autos weg sind, kommen auch Kinder wieder zum Spielen: Visualisierung aus dem „Manifest der freien Straße“. © paper planes e.V.
Das Manifest der freien Straße hat sieben Thesen:
Die Straße ist unser Treffpunkt mit dem Fremden. Verändern wir Straße – verändern wir Gesellschaft.
Die Nutzung des Stadtraums als Parkplatz ist ein fundamentales Missverständnis. Echte Freiheit beginnt jenseits unserer privaten Autos. Befreien wir uns von ihnen!
Befreite Straßen sind Lebensadern des Fortschritts. Sie versorgen uns zuverlässig und schaffen neue Räume für Kreativität und Innovation.
Befreite Straßen sind charmante Einladungen.Befreite Straßen sind charmante Einladungen. Auf ihnen sind alle Menschen sicher, gesund und gerne unterwegs.
Befreite Straßen schützen unser Leben und das der kommenden Generationen. Mit ihnen lassen sich Extremwetterlagen besser bewältigen.
Um Straßen zu befreien, braucht es politischen Willen. Konflikte müssen ausgehalten, Neues muss gewagt und manches auch wieder verworfen werden.
Um Straßen zu befreien, braucht es Pioniere. Wir alle können diesen Kulturwandel mitgestalten.
Hier erfahrt ihr mehr über das Manifest der freien Straße.
Leitbild der Radbahn von Lena Kunstmann.
Ein Projekt in und für die Stadt, in der Matthias lebt, ist die Radbahn. Die Vision entwickelte sich 2014 ausgehend von der Idee, dem weitgehend vergessenen Raum unter dem denkmalgeschützten Hochbahn-Viadukt der Berliner U-Bahn-Linie U1 neues Leben einzuhauchen. Dieser Raum soll vor dem Hintergrund dringlicher städtischer Herausforderungen wie der Verkehrswende und nachhaltiger Stadtentwicklung neu erleb- und buchstäblich erfahrbar gemacht werden.
Geschützt vor Wind und Wetter soll ein circa neun Kilometer langer Radweg teils unter, teils entlang der U-Bahn-Linie, vom Bahnhof Zoo im Westen der Stadt bis zur Oberbaumbrücke im Osten der Stadt führen. Hier können Groß und Klein sicher – und größtenteils getrennt vom restlichen Verkehr – durch drei Berliner Bezirke rollen und deren Charakter erkunden. Die Radbahn ist dabei nicht „nur“ ein Radweg, sondern ein vielfach erfahrbarer Stadtraum, der die unterschiedlichen Bedarfe vieler Bürger:innen adressiert. Ein erster Teil der Radbahn wird am 1. April 2024 in Kreuzberg eingeweiht.

Oct 22, 2023 • 49min
Heiner Monheim: Warum ist Deutschland nicht verkehrswendefähig - und warum ist die erfolgreiche Bäderbahn dafür der Beweis?
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Fantastische Neuigkeiten! Mein 2. Buch ist ab sofort vorbestellbar und ja: Ich brauche große Zahlen an Vorbestellungen, damit mein nischiges Sachbuch die Chance hat, auf Bestsellerlisten zu flitzen und den Kick Off für die Mobilitätswende zu bilden. Mein Buch trägt den Titel: „Raus aus der AUTOkratie – rein in die Mobilität von morgen“ und wird am 13.3.2024 erneut bei den S.Fischerverlagen erscheinen. Weihnachtsgeschenke, Gutscheine – ihr wisst schon! Oder aber auch Massenbestellung für euer Stadt- oder Landparlament 🙂 Mehr zum Buch erfahrt ihr hier, ich bin aufgeregt!
Aber nun zur Folge.
Heiner Monheim ist das, was wir weisen alten Mann nennen könnten. Seit Jahrzehnten ist er in Deutschland tätig, um Politk und Gesellschaft wieder rauszuführen aus der Sackgasse der Autoabhängigkeit. Gerade der ländliche Raum – so seine These – wird missbraucht für eine Manifestierung dieser Abhängigkeit. Auf Hinweis durch Michael Stödter, seit dem 1. Juli 2020 Verkehrswendebeauftragter der Stadt Lübeck, haben wir uns in dieser Folge einem unfassbaren Vorgang in einer Welt der Klimakatastrophe gewidmet. In Zeiten eskalierender Emissionen und Zulassungszahlen im deutschen Verkehrssektor soll eine Bahn eingestellt werden, die mit steigender Tendenz 1,2 Millionen Fahrgäste im Jahr befördert: Die so genannte Bäderbahn an der Lübecker Bucht. Von der Einstellung wäre Timmendorfer Strand am heftigsten betroffen, der hiesige Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke (FDP!) hält die Einstellung für einen „undurchdachten Schnellschuss“, „absoluten Irrsinn“, so lässt er in der taz zitieren.„Aber die letzte Schlacht ist noch nicht geschlagen. Notfalls gehen wir vor Gericht.“
Und so positionieren sich auch Heiner und Michael in unserem Austausch. Zumal die Bäderbahn ähnlich wie die Regio-S-Bahn in Kiel auch Basis einer Regio-S-Bahn für Lübeck darstellen soll. Warum also überhaupt der Gedanke an eine Stillegung? Hintergrund ist ein Neubauprojekt in Richtung Lübeck – Fehmarn, die so genannte Hinterlandanbindung des Fehmarnbelt-Tunnels. Diese hat – so Michael Stödter – enorme Vorteile. So werde das Fliegen auf diesen Strecken obsolet, es gäbe attraktive Anbindung an Skandinavien. Aber diese Neubaustrecke entsteht „auf der grünen Wiese“. Also ohne gewachsene Bahnhofs- und Haltestellenstrukturen, völlig neu. Und so ist die Entscheidung der DB Netz AG, mit Bau dieses Novums die alte Regionalstrecke stillzulegen, begründet mit einem Kapazitätsengpass, vor allem beim Fachpersonal.
.Heiner Monheim ergänzt an dieser Stelle, dass eine Stillegung gar nicht so einfach sei, da – bevor die Stillegung erfolgt – sich andere Unternehmen auf den Betrieb der lukrativen Bäderbahn bewerben können. „Wir sind in Deutschland einfach nicht verkehrswendefähig. Wir bauen Autobahnen wie im Wilden Westen, aber die Bahn, die vernachlässigen wir in allen Facetten massiv.“ Hochgeschwindigkeit habe immer Vorrang vor regionalen Verbindungen, was für eine „starke Schiene“ kontraproduktiv und nicht nachvollziehbar sei.

Oct 8, 2023 • 37min
Frauke Burgdorff: Wie mobil machen Sie Aachen - und was hat ein altes Parkhaus damit zu tun?
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Frauke Burgdorff leitet seit 2019 das Dezernat für Planung, Bau und Mobilität der Stadt Aachen. Als Quereinsteigerin, was oft frischen Wind bedeutet. Wir sprechen über einen Parkhausabriss, Lebensqualität in der Stadt und neue Chancen in alten Strukturen.
Den damaligen „Chef“, der Frauke Burgdorff als Oberbürgermeister einstellte, und der jetzt als Mobilitätsmacher von außen agiert – Marcel Philipp – hatte ich auch bereits zu Gast. Frauke Burgdorff war mir während meiner Recherche zum zweiten Buch, das im März 2024 erscheint, immer mal wieder als Gesprächspartnerin empfohlen worden. Spannendes Detail: Nicht sie selbst kam auf die Idee, sich um ihren jetzigen Job zu bewergen, sondern Bürger:innen der Stadt Aachen sprachen sie darauf an. Und aus dieser Idee, von der Selbstständigkeit in die kommunale Arbeit zu wechseln, wurde augenscheinlich eine Passion, das merkt man ihr deutlich an.
Recherchiert man in Presseartikeln zu ihrer damaligen Bewerbung, finden sich immer wieder drei Punkte, auf die sie als Stadtbaurätin besonders Wert legt.
Mehr vom Guten. „Ich möchte dazu beitragen, die vorhandenen Potenziale zum Leuchten zu bringen und die Schönheit der ganzen Stadt und ihrer Umgebung besser sichtbar zu machen. Dazu gehört, die vorhandenen strategischen Pläne engagiert und Schritt für Schritt umzusetzen und auch den Blick auf die im Alltag wichtigen Details und Qualitäten zu richten.“
Sprung nach vorne. „Wir müssen heute – insbesondere mit Blick auf die Themen Innenstadtentwicklung, Mobilität, ressourcenschonendes Bauen und den Kurstandort – die Stadt von übermorgen denken und tatkräftig verwirklichen.“
Gemeinwohl durch Dialog. „Die knappen Flächen verpflichten uns, jeden öffentlichen Quadratmeter und jedes öffentlich geschaffene Baurecht so zu entwickeln, dass die gesamte Stadt etwas davon hat.“
Und auf genau diese drei Punkte und noch einiges mehr könnt ihr euch in diesem Gespräch freuen.
Frauke Burgdorff will eine Stadt des Schlenderns schaffen, die Gelassenheit und nicht Hektik ausstrahlt, die nicht jede Veränderung des Gewohnten als zum Kulturkampf deklariert. „Aachen soll sich entspannen, Projekte erwarten und abwarten, wie sie wirken. Ich würde die Aachener gerne mit der neuen Option versöhnen, Stadt entwickeln zu können.“ heißt es in einem Interview.
Was zum Beispiel heißt es dann konkret, als eines der ersten Projekte mitten in der Stadt ein uraltes Parkhaus abzureißen und dort einen neuen Ort mit urbaner Lebensqualität zu gestalten? Zumal, wenn der Abriss seit 1989 geplant ist und an dieser Stelle ursprünglich Luxuswohnungen entstehen sollten, die so gar nicht mehr in die Stadt zu passen scheinen? Frauke Burgdorff bremste hier aus, ihr war die Beteiligung der Menschen wichtig, die in Aachen leben. Denn oftmals gibt es zwar architektonisch beeindruckende Bauten, die aber nicht selten völlig fehl am Platz in der Stadt bzw. dem Raum wirken.Wissen, Wohnen und Wiese. So hieß es dann, also raus aus der Komplexität und rein in eine Einfachheit, die alle mitnimmt.Mehr im Gespräch!
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Sep 24, 2023 • 34min
Anja Rivera: Was hat nachhaltige Finanzierung mit der Transformation der Automobilindustrie zu tun?
Diese Folge entstand in Zusammenarbeit mit Vitesco Technologies.
Ich bin im Juli über Vitesco Techonologies „gestolpert“, weil eine neue Art von Batterie, die sie entwickelt haben, in allen Fachzeitungen thematisiert wurde. Da hieß es: „Weniger Gewicht bei gleicher Leistung und höherer Effizienz – das verspricht das Unternehmen Vitesco Technologies mit seiner neuen Generation Motoren für Elektroautos. Die Motoren benötigen keine Permanentmagneten mehr und schonen die Umwelt doppelt.“ Mehr Reichweite bei einem Viertel weniger Gewicht – genau dahin muss es bei den Antrieben für Elektroautos gehen. Denn es wird nie ganz ohne Autos gehen können, aber wir werden den Bestand deutlich reduzieren, die Flotte elektrifizieren und einen überwiegenden Teil der Autos miteinander teilen.
Umso schöner also, mal in den „Maschinenraum“ einer solchen Pionierfirma zu schauen, die sich von Beginn an zur Elektromobilität bekannt und keine Hintertüren offengelassen hat. In dieser Episode tauchen wir in die Welt der Automobilzulieferer-Industrie ein und werfen einen Blick auf die transformative Kraft von Nachhaltigkeit und Innovation. Meine Gästin, Anja Rivera, hat einen bemerkenswerten Werdegang. Nach dem Medizinstudium praktizierte sie fünf Jahre als Ärztin, um dann zehn Jahre in der Finanzdienstleistungsbranche zu arbeiteten. Nun, mit mittlerweile 16 Jahren Erfahrung in der Automobilzulieferer-Industrie, verantwortet sie bei Vitesco Technologies, einem Spezialisten im Bereich der E-Mobilität, den Bereich Sustainability & Security.
Anja Rivera und das Unternehmen, für das sie arbeitet, haben eine Mission: „powering clean mobility“. Sehr selbstbewusst bezeichnen sie sich als Pioniere der Elektrifizierung in der Antriebstechnik. Mit dem Anspruch, die Zukunft der Mobilität umweltfreundlich und nachhaltig zu gestalten, frage ich sie auch nach ihrer Vision, wie das funktionieren kann, und erzähle von meinen eigenen Beobachtungen und Begegnungen.
Als Vitesco Technologies 2019 seine Strategie vorstellte, mit der das Unternehmen voll auf Elektrifizierungsprodukte setzt, waren die Reaktion der Investoren sehr verhalten. Heute, berichtet Anja uns, hat sich das Bild stark gewandelt: Die E-Mobilität hat sich etabliert und Investoren nehmen mehr und mehr die Nachhaltigkeit von Unternehmen in den Blick.
Damit dies auch so bleibt, engagiert sich Anja im Beirat der Bundesregierung für Sustainable Finance, also nachhaltiger Finanzierung. Ziel ist es, Finanzströme von privaten Investoren in die nachhaltige Transformation zu lenken, indem in Unternehmen mehr Transparenz geschaffen wird und somit Greenwashing vorgebeugt werden kann. Sie erklärt, worauf dort geachtet wird und welche Pflichten in der Nachhaltigkeitsberichterstattung auf Unternehmen zukommen.
Wir sprechen auch über die aktuelle Entwicklung in internationalen Märkten, insbesondere in China, wo Innovation und Wachstum Hand in Hand gehen und uns zeigen, wie die Mobilitätswende gelingen kann.
Aber nicht nur das – Anja Rivera spricht auch die Frauen ganz gezielt an, mehr Verantwortung in der Mobilitätswende zu übernehmen. Sie appelliert: Mutig sein, unkonventionelle Wege einschlagen und sinnhafte Aufgaben suchen!
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Sep 10, 2023 • 44min
Der Klima- und Rohstoffkrise wird nicht mit dem E-Auto davongefahren!
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Aktueller Hinweis: Bereits morgen, am 11. September soll im EU Parlament über den Critical Raw Materials Act abgestimmt werden. Das ist nochmal vier Wochen früher als angedacht und im Podcast besprochen und zeigt, mit welchem Tempo das Gesetz durchpeitscht wird. Die Hauptverhandlerin ist Nicola Beer (FDP). Ein Geschenk der FDP an die Wirtschaft? Ein Geschenk an die Automobilindustrie? Bleibt bitte wachsam und beobachtet die Pressearbeit von Power Shift und anderen Organisationen.
Global wie lokal betrachtet leiden vor allem jene Menschen unter den Folgen der Klimakatastrophe, die am wenigsten dazu beitragen. Die Mehrheit der Menschen, die stark von den Folgen der Erderhitzung betroffen sind, leben auf dem afrikanischen Kontinent, im südost- und südasiatischen Raum, im Pazifik und in Lateinamerika. Dort sind Klima- und Umweltkrisen keine in der Zukunft liegende Bedrohung, sondern vielfach bereits bittere Realität. Maßgeblich zur Erderhitzung trägt der Verkehrssektor bei, der global und in Deutschland jeweils rund ein Fünftel der CO2-Emissionen verursacht. In Deutschland ist der überwiegende Anteil dieser Treibhausgasemissionen auf Autos mit Verbrennungsmotoren zurückzuführen. Hinzu kommen ein hoher Flächenverbrauch sowie die Feinstaub- und Lärmbelastung im Verkehrssektor.
Vor allem aber basiert die gegenwärtige Automobilität nicht nur auf der Verbrennung von Erdöl, sondern auch auf dem Abbau und der Weiterverarbeitung zahlreicher Rohstoffe. In jedem Pkw stecken zum Beispiel mehrere Hundert Kilogramm Aluminium und Stahl. Diese beiden Metalle machen den mit Abstand größten Anteil des Volumens an den so genannten Konstruktionswerkstoffen aus. Ihre Herstellung aus den Erzen Eisen und Bauxit ist äußerst energieintensiv. So hat die weltweite Stahlproduktion von 1900 bis 2015 schätzungsweise neun Prozent aller globalen Treibhausgasemissionen in diesem Zeitraum verursacht. Der Aluminiumsektor ist für rund zwei Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Entsprechend verursachen die beiden Metalle auch einen erheblichen Anteil der CO2-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Autos, nämlich ca. 60 Prozent.
Zugleich geht der Abbau der Erze – die nach Deutschland vor allem aus Brasilien und Guinea importiert werden – häufig mit gravierenden Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung einher. Die Produktion ist häufig dort am günstigsten, wo die menschenrechtlichen, sozialen und ökologischen Standards am niedrigsten sind.
Die Relevanz von verantwortungsvollem Rohstoffbezug durch Autokonzerne hat erst in Verbindung mit der Antriebswende mehr Aufmerksamkeit erfahren. Die mit der Elektromobilität massiv steigende Nachfrage nach Metallen wie Lithium, Kobalt, Graphit und Nickel hat die menschenrechtlichen, sozialen und ökologischen Probleme beim Abbau dieser Rohstoffe in den Fokus gerückt. Inzwischen bezeichnet auch die Bundesregierung die Automobilindustrie als „menschenrechtlich relevante Risikobranche“.
Hannah Pilgrim studierte Sozialwissenschaften und Humangeographie in Köln, Bonn und Bergen (NOR). Sie beschäftigt sich seit bald zehn Jahren mit der materiellen Basis des Wohlstands in Deutschland/Europa, den kolonialen Kontinuitäten sowie der aktuellen Ausrichtung deutscher/europäischer Rohstoffpolitik. Seit 2020 koordiniert sie bei der NGO PowerShift e.V. das zivilgesellschaftliche Bündnis „AK Rohstoffe“. Der Schwerpunkt Bündnisses liegt auf den menschenrechtlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen metallischer Rohstofflieferketten, der Verantwortung Deutschlands und den notwendigen Schritten hin zu einer global gerechten Ausgestaltung.
Publikation: Weniger Autos, mehr globale Gerechtigkeit!
In der verkehrspolitischen Debatte bleiben die sozialen, ökologischen und menschenrechtlichen Kosten des Rohstoffabbaus für die Automobilität nach wie vor außen vor. Mit dieser Studie möchten wir einen Beitrag dazu leisten, jene ausgelagerten und unsichtbar gemachten Kosten aufzuzeigen. In Kapitel zwei geben wir einen Überblick zur Automobilität in Deutschland und werfen einen Blick auf die verkehrspolitische Agenda politischer Verantwortlicher und Akteur*innen der Industrie, bevor wir die Auswirkungen des Autoverkehrs in Deutschland auf Klima, Umwelt und Gesundheit aufzeigen und darstellen. Wir skizzieren, warum einerseits Elektroautos trotz der negativen Begleiterscheinungen die notwendige Alternative zum Verbrennungsmotor darstellen und andererseits insbesondere Mobilitätsformen jenseits des Pkws im Privatbesitz gefördert werden müssen. Im dritten Kapitel untersuchen wir, welche metallischen Rohstoffe in Autos stecken und mit welchen Folgen ihr Abbau in verschiedenen Staaten verbunden ist. Wir zeigen auf, dass die Rohstoffbeschaffung deutscher Industrien politisch unterstützt wird und weisen auf gesetzgeberische Prozesse zur Regulierung der menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflicht von Unternehmen hin. Daran anknüpfend stellen wir in Kapitel vier Politikempfehlungen für eine global gerechte und zukunftsfähige Mobilitäts- und Rohstoffwende in Deutschland und Europa vor.
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