Kaffeemacher Podcast

Philipp Schallberger
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Nov 19, 2022 • 39min

Was bedeutet heute eigentlich Fairer Handel?

Katja Schmittner, Fairtrade Max Havelaar Fairtrade Max Havelaar feiert den 30. Geburtstag, und gerade deswegen ist es doch Zeit, kritisch zurückzuschauen. Ich wollte von Katja Schmittner von Fairtrade wissen, was heute fair ist, ob der garantierte Mindestpreis zum Leben reicht, ob Klimagerechtigkeit nicht das neue fair sein sollte und warum nicht aller zertifizierte Kaffee einen Markt findet.
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Nov 12, 2022 • 48min

Wurde die Kaffeebranche nachhaltiger in den letzten 20 Jahren?

Melanie Rutten-Sülz, Solidaridad Deutschland Melanie kann viel erzählen, sie hat viel gesehen, viel gemacht, viel begleitet. Und wenn dann jemand wie sie, die seit mehr als 20j im Kaffee-Nachhaltigkeitsbereich arbeitet sagt, dass sich doch nicht so viel tut, wie wir gerne hätten, dann ist das ein klarer Weckruf, aktiv zu werden. Ein Weckruf an alle, aber v.a. an Unternehmen, die den grössten Hebel haben. Und "aktiv werden" heisst nicht nur, noch mehr Forderungen stellen an die, welche zuliefern, sondern selbst ins Risiko gehen. Sonst ändert sich gar nichts. Einer meiner wichtigsten Take Aways aus dem Gespräch mit Melanie war der hier: "wenn es zu viel Kollaboration gibt, dann kann man die richtig kritischen Stimmen gar nicht ausdrücken." Wir müssen uns also alle einer kritischen Betrachtung von aussen unterziehen. Und dafür sind NGOs wie Solidaridad da. Dran bleiben, die wichtigen Fragen stellen, nicht locker lassen, unermüdlich das Gleiche tun. Das gibt keinen schnellen Fame. Das gibt keine einfachen likes. Aber das ist die politische Basisarbeit die es braucht, wenn wir die Dinge besser machen wollen. NGOs scheinen heute für einige etwas aus der Zeit gefallen, weil sich Unternehmen immer mehr den gleichen Fragestellungen annehmen. Aber zwischen annehmen und handeln gibt es einen grossen Unterschied.
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Nov 5, 2022 • 1h 2min

Bodengesundheit, Dünger, Pestizide, Biolandbau. Das FiBl ordnet ein.

Was ist der Unterschied zwischen Boden und Dreck? "Wer mitdenkt und mitfühlt, wie so ein Ackerbausystem aufgebaut ist, schafft das auch", sagt Andreas zum Biolandbau. Aus der Arbeit mit Kaffeeproduzierenden wissen wir: Transformation braucht Zeit. Und v.a. braucht es Know How. Es braucht Unterstützung von aussen, und die Bereitschaft im Innern. Die Produzierenden haben Lust darauf - einerseits, weil sie sehen, dass es funktionieren kann sie kein Gift spritzen wollen sie um ihre eigene Gesundheit fürchten sie eine Prämie für naturnahen Anbau bekommen und sie so einen anderen Markt anpeilen können. Wir können schon mehr Bio fordern, aber wir müssen auch mehr bezahlen. Und wir sind bereit dazu. Ich habe diesen Sommer aber auch mit Produzenten gesprochen, für die Bio gar keine Option ist. "Weniger Ertrag, mehr Arbeit", sagten sie. Und: es würde nicht genug bezahlt. Also nochmmals: Bio kostet. Und das ist gut so. Denn ein gesunder Boden ist einer der grössten CO2-Speicher. Wer überhaupt nichts mit Bio anfangen kann, könnte ja mal einen sehr pragmatischen Blick auf den Boden werfen: durch die Förderung von Bio und damit der Bodengesundheit, versenken wir mehr CO2. Nur schon deswegen lohnt es sich, auf gesunde Böden hinzuarbeiten. Bio bietet verschiedene Anknüpfungspunkte. Es hilft, das ganze Thema etwas weniger politisch zu betrachten und Wissenschaftern zuzuhören, die sich so intensiv mit Teilbereichen wie dem Boden auseinandersetzen. Ob Gesundheit, Kosten, oder Co2, Moral oder tiefe politische Überzeugung - ich glaube, da ist für alle etwas dabei.
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Oct 30, 2022 • 42min

Klimaneutraler Kaffee? Wie funktionieren CO2-Kompensationen und wie sinnvoll sind sie?

Im Gespräch mit Livia d'Ambrosio und Raphael Schilling von der Southpole Group "Zu etwas gutem kommen", so lass ich Livia dieses Gespräch enden. Was ist denn aber nun gut? Wenn wir die Klimaziele bis 2050 um Haaresbreite nicht erreichen, scheint das vielleicht gut, hat aber dramatische Effekte. Gut ist wie so oft relativ. Gut heisst v.a. so viel, dass wir Dinge immer noch bessen machen müssen. Und zwar fortwährend. Die Southpole Group ist ein Carboin Finance Beratungsunternehmen und hilft anderen Unternehmen, ihre Emissionen zu berechnen, zu reduzieren, und dann die unvermeidbaren Emissionen zu kompensieren. "Do the best and then only offset the rest" sagt Livia an der einen Stelle. Da spricht sie mir aus dem Herzen - und trotzdem bleibt halt einfach dieser Spagat, dass wir immer mehr CO2 neutrale Produkte sehen, was generell mal gut ist, aber dabei vielleicht gar nichts auf der _eigenen _Warenkette gemacht wurde. Ein krasses Beispiel hierfür? Shell, der Benzin Gigant, bietet Kund:innen die Möglchkeit, klimaneutral Auto zu fahren. Hierführ soll ein bisschen mehr für Benzin bezahtl werden, Shell kümmert sich dann um die Kompensation. Klar steht das in einem krassen Widerspruch. Und klar ist auch, dass Shell zu den 100 grössten Emittenten gehört, die für 70% der Co2 Emissionen verantwortlich sind. Und trotzdem machen sie jetzt etwas "Gutes", in dem sie kompensieren. Mir zeigt dieses Beispiel, wie viel Kakophonie noch in diesem Markt noch herrscht. Wahrscheinlich deswegen, weil sich der Markt gerade super rasant entwickelt, das Bewusstsein, was aber Sache ist, noch nicht wirklich in der breiten Gesellschaft angekommen ist. Co2 Neutrale Produkte überzeugen, machen Sinn, aber wir müssen genau wissen, was genau wie wodurch co2 neutral geworden ist. Mir scheint, dass es in freiwilligen Kohlenstoffmarkt so viele gute Ambitionen gibt, wie auch das Potenzial für unkreative Marketingabteilungen, jetzt endlich mal wieder etwas in der Hand zu haben, wo die Kundschaft emotional getriggert werden kann. Wie es einfach ist, Dinge einfach so zu versprechen. Wie krass die Gegensätze da sind, wer viel bezahlt wird neutraler als andere, auch wenn er vielleicht sonst nichts ändert. Ich danke Livia und Raphael, die mir hier helfen konnten, Dinge etwas klarer zu sehen, aber mir auch gezeigt haben, dass wir da dran bleiben müssen, diese neue Industrie wirklich zu verstehen. Wir dürfen nicht in das leider oft zu gewohnte Rollenverständnis kommen, etwas mehr zu bezahlen, dafür wir dann aber vergessen dürfen.
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Oct 16, 2022 • 1h 11min

Wie bestimmen kleine Unternehmen die Zukunft des Kaffees mit? Philipp Reichel, Communal Coffee, Berlin

"Warum ist es eigentlich cool, von dieser oder jener Rösterei Kaffee zu trinken?" Dieses Gespräch hat mich noch lange begleitet. Philipp und ich haben uns genau mal 2min in Mailand getroffen, sonst führen wir noch eine Internetbekanntschaft. Aber vieles, wie wir über Kaffee denken, verbindet uns. Und das zieht an. Wenn er sagt, dass kleine Röstereien schneller rösten sollten, dann meint er das so - ein Kleinröster, Philipp ist kein Industrieller. Wenn er sagt, dass es nicht cool sein sollte, von dieser oder jener Kaffeerösterei Kaffee zu kaufen, sondern Kaffee als solchen wert zu schätzen, dann meint er das so. Einer, der selbst eine Rösterei führt, redet so über Kaffee. Hier geht es nicht um noch geschliffeneres Branding. Ihm geht es um die Sache. Philipp ist ein Kaffee Getriebener, der gerne die Metaebene diskutiert und dies eben gut kann, weil er die Mikroebene genau so beherrscht. Reinzoomen, rauszoomen, die eigene Rolle verstehen, was wir hier eigentlich alle mit Kaffee tun. Philipp beherrscht dies gut und ich hoffe, dass euch die zum Teil doch provokativen Aussagen nicht mehr loslassen.
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Oct 9, 2022 • 53min

Warum nicht einfach mehr für Kaffee bezahlen? Pablo von Waldenfels & Reena Eddiks, Tchibo

Die Kaffee-Nachhaltigkeitsstrategie von Tchibo Es war mir eine Freude, Reena und Pablo als Kaffee-Menschen wahr zu nehmen, die eine Agenda haben, Kaffee mit zu entwickeln. Zu oft, und das ist nicht nur bei den Grössten wie Tchibo der Fall, wirken die Nachhaltigkeits-Websites super poliert und ziehen alle Register, um die Emotionen anzusprechen. Und hier aber konnten Reena und Pablo nun erkären, was ihnen wichtig ist, als Tchibo-Mitarbeitende, und als Privatpersonen. Sie arbeiten mit Kaffee auf einer Ebene und in einer Grösse, die weit weg ist von den Herausforderungen und Aufgaben einer kleineren Rösterei. Das heisst: weg von Projekten, hin zu systemischen Ansätzen. Davon können kleinere und mittlere Röstereien sehr viel lernen. Kleinere Player müssen mehr zusammen spannen, um einen Impact zu haben - Tchibo kann das alleine, muss aber da präzise sein, denn Grösse verpflichtet. Tchibo ist - nach Selbstauskunft - wahrscheinlich der grösste Abnehmer von Fairtrade Kaffee in Deutschland. Skaleneffekte werden wichtig: eine Sonderedition, zum Beispiel des "Raritäten" Portfolios, übersteigt bei weitem das Volumen kleinerer Röstereien. Ein breites Angebot heisst auch breite Verantwortung, und Tchibo sei da eben genau dran, versichern mir Reena und Pablo. Ich bleibe dran, und freue mich, dieses Gespräch in ein paar Jahren zu wiederholen. Wenn Tchibo all das erfüllen kann, was sie jetzt versprechen - dann können sie einen grossen Impact haben und Kaffee ein Stück weit in die Zukunft führen. Und wenn das heisst, PRoduzierenden neue Alternativen, weg vom Kaffee anbieten zu können.
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Oct 2, 2022 • 45min

Wie politisch muss Kaffee sein? Johanna Jacobi, ETH Zürich

Wenn wir Kaffee haben wollen, brauchen wir Diversifikation und Familienbetriebe. Wer Johanna Jacobi von der ETZ Zürich zuhört, realisiert, dass wir nachhaltigen Wandel nicht isoliert herbeiführen können. "Wir brauchen komplexe Lösungen für komplexe Probleme", sagt die Professorien für Agrarökologische Transitionen. Johannas Forschungsgebiet ist breit, und reicht von Biologie, über Geographie, Agronomie zu Anthropologie. Mit dieser weiten Perspektive analysiert sie die Kaffeebranche und sieht einen Wandel dann für möglich, wenn alle aktiv und die Warenketten demokratischer organisiert werden.
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Sep 28, 2022 • 22min

Wo wächst 2050 noch Kaffee? Die Consus-Studie der ZHaW (2022)

Im Gespräch mit Roman Grüter, Autor der Consus-Studie Mit der Consus Studie vom Januar 2022 hat ein Team der ZHaW Zürich die Kaffeewelt in Aufruhr versetzt. Sie haben Karten veröffentlicht, wo Kaffee in Zukunft bei steigenden Temperaturen noch produziert werden kann. Was für die einen ein Wechsel der Konsumationsgewohnheiten bedeutet, heisst für andere ein Bruch in der Biographie - im Gespräch mit Roman Grüter geht es um die Genauigkeit solcher Analysen und die Verantwortung, die mit Karten einhergehen.
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Sep 18, 2022 • 35min

Klimawandel und der Einfluss auf die Kaffeeproduktion. Christian Bunn, CIAT

Der Klimawandel trifft die Kaffeeproduktion massiv. Wo und wie, versuchen Wissenschaftler abzubilden. Aus dem Outro: Ich schätze es, wenn Wissenschaftler Klartext reden. Wenn wir ihnen zuhören, wie sie über ihr Feld reden, aber auch, wie sie die faktischen Erkenntnisse in ihr eigenes Weltbild einpflegen. Mit Christian habe ich danach noch länger über milch und Moore gesprochen und wir kamen zum Schluss, dass wir schon alle Forderungen für einen Wandel im Kaffeeanbau stellen können. Aber wenn wir nicht bereit sind, unsere Rolle im Kaffeekonsum zu überdenken - und da geht es um stromfressende Maschinen, um ToGo Konsum, um günstigen Kaffeeeinkauf - dann ändern wir nichts. Vor allem nehmen wir uns so aus der Klimagleichung raus. Aber wie wir alle wissen - wir sind Teil davon. Alle. Teil des Problems und Teil der Lösung. Und die Lösung hier ist vielleicht nicht die Lösung da. Während wir hier Emissionen reduzieren können, braucht es in Kaffeeregionen zuerst noch Anpassung an die neuen Herausforderungen. Es gibt keinen einzigen Plan und Emissionsreduzierung ist nicht der einzige Weg. Das macht die Sache sicher nicht einfacher, aber sie macht sie - glaube ich - spannender und lustvoller. Wir sehen uns immer mehr in der Lage, Fragen zu stellen, noch mehr als zuvor. Fragen, woher der Kaffee kommt, wie er angebaut wurde, unter welchen Bedingungen für Mensch und Umwelt - durch fragen zu Erkenntnissen kommen, die langfristig unser handeln beeinflussen. Dann mal los - geht raus, und fragt. Wir hören uns.
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Sep 11, 2022 • 53min

Coffee Futurica: Kaffee und Klimawandel. Wo stehen wir? Stefan Ruge, Coffee & Climate

Kaffee und Klimawandel. Wo stehen wir? Welche Folgen hat der Klimawandel für die Kaffeeproduktion, für die Menschen, für das Getränk, ja für die ganze Branche? Stefan Ruge ist Programm Verantwortlicher bei Coffee & Climate der Neumann Stiftung. Im Gespräch zeichnet Stefan auf, wo wir gerade stehen, was die grossen Herausforderungen für Kaffee im Zeitalter des Klimawandels sind und was zu tun ist. In dieser ersten Folge wagen wir die Metaperspektive auf das Thema "Kaffee und Klimawandel" und eröffnen die neue Staffel über die Zukunft des Kaffees, Coffea: Futurica.

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