

SWR Kultur lesenswert - Literatur
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Aug 4, 2024 • 5min
Was liest Kamala Harris?
Buchempfehlungen von Politprominenz sind meistens dreierlei: Fast immer geht es um Imagepflege, nicht selten um die Darstellung intellektueller oder politischer Positionen und oft auch um echte persönliche Interessen. Bei Kamala Harris treffen alle drei Aspekte zusammen.
Und seit Präsident Joe Biden sie als demokratische Präsidentschaftskandidatin ins Spiel gebracht hat, ist das Interesse an ihren bevorzugten Lektüren umso größer. Da kommt das „Börsenblatt des Deutschen Buchhandels“ gerade recht, indem es uns verrät, was die Hoffnungsgestalt aller Trump-Gegner gerne liest und weiterempfiehlt.
Neu ist das allerdings nicht, denn die fünf Titel, die Kamala Harris als ihre All-Time Favourites bezeichnet, sind seit rund zehn Jahren die gleichen. Was also steht auf dieser Bücherliste? Was lässt sich daraus ablesen?
Fulminante Einwanderergeschichten
Sofort ins Auge fällt der Roman „Drachenläufer“ des afghanischen Diplomatensohnes Khaled Hosseini, dessen Familie 1980 Asyl in den USA erhielt. Der Roman handelt vom Niedergang Afghanistans unter den Taliban und von der Emigration in die USA. Er wurde nach der amerikanischen Erstausgabe 2003 zum Weltbestseller, es folgte die Verfilmung, der Autor gewann Prominentenstatus.
Zu den Migranten mit fulminanter Einwanderungskarriere gehört auch die Nigerianerin Chimamanda Ngozi Adichie. Sie zählt mit ihrem Erzählband „Heimsuchung“ ebenfalls zu den Auserwählten von Kamala Harris.
Mit 19 kam die Professorentochter zum Studium in die USA und absolvierte erfolgreiche Abschlüsse an den Ivy-League-Universitäten Princeton und Yale. Gute Voraussetzungen also, um aus feministischer Sicht über Erfahrungen zu schreiben, bei denen sich Identitätsprobleme und postkoloniale Verhältnisse reibungsvoll überlagern.
Auch Harris‘ Eltern gehören zur migrantischen Oberklasse
Anders als Donald Trump, der für einen Kapitalismus der ungebremsten persönlichen Bereicherung steht, zeigt Kamala Harris viel Empathie für Zuwanderer und ihre Herkunftsgeschichten.
Unverkennbar ist sie aber auch fasziniert von sozialem Aufstieg und Erfolg. Denn der Afghane Hosseini und die Nigerianerin Adichie stehen für die Literatur einer migrantischen Elite.
Dasselbe Erfolgsmuster bestätigt auch Amy Tans Roman „Töchter des Himmels“, die dritte Buchempfehlung mit Migrationsthematik. In diesem Fall handelt es sich um die chinesische Variante einer Aufstiegsgeschichte in den USA.
Parallelen mit Kamala Harris eigener Biographie sind leicht zu erkennen. Auch ihre Eltern gehören zur migrantischen Oberklasse. Die Tochter machte standesgemäß eine steile Karriere als Juristin und Politikerin.
Rassismus, Polizeigewalt und Justizwillkür
Das andere große Thema der Reading List von Kamala Harris ist der Rassismus gegenüber Afroamerikanern. Dazu nennt sie zwei Bücher: Zum einen den afroamerikanischen Klassiker „Sohn dieses Landes“ von Richard Wright aus dem Jahr 1940 über den unaufhaltsamen Weg eines jungen Schwarzen vom armseligen Ghetto-Alltag bis hin zum elektrischen Stuhl.
Wie ein aktueller Kommentar dazu liest sich die fünfte Empfehlung: Das ist ein Erfahrungsbericht des Strafverteidigers und Bürgerrechtlers Bryan Stevenson, der sich unter dem Titel „Ohne Gnade“ mit „Polizeigewalt und Justizwillkür in den USA“ auseinandersetzt.
Diese Empfehlung könnte bedeuten, dass eine Präsidentin Kamala Harris der Verbesserung eines ethnisch ungerechten Justizsystems besondere Aufmerksamkeit widmen möchte.
Mehr menschliche Anteilnahme im Weißen Haus?
Kamala Harris setzt mit ihren Buchfavoriten starke Signale. Dazu gehört auch dieses: Alle fünf der genannten Bücher stammen von People of Colour. Weiße Literatur kommt nicht vor, die Liste all dessen, was Kamala Harris bei ihren Lektüren ignoriert, wäre lang.
Das könnte zu einem Problem werden. Denn die schwierigen Wählergruppen der Modernisierungsverlierer, gleich ob schwarz oder weiß, werden sich in diesen Lektüreempfehlungen kaum wiedererkennen.
Trotzdem verraten die literarischen Vorlieben von Kamala Harris einen großen Sinn für menschliche Anteilnahme. Und der wäre im Weißen Haus auf jeden Fall gut zu gebrauchen.

Aug 4, 2024 • 2min
Martina Hefter – Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Ein Chat mit einem Love Scammer
Wenn Juno sich langweilt, chattet sie mit Männern. Es sind so genannte „Love Scammer“: meist afrikanische Männer, die einsamen Europäerinnen erst Liebesschwüre schicken und sie dann um Geld bitten.
Eines Abends chattet sie mit dem Nigerianer Benu, mit dem sich nach und nach ein unerwartet ehrliches Gespräch entwickelt. Vertrauen entsteht und ein echtes Interesse am anderen. Trotzdem bleibt Wahrheit ein unsicheres Terrain.
Juno weiß das. Deswegen dreht sie den Spieß um, denkt sich lustige Biographien aus und spielt ihrerseits mit den fernen Männern. Sie braucht Ablenkung, denn im Hinterzimmer ihrer Leipziger Wohnung liegt ihr schwerkranker Mann Jupiter.
Ein Lesetipp von Anne Weber
„Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ heißt der neue Roman von Martina Hefter. Ein Titel so locker wie ein Chatbeginn. Die Autorin Anne Weber, die selbst einmal in ihrem Roman „Luft und Liebe“ über einen Liebesbetrug schrieb, mag Hefters Internet-Roman sehr.
Sie empfiehlt ihn auf SWR Kultur. Hefters neuer Roman sei ein erstaunlicher Roman, so Weber. Eine Geschichte „von großem Ernst und existenzieller Wucht und Schönheit“.

Aug 4, 2024 • 15min
Stephan Orth – Couchsurfing in der Ukraine
Jetzt hat Stephan Orth, der früher Redakteur im Reiseressort von Spiegel Online war, die Ukraine bereist. Seine erste Reise in ein Land im Krieg. Ausgehend von Kiew, wo seine Freundin lebt, hat er große und kleine Städte im Norden, Westen, Süden und Osten der Ukraine bereist. Überall waren die Auswirkungen des russischen Angriffs spürbar, besonders natürlich in den Städten nahe der Front.
Davon erzählt Stephan Orth in seinem neuen Buch „Couchsurfing in der Ukraine“. SWR-Literaturredakteurin Katharina Borchardt hat mit ihm über seine Reiseerfahrungen gesprochen.

Aug 1, 2024 • 4min
René Aguigah – James Baldwin. Der Zeuge
Der Ort, in den ich hineinpasse, wird nicht existieren, bis ich ihn schaffe.
Quelle: James Baldwin
Ein Satz von James Baldwin. Seine Zitate trenden in den sozialen Medien, Madonna ist Fan, es gibt Kinofilme über ihn – und trotzdem: Man muss James Baldwin auch heute noch vielen Menschen vorstellen, gerade in Deutschland. Dabei war er eine wirklich wichtige Figur der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.
1924 in den ärmlichen New Yorker Stadtteil Harlem geboren. Sein Stiefvater, ein Baptistenprediger, ungeheuer streng und selten da. Seine Mutter neunmal, also eigentlich immer schwanger. Es ist die Zeit der strengsten Rassentrennung, des Antikommunismus, der Homophobie.
Ein Realist mit klarer politischer Haltung
James Baldwin begann früh mit dem Schreiben von Rezensionen mit Ende 20. Dann der erste, vielbeachtete Roman mit dem programmatischen Titel: „Von dieser Welt“. In Filmdokumenten merkt man ihm die Herkunft bis heute an: Seine intensive Art zu reden, seine Überzeugungskraft, sein Appell an sein Gegenüber, seine Anrufung der Liebe als universaler Kraft.
Unscharfe Sonntagsreden hielt er nie – er war jemand, der tatsächlich Wärme und Genauigkeit miteinander verbinden konnte – und dabei noch Platz hatte, um aus der Analyse heraus eine klare politische Haltung zu entwickeln.
René Aguigah ist Leiter des Literaturressorts im Deutschlandfunk. Er hat das Leben Baldwins und sein Werk in einem Buch zusammen gedacht. Sein Baldwin-Porträt schreibt Aguigah entlang des Werks, an den Romanen und Essays entlang, vom frühen Bericht „Von dieser Welt“ (der sich in drei Wochen 250.000 Mal verkaufte) über die bisexuelle Liebesgeschichte „Giovannis Zimmer“ hin zu „Ein anderes Land“ oder „Beale Street Blues“.
Baldwins Literatur ist immer nah an seinem eigenen Leben. Und sie ist vor allem nah an der Wirklichkeit. Baldwins Realismus ist keine Behauptung – er lässt seine Figuren tatsächlich mit ihren Widersprüchen leben.
Baldwin, meint Aguigah,
wechselte zwischen zwei unterschiedlichen Modi der Wahrnehmung, des Sprechens, der Arbeit: ein Modus der Entschiedenheit, ein Modus der Ambivalenz.
Quelle: René Aguigah – James Baldwin. Der Zeuge
Baldwin war ein Wanderer zwischen den Welten
James Baldwin war immer ein Wanderer zwischen den Welten. Schwarz und Schwul, Schriftsteller und Aktivist. Als Schriftsteller auch noch zerrissen zwischen Essays und Romanen. Und als Schwarzer spürte er in Amerika und Europa gleichermaßen eine Art von Unzugehörigkeit. Diese Zwischenstellung ist so etwas wie ein zentrales Motiv.
In dem beeindruckenden Buchporträt bezeichnet Aguigah Baldwin als einen “Zeugen”. Denn im Zeugen verbinden sich die Gegensätze.
Bezogen auf die Aufgabe an der Schreibmaschine betont die Zeugenschaft, dass es dem Schreiben nicht um Kunst um der Kunst willen, sondern um etwas in der Welt geht. Bezogen auf den politischen Protest rückt sich der selbsternannte Zeuge ein wenig an den Rand der Arena: Er war dabei, aber nicht im Zentrum; er lief mit, aber mit dem Notizbuch in der Hand.
Quelle: René Aguigah – James Baldwin. Der Zeuge
Damit ist auch ein bisschen erklärt, warum James Baldwin fast 40 Jahre nach seinem Tod so eine Bekanntheit erlangt in Deutschland? Er macht uns verständlich, was wir lange geahnt haben: Nämlich, wie die weiße Dominanzgesellschaft große Teile der Gesellschaft außen vor lässt. Baldwin meinte:
Die Welt ist nicht mehr weiß, und sie wird nie mehr weiß sein
Quelle: James Baldwin
James Baldwin ist unser Zeitgenosse
Die Blackpower-Bewegung fremdelte mit Baldwins Queerness und die schwule Bewegung mit seiner Hautfarbe. Die Stars im politischen Kampf wurden in den 50er Jahren Martin Luther King und Malcolm X – die sich beide auf die Politik festlegten und keine Romane schrieben.
James Baldwin ging nach Paris, glaubte, in Europa besser leben zu können. Man muss ihn trotzdem als dritte große Figur der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung dazu zählen. Am Anfang seiner Biographie steht der Satz:
James Baldwin ist unser Zeitgenosse.
Quelle: René Aguigah – James Baldwin. Der Zeuge
Das glaubt man, wenn man Baldwins Romane gelesen hat, und man versteht es nach diesem Buch noch sehr viel besser.

Jul 31, 2024 • 4min
Ling Ma – Glückscollage
Wann fühlen wir uns der Realität besonders nah? Im Storyband „Glückscollage“ der US-Amerikanerin Ling Ma heißt es einmal, es seien gerade die surrealen Situationen im Leben, die den Eindruck von Präsenz erzeugen. An solch surrealen, unheimlichen Momenten ist in den acht Storys dieses Bandes kein Mangel.
Wendungen ins Fantastische
Egal, ob es um einen One-Night-Stand geht, eine Schwangerschaft oder um eine Reise ins Heimatland des Ehemannes, stets kommt es zu verblüffenden Wendungen ins Fantastische. Ein Unbekannter aus der Bar entpuppt sich zuhause als sagenumwobener Schneemensch.
Ein Arm des Fötus baumelt schon lange vor der Geburt außerhalb der Fruchtblase zwischen den Beinen der Protagonistin. Und ein Ehemann will nur deshalb sein Heimatdorf besuchen, um sich einem alten Ritus folgend über Nacht lebendig begraben zu lassen, in der Hoffnung, anderntags seiner Frau als neuer Mensch wiederzubegegnen.
Verblüffend sind diese Wendungen aber nur für die Leserschaft. Denn die weiblichen Hauptfiguren dieser Storys nehmen das Übernatürliche mit auffallender Selbstverständlichkeit hin.
Ihr allenfalls von leichter Neugier durchsetzter Gleichmut manifestiert sich nicht zuletzt sprachlich, in einem für diese Erzählungen typischen trocken-sachlichen Ton, den Zoë Beck vorzüglich ins Deutsche übertragen hat.
Ihr abendliches Ritual nach dem Duschen bestand darin, den Babyarm anzuziehen. […] Der Arm war jetzt dick und kräftig, die Muskulatur fester als zuvor. Sie massierte ihn ein wenig. Jede Woche schnitt sie ihm die Fingernägel.
Quelle: Ling Ma – Glückscollage
Hellsichtiger Debütroman
Diese zum erzählten surrealen Inhalt gleichsam querstehende sachliche Prosa kennt man bereits aus dem gefeierten Debütroman der 1983 in China geborenen Autorin, der Postapokalypse „New York Ghost“. In ihr wurde die Welt schon 2018 von einer in China ausbrechenden Seuche heimgesucht.
Der amerikanische Literaturbetrieb feierte übrigens auch Ling Mas neues Buch „Glückscollage“, und das durchaus zu recht, so eindrucksvoll und originell sind diese Storys, so viel verraten sie über die gesellschaftspolitischen Verhältnisse der Gegenwart.
Toxische Mädchenfreundschaft
Ihre Protagonistinnen sind, wie die Autorin, junge Amerikanerinnen chinesischer Herkunft. Von den Erwartungen ihrer Mütter und Community versuchen sie sich ebenso zu befreien, wie sie sich in der weißen Mehrheitsgesellschaft zu behaupten suchen, mit Jobs in Regierungsbehörden oder, wie Ling Ma heute selbst, an der Uni.
Der Titel des Bandes „Glückscollage“ ist übrigens die Übertragung eines Begriffs aus der Filmwissenschaft: Als „Bliss Montage“ bezeichnete einst die Filmhistorikerin Jeanine Basinger ein wiederkehrendes Hollywoodmotiv, wenn sich Frauen für einen kurzen Moment als Herrinnen ihres Schicksals fühlen dürfen. Das Glück von Ling Mas Heldinnen ist nicht minder doppelbödig.
In der stärksten, aber auch abgründigsten Geschichte des Bandes mit dem Titel „G“ – der Buchstabe steht für Gravitation – geht es um eine toxische Frauenfreundschaft und um eine Droge, die die Protagonistinnen gleichermaßen schweben lässt wie unsichtbar macht. Ein befreiendes Erlebnis, jedenfalls so lange man bei der Dosierung aufpasst:
Weißt du, wie sich die Welt dir fügt, wenn du dich in einem unsichtbaren Kokon durch sie hindurchbewegst? Niemand sieht dich an, niemand beurteilt dich. Der kleine Amboss der Unsicherheit hebt sich. Du kannst überall hingehen, ungehindert von den Mikroaggressionen Fremder, den gezwungenen, bleischweren Höflichkeiten von Freunden und Bekannten.
Quelle: Ling Ma – Glückscollage
Nach dem Muster der Traumlogik
Andere von Ling Mas Ich-Erzählerinnen erleiden auch handfeste Aggressionen, geraten etwa an gewalttätige Partner, die sie auch nach der Trennung nicht loswerden. Wie in der Story „Los Angeles“, in der die Ich-Erzählerin in ihrem Haus mit ihren 100 Ex-Liebhabern nicht nur lebt, sondern mit ihnen auch nachmittags zum Shoppen fährt. In ihrem Porsche, wohlgemerkt.
Dass die Vergangenheit oft länger lebendig ist, als einem lieb ist, ist eine Erfahrung, die wohl jeder schon einmal gemacht hat. In Mas Erzählung wird sie nach dem Muster der Traumlogik einfach wörtlich genommen und voller Erzähllust bis ins absurdeste Detail ausbuchstabiert.

Jul 30, 2024 • 4min
James Baldwin – Ich weiß, wovon ich spreche
Die Wiederentdeckung des 1987 gestorbenen Autors James Baldwin in den letzten Jahren ist ein erstaunliches Phänomen. Der Romancier und Essayist wird vor allem von einer jüngeren Generation gelesen.
Seine Rolle in der Bürgerrechtsbewegung und sein mutiges Auftreten als Schriftsteller machen ihn nicht nur zur Ikone der Black-Lives-Matter-Bewegung, sondern weltweit zu einer Stimme gegen Rassismus. Spricht man mit jüngeren Autor:innen, dann wird das sehr deutlich. Rowan Ricardo Phillips, Lyriker, Übersetzer und Präsident des New York Institute for Humanities, fasste das im Interview kürzlich so zusammen:
Wenn man an die 70er und frühen 80er Jahre denkt, (...) bin ich mir nicht sicher, ob seine Botschaft und seine Präsenz so sehr durchgesickert sind wie jetzt, wo er im Grunde das Zentrum darstellt, wenn wir an Studien über schwarzes Bewusstsein oder sogar an Schriften über die schwarze Diaspora denken. Baldwin steht dabei im Mittelpunkt. Ungeheuerlich. (...) Baldwin wurde uns in der Schule als Romancier nahegebracht, weniger als Aktivist. Ich denke, das hat sich jetzt völlig geändert, denn Baldwin ist in erster Linie ein Aktivist.]
Quelle: Rowan Ricardo Phillips
Schwarze und Weiße sind aneinander gebunden
Seinem Denken, seiner Präsenz als public intellectual, seiner Emphase und Empathie kommt man in seinen Essays nahe – und nicht zuletzt auch in den zahlreichen Gesprächen, die er zu Lebzeiten vor der Kamera oder auf dem Papier geführt hat. Einige davon versammelt nun der Band „Ich weiß, wovon ich spreche“ aus Anlass seines 100. Geburtstages am 2. August.
Als Schwarzer in diesem Land – und das hat Ralph Ellison sehr treffend formuliert – wirst du eigentlich nie gesehen. Was weiße Leute sehen, wenn sie dich anschauen, ist nicht sichtbar. Was sie sehen, wenn sie dich anschauen, sind ihre Zuschreibungen. Und das sind Qual und Schmerz, Gefahr, Lust und Pein. Sie wissen schon, Sünde, Tod und Hölle – davor fürchtet sich jeder in diesem Land.
Quelle: James Baldwin – Ich weiß, wovon ich spreche
Die Gespräche drehen sich um dieses Nicht-gesehen-Werden. Sie drehen sich um die Entwicklung schwarzen Bewusstseins, um die Identität als Amerikaner, um das unverbrüchliche Aneinandergebundensein von Schwarzen und Weißen, um die eigene Rolle als Wortführer, um eine Revolution, die das ganze Land verändern sollte, die Unterdrücker sogar noch stärker als ihre Opfer. Befreit werden müssten, laut Baldwin, nicht die Afroamerikaner, sondern die Weißen selbst.
Wütende Unbedingtheit
Von den Schrecken, die sie plagen, von ihrer Unwissenheit, von ihren Vorurteilen und vor allen Dingen von dem Recht, Unrecht zu tun, auch wenn man weiß, dass es Unrecht ist. Die Weißen in den Südstaaten sind, glaube ich, die ärgsten Opfer und die traurigsten Geschöpfe auf der ganzen Welt. Sie wissen, dass es unrecht ist, sie wissen, dass man nicht einen Hund auf ein Kind hetzen oder einen Wasserstrahl auf ein Kind richten kann, ohne sich bewusst zu sein, dass man etwas Unrechtes tut.
Quelle: James Baldwin – Ich weiß, wovon ich spreche
Das Großartige an diesen Gesprächen – ob mit Margaret Mead oder Audre Lorde, mit Nikki Giovanni oder Fritz J. Raddatz – ist die äußerst sorgfältige Auseinandersetzung mit Argumenten, Geschichte und Vorurteilen. Man kann den Sprechenden bei ihrer sorgsamen, tastenden Suche nach Wahrheiten und Erkenntnissen förmlich zuhören, aber auch die wütende Unbedingtheit im Reden spüren.
Baldwin ist ein mitreißender, genauer, immer wieder seine Punkte deutlich und prägnant hervorhebender Intellektueller, der sich selbst gerade in den Diskussionen mit jüngeren Vertretern des Schwarzen Kampfes hinterfragt oder um Verständnis für eigene Positionen wirbt. Die Interviews decken gründlich das öffentliche, gesellschaftliche Engagement Baldwins ab.
Der Schriftsteller, der Künstler, der sich davon nicht trennen lässt, kommt lediglich am Rande vor. Wer ein komplettes Bild dieses Lebens erhalten will, sollte etwa auf die neue Biographie von René Aguigah zurückgreifen – und neben den Essays und Gesprächen Baldwins auch dessen Romane lesen.

Jul 29, 2024 • 4min
Urs Engeler – nicht nichts. Gedichte 1984 bis 2024
Zu Beginn der Schöpfung formt Gott den Menschen aus Erden-Staub und haucht ihm den Atem des Lebens ein. Dieser Atem macht den Menschen zu einer lebenden Seele und ist unter dem Namen Pneuma auch einer der zentralen Begriffe in der Geschichte der Philosophie, der Wissenschaft und Medizin in der Antike.
In seiner Verwendung als poetisches Bild kommt dem Atem eine entsprechend wichtige Bedeutung zu. Auch Urs Engeler greift ihn in seinem neuen Lyrikband „nicht nichts“ auf:
Auf, Atem, den andern ein-, das andere Haus atmen.
Quelle: Urs Engeler – nicht nichts. Gedichte 1984 bis 2024
Nur wenige Verse genügen Engeler, um mit kleinsten Mitteln eindrucksvoll wirkende Verse entstehen zu lassen, die deutliche Anklänge an das bekannte Gedicht „Im Atemhaus“ der jüdischen Lyrikerin Rose Ausländer aufweisen, das vom Spannen unsichtbarer Brücken zu Menschen und Dingen spricht, und an dessen Ende sich das lyrische Ich vorstellt, im Atemhaus zu wohnen, eine Menschenblumenzeit.
Wie das Gedicht der berühmten Vorgängerin, richten sich auch Urs Engelers Verse allesamt auf ein Gegenüber. Dieses Gegenüber kann ein geliebter Mensch oder ein besonderer Gegenstand sein, eine Blume oder eine Katze.
Es kann die Flüchtigkeit, die Vergänglichkeit, selbst das Sterben sein, also gewichtige philosophische Entitäten oder Existenzialien, denen sich das sprechende Subjekt meist vertrauensvoll, zugleich aber mit Behutsamkeit nähert, langsam, in winzigen Sprachgesten:
Ganz nun aufgegangen im langen Schatten – –so ganz verstummt und nur mehr Aug
Quelle: Urs Engeler – nicht nichts. Gedichte 1984 bis 2024
Die starke Neigung dieser Verse zum Verstummen, die schon Paul Celan dem Gedicht der Moderne in seiner Büchnerpreis-Rede „Der Meridian“ attestierte, kulminiert im Titel des Englerschen Bandes.
„nicht nichts“ ist in seiner doppelten Verneinung zwar etwas, aber nicht eben viel. Und doch prägen sich diese kleinen, vorsichtigen, fast scheuen Gedichte ein, die manchmal nur aus einem einzigen Vers bestehen.
Er fasst sich kurz dieser Dichterverleger, der mit großem Enthusiasmus und organisatorischem Geschick viele bedeutenden Lyriker und Lyrikerinnen durch sein Wirken bestärkt und befördert hat.
Doch trotz ihrer Kürze, oder besser gesagt aufgrund ihrer Kürze: Urs Engelers Gedichte sind etwas, in ihrer Luftigkeit erinnern sie an den göttlichen Lebensatem, sie verneigen sich vor Ariel, dem Luftgeist aus William Shakespeares „Der Sturm“, der den Geist der Poesie verkörpert, sie bezaubern in ihrem gestischen und kreatürlichen Ton, der Worte bewegt wie Gräser im Wind. Oder wie seltene, unauffällige Nachtschattengewächse, die in lyrische Prosa übergehen:
Man möchte ein Haus haben mit vielen Zimmern nur mit Pflanzen und den Stimmen von Vögeln und Bewegungen von Schmetterlingen und einen Tisch an dem man schreibt und ein Bett in dem man liegt und liest und liebt. Man bewohnte ein Treibhaus und wäre selber ein Pflänzchen und würde ein dunkles Leben führen tief unterirdisch und in der Wärme der Erde und in der Weite der Nacht. Man würde Blüten treiben und ein bisschen bunt sein in dem vielen Grün und ein bisschen weich und feucht bis in alle Ewigkeit.
Quelle: Urs Engeler – nicht nichts. Gedichte 1984 bis 2024
Urs Engelers „nicht nichts“ ist ein Gruß an die Sterblichkeit und ein leises Zwinkern hin zu der Ewigkeit, nach der sich das dichterische Wort nun einmal sehnen muss, um überhaupt aufgeschrieben zu werden, um Jahr um Jahr aufzublühen wie der Flieder, dem die abschließenden beiden Verse des Bandes gewidmet sind, die nur aus zwei Wörtern bestehen:
wieder flieder
Quelle: Urs Engeler – nicht nichts. Gedichte 1984 bis 2024

Jul 28, 2024 • 5min
Laura Naumann – Haus aus Wind
Wie Treibgut wird Johanna an diesen Strand in der Algarve gespült. Sie kriegt keine Luft, schluckt Wasser, weiß nicht, wo unten, wo oben ist. Die Leine des Surfbretts verheddert sich und schneidet in ihren Körper.
Was hast du dir denn gedacht, Johanna? Dachtest du, das wär so einfach? Das hättest du einfach so drauf? Nur vom Zugucken gelernt? Könntest es nachmachen, ohne es geübt zu haben? Warum denkst du, sind hier überall Surfschulen? Nur du brauchst keine? Weil du den Cartoon mit den surfenden Pinguinen so mochtest? Was ist los mit dir? Wirst du endlich mal wieder normal?
Quelle: Laura Naumann – Haus aus Wind
Synchronsprecherin strandet im Surferparadies
Endlich wieder normal werden, endlich dieses diffuse Angst-Rasen in der Brust loswerden und über die Ex-Freundin hinwegkommen. Vielleicht hat Johanna einen Burnout, vielleicht auch eine Depression. Anstatt einen Arzt aufzusuchen, wählt sie eine andere Lösung: Sie reist ans Meer.
Zwei Wochen Algarve und eine Pause von der Arbeit. So der Plan. Seit ihrem 11. Lebensjahr hat sie eine Karriere als Synchronsprecherin. Als Kind lieh sie ihre Stimme der Hauptfigur einer erfolgreichen Serie. Danach ging die Arbeit einfach immer weiter:
Ich wurde die deutsche Feststimme von zwei sehr berühmten und drei mittelberühmten Schauspielerinnen. Ich habe Hörbücher und Lerneinheiten eingelesen und mich im Alltag aus unangenehmen Situationen herausgewunden, indem ich auf Synchrongeknödel umschaltete – ein Trick, mit dem sich jede Unterhaltung ad absurdum führen lässt: so sprechen, als würde man das synchronisieren, was man sagt. Wirkt Wunder, auch bei Streits, wenn man sagt:– Oh man ey, das macht mich echt wütend, das macht mich verdammt nochmal wütend, verstehst du das? - anstatt wirklich wütend zu werden.
Quelle: Laura Naumann – Haus aus Wind
Späte Coming of Age-Geschichte
„Haus aus Wind“ heißt Laura Naumanns Debütroman. Ihre Hauptfigur Johanna schickt sie darin mit Ende 20 auf eine späte Coming of Age-Reise mit schwerem Gepäck: Ihre Kindheit und Jugend waren bestimmt von ihrer Karriere.
Mit Eltern, die Johanna zwar unterstützten, aber sonst wenig Zeit für sie hatten, sogar froh waren, ihre Tochter nachmittags in Synchronstudios zu parken. In Johannas Hinterkopf - und in einigen SMS-Nachrichten - spukt außerdem noch immer ihre Ex-Freundin Rosa.
Und dann natürlich Johannas größtes Problem: 18 Jahre lang hat sie erfolgreich Sätze anderer Leute synchronisiert. Für sich selbst zu sprechen, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren, das kann sie nicht.
Ich hab Rosa im Ohr, die mir vorwirft, dass ich immer jemanden brauche, der oder die oder dey mir Sätze gibt, die ich nachplappern kann. Erschreckend glaubwürdig kann ich jeden Satz abliefern, oft beim ersten, spätestens aber beim dritten Take. So dass man sich im Umkehrschluss immer fragen muss, ob ich wirklich meine, was ich sage, oder ob es nur so klingt.
Quelle: Laura Naumann – Haus aus Wind
Sexismus im Surf-Sport
Mit all diesen Fragen reist Johanna an die Algarve. Surfen, Strand und Sonne, das könnte die ideale Zuflucht sein. Ist es auch irgendwie - dank der Menschen, die sie trifft. Wie etwa Luz: eine kleine, drahtige Person mit dreckigem Lachen und viel Energie. Sie arbeitet als Surflehrerin und nimmt Johanna unter ihre Fittiche.
Doch eigentlich ist sie Profisurferin, der Weltmeister-Titel war ihr so gut wie sicher. Ein Foto, mit dem sie als lesbisch geoutet wurde, kostete sie die Karriere. Luz küsst Frauen - damit wurde die Surferin zum Kassengift in diesem Sport, der noch immer voll von Sexismus ist.
Frauen müssen nicht nur gut Wellen reiten können, um eine Medaille zu gewinnen. Die meist männliche Jury erwartet bei Wettbewerben den sogenannten Rapunzel-Move: Die Athletinnen surfen dabei mit offenem Haar - für mehr Punkte, wie Johanna von Luz erfährt:
Vor dem Wettkampf lösen die Sportlerinnen ihre Zöpfe und Dutts, um sich anschließend mit wedelnden Zotteln in die Wellen zu stürzen. Das sei zum einen extrem unpraktisch, wie man sich ja vorstellen könne, weil die Haare einem so ständig ins Gesicht fliegen, und zum anderen auch die schlechtere Option für die kostbaren Haare, die eh unter dem ständigen Salzwasser leiden. Dennoch sei Haare auf eines der ungeschriebenen sexistischen Gesetze bei Surf-Wettkämpfen. Je länger die Haare, desto besser für die Karriere.
Quelle: Laura Naumann – Haus aus Wind
Schmerzhaft-schöner Sommerroman
Sexismus im Sport, Homophobie, aber auch die Suche nach neuen Formen von Freundschaft, Beziehung und weiblicher Solidarität - davon erzählt Laura Naumann ebenfalls in ihrem Roman, in dem Männer im Allgemeinen und Surferboys im Besonderen keine Rolle spielen.
Stattdessen findet sich Naumanns Heldin in einem Liebesdreieck mit zwei queeren Frauen wieder - natürlich mit Luz und mit der schon etwas älteren, sehr femininen und selbstbewussten Robyn. All das bringt Naumann leichtfüssig zusammen.
Sie lässt ihre Figuren in Interaktion treten, erzählt viel über Dialoge und gibt zugleich Johannas inneren Kämpfen Raum. Hier zeigt sich sprachliches und dramaturgisches Talent, das Laura Naumann als mehrfach ausgezeichnete und an großen deutschen Bühnen tätige Theaterautorin geschult hat.
Am Ende wird Johanna mehrere Monate an der Algarve bleiben. Das Meer lässt sie nicht gehen. Und der Sommerroman „Haus aus Wind“ entpuppt sich als schmerzhaft-schöne Geschichte über einen tiefen menschlichen Wunsch: Ohne Scham leben und lieben zu können.

Jul 28, 2024 • 57min
Queere Surferinnen und Beatnicks – Neue Bücher für den Sommer!
Diesmal im lesenswert Magazin: Queere Surferinnen und Beatnicks – Neue Bücher für den Sommer! Mit neuen Gedichten von Michael Köhlmeier u.a.

Jul 28, 2024 • 4min
Kerstin Kohlenberg – Das amerikanische Versprechen
Die US-Wahlen im November entwickeln sich zur Zitterpartie. Nicht nur für Amerika, sondern auch für Europa.
Kerstin Kohlenberg erzählt in ihrem Buch „Das amerikanische Versprechen“ anhand von drei Lebensgeschichten vom „Streben nach Glück in einem zerstrittenen Land“. Es sind Geschichten vom Rand der amerikanischen Gesellschaft in 27 Kapiteln, in denen Kohlenberg den zeitlichen Bogen von 1987 bis zur Gegenwart spannt.
Nichts scheint die drei Hauptfiguren zu verbinden: Der Krankenpfleger Stephen aus dem ländlichen Kentucky gehörte zu den Erstürmern des Kapitols im Jahr 2021. Der Schwarze Black-Lives-Matter-Aktivist Walter wächst in der New Yorker Bronx auf.
Die Latina Magali wird als Siebenjährige über die mexikanische Grenze nach Iowa geschmuggelt, wo ihre illegal eingewanderten Eltern in der Fleischindustrie arbeiten. Die Orte, an denen Kohlenbergs Protagonisten leben, spielen eine ebenso große Rolle wie die Herkunftsfamilien und die Zeitumstände.
Kentucky und die Opioid-Krise
Der Krankenpfleger Stephen ist der einzige weiße Protagonist im Buch. Der Sohn einer früh verstorbenen drogenabhängigen Mutter wächst in instabilen Familienverhältnissen auf; Hilfe durch ein unterstützendes Sozialsystem erfährt er nicht. Kerstin Kohlenberg nutzt immer wieder biografische Etappen ihrer Protagonisten, um den Blick auf das größere Ganze zu lenken.
Kentucky war schon immer der Vorbote für die Drogenprobleme Amerikas gewesen. Die Opioid-Krise hatte hier ihren Ursprung, das Opioid OxyContin war … von Ärzten massenhaft … verschrieben worden . … In den Jahren darauf stieg die Zahl der Abhängigen und Toten massiv an, der Hersteller … hatte das hohe Abhängigkeitsrisiko verschwiegen.
Quelle: Kerstin Kohlenberg – Das amerikanische Versprechen
Als abstrakten Fakt mag man sich solche Informationen nur schwer merken, aber verbunden mit Stephens deprimierender Familiengeschichte brennen sie sich ins Gedächtnis ein. Dass der junge Südstaatler im Januar 2021 schließlich die Absperrung zum Kapitol niederreißt, ist einer Kette von Zufällen geschuldet und seiner politischen Radikalisierung.
Kohlenbergs Reportagekunst ist es zu verdanken, dass wir uns vom Klischee des gewaltbereiten, stupiden Kapitolstürmers verabschieden können und den verlorenen Menschen Stephen sehen, dem das Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten nie eine wirkliche Wahl ließ.
Wahlkampf und Migration
Warum der Schwarze politische Aktivist Walter 2024 nicht mehr zur Wahl gehen will, ist besonders vor dem Hintergrund des aktuellen US-Wahlkampfs interessant. Die amerikanische Politik-Maschine wird von unvorstellbar hohen Geldsummen angetrieben, von denen sie aber auch abhängig ist.
Walters politische Karriere nährt nachhaltige Zweifel an einem System, in dem der Einfluss von Lobbygruppen eine heiße, käufliche Ware ist.
Wer die Bedeutung des Themas Migration im US-Wahlkampf verstehen will, wird den Weg der jungen Latina Magali von der Illegalität in die amerikanische Mittelschicht mit Spannung verfolgen.
Geschickt verknüpft die Autorin die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie in der Kleinstadt Denison mit der Rolle der Gewerkschaften und der Einwanderungsgeschichte von Magalis mexikanischer Familie. Kerstin Kohlenberg spricht vom „amerikanischen Evangelium des Wohlstands“, und Magali macht es sich zu eigen.
Ein wichtiges Aufklärungsbuch über die USA
Magalis Eltern waren nicht wegen der Idylle nach Iowa gekommen. Denison war schon lange keine beschauliche Kleinstadt mehr. … In Denison wurden jeden Tag 10.000 Schweine geschlachtet, dazu Rinder und Hühner, …. Wenn der Wind von Westen blies, konnte man … den Gestank der Tierexkremente überall riechen.
Quelle: Kerstin Kohlenberg – Das amerikanische Versprechen
Kerstin Kohlenberg hat ein wichtiges Aufklärungsbuch über Amerika geschrieben, in dem sie mit einer Mischung aus Distanz und Empathie auf ein Land blickt, das uns zunehmend fremd geworden ist. Das Ergebnis der anstehenden Wahlen kennen wir nicht. Aber wer Kohlenbergs Buch liest, wird es einordnen und besser verstehen können.


