Literaturclub: Zwei mit Buch

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
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May 3, 2024 • 25min

Neuer Roman von Mareike Fallwickl: Der grösste Frauenstreik ever

Was würde passieren, wenn alle Frauen streiken? Wenn keine einzige Frau mehr den Haushalt in Schuss halten, Kinder betreuen oder bedürftige Menschen pflegen würde? Dieses Szenario schildert Mareike Fallwickl in ihrem neuen Roman «Und alle so still». Ein aufwühlendes Buch, findet Katja Schönherr. Die Österreicherin Mareike Fallwickl gilt als eine der bekanntesten feministischen Schriftstellerinnen im deutschsprachigen Raum. Mit ihrem Roman «Die Wut, die bleibt» gelang ihr 2022 ein Bestseller. Darin geht es um eine Mutter dreier Kinder, die sich vor Erschöpfung und Verzweiflung das Leben nimmt. Ein Buch, das einen nicht mehr loslässt. Mit einem ebenso aufwühlenden Buch legt Fallwickl jetzt nach: Ihr neuer Roman heisst «Und alle so still». Darin wird das Szenario eines weltweiten Care-Streiks skizziert. Sämtliche Frauen legen sich auf den Boden. Sie sind schlichtweg zu ausgelaugt, um weiterzumachen wie bisher. Mareike Fallwickl schildert das Chaos, das in dieser Situation (mutmasslich) entstehen würde: Verletzte bleiben in den Krankenhäusern unbehandelt, schreien, sterben. Niemand kümmert sich um Kinder oder pflegebedürftige Alte. Und viele Männer reagieren auf diesen weiblichen Ausstand mit Wut. Gewaltvoll versuchen sie, die Frauen dazu zu bringen, wieder zu funktionieren. Neben dystopischen enthält «Und alle so still» aber auch viele schöne, utopische Momente. Zum Beispiel beginnen die Frauen in dem Roman, sich miteinander zu solidarisieren und schöpfen daraus die Kraft, ihre Verweigerung fortzusetzen. Mareike Fallwickl sagt, mit diesem Buch wolle sie zeigen, «dass Care-Arbeit viel, viel wichtiger ist, als wir alle immer denken und anerkennen». Das ist ihr gelungen. Sie hat einen Roman mit offensichtlich feministischer Agenda geschrieben. Pamphlete haben in der Literatur eigentlich einen schlechten Ruf. Gut, dass sich Fallwickl trotzdem an eines gewagt hat. «Und alle so still» ist ein mitreissendes Gedankenszenario zum grössten Frauenstreik ever. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Mareike Fallwickl: «Und alle so still». 368 Seiten. Rowohlt, 2024. Im Podcast zu hören sind: * Mareike Fallwickl, österreichische Autorin * Franziska Schutzbach, Schweizer Geschlechterforscherin und Soziologin Weitere erwähnte Bücher: * Mareike Fallwickl: «Die Wut, die bleibt». 384 Seiten. Rowohlt, 2022. * Sylvia Plath. «The Unabridged Journals of Sylvia Plath». 768 Seiten. Random House, 2000. * Franziska Schutzbach: «Die Erschöpfung der Frauen.» 304 Seiten. Droemer, 2021.
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Apr 19, 2024 • 29min

«Minihorror» von Barbi Markovic: Ein ausgezeichnetes Buch

Gerechnet hätte sie nicht damit. Im Gegenteil. Trotzdem erhält die Schriftstellerin Barbi Markovic für ihr aktuelles Buch «Minihorror» den Preis der Leipziger Buchmesse. Literaturredaktor Michael stellt dieses in zweifacher Hinsicht «ausgezeichnete Buch» vor. Das Neue an Barbi Markovics Buch: Die Schriftstellerin benutzt Elemente aus dem Comic und kleidet sie in ein literarisches Gewand. Mini und Miki sind die beiden Hauptfiguren des Buches und erleben 27 Abenteuer, die alle irgendwie mit Horror zu tun haben. Und auch der Horror ist in zweifacher Hinsicht interessant. Einerseits als der Horror, den die Figur Mini erlebt, andererseits als Horror im Sinne von «klein». Kleine schreckliche Begebenheiten, die für sich genommen haarstäubend und verstörend sind. Die aber alle grossen Spass machen beim Lesen. Das zeigt die aktuelle Folge von «Literaturclub: Zwei mit Buch» mit Michael Luisier und Jennifer Khakshouri. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Barbi Markovic. Minihorror. 192 Seiten. Residenz Verlag, 2023. Weiteres im Podcast erwähntes Buch: * Barbi Markovic. Die verschissene Zeit. 304 Seiten. Residenz Verlag, 2021. Im Podcast zu hören sind: * Barbi Markovic, Schriftstellerin * Daniela Strigl, Literaturwissenschaftlerin * Christian Gasser, Comic-Experte, Journalist Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch . Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .
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Apr 5, 2024 • 28min

«Wir werden jung sein» von Maxim Leo: Die Abschaffung des Todes

Der Wissenschaft gelingt es, die Menschen mit einer Pille zu verjüngen. Dieses Szenario ist mehr als blosse Fantasterei – und ist das Thema im aktuellen Roman des Deutschen Maxim Leo. Ein Buch, das anregende Unterhaltung mit philosophischem Tiefgang biete, findet Host Felix Münger. Was auf den ersten Blick vielleicht verlockend klingt, erweist sich bei genauem Hinsehen als zweischneidig: Wenn wir Menschen nicht mehr altern würden, bliebe irgendwann kein Platz mehr für Nachwuchs. Und: Würde es uns überhaupt gelingen, eine unbeschränkte Lebenszeit sinnvoll zu nutzen? Co-Host Simon Leuthold zweifelt, ob er eine derartige Pille überhaupt einnehmen würde. Zweifelsohne würde ein Elixier zur Verjüngung unser Leben fundamental verändern. Doch es sei «in den Bereich des Realistischen» gerückt, sagt der ETH-Forscher Ferdinand von Meyenn: «Wir sind noch am Anfang, aber wir haben das Tor zur Verjüngung aufgestossen.» Dieses Buch steht im Zentrum: Maxim Leo. Wir werden jung sein. 304 Seiten. Kiepenheuer und Witsch, 2024. Im Podcast zu hören sind: * Maxim Leo, Buchautor * Ferdinand von Meyenn, ETH-Professor für Ernährung und Epigenetik Weitere erwähnte Bücher: * Don DeLill. Null K. Kiepenheuer und Witsch 2016. (288 Seiten) * Thea Dorn. Die Unglückseligen. Albrecht Knaus Verlag 2016. (560 Seiten) Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .
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Mar 22, 2024 • 27min

«Lichtungen»: Iris Wolff über Grenzen und Lebensentwürfe

Iris Wolff erzählt in ihrem neuen Roman von einer deutschsprachigen Minderheit in der abgelegenen Maramuresch an der Grenze zur Ukraine. Es ist eine magische Welt, aber auch versehrt durch ethnische Spannungen und den Terror der Ceaucescu-Diktatur. «Man ist, einmal gegangen, immer ein Gehender.» Das sagt Levs Grossvater. Er flüchtete aus Rumänien. Der Enkel bleibt, auch nach dem Ende der Diktatur. Es braucht den Ruf seiner langjährigen, aber oft unerreichbaren Freundin, damit er sich auf den Weg macht. Franziska Hirsbrunner fasziniert, wie Iris Wolff ihren Protagonisten Lev mit unsichtbaren Fäden an viele Zeiten und Menschen bindet. Diese Art zu erzählen könne erhellender sein als ein historischer Abriss, meint Katja Schönherr. «Lichtungen» ist eine Liebesgeschichte, aber auch ein Roman über eine Landschaft und die Geschicke ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Iris Wolff, 1977 in Siebenbürgen geboren und 1985 mit ihrer Familie nach Deutschland ausgewandert, lässt ihre Heimat Rumänien nicht los – zum Glück für die Lesenden. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Iris Wolff. Lichtungen. 255 Seiten. Klett-Cotta Verlag. Weiteres im Podcast erwähntes Buch: * Dana von Suffrin: Nochmal von vorne. 240 Seiten. Kiepenheuer & Witsch, 2024. Im Podcast zu hören ist: * Iris Wolff, Buchautorin Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .
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Mar 8, 2024 • 25min

«Tinte» von Anna Sommer: Ein wortloses, poetisches Abenteuer

Was macht ein literarisches Werk aus? Braucht es zwingend Worte? Jennifer Khakshouri und Michael Luisier unterhalten sich über den Bildband «Tinte» von Anna Sommer, ein Buch ganz ohne Worte, dafür aber mit starken Bildern. Die Schweizer Illustratorin und Comiczeichnerin Anna Sommer hat ein poetisches, bildreiches Buch geschaffen. Es handelt von einer Frau, die sich auf die Suche nach Tinte begibt, um sich damit ihre Augen aufzumalen. Auf der Suche nach der Farbe trifft die Protagonistin auf Kreaturen, die sie entweder behindern oder helfen, dem Ziel, Tinte zu finden, näher zu kommen. Die Bilder, die Anna Sommer für ihr Buch mit einem Messer aus buntem, japanischem Papier geschnitten hat, sind reduziert. Die Künstlerin fängt literarische Stoffe ein und schafft emotionale Bilder, die trotz Ernsthaftigkeit auch humorvoll sind. Eine abenteuerliche Geschichte mit überraschender Pointe am Schluss. Ein poetisches Werk, das man nicht vergessen wird. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Anna Sommer. Tinte. 64 Seiten. Edition Moderne, 2023. Im Podcast zu hören sind: * Anna Sommer, Illustratorin und Comiczeichnerin, Autorin von «Tinte» * Mark Welzel, früherer Co-Verleger von Arache Coeur, heute für die Publikationen am Museum Rietberg verantwortlich. Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch . Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .
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Feb 23, 2024 • 29min

Im braunen Kärntner Wald: Julia Josts neuer Roman

In «Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht» schaut ein Kind auf die vermeintliche Kärntner Idylle der 90er Jahre: Populismus und braunes Gedankengut überall, Eltern, die zu zweifelhaftem Reichtum kommen – und doch Freiheit. Diese Gratwanderung beeindruckt Simon Leuthold. Die Familie des 11-jährigen Mädchens ist zu Geld gekommen und zieht vom elterlichen Gasthof weg. Das Kind versteckt sich während der Umzugsarbeiten unter einem Lastwagen und erinnert sich: ans Spielen mit dem bosnischen Nachbarskind, an Gespräche, die es unter dem Gasthaustisch mitgehört hat, in denen es unter anderem um die «Lösung der Ausländerfrage» ging, an den Ariernachweis über dem Tisch in der Jägerstube. Gerade wegen der kindlich-naiven Perspektive eine bemerkenswerte literarische Leistung, mit der Julia Jost Einblicke in die österreichische Geschichte bietet, insbesondere die unaufgearbeitete NS-Vergangenheit und den Aufstieg des Populismus. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Julia Jost. Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht. 231 Seiten. Suhrkamp, 2024. Im Podcast zu hören ist: * Julia Jost, Buchautorin Weitere erwähnte Bücher: * Doron Rabinovici. Die Einstellung. 224 Seiten. Suhrkamp, 2022. Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .
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Feb 9, 2024 • 26min

«Weltalltage» von Paula Fürstenberg: Gesundheit!

Die deutsche Autorin Paula Fürstenberg beschreibt in ihrem aktuellen Roman «Weltalltage», was es bedeutet, chronisch krank zu sein. Literaturredaktorin Katja Schönherr stellt das Buch ihrer Kollegin Franziska Hirsbrunner in dieser Podcast-Folge vor – und lobt den erzählerischen Wagemut der Autorin. Was bedeutet es, krank zu sein? Und vor allem: Was bedeutet es, chronisch krank zu sein – und in einer Welt bestehen zu müssen, in der möglichst alle immer zu funktionieren haben? Um diese Fragen dreht sich der neue Roman der deutschen Autorin Paula Fürstenberg. Paula Fürstenberg, Jahrgang 1987, hat am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel studiert und anschliessend einen vielbeachteten Debütroman veröffentlicht. «Weltalltage» ist nun Fürstenbergs zweiter Roman: Er handelt von einer namenlosen Erzählerin, die seit ihrer Kindheit regelmässig an Schwindelanfällen leidet. Wenn ihr schwindelig wird, spricht sie – daher der Titel – von «Weltalltagen». Weil sie sich dann schwerelos fühlt und von der Aussenwelt isoliert. Die Erzählerin lebt mit ihrem besten Freund in einer Wohngemeinschaft. Max war stets «der Gesunde» in ihrer Beziehung. Doch dann erkrankt Max an einer Depression. Das bisherige Verhältnis gerät ins Wanken, die Freundschaft steht vor einer Zerreissprobe. Soweit zur Handlung. Das Besondere an diesem Roman ist aber sein Aufbau: Paula Fürstenberg treibt das Geschehen nämlich in Form von Listen voran. Ausserdem flicht sie viele essayistische Passagen ein. Darin denkt die Erzählerin beispielsweise über die nur scheinbar scharfe Grenze zwischen «gesund» und «krank» nach und darüber, welche gesellschaftlichen Umstände besonders krank machen. Ein gelungenes formales Experiment – und dazu noch ein kluges! Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Paula Fürstenberg: «Weltalltage». 320 Seiten. Kiepenheuer & Witsch, 2024. Im Podcast zu hören sind: * Paula Fürstenberg, Autorin * Nico Dragano, Professor für Medizinische Soziologie Weitere erwähnte Bücher: * Daniela Dröscher: «Lügen über meine Mutter». 448 Seiten. Kiepenheuer & Witsch, 2022. * Lina Meruane: «Rot vor Augen». 208 Seiten. Arche, 2019. * Susan Sontag: «Krankheit als Metapher & Aids und seine Metaphern». 160 Seiten. S. Fischer, 2022. * Fritz Zorn: «Mars». 256 Seiten. S. Fischer, 1979.
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Feb 9, 2024 • 29min

«Das Philosophenschiff» – der neue Roman von Michael Köhlmeier

Michael Luisier und Jennifer Khakshouri besprechen in ihrer ersten gemeinsamen Folge von «Literaturclub: Zwei mit Buch» die Qualitäten von Michael Köhlmeiers brillantem, neuem Roman «Das Philosophenschiff». Dabei befassen sie sich speziell mit seiner, von den Figuren bestimmten, Erzählweise. 1922 lässt die Sowjetregierung den letzten Rest der russischen Intelligenzia per Schiff ins Ausland deportieren. Doch plötzlich steht das Schiff still. Als es weiterfährt, ist ein weiterer Passagier an Bord. Es ist Lenin. Ein 14-jähriges Mädchen freundet sich mit dem schwerkranken einsamen Mann an. Es ist Anouk Perlemann-Jacob, die mit ihren Eltern, beide russische Intellektuelle, auf der Flucht ist. Im Alter von 100 Jahren hat sie eine Karriere als Architektin hinter sich und wird überall verehrt. Zum Schluss ihres Lebens möchte sie diese Geschichte loswerden, über die sie nie gesprochen hat. Die Geschichte ihrer Ausweisung als Mädchen aus der jungen Sowjetunion. Michael, ein Vorarlberger Schriftsteller wird von ihr auserwählt, um ihre Geschichte aufzuschreiben. Warum dieser Michael nicht zwingend Michael Köhlmeier sein muss und warum dieser oft schreibt, was seine Figuren wollen, auch das ist Thema in dieser Folge von «Literaturclub: Zwei mit Buch». Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Michael Köhlmeier. Das Philosophenschiff. 220 Seiten. Hanser Verlag, 2024. Im Podcast zu hören sind: * Michael Köhlmeier, Buchautor * Konrad Paul Liessmann, emeritierter Professor für Philosophie, Essayist und Kulturpublizist Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .
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Jan 12, 2024 • 28min

«Radio Sarajevo» von Tijan Sila: In der Hölle der Belagerung

Der deutsche Autor Tijan Sila schildert in seinem aktuellen Roman «Radio Sarajevo», wie er in den 1990ern als Kind den Kriegshorror in der eingekesselten bosnischen Hauptstadt erlebt hat. Host Felix Münger überzeugt Silas «radikal subjektiver Blick» auf das Grauen von damals. Tijan Sila wurde 1981 im damals noch jugoslawischen Sarajevo geboren. Er war elf Jahre alt, als der Bosnienkrieg ausbrach und serbische Kräfte um seine Stadt einen Belagerungsring zogen: Knapp vier Jahre lang Hunger, Kälte, Krankheiten und anhaltender Beschuss. Mehr als 11'000 Menschen starben. Sila floh 1994 nach Deutschland. Im Podcast erzählt er, wie er die traumatischen Erlebnisse für Jahre verdrängte. Bis es ihm gelang, sich den quälenden Erinnerungen zu stellen. Und sie schliesslich zu diesem Buch zu verarbeiten, das durch die Augen des Kindes von damals zeigt, was Krieg Menschen antut – im zerfallenden Jugoslawien und anderswo. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Tijan Sila: Radio Sarajevo, Hanser Berlin 2023. Im Podcast zu hören sind: * Tijan Sila, Buchautor * Fana Asefaw, Psychiaterin Weiter erwähnte Bücher: * Ales Adamowitsch, Daniil Granin. Blockadebuch. Leningrad 1941-1944, Aufbau 2018. * Mina Hava. Für Seka. Suhrkamp, 2023. * Erich Maria Remarque. Im Westen nichts Neues. Kiepenheuer & Witsch. 8. Aufl. 2013.
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Dec 29, 2023 • 27min

«Nachhausekommen»: Jan Peter Bremer über seine spezielle Kindheit

Der Vater ein angesagter Künstler, die Familienwohnung ein Schlösschen, die Umgebung traumhaft (u. a. eigener See). Klingt gut. War es aber nur bedingt. Damals in den 1970er Jahren waren die Hippies aus Westberlin im Grenzland zur DDR nicht gern gesehen. Und dann musste der Bub zur Schule. Mobbing, der Clash zwischen neuen und alten Bewohnern des Zonenrandgebiets, die kompetitiven Zirkel rund um den Malerstar Uwe Bremer Der Sohn Jan Peter Bremer drückt den Strauss seiner Themen einem kindlich-naiven Erzähler in die Hand. Franziska Hirsbrunner fasziniert, was daraus entsteht. Kein Klagen, keine psychologischen Erklärungen: man fällt beim Lesen einfach kopfüber in die Welt des Jungen hinein. Man wird mitgerissen von langen Sätzen, die sich wie Songtexte lesen. Man staunt über die Präzision, mit der Jan Peter Bremer Kindheitserinnerungen abrufen kann. «Nachhausekommen» ist ein packendes, berührendes und streckenweise amüsantes Buch – ein echtes Juwel unter den vielen aktuellen Autofiktionen. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Jan Peter Bremer. Nachhausekommen. 206 Seiten. Berlin Verlag, 2023. Im Podcast zu hören sind: * Jan Peter Bremer, Buchautor * Davide Giuriato, Professor für Neuere deutsche Literatur, Universität Zürich Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

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