

Literaturclub: Zwei mit Buch
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
Ein Podcast über Bücher und die Welten, die sie uns eröffnen. Alle zwei Wochen tauchen wir im Duo in eine Neuerscheinung ein, spüren Themen, Figuren und Sprache nach und folgen den Gedanken, welche die Lektüre auslöst. Dazu sprechen wir mit der Autorin oder dem Autor und holen zusätzliche Stimmen zu den Fragen ein, die uns beim Lesen umgetrieben haben. Lesen heisst entdecken.
Mit den Hosts Franziska Hirsbrunner/Katja Schönherr, Jennifer Khakshouri/Michael Luisier und Felix Münger/Simon Leuthold.
Mehr Infos: www.srf.ch/literatur Kontakt: literatur@srf.ch
Mit den Hosts Franziska Hirsbrunner/Katja Schönherr, Jennifer Khakshouri/Michael Luisier und Felix Münger/Simon Leuthold.
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Episodes
Mentioned books

Oct 20, 2023 • 29min
Im Familiengestrüpp: Philipp Oehmkes «Schönwald»
War Grossvater ein Nazi? Diese Frage bringt im ersten Roman des SPIEGEL-Journalisten Philipp Oehmke die propere Fassade der Familie Schönwald zum Bröckeln. Schönwalds haben das Kommunizieren als Familie verlernt und tun sich nicht zuletzt deswegen schwer mit dem Aufarbeiten ihrer Vergangenheit.
Das Buch war angekündigt als Roman nach dem Vorbild der «Great American Novel» aus den USA. Entstanden ist ein umfangreicher Familienroman, der die Unbeholfenheit vieler deutscher Familien im Umgang mit ihrer Geschichte beleuchtet und auch ein Schlaglicht auf Trumps Populismus in den USA wirft. Simon Leuthold ist beeindruckt von der Vielschichtigkeit und der gesellschaftlichen Tragweite des Buchs. Felix Münger dagegen zeigt sich skeptisch, ob Oehmke mit den grossen Vorbildern mithalten kann.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
* Philipp Oehmke. Schönwald. 544 Seiten. Piper, 2023.
Im Podcast zu hören sind:
* Philipp Oehmke, Buchautor
* Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Weiter erwähnte Bücher:
* W. G. Sebald. Austerlitz. 424 Seiten. Hanser, 2001.
Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch
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Oct 6, 2023 • 28min
«Hinter der Hecke die Welt» von Gianna Molinari: Das Eis schmilzt, die Hecke wächst
Die Arktis, in der das Eis schmilzt. Und ein abgelegenes Dorf, in dem nichts mehr wächst ausser der Hecke drumherum. Das sind die Schauplätze in Gianna Molinaris neuem Roman. Katja Schönherr und Franziska Hirsbrunner begeben sich auf eine literarische Reise an diese Handlungsorte.
Schon in ihrem Debütroman zeigte die Schweizer Autorin Gianna Molinari ein Faible für ungewöhnliche Orte und Ideen. «Hier ist noch alles möglich» spielte in einer stillgelegten Fabrik, in der ein Wolf gejagt wurde. Das Debüt war für den Schweizer Buchpreis nominiert.
Auch in ihrem zweiten Buch «Hinter der Hecke die Welt» beweist Molinari wieder viel Originalität: Der Roman spielt in einem Dorf, in dem nichts mehr wächst ausser der Hecke drumherum. Nicht einmal die Kinder. Pina und Lobo, die einzigen jungen Menschen im Dorf, haben schon seit Jahren keinen Zentimeter mehr zugelegt.
Pinas Mutter hat unterdessen die Weite gesucht: Sie ist auf einem Forschungsschiff in der Arktis unterwegs und beobachtet, wie das Eis schmilzt, wie der arktische Lebensraum verschwindet.
«Hinter der Hecke die Welt» spielt mit drei Motiven: Der Roman handelt von Wachstum, Schrumpfen und Stillstand. Die Hecke wächst, die Arktis schrumpft. Und die Kinder, die nicht mehr wachsen, stehen still. Wollen sie womöglich gar nicht mehr weiterwachsen? Haben sie genug vom Credo des «Immer höher, schneller, weiter»? Gianna Molinaris neuer Roman lässt Vieles offen. Er ist daher eine wunderbare Einladung, sich Gedanken zu machen.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
* Gianna Molinari: «Hinter der Hecke die Welt». 200 Seiten. Aufbau-Verlag, 2023.
Im Podcast zu hören sind:
* Gianna Molinari, Buchautorin
* Hubertus Fischer, Klimaphysiker und Eisforscher an der Universität Bern
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Sep 22, 2023 • 27min
«Als die Welt entstand» von Drago Jancar: Die Flügel der Fantasie
Ein Knabe wächst im Slowenien der Tito-Zeit auf – inmitten gesellschaftlicher und menschlicher Abgründe. Host Felix Münger überzeugt, wie Drago Jancar in «Als die Welt entstand» ganz Unterschiedliches zusammenbringt: Coming-of-Age-Geschichte, Krimi, Zeitgemälde und Analyse der menschlichen Existenz.
«Als die Welt entstand» spielt zu Beginn der 1960er Jahre im jugoslawischen Maribor, Drago Jancars Geburtsstadt. Der 12-Jährige Danijel erlebt eine völlig zerrissene Gesellschaft: Kommunisten, Atheistinnen, ehemalige Nazi-Kollaborateure und Kirchenleute stehen sich unversöhnlich gegenüber. Hinzu kommt ein grässlicher Mord aus enttäuschter Liebe und Eifersucht.
Danijel ist mit all dem Schrecken restlos überfordert und flieht in die Fantasie und Poesie: Er bringt das Erlebte mit biblischen Geschichten in Verbindung und entdeckt dadurch archetypische menschliche Verhaltensmuster. Dies gibt dem Jungen Halt – und macht den Roman universell.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
* Drago Jancar: Als die Welt entstand, aus dem Slowenischen von Erwin Köstler. 271 Seiten. Zsolnay Verlag, 2023.
Im Podcast zu hören sind:
* Drago Jancar, Buchautor
* Amalija Macek, slowenische Literaturübersetzerin
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Sep 8, 2023 • 28min
«Sprechen lernen»: Bestsellerautorin Hilary Mantel über ihre Kindheit
Wie trainiert man sich einen Akzent ab? Wohin verschwand der Vater? Was war so verstörend an der Kindheit im Nordwesten Englands der 1950er Jahre? Einige Jahre vor dem Welterfolg ihrer Trilogie um Thomas Cromwell («Wölfe», «Falken», «Spiegel und Licht») ging Hilary Mantel diesen Fragen nach.
In den sechs Erzählungen, unter dem Titel «Sprechen lernen» erschienen, sei sie dabei ganz bei sich und gleichzeitig maximal analytisch, sagt die deutsche Publizistin und Autorin Elke Schmitter. Hilary Mantels Methode, die eigene Kindheit «autoskopisch», also wie unter dem Mikroskop in Augenschein zu nehmen, löse vielleicht den Trend der Autofiktion ab, spekuliert Katja Schönherr (neu bei «Literaturclub: Zwei mit Buch»). Für Host Franziska Hirsbrunner ist «Sprechen lernen» schlicht ein Lieblingsbuch – faszinierend, berührend, grandios erzählt.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
* Hilary Mantel. Sprechen lernen. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. 156 Seiten. Dumont Verlag, 2023.
Im Podcast zu hören sind:
* Elke Schmitter, Publizistin und Autorin
* Hilary Mantel, Schriftstellerin
Nachruf von Elke Schmitter in der ZEIT: https://www.zeit.de/kultur/literatur/2022-09/hilary-mantel-schriftstellerin-tod-booker-preis
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Aug 25, 2023 • 29min
Flucht vor der Wand des Schweigens: Wilfried Meichtrys neuer Roman
In «Nach oben sinken» will ein Jugendlicher seinen Grossonkel wieder aufspüren, der Schande über die Familie gebracht haben soll. Im katholischen Wallis der 70er-Jahre gibt es dafür kaum Worte. Für Host Simon Leuthold ein Roman, der die Frage aufwirft, wie wir Querschlägern in der Familie umgehen.
Wilfried Meichtrys Ich-Erzähler sehnt sich nach der Ferne, doch anstatt wirklich aufzubrechen, zieht er sich immer mehr in eine Fantasiewelt zurück – und beginnt eine obsessive Suche nach dem verschollenen Grossonkel, den seine Familie totschweigt. Simon Leuthold und Felix Münger sprechen über die Hintergründe dieses Schweigens, wie viel «echtes» Oberwallis in dieser Geschichte steckt, und über die zahlreichen Parallelen zum Leben des Autors.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
* Wilfried Meichtry. Nach oben sinken. 256 Seiten. Nagel und Kimche, 2023.
Im Podcast zu hören sind:
* Wilfried Meichtry, Buchautor
* Pasqualina Perrig-Chiello, emeritierte Professorin für Entwicklungspsychologie
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Aug 11, 2023 • 27min
Nell Zink: «Avalon» - Wie steht es um den amerikanischen Traum?
Nell Zink zeigt mit ihrem neuen Roman verschiedene Aspekte des American Dream. Erzählt mit beissendem Humor, einer Liebe zu skurrilen Figuren und mythischen Motiven. Nicola Steiner spricht mit Franziska Hirsbrunner über das Buch und mit Claudia Brühwiler über die Idee des American Dream.
Die Jugendliche Bran hat schon früh Vater und Mutter verloren und wächst unter prekären Verhältnissen auf einer Farm in Torrance an der Ostküste der USA auf. Mit einer Clique aus kuriosen Freunden schafft sie die Highschool, aber anstatt aufs College zu gehen, muss sie sich anschliessend mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. Eines Tages lernt Bran Peter kennen, der in ihr die Liebe zur Literatur weckt und sie zum Drehbuch-Schreiben animiert.
Nell Zink zeigt mit ihrem Roman verschiedene Aspekte des American Dream – den schier unüberwindbaren Klassismus und den gnadenlosen Wettbewerb im neoliberalen Kapitalismus. So zeigt der Roman die Suche nach dem richtigen Leben im falschen. Es geht um die Grenzen von Glück, Freiheit und persönlicher Entfaltung.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
* Nell Zink. Avalon. Aus dem Englischen von Thomas Überhoff. 272 Seiten. Rowohlt, 2023.
Im Podcast zu hören sind:
* Nell Zink, Schriftstellerin
* Claudia Franziska Brühwiler, Titularprofessorin für amerikanisches politisches Denken und amerikanische Kultur an der Universität St. Gallen
Weiter erwähnte Bücher und Musik:
* Tom Kromer. Waiting for Nothing/Warten auf nichts
* Ry Cooder. Chávez Ravine
* F. Scott Fitzgerald. The Great Gatsby/Der grosse Gatsby
* Willa Cather. My Antonia
* Willa Cather. Song of the Lark/Das Lied der Lerche
* John Williams. Stoner
* John Steinbeck. Grapes of Wrath/Früchte des Zorns
* James Truslow Adamas. The Epic of America
* Jim Cullen. The American Dream: A Short History of an Idea that Shaped a Nation

Jul 28, 2023 • 28min
«Die Verräter» von Artur Weigandt: Mit Putins Russland brechen
In seinem literarischen Debüt entzaubert der junge deutsche Autor Artur Weigandt verquere Vorstellungen der «russischen Welt» – und damit einen Teil seiner eigenen Identität.
Artur Weigandt wurde 1994 in der ehemaligen Sowjetunion geboren und gelangte als kleines Kind nach Deutschland. Die «russische Welt» blieb stets Teil seiner Identität. Bis zum Ukraine-Krieg.
In seinem Buch erzählt der Autor, wie er sich ab da auf die Suche nach seiner sowjetischen Abstammung macht. Und mit ihr bricht, nachdem er erkennt, dass sich in Putins Angriffskrieg die Gewalt fortsetzt, die schon seine Vorfahren durch das Sowjetregime erlitten haben.
Host Felix Münger ist beeindruckt von Artur Weigandts kompromissloser Abkehr von idealisierten Bildern der sowjetischen Herkunft. Auch deshalb, weil sich der Autor dadurch bei einem Teil der postsowjetischen Diaspora im Westen zum Verräter macht.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
* Artur Weigandt: Die Verräter. Hanser Berlin, 2023.
Im Podcast zu hören sind:
* Artur Weigandt, Buchautor
* Sylvia Sasse, Professorin für Slavische Literaturwissenschaft, Universität Zürich
Weiter erwähnte Bücher:
* Wladimir Kaminer: Russendisko. Manhatten Verlag, 2000.
* Sylvia Sasse. Verkehrungen ins Gegenteil. Über Subversion als Machttechnik. Matthes & Seitz, 2023.
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Jul 14, 2023 • 32min
«Dorf an der Grenze» von Aline Valangin: eine Tessiner Dorfgemeinschaft im 2. Weltkrieg
Franziska Hirsbrunner und Nicola Steiner diskutieren über «Dorf an der Grenze»: Ein Buch, das etwa 1945 entstand, aber erst in den 1980er Jahren publiziert wurde. Der Roman vermisst ein Tessiner Bergdorf zu Zeiten des 2. Weltkriegs und schaut genau hin, was die Rolle der Schweiz im Krieg betrifft.
Aline Valangin (1889-1986), Pianistin, Psychoanalytikerin, Bohemienne und Frau der Tat, hätte auch einen Roman über die illustren Gäste schreiben können, die sie in den Kriegsjahren in ihrem Palazzo in Comologno im Onsernonetal beherbergte: Exilierte Kulturschaffende wie Kurt Tucholsky fanden dort eine Heimat auf Zeit.
Sie richtete ihr Augenmerk jedoch auf Comologno, beschrieb, was der Krieg mit dem Dorf machte. Und zwar nicht von aussen oder von oben herab. Als Erzählerin ist sie mittendrin. Franziska Hirsbrunner fasziniert, wie Aline Valangin quasi in Echtzeit – der Roman entstand ca. 1945 – eine Fülle politischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge vermisst.
Mit Nicola Steiner und dem Historiker Peter Kamber diskutiert sie, was Aline Valangins Roman so hyperrealistisch und zugleich traumähnlich macht und woran es gelegen haben mag, dass er in Buchform erst in den frühen 1980er Jahren publiziert wurde. Spoiler: «Dorf an der Grenze» spricht Klartext über die nicht immer rühmliche Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
Aline Valangin. Dorf an der Grenze. 224 Seiten. Limmat Verlag, 2023.
Im Podcast zu hören sind:
* Peter Kamber, Historiker und Autor
* Aline Valangin, Schriftstellerin
Weitere Literatur:
* Peter Kamber. Geschichte zweier Leben. Wladimir Rosenbaum & Aline Valangin. 388 Seiten. Limmat Verlag. Überarbeitete Neuausgabe 2018.
* Aurelio Giovannacci und Martin Fricker. «Tot, verletzt oder lebendig»: Schlacht bei den Bagni di Craveggia.
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Jun 30, 2023 • 28min
Florian Gottschick: «Damals im Sommer»
Ein 15-Jähriger entdeckt während der Sommerferien, dass er homosexuell ist: Er verliebt sich in einen anderen Jugendlichen, sein Leben gerät durcheinander. Für Simon Leuthold viel mehr als eine queere Sommerromanze: ein Buch über zwei ungleiche Brüder und ein Plädoyer für ein neues «Normal».
Für den namenlosen Protagonisten in Florian Gottschicks Roman ist es eine Erkenntnis, die sein Leben grundlegend verändert: Er liebt Männer. Darum herum erzählt der Autor eine abgründige Familiengeschichte über brüderliche Rivalität und die Unmöglichkeit, ganz aus elterlicher Prägung auszubrechen. Warum wählte Florian Gottschick dieses Setting für seinen Roman? Und ist «Heteronormativität» ein Unwort? Darüber (und über viel mehr) sprechen wir in dieser Folge.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
* Florian Gottschick. Damals im Sommer. 192 Seiten. Penguin, 2023.
Im Podcast zu hören sind:
* Florian Gottschick, Buchautor
* Roman Heggli, Geschäftsführer Pink Cross Schweiz
Weiter erwähnte Bücher:
* John Steinbeck. Jenseits von Eden. 736 Seiten. dtv, 1987.
* André Aciman. Call Me by Your Name, Ruf mich bei deinem Namen. Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann. 288 Seiten. dtv, 2018.
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Jun 16, 2023 • 28min
Zwischen zwei Systemen: Samuel Finzi über seine Jugend in Bulgarien
In «Samuels Buch» blickt Samuel Finzi zurück auf seine Kindheit und Jugend im kommunistischen Bulgarien. Entstanden ist ein lebendiges, amüsantes und tiefgründiges Buch über Familie, Freundschaft und Freiheit. Nicola Steiner hat mit dem Schauspieler über sein Schreiben gesprochen.
Samuel Finzi wächst in einem Künstler-Milieu auf: Der Vater ist ein berühmter Schauspieler, die Mutter eine renommierte Pianistin. In den Sommerferien kommt meist die weit über den Globus verstreute jüdische Verwandtschaft zu Besuch und bringt Weltläufigkeit in die Enge des Lebens in der Diktatur. Samuel Finzi erzählt, wie er mit der Enkelin des Staatschefs Todor Schiwkow in die Schule geht – bis die Mutter ihn in eine andere Schule schickt. Vor allem aber erzählt er, wie er schon in jungen Jahren merkt: dies ist nicht mein Land. Die westliche Welt des Kapitalismus scheint für ihn so viel verheissungsvoller als der Kommunismus, in dem er aufwächst.
Verdichtet und bildhaft beschreibt Finzi Szenen aus seinem Leben – und wenn sie nicht wahr sein sollten, sind sie perfekt erfunden. Und immer schwingt ein doppelter Boden mit, wenn er die Lebensumstände in seiner Heimat beschreibt.
Nicola Steiner tauscht sich mit Franziska Hirsbrunner über das Buch aus.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
* Samuel Finzi. Samuels Buch. 224 Seiten. Ullstein, 2023.
* Das Hörbuch, erschienen bei Hörbuch Hamburg, hat der Autor selbst eingelesen.
Im Podcast zu hören ist:
* Samuel Finzi, Schauspieler
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