Wie Kriege beendet werden – Vom Schlachtfeld an den Verhandlungstisch
Feb 24, 2025
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Johann Leonhard, Professor für Geschichtswissenschaft an der Universität Freiburg, spricht über die komplexe Beendigung von Kriegen. Er erklärt, wie militärische Pattsituationen und diplomatische Interventionen entscheidend sind. Die rechtlichen Grundlagen nach den Weltkriegen, die Rolle von Kriegsverbrecher-Tribunalen sowie die Nachwirkungen von Konflikten im ehemaligen Jugoslawien werden beleuchtet. Zudem thematisiert er die Herausforderungen der Diplomatie seit 9/11 und den Friedensprozess in Kolumbien, der auf die Wichtigkeit gesellschaftlicher Einbeziehung hinweist.
Krieg wird oft nicht durch militärische Siege beendet, sondern erfordert langwierige Verhandlungen und diplomatische Kompromisse, besonders wenn Fortschritte stagnieren.
Der Wandel hin zu verrechtlichten Konfliktlösungen seit dem 17. Jahrhundert hat Einfluss auf zukünftige Friedensverhandlungen und betont individuelle Verantwortung für Kriegsverbrechen.
Deep dives
Krieg und Frieden: Wege zur Konfliktbeendigung
Kriege enden oft nicht durch klare militärische Siege, sondern durch langwierige Verhandlungen und Kompromisse. Historische Analysen zeigen, dass eindeutige Entscheidungen in der Regel die Ausnahme sind, während viele Konflikte in einem Patt enden, das durch diplomatische Vermittlung in Friedensverträge oder Waffenstillstände überführt werden kann. Ein bedeutendes Konzept hierbei ist das 'Fenster der Möglichkeiten', welches sich öffnet, wenn beide Konfliktparteien das Gefühl haben, dass auf dem Schlachtfeld keine entscheidenden Fortschritte mehr erzielt werden können. Diese Erkenntnisse beziehen sich nicht nur auf aktuelle, sondern auch auf zahlreiche historische Konflikte und belegen, dass Diplomatie oftmals erst dann an Bedeutung gewinnt, wenn die Kampfhandlungen stagnieren.
Die Rolle von Verrechtlichung in Friedensprozessen
Seit dem 17. Jahrhundert ist ein Wandel hin zu verrechtlichten Konfliktlösungen erkennbar, mit dem Ziel, Kriege durch formal eingegangen Friedensverträge zu beenden. Diese Entwicklung hat sich nach dem Ersten Weltkrieg besonders verstärkt, als neue Prinzipien wie das Recht auf Selbstbestimmung und die Aufarbeitung von Kriegsgeschehnissen eingeführt wurden. Die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Kriegsverbrecher-Tribunale verdeutlichen die Betonung individueller Verantwortung für Kriegsverbrechen und die Vermeidung eines bloßen Vergessens von Unrecht. Historiker weisen darauf hin, dass diese Veränderungen langfristige Auswirkungen auf zukünftige Friedensverhandlungen haben, indem sie gängige Praktiken der Vermeidungsstrategien bei Konfliktparteien hinterfragen.
Aktuelle Herausforderungen der Friedenssicherung
Die gegenwärtigen Konflikte, insbesondere in Gaza, der Ukraine und Syrien, zeigen, dass eine dauerhafte Beendigung von Kriegen äußerst kompliziert ist. Der schwindende Einfluss der Vereinten Nationen und das Aufkommen neuer Vermittler mit unterschiedlichen Interessen führen zu oft temporären Lösungen anstelle von stabilen Friedensverträgen. Friedensforscherinnen betonen, dass die Bekämpfung von Fundamentalismus und die Schaffung von Dialogräumen entscheidend für langfristige Kapazitäten zur Konfliktlösung sind. Wenn in den Verhandlungen bestimmte Akteure ausgeschlossen werden, können solche Maßnahmen zu einer Erhöhung von Spannungen und einer Gefährdung des Friedens führen.
Ukraine, Gaza, Jemen, Syrien – die Liste aktueller Kriege ist lang. Wie lassen sie sich beenden? Die Geschichte zeigt: Für dauerhaften Frieden braucht es viele Faktoren. Von Bartholomäus Laffert (SWR 2024/2025) | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/kriege-beenden || Hörtipp: Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe | https://www.ardaudiothek.de/episode/das-wissen/sexualisierte-gewalt-als-kriegswaffe/swr-kultur/12435857/ || Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen
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