Bildung - Laura Bassi, die erste Professorin Europas
Nov 10, 2023
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Matthias von Helmfeld, Geschichtsexperte, beleuchtet die Entwicklung der Universitäten im Mittelalter. Martin Kintzinger diskutiert die Bildungsangebote für Frauen, während Ulrike Auga die Geschlechterunterschiede bei Bildung und Einkommen analysiert. Im Fokus steht Laura Bassi, die erste Professorin Europas, und ihre Herausforderungen in einer patriarchalen Gesellschaft. Der Einfluss von Bildung und die fortschreitenden Veränderungen im Status der Frauen werden ebenfalls thematisiert.
Laura Bassi war 1732 die erste Professorin Europas und brach damit die Geschlechterbarrieren in einer von Männern dominierten Universitätslandschaft.
Trotz sozialer Herausforderungen erhielt Bassi entscheidende Unterstützung von ihrem Ehemann, was ihre akademische Karriere und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichterte.
Deep dives
Laura Bassi: Pionierin der Frauenbildung
Laura Bassi wurde 1732 die erste Universitätsprofessorin in Europa und überschritt damit alle gängigen Geschlechtervorurteile der damaligen Zeit. Sie erhielt ihre Ausbildung in einem Umfeld, das Frauen kaum Bildung zugestand, und überraschte die männliche Wissenschaftswelt mit bemerkenswerten Kenntnissen in Philosophie und Naturwissenschaften. Trotz ihres öffentlichen Ruhms war sie jedoch mit enormen Herausforderungen konfrontiert, darunter gesellschaftliche Stereotype, die von ihr erwarteten, sich zwischen Karriere und Familie entscheiden zu müssen. Ihr Ehemann unterstützte sie und half bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, was zur damaligen Zeit außergewöhnlich war und Laura das Forschen ermöglichte.
Die Universitätslandschaft im 18. Jahrhundert
Im Jahr 1733 war die Universitätslandschaft in Europa vornehmlich von männlichen Akademikern dominiert, und Bildung war weitgehend auf Männer beschränkt. Die Universität Bologna, an der Bassi lehrte, gilt als eine der ältesten Hochschulen Europas und konzentrierte sich zunächst auf Jura und Medizin. Zu dieser Zeit hatten andere europäische Städte, wie Oxford und Cambridge, ihren Platz im Bildungsspektrum gefunden, jedoch war die Anzahl der Universitäten insgesamt begrenzt. Diese Entwicklung sollte sich erst im Laufe der Jahrhunderte ändern, als immer mehr Bildungseinrichtungen entstanden und der Zugang zur wissenschaftlichen Bildung auch Frauen eröffnet wurde.
Gesellschaftliche Herausforderungen und Diskriminierung
Trotz ihrer Position war Laura Bassi mit einem überaus schwierigen sozialen Umfeld konfrontiert, das Frauen in Wissenschaft und Bildung stark einschränkte. Während sie als außergewöhnliche Talentfigur bewundert wurde, musste sie gleichzeitig den Druck aushalten, die Klischees und Erwartungen der Gesellschaft zu überwinden, die von Frauen eine vornehmlich häusliche Rolle erwarteten. Ihr Weg zur Professur war gepflastert mit Hindernissen, da sie oft als Kuriosität oder Ausnahme betrachtet wurde, was die Akzeptanz von Frauen in der Wissenschaft gefährdete. Die jahrhundertealte Vorstellung, dass Frauen nicht das gleiche intellektuelle Potenzial wie Männer hatten, schlug sich auch in den Schwierigkeiten nieder, die sie im Zuge ihrer akademischen Karriere erleben musste.
Einfluss von Männern und der Wandel der Zeit
Die Rolle der Männer in Lauras Leben, insbesondere ihres Ehemanns Giuseppe Verratti, war entscheidend für ihren Erfolg und ihr emotionales Wohlbefinden. Er unterstützte ihre beruflichen Ambitionen und setzte sich dafür ein, dass sie die Professur in Physik erhielt, als diese Position frei wurde. Dies unterstreicht die Notwendigkeit von Unterstützung innerhalb des Partnerschaftsmodells, um die Herausforderungen in der akademischen Karriere zu bewältigen, die von der männlichen Dominanz geprägt war. Diese gegenseitige Förderung durch ihre Beziehung war ein Beispiel für veränderte gesellschaftliche Strukturen und das langsame Vorankommen in Richtung Gleichberechtigung für Frauen im akademischen Leben.
In Bologna steht die älteste Universität Europas. Sie wurde – angeblich – 1088 gegründet. So steht es bis heute im Wappen: "Alma Mater Studiorum – anno Dominum 1088". In Parma wird das bezweifelt, denn dort – so sagt man – sei schon 962 eine Universität gegründet worden. Egal wer nun das Rennen macht, in einer anderen Frage hat Bologna klar die Nase vorn: 1733 wird Laura Bassi dort als erste Frau zur Professorin ernannt.
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Ihr hört in dieser "Eine Stunde History":
00:01:10 - Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die mittelalterliche Universitätslandschaft in Europa.
00:05:30 - Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs erinnert an die Verleihung des Professorentitels an die erste Frau in Europa.
00:10:40 - Journalistin Maren Gottschalk beschreibt Leben und Karriere der Laura Bassi.
00:19:15 - Historiker Martin Kintzinger erläutert die Bildungsmöglichkeiten für Frauen im Mittelalter.
00:28:40 - Religionswissenschaftlerin Ulrike Auga beschäftigt sich mit den Unterschieden zwischen den Geschlechtern bei Bildung und Einkommen.