Carlo Masala, Professor an der Bundeswehruniversität München und Militärexperte, diskutiert die bedrohlichen Folgen eines möglichen russischen Sieges in der Ukraine. Er erklärt, wie ein Angriff auf Estland fatale Auswirkungen auf die NATO haben könnte, und warum ein Bündnisfall möglicherweise nicht ausgelöst wird. Masala beleuchtet die strategischen Fehler im Ukraine-Krieg und die geopolitischen Spannungen, die damit verbunden sind. Auch die Notwendigkeit militärischer Souveränität für Europa und die Herausforderungen durch die amerikanische Unterstützung stehen im Fokus.
Der mögliche Sieg Russlands in der Ukraine könnte aggressive militärische Schritte in Osteuropa und eine Gefährdung der NATO zur Folge haben.
Die Drohungen Russlands mit Nuklearwaffen beeinträchtigen die westliche Diplomatie und provozieren eine zurückhaltende Unterstützung für die Ukraine.
Eine verstärkte französische und europäische Verteidigungsstrategie ist notwendig, um einer potenziellen geopolitischen Dominanz Russlands in Mittel- und Osteuropa entgegenzuwirken.
Deep dives
NATO und Artikel 5
Der Artikel 5 der NATO besagt, dass ein Angriff auf ein Mitgliedsland als Angriff auf alle gilt. Ein Beispiel für einen solchen Artikel-5-Fall wäre die Eroberung einer Stadt in Estland. In einem solchen Szenario ist es wahrscheinlich, dass NATO-Partner militärische Pläne aktivieren würden, um das Bündnisgebiet zu verteidigen. Dies würde jedoch sofort die Möglichkeit eines großen konventionellen Krieges mit nuklearen Dimensionen einführen.
Einschätzungen zum Ukraine-Krieg
Die Einschätzungen über den Ukraine-Krieg haben sich im Laufe der Zeit als schwierig und unsicher herausgestellt. Das Tragen einer strategischen Niederlage durch Russland bedeutete ursprünglich nicht, dass alle ukrainischen Truppen erfolgreich das Gebiet zurückerobern könnten. Es gibt Momente, in denen militärische Überlegenheit und Materialverfügbarkeit entscheidend für den Kriegsverlauf waren, wie die Rückeroberung einiger Territorien zeigt. Wenn die Ukraine damals besser ausgestattet gewesen wäre, hätte sie möglicherweise entscheidende Fortschritte erzielen können.
Russische Militär- und Diplomatie-Strategien
Die russische Armee hat aus Fehlern im Ukraine-Krieg gelernt und sich wieder reorganisiert, was ihre militärischen Operationen verbessert hat. Währenddessen hat Putin die interne Machtstruktur gestärkt, indem er Rivalen wie Prigozhin zurückdrängte. Diese Stabilität ermöglicht es Russland, zeitlich zu spielen und den Eindruck von Kriegs- und Verhandlungsmüdigkeit im Westen zu erzeugen. Putins Strategie könnte darauf abzielen, einen hypothetischen Waffenstillstand zu erzwingen, der für Russland vorteilhaft wäre.
Nukleardrohungen und westliche Politik
Russland hat wiederholt mit dem Einsatz von Nuklearwaffen gedroht, um westliche Entscheidungen zu beeinflussen. Diese Drohungen haben die Diplomatie und militärische Reaktionen im Westen gelähmt. Gleichzeitig gab es Bedenken, dass die westliche Unterstützung für die Ukraine begrenzt bleibt, um einer möglichen Eskalation zu entgehen. Der Mangel an einer effektiven Doppelstrategie könnte die westlichen Reaktionen weiter schmälern.
Zukünftige geopolitische Entwicklungen
Sollte Russland Erfolge in der Ukraine erzielen, könnte dies weitere aggressive Schritte in Osteuropa nach sich ziehen. Das langfristige Ziel könnte eine geopolitische Dominanz über Mittel- und Osteuropa sein, unterstützt durch wirtschaftliche Abhängigkeiten und hybride Kriegsführung. Momentan gibt es Bedenken, dass Russland die nächste Krise plant, um die NATO erneut zu testen. Eine effektive französische und europäische Verteidigungsstrategie könnte entscheidend sein, um einer solchen Expansion entgegenzutreten.
Vor diesem Szenario warnen alle Experten: Nach einem Sieg in der Ukraine könnte Russland NATO-Gebiet angreifen!
Paul spricht mit dem Militärexperten Carlo Masala über sein neues Buch „Wenn Russland den Krieg gewinnt“, in dem Masala beschreibt, wie Estland von Russen angegriffen werden könnte und die NATO reagieren muss.
Masala diskutiert mit Paul darüber, warum es passieren kann, dass die NATO in so einem Szenario dennoch KEINEN Bündnisfall auslöst und so der direkte russische Angriff ohne Konsequenzen bliebe.
Die beiden analysieren, welche Folgen das für Europa und die USA hätte und was Deutschland JETZT tun muss.
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