Vergesst Oppenheimer! Der eigentliche Vater der Atombombe war Leo Szilard - #988
Aug 20, 2023
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Peter Michael Lingens, ein erfahrener österreichischer Journalist und Kolumnist, diskutiert mit Eva Konzett über Leo Szilard, den oft übersehenen Pionier der Atomenergie. Szilards entscheidende Beiträge zum Manhattan-Projekt und seine innovativen Ideen zur Kettenreaktion stehen im Fokus. Außerdem wird seine frühzeitige Warnung vor dem Klimawandel thematisiert. Lingens reflektiert die politisch-gesellschaftlichen Herausforderungen und Szilards Vermächtnis als Aktivist für friedliche Atomnutzung.
Leo Szilard wird als der entscheidende Wissenschaftler anerkannt, der die Grundlagen für das Manhattan-Projekt und die Atombombe legte.
Szilard und andere Wissenschaftler kritisierten die Atombombenabwürfe und engagierten sich später für die Friedensbewegung und Sicherheit.
Deep dives
Die wahre Rolle von Leo Szilard
Leo Szilard wird als der wahre Vater der Atombombe angesehen, während J. Robert Oppenheimer oft fälschlicherweise diese Bezeichnung erhält. Szilard hatte die entscheidende Idee, die atomare Energie praktisch zu nutzen, indem er das Konzept der Kettenreaktion entwickelte. Dies legte den Grundstein für sowohl die Atomenergie als auch die Atombombe, nachdem er die Gefahren erkannt hatte, die aus dem Hitlerregime und dessen Potential zur Entwicklung einer eigenen Atombombe resultieren konnten. Der Podcast betont, dass Oppenheimer lediglich die Führungsrolle bei der Umsetzung des Projekts übernahm, während Szilard die wissenschaftlichen Grundlagen legte und seine Idee patentierte, um sicherzustellen, dass sie im Sinne der Sicherheit und Geheimhaltung eingesetzt wurde.
Die Beziehung zwischen Wissenschaft und Politik
Die Beziehung zwischen der Wissenschaft und der Politik wird durch Szilards Brief an Präsident Roosevelt deutlich, welcher die amerikanische Regierung dazu bewegte, das Manhattan-Projekt zu finanzieren. Szilard warnte vor der Möglichkeit, dass Deutschland eine Atombombe entwickeln könnte, und überzeugte mehrere prominente Wissenschaftler, den Brief zu unterzeichnen, was die Dringlichkeit und Bedeutung der atomaren Forschung unterstrich. Der Podcast beleuchtet die Zusammenarbeit von Szilard mit anderen Wissenschaftlern wie Albert Einstein und Enrico Fermi und wie ihre kollektiven Bemühungen ein Wettrüsten um die Atombombe entfachten. Dies verdeutlicht, wie Wissenschaftler aktiv in politische Prozesse eingriffen, um globale Sicherheit im Kontext des Zweiten Weltkriegs zu fördern.
Die kritische Haltung zu den Atombombenabwürfen
Sowohl Szilard als auch Viktor Weißkopf äußerten sich äußerst kritisch zu den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki. Szilard forderte, dass die japanische Kriegspartei über die zerstörerische Kraft der Bombe informiert wird, bevor eine Entscheidung über den Einsatz getroffen wird, was zeigt, dass er großen Wert auf Menschenleben legte und die Auswirkungen des Krieges nicht leichtfertig betrachtete. Weißkopf bezeichnet die zweite Bombe sogar als Kriegsverbrechen, da zu diesem Zeitpunkt klar war, dass Japan kapitulieren würde. Beide Wissenschaftler engagierten sich später in der Friedensbewegung und trugen dazu bei, das Bewusstsein für die Gefahren der Atomwaffen zu schärfen, was die moralische Verantwortung der Wissenschaftler für ihre Entdeckungen hervorgehoben.
FALTER-Kolumnist Peter Michael Lingens im Gespräch mit Eva Konzett über einen herausragenden Physiker der Zwischenkriegszeit, der das Manhattan-Projekt anstieß und prägte. Er wurde aber nie dafür geehrt. Und wie er den jungen Lingens schon in den 1950er Jahren vor dem Klimawandel warnte.